Die Bettwanzen (Cimex lectularius) sind kleine parasitär lebende Wanzen, welche auch Hauswanzen genannt werden. Sie gehören zur Familie der Plattwanzen und somit zur Insektenordnung der Schnabelkerfe. Diese zeichnen sich durch ihre stechend-saugenden Mundwerkzeuge aus. Meist werden Bettwanzen an Schlafplätzen der Menschen und von Vögeln gefunden, da sie sich vom Blut gleichwarmer Tiere ernähren.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Bettwanzen
Bettwanzen sind rötlich-braun in der Farbe. Sie haben sechs Beine und weisen Behaarung am Körper auf. Ihr Körper ist oval und extrem dünn, ihr Kopf ist mit zwei Fühlern ausgestattet. Diese Tiere werden sehr flach, wenn sie längere Zeit keine Nahrung zu sich genommen haben – daher der Familienname Plattwanzen.
Aufgrund ihrer ektoparasitischen Lebensweise, besitzt die Bettwanze nur noch zurückgebildete Vorderflügel in Form von Schuppen. Die Augen sind Komplexaugen – oculi compositi – oder auch Facettenaugen genannt. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus mehreren Einzelaugen – Ommatidien – bestehen.
Erwachsene Bettwanzen erreichen eine Länge von bis zu 5,5 Millimetern, wobei sie im vollgesogenen (mit Blut) Zustand bis zu 9 Millimeter lang werden können.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Bettwanzen haben ursprünglich in Höhlen des Mittleren Ostens gelebt und sich vom Blut der Fledermäuse ernährt. Forscher vermuten, dass der Übergang vom Fledermausblut zum Menschenblut vor circa 10.000 bis 50.000 Jahren stattfand. Zu vermuten ist, dass durch den Umzug des Menschen von Höhlen in neuerbaute Behausungen die Bettwanzen einfach mit umgezogen und seither den Menschen treu begleitet sind.
Diese Insekten sind Kosmopoliten, da sie weltweit in ihrem Biotop auftreten können. Selbst in den Alpen werden Bettwanzen in bis zu 2.000 Metern Höhe gefunden. Auch in den Tropen und Subtropen sind Populationen einer Unterart der Bettwanze vorzufinden. Da sie Zivilisationsfolger sind, ist ihr Lebensraum dort, wo Menschen leben. Nicht nur in Städten, Wohnungen und Betten kommen Bettwanzen vor, sondern auch in Ställen von Nutztieren und in Vogelbruthöhlen.
Die Fortpflanzung der Bettwanzen
Wie typisch für Plattwanzen, pflanzen sich Bettwanzen auf höchst ungewöhnliche Art und Weise fort: Ohne Balzverhalten scheinen die Männchen sich an die Weibchen heranzuschleichen, sie regelrecht zu überfallen, um sie sofort zu begatten. Eine außergewöhnliche Paarungsart.
Da die Weibchen über keine Geschlechtsöffnung für die Aufnahme von Spermien verfügen, werden die Spermien in einem speziellen Organ ohne Öffnung aufgenommen – das Ribagasche Organ. Dieses Organ ist taschenförmig und befindet sich auf der Bauchseite, unter dem Panzer. Die Männchen stechen mit ihrem hakenförmigen Geschlechtsorgan – bei Insekten wird der Penis Aedeagus genannt – in die Haut und führen die Spermien somit direkt in das Ribagasche Organ. Diese Art der Begattung wird auch traumatische Insemination genannt.
Nach der Begattung gelangen die Spermien zunächst in das Receptaculum seminis – eine Spermavorratstasche, welche sich in der Nähe der Ovarien befindet. Die Spermien können sogar über längere Perioden in dem Receptaculum seminis aufbewahrt werden, ohne das Weibchen zu befruchten. Die Spermien gelangen dann in die Eier des Weibchens.
Weibliche Bettwanzen legen bis zu zwölf Eier täglich und 200 Eier während ihres Lebenszyklus ab. Für das Ablegen der Eier verfügen sie über eine Geschlechtsöffnung, die ausschließlich zur Eierablage dient. Die Eier werden an versteckte Orte und raue Oberflächen geklebt, wie etwa Matratzen, Möbelzwischenräume, Sessel, Sofas, hinter Bilder, Tapeten, Kleidung und Bezüge aller Art, die im Haushalt vorzufinden sind. Die Larven schlüpfen innerhalb von 14 Tagen.
Bettwanzen sind hemimetabole Insekten, da sie bis zur vollen Entwicklung zum erwachsenen Tier fünf Stadien durchlaufen müssen. Das beinhaltet fünf Häutungen. Vor jeder Häutung muss eine Nahrungsaufnahme stattfinden und unter 15 Grad Celsius erfolgt keine Entwicklung, da die Jungtiere ein sehr hohes Wärmebedürfnis haben. Die Entwicklung zum erwachsenen Tier beträgt circa acht Wochen und die durchschnittliche Lebensdauer beträgt zwischen sechs und zwölf Monaten.
Die Ernährung der Bettwanzen
Nicht nur Menschen- und Vogelblut sind das Leibgericht der Bettwanze, sondern auch Haustiere und Fledermäuse werden von den Parasiten heimgesucht. Sie sind Blutsauger und nachtaktiv. Die Nahrungsaufnahme erfolgt über einen Stech- und Saugrüssel. Der Speichel dieser Parasiten wirkt zunächst betäubend, damit das Opfer den Stich nicht bemerkt. Tagsüber verstecken sie sich in trockenen und dunklen Spalten. Erwachsene Bettwanzen können bis zu 40 Wochen ohne Nahrung überleben und sind gegenüber niedrigen Temperaturen unempfindlich.
Die Pheromone und natürlichen Feinde
Diese Insekten bilden mit den Wehrdrüsen Geruchsstoffe – auch Pheromone genannt. Die Pheromone werden dazu eingesetzt, um mehr Artgenossen zu sich zu locken und eine Kolonie zu bilden oder um andere Artgenossen vor Gefahren zu warnen. Diese Geruchsstoffe verraten dafür aber ihre Anwesenheit, denn man kann eine Kolonie Bettwanzen riechen – der Geruch ist süßlich, oft wird er mit dem Geruch frischer Früchte oder Koriander verglichen.
Da sich Bettwanzen stets versteckt halten und dies meist in Wohnungen, hat die Bettwanze keinen natürlichen Feind. Dadurch kann sich dieser Parasit beliebig fortpflanzen und ungestört leben.
Die Bettwanzen und der Mensch
Während sich die Bettwanze in der Umgebung des Menschen wohlfühlt, kann man umgekehrt nicht dasselbe über den Menschen sagen. Für den Menschen sind die kleinen Parasiten eine Plage. Durch betäubende Substanzen im Speichel merkt der Mensch den Stich vorerst nicht. Nach ein paar Tagen kann aber ein starker Juckreiz entstehen. Bei manchen Menschen kann es zu unbehaglichem Empfinden, Hautentzündungen und sogar Sehstörungen kommen. Das Krankheitsbild und die Symptome, welche von dem Stich der Bettwanzen hervorgerufen werden, bezeichnet man als Cimikose.
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Seit jeher versucht der Mensch, die kleinen Begleiter auszurotten. Nicht nur die Cimikose beunruhigt den Menschen, sondern auch die Gewissheit, mit Parasiten das Bett teilen zu müssen. Deshalb ist er stets bemüht, Arten zu finden, das kleine Tier restlos zu vernichten. Dabei gehen laut Forschern Bettwanzen und Menschen seit zehntausenden Jahren gemeinsame Wege. Genauso wie der Mensch sich im Laufe der Jahre immer aufwändigere Behausungen und verschiedenste Möbel gebaut hat, so hat sich auch die Bettwanze den Lebensumständen angepasst und findet in jedem Möbelstück und versteckten Spalten, Ritzen und Fächern das perfekte Biotop. Eine Freundschaft also, die ganz und gar einseitig ist.
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