Die Heteroptera, besser bekannt als Wanzen, sind Insekten, die im Allgemeinen unter Menschen einen eher schlechten Ruf besitzen. Tatsächlich gibt es eine sehr hohe Artenvielfalt unter Wanzen. Bei der Mehrheit handelt es sich um sehr vielseitige, wundersame und nicht zuletzt sogar nützliche Insekten. Nur wenige Arten kommen ihrem Ruf als Plagegeist tatsächlich nach.
Artenübersicht
Es gibt viele verschiedene Arten von Wanzen. Einige wichtige Vertreter habe ich mir rausgesucht und stelle diese in ausführlichen Artenportraits näher vor. Informieren Sie sich über das Aussehen, die Lebensweise und erhalten viele weitere Hintergrundinformationen zu der jeweiligen Art, damit Sie diese besser verstehen und bekämpfen können.
Art | Kurzbeschreibung | |
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Beerenwanze (Dolycoris baccarum) | Die Beerenwanze (Dolycoris baccarum) ist eine Wanze aus der Familie der Baumwanzen (Pentatomidae). In Teilen ihres Verbreitungsgebietes kann sie in der Landwirtschaft... | |
Bettwanzen (Cimex lectularius) | Die Bettwanzen (Cimex lectularius) sind kleine parasitär lebende Wanzen, welche auch Hauswanzen genannt werden. Sie gehören zur Familie der Plattwanzen und somit... | |
Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) | Die Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) ist eine Art innerhalb der Baumwanzen. Sie ist auch unter dem Namen Graue Gartenwanze und Graue Feldwanze bekannt und zählt... | |
Grüne Reiswanze (Nezara viridula) | Die Grüne Reiswanze (Nezara viridula) gehört zur Familie der Baumwanzen und ist ein tropischer oder subtropischer Schädling, der in den letzten Jahren durch den... | |
Grüne Stinkwanze (Palomena prasina) | Die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina), auch Gemeiner Grünling oder Gemeine Stinkwanze genannt, gehört zur Familie der Baumwanzen und tritt im Herbst vermehrt... | |
Staubwanze (Reduvius personatus) | Die Staubwanze (Reduvius personatus) ist eine Wanze aus der Familie der Raubwanzen und gehört in Mitteleuropa zu den größten Wanzenarten. Sie trägt Beinamen... | |
Zweizähnige Dornwanze (Picromerus bidens) | Die Zweizähnigen Dornwanzen (Picromerus bidens) sind flugfähige Insekten aus der Familie der Baumwanzen. Sie werden alternativ auch Zweispitzwanzen genannt und... |
Gut zu wissen
In der Rubrik "Gut zu wissen" finden Sie viele spannende Artikel rund um die Wanzen. Mit diesem Wissen erlangen Sie ein besseres Verständnis über die Tiere, können Ihr Schädlingsproblem schneller in den Griff bekommen oder erhalten wertvolle Tipps zur Vorbeugung eines Ungezieferbefalls. Reinschauen lohnt sich!
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Die Bettwanze (lat. Cimex lectularius) war in Deutschland seit den 50er Jahren nahezu ausgerottet. Der kleine Parasit hat aber durch das Reisen und die weltweiten...
Bettwanzen halten sich vor allem in dunklen Ecken auf und verstecken sich bevorzugt in Matratzen, in kleinen Ritzen des Bettgestells oder hinter Fußleisten. Nachts...
Bilder von Wanzen
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Mehr Bilder ladenHintergrundwissen: Aussehen, Lebensweise und Fortpflanzung der Wanzen
Wanzen sind Insekten mit einer Größe von einem Millimeter bis zu elf Zentimetern. Sie gehören der Gruppe der Rhynchota-Hemiptera-Schnabelkerfe an, einer Insekten-Ordnung von kleinen und großen Insekten innerhalb der Neuflügler. Weltweit sind über 40 000 verschiedene Arten bekannt. Forscher vermuten eine hohe Ziffer an noch unentdeckten Arten.
Die erwachsene Wanze hat eine Lebenserwartung von bis zu einem Jahr. Die Insekten sind oft nachtaktiv und meiden vorwiegend das helle Tageslicht. Sie halten sich gerne in warmen Verstecken auf. Situationsabhängig und je nach Wanzenart versprühen die Sechsfüßer sehr unangenehme bis süßlich, teils sogar nach Vanille oder Zimt riechende Düfte aus. Dieses Verhalten dient der Abwehr von Gefahren.
Das Aussehen und der Körperbau
Wanzen unterscheiden sich nach der jeweiligen Art in sehr unterschiedlichen Größen, Mustern und Farben. Von unspektakulären Brauntönen mancher Baumwanzen, über grüne Stinkwanzen bis hin zur knallig rot-schwarzen Streifenwanze sind unzählige spektakuläre Farbvariationen möglich.
Wie für Insekten typisch bestehen Wanzen aus drei Körperpartien. Neben dem Kopf, Brustbereich und dem Hinterleib zeichnen sich Wanzen durch ihr typisches Merkmal, dem Saugrüssel und den Duftdrüsen aus.
Der Saugrüssel liegt anders als bei Pflanzenläusen und Zikaden direkt am Kopf des Insektes an. Er besteht aus mindestens zwei sehr dünnen Röhrchen, die zum einen dem Stechen und zum anderen dem Saugen dienen. Die meisten Wanzen haben zwei- bis viergliedrige Fühler oder Antennen, was sich je nach Art unterscheidet.
Die Brust besteht aus drei Segmenten, wovon jedes mit einem Beinpaar versehen ist. Seitlich des Brustbereichs befinden sich die Duftdrüsen sowie mehrere Atemöffnungen. Am oberen Brustsegment liegen die Flügel an. Diese variieren und sind bei manchen Arten jedoch kaum bis gar nicht ausgebildet.
Der Hinterleib der Wanzen ist entweder relativ schwach bis stark abgeflacht. Er besteht aus elf Segmenten und dem Telson, dem nichtsegmentalen Abschnitt mit dem After. Die Geschlechtsorgane der Männchen liegen auf dem neunten Segment an, bei Weibchen auf dem achten und neunten. Mehrere Atemöffnungen liegen auf verschiedenen Segmenten am Hinterteil verteilt auf.
Mit ihren von Krallen und Haftlappen besetzten haarigen Beinen können sich die Wanzen den verschiedensten Lebensräumen an Land und Wasser anpassen. Wanzen können laufen, springen und viele sogar fliegen.
Der Lebensraum und die Verbreitung
Wanzen sind kleine Weltenbummler und Überlebenskünstler. Kaum ein Lebensraum ist nicht von den kleinen Insekten besiedelt. Im Allgemeinen bevorzugen die Insekten warme und trockene Regionen. Einige Arten leben aber auch in Höhlen, im Sand, in tropischen bis subtropischen Regionen und feuchten Gebieten. Dem sogenannten Wasserläufer kann man sogar auf dem offenen Meer begegnen.
Auch in Europa findet man die Wanzen auf Bäumen, in Wiesen, Büschen, Wäldern, im Wasser aber auch in menschlichen Wohnungen. Wanzen lieben gut isolierte, warme Orte – mit Ausnahme der Wasserwanze. Die aquatischen Insekten leben im Süßwasser und kommen in der Regel nur gelegentlich zur Atmung oder überhaupt nicht an die Wasseroberfläche.
Die bekannte grüne Stinkwanze bevorzugt Linden und Erlen als ihren Lebensraum. Ihrem penetranter Gestank und den unangenehmen Stichen der Bettwanze verdankt die Wanze ihren schlechten Ruf.
Die Lebensweise und Ernährung
Die Mehrheit der Wanzen ernährt sich von Pflanzensaft, die sogenannten Pflanzensauger. Vor allem erwachsene Wanzen saugen gerne auch an Früchten und Samen. Daneben existieren auch rund 7000 Raubwanzen, die sich überwiegend vom Blut anderer Insekten ernähren. Eher selten gehen die Wanzen auch auf Menschen, können aber durchaus auch im Wohnbereich vorkommen und Stiche verursachen. Die Bettwanze gehört zu den ungebetenen Parasiten, die im Haus oft gefürchtet wird. Sie kann bis zu 40 Wochen lang ohne Nahrung auskommen. In einem Versteck wie etwa Wand- oder Bettspalten, Rillen und anderen trockenen Orten wartet die Bettwanze darauf, in der Dunkelheit herauszukriechen und dem Menschen Blut abzusaugen.
Wanzen überwintern an geschützten Orten wie Gebäuden oder im Holz, ehe sie im Frühling wieder zum Vorschein kommen.
Die Fortpflanzung der Wanzen
Das Paarungsverhalten der Wanze unterscheidet sich nach der jeweiligen Gattung. Während sich die Mehrheit wie etwa die Feuerwanze in antagonistischer Stellung, also mit dem Hinterleib gegenübersitzt, paaren sich andere in rechtwinkliger Stellung, umklammern sich über mehrere Stunden, oder das Männchen sitzt auf oder unter dem Weibchen. Ohne Werbeverhalten macht sich das Männchen in vielen Fällen schlagartig über das Weibchen her.
Das Weibchen legt ihre Eier in der Natur meist tief in die Erde, oder klebt sie an die Wirtpflanze. Einige Arten sind wahre Muttertiere und behüten ihre Eier bis zum Schlüpfen und darüber hinaus.
Die Bettwanze klebt ihre Eier oft in Rillen, hinter Tapeten, im Kleiderschrank, in Steckdosen und an jeder erdenklich gut verstecken Stelle an. Innerhalb von 14 Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven. Die jungen Wanzen entwickeln sich zum erwachsenen Insekt, nachdem sie sich bis zu fünf Male gehäutet haben.
Die natürlichen Feinde der Heteroptera
Die Wanze ist ihr eigener Feind. Während die Pflanzensauger normalerweise untereinander harmonieren, gehen die räuberischen Arten auch auf ihre Artgenossen los. Dabei sind sie gegen die giftigen Abwehrreaktionen der Insekten immun.
Vögel gehören zu den größten natürlichen Feinden der Wanze. Ebenso Mäuse, Spinnen und viele andere Insekten.
Die Systematik der Wanzen
Die Heteroptera gehört der Ordnung der Schnabelkerfe an. Sie wurden anhand ihrer Lebensweise und gemessen an der Art und Länge der Fühler eingeteilt.
Es ergeben sich heute folgende 7 Teilordnungen innerhalb der Wanzen, zu denen etwa 23 Unterfamilien gehören.
- Cimicomorpha - überwiegend Weichwanzen und Raubwanzen
- Dipsocoromorpha - werden maximal 4 mm lang, gehören zu den kleinsten Wanzen
- Enicocephalomorpha - in der Regel auf östliche und westliche Hemisphäre beschränkt
- Leptopodomorpha - leben in Gewässer und Ufernähe
- Nepomorpha - Wasserwanzen
- Pentatomomorpha - Baumwanzen
- Gerromorpha – Wassserläufer
Die Wanzen und ihr schlechter Ruf
In bestimmten Regionen Mitteleuropas können die Wanzen einen verhältnismäßig geringen Schaden an Getreide anrichten. Dagegen greifen in den Tropen und Subtropen Wanzen scharenweise Monokulturen an, was den Pflanzen deutlich zusetzen kann und Einbüßen in der Ernte zur Folge haben kann.
Vor allem sind die Insekten als sogenannte Lästlinge bekannt, sobald sie sich zum Überwintern in Häuser und Wohnungen einquartieren wollen. Durch Lichteinfluss und geöffnete Fenster fliegen oder kriechen die Insekten ins Heim und suchen sich ein trockenes und warmes Plätzchen, an dem sie ruhen können. Durch ihren penetranten Geruch machen sich die Stinkwanzen sehr unbeliebt beim Menschen. Schaden an der Einrichtung oder an Lebensmitteln verursachen sie dabei jedoch nicht. Deshalb empfiehlt es sich, die Wanzen einfach einzufangen und in die Freiheit zu entlassen. Giftige Insektizide sind wenig empfehlenswert, da sie am Ende auch gesundheitsschädlich für den Menschen sind.
Unangenehm ist vor allem der Befall der Bettwanze. Diese Art stellt ein ernsthaftes Problem im Schlafzimmer dar, da ihre Stiche bei einigen Menschen zu schmerzhaften und auch entzündeten Stellen führen können. Außerdem vermehren und verbreiten sich die Tiere sehr schnell. Die Stiche äußern sich durch gerötete Stellen mit einem mittigen Blutpunkt. Meistens befinden sich viele Stiche nebeneinander. Sie können sehr stark jucken und sich beim Kratzen entzünden und schlimmstenfalls Krankheiten übertragen. Die Bettwanzen wieder loszuwerden ist eine heikle Angelegenheit, bei der je nach Ausmaß des Befalls nur noch der Kammerjäger helfen kann. Gründliche Hygiene und regelmäßige Kontrolle von Matratze, Lattenrost und häufiges Wechseln der Bettwäsche ist der beste Weg um einem Befall vorzubeugen. Außerdem sollten nach Urlaubsreisen die Klamotten sofort gewaschen und der Koffer nochmals gereinigt werden, da dies der häufigste Übertragungsweg des Insektes ins Schlafzimmer ist. Ein Indiz auf einen Bettwanzenbefall könnten auch kleine schwarze Kotspuren auf dem Bettlaken sowie ein unangenehmer Geruch im Zimmer sein.
Wanzen sind nicht giftig und stellen in der Regel keine große Gefahr für die Umwelt und den Menschen dar. Ihr schlechter Ruf ist deutlich dramatischer als die Realität.
Die Wanze in der Medizin
Forscher fanden heraus, dass Wanzen mit antibakteriell wirkenden chemischen Stoffen ausgestattet sind. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird nach neuen Wirkstoffen geforscht, die selbst Antibiotika resistente Bakterien bekämpfen sollen.
Die mexikanische Raubwanze wird von Tierärzten und Forschern eingesetzt, um von Haustieren oder Vögeln Blut zu gewinnen. Praktisch unbemerkt saugt sich das Insekt an den Tieren mit Blut voll, welches anschließend wieder abgesaugt werden kann, ohne verunreinigt zu sein.
Wanzen können dem Menschen durchaus auch sehr nützlich werden und sollten daher nicht nur auf ihren lästigen Gestank reduziert werden.