Libellen (Odonata) sind Fluginsekten welche in drei Unterordnungen und 30 Familien gegliedert werden. In Summe sind über 6200 verschiedene Arten von Libellen bekannt, die wenigsten davon sind allerdings in Mitteleuropa verbreitet. Hier finden sich nur etwa 85 unterschiedliche Arten.
Manche Menschen sind einem weitverbreiteten Irrglauben aufgesessen, dass Libellen stechen können und giftig sind. Dies stimmt aber nicht. Sie sind für uns Menschen völlig harmlos, selbst ein Biss ist selten schmerzhaft.
Artenübersicht
Es gibt viele verschiedene Arten von Libellen. Einige wichtige Vertreter habe ich mir rausgesucht und stelle diese in ausführlichen Artenportraits näher vor. Informieren Sie sich über das Aussehen, die Lebensweise und erhalten viele weitere Hintergrundinformationen zu der jeweiligen Art, damit Sie diese besser verstehen und bekämpfen können.
Art | Kurzbeschreibung | |
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Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) | Die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) gehört zu den zwei Libellenarten aus der Familie der Prachtlibellen in Mitteleuropa. Sie wird umgangssprachlich... | |
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) | Die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) gehört zur Gattung der Mosaikjungfern, die in verschiedenen Größen, Formen und Färbungen vertreten sind. Als Mitglied... | |
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) | Die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) gehört zur Familie der Prachtlibellen und ist neben der Blauflügel-Prachtlibelle die einzige Vertreterin dieser... | |
Plattbauch (Libellula depressa) | Der Plattbauch (Libellula depressa) gehört zur Familie der Segellibellen und ist besonders durch seinen breiten und abgeflachten Körper auffällig. Im Jahr 2001... |
Bilder von Libellen
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Hintergrundwissen: Aussehen, Verbreitungsgebiet und Lebensweise der Libellen
Libellen können auf eine außergewöhnlich lange Entwicklung zurückblicken. Die ältesten Fossilien mit libellenartigen Lebewesen sind über 300 Millionen Jahre alt. Diese Urlibellen konnten mit einer Spannweite von über 70 Zentimeter beeindruckende Größen erreichen. Heutzutage sind diese Insekten allerdings deutlich kleiner. Die meisten von ihnen besitzen eine Flügelspannweite zwischen zwei und zehn Zentimeter. Die größten noch lebenden Exemplare können aber immer noch bis zu zwanzig Zentimeter Spannweite aufweisen.
Das Aussehen der Libellen
Die erwähnte lange Dauer der Evolution hat dazu geführt, dass Libellen einen einzigartigen, spezialisierten Körperbau aufweisen. Eine Libelle wird, wie sämtliche Insekten, in drei Abschnitte unterteilt: Kopf, Brust und Hinterleib.
Im Kopfbereich finden sich die Sinnesorgane und die Fresswerkzeuge. Ursprünglich dürfte der Kopf von libellenartigen Wesen aus vier Segmenten bestanden haben, welche sich im Laufe der Millionen Jahre allerdings auf ein einziges Segmente verschmolzen haben. Die Sehorgane von Libellen sind Facettenaugen, welche aus bis zu 30.000 einzelnen Augen bestehen können. Zu diesen kommen drei sogenannte Punktaugen, welche für die Wahrnehmung von hell und dunkel dienen. Da der Kopf um 180 Grad gedreht werden kann, ist das Sichtfeld einer Libelle besonders groß. Als weitere Sinnesorgane sind zwei Antennen zu nennen.
Der Brustbereich ist in drei Segmente unterteilt. Die ersten beiden Segmente verfügen über ein eigenes Beinpaar. Diese sind in Hüfte, Schenkelring, Schenkel, Schienbein, Fuß und Krallen gegliedert. Das vordere der Beinpaare ist immer kürzer ausgeprägt als das Hintere. An zwei der Segmente ist jeweils ein Flügelpaar angebracht. Diese sind wie eine Membran gestaltet. Sie sind durchsichtig und besitzen kleine Äderchen, welche den Flügeln eine gewisse Steifheit verleihen. Die Flügelpaare können unabhängig voneinander genutzt werden. Dabei sind Auf- und Abwärtsbewegungen ebenso wie ein leichtes Kippen der Flügel möglich. Einzelne Libellenarten können so Fluggeschwindigkeiten von über 50 km/h erreichen, obwohl die Flügelschlag-Frequenz mit maximal 30 Schlägen pro Sekunde vergleichsweise niedrig ausfällt.
Der Hinterleib einer Libelle ist immer auffällig lang und besteht aus zehn Segmenten. Diese sind immer röhrenartig ausgebildet. Hier liegen die Verdauungsorgane, die Geschlechtsorgane und das Herz des Tieres. Außerdem dient der längliche Hinterleib zur Stabilisierung während des Fluges.
Die Verbreitung und der Lebensraum
Libellen sind auf Wasserflächen zur Fortpflanzung bzw. zur Entwicklung ihrer Larven angewiesen. Daher sind sie stets in der Nähe von Gewässern zu finden. Die wenigsten der Gattungen bevorzugen hierbei fließende Gewässer. Es gibt allerdings einige wenige spezialisierte Unterarten, welche das sauerstoffhaltige Wasser von fließenden Gewässern benötigen. Als Beispiele sind hier die Prachtlibellen oder Flussjungfern zu nennen. Allerdings werden zur Ablage der Larven stets ruhigere Bereiche gewählt.
Deutlich mehr Libellenarten bevorzugen stehende Gewässer. Hier sind vor allem kleine Tümpel und Teiche, aber auch größere Seen zu nennen. Einzelne Arten sind sogar derartig spezialisiert, dass sie nur in Sümpfen oder zeitweise ausgetrockneten Gewässern existieren können. Auffällig ist außerdem, dass sich Libellenarten sehr gut an die gebotenen Bedingungen anpassen können. So ist beispielsweise der Grad der Verschmutzung des Wassers für viele Larven irrelevant.
Einige Arten haben sich auch in Mooren verbreitet. Diese sind an die niedrigen pH-Werte und Sauerstoffwerte des Wassers angepasst. Allerdings sind diese Libellenarten besonders stark gefährdet, da diese Werte ebenso wie die Wassertemperaturen innerhalb eines Moores häufig sehr stark schwanken können.
Libellen kommen auf allen Kontinenten der Erde mit Ausnahme der arktischen Regionen vor. Nur wenige Arten existieren in höher gelegenen Lagen über 2000 Meter Höhe. Die größte Anzahl an unterschiedlichen Libellenarten findet sich in Südamerika und Asien. Weniger Arten existieren in Afrika, Asien, Europa und Nordamerika. In Mitteleuropa sind aktuell in etwa 85 Libellenarten heimisch, 81 davon sollen auch in Deutschland anzutreffen sein.
Die Lebensweise und Ernährung
Libellen sind ihr gesamtes Leben lang Raubtiere. Die jüngsten Larven ernähren sich überwiegend von Plankton und Mückenlarven. Doch bereits etwas weiter entwickelte Larven verfügen über eine Fangmaske, mit welcher sie Beutetiere erlegen können. Mit speziellen Mundwerkzeugen werden diese zerteilt. Entwickelte Libellen jagen ihre Beute während des Fluges. Zu diesem Zweck nutzen sie ihre Beinpaare als Fangkorb. Sie können so ihre Opfer greifen und bewegungsunfähig machen. Der überwiegende Teil der Nahrung einer Libelle besteht aus anderen Insekten. Dabei werden keine speziellen Gattungen bevorzugt. Häufig attackieren männliche Libellen während der Paarungszeit auch ihre Artgenossen und verspeisen diese, betreiben also Kannibalismus.
Auf der Suche nach Beute kann eine Libelle weite Strecken zurücklegen. Denn das Jagdrevier ist nicht auf die Wasserflächen beschränkt. Meist werden auch Wiesen, Lichtungen und verschiedene sonstige freie Flächen zur Jagd genutzt. Die Uhrzeit spielt nur bei wenigen Libellenarten eine ausgeprägte Rolle, allerdings jagen alle Arten ausschließlich bei Tageslicht, da sie auf ihr Sehvermögen angewiesen sind. Einige Unterarten haben sich jedoch auf die Jagd während der Dämmerung spezialisiert, wie beispielsweise die Grüne Mosaikjungfer, welche auch in Deutschland heimisch ist.
Neben der Nahrungsaufnahme benötigt eine Libelle auch Sonnenwärme, um überleben zu können. In der Sonne wird der Körper aufgeheizt. Insbesondere die Muskulatur wird so unterstützt. Um die Sonne bestmöglich ausnutzen zu können, setzt sich die Libelle an ein sonniges Plätzchen und spreizt ihre Flügel möglichst weit. So kann die Wärme unter den Flügeln gespeichert werden. Je kälter die Region, umso häufiger wird ein solches Verhalten durchgeführt werden. Daher können sich sonnende Libellen vor allem in Gebirgsregionen sehr oft beobachtet werden.
Die Fortpflanzung der Libellen
In etwa zwei Wochen nachdem die Reifehäutung durchgeführt wurde, werden Libellen geschlechtsreif. Erst zu diesem Zeitpunkt wird mit der Partnersuche begonnen. Männchen zeigen hier große Aggressivität und greifen auch ihre Artgenossen an. Da üblicherweise sämtliche Larven gleichzeitig schlüpfen – und damit auch gleichzeitig ihre Geschlechtsreife erreichen – kommt es häufig vor, dass Libellen in Kämpfe um ihre möglichen Partnerinnen verwickelt werden. Dabei setzen sich die kräftigsten Männchen durch und paaren sich mit mehreren Weibchen.
Die Paarung von Libellen unterscheidet sich zum Teil maßgeblich als bei sonstigen Insekten. Denn beide Körper weisen während der Paarung in dieselbe Richtung. Die Paarung kann während des Fluges erfolgen. Dazu greift das Männchen das Weibchen mit seinen Haltezangen. Die Geschlechtsorgane von Männchen und Weibchen liegen an unterschiedlichen Positionen, sodass durch diese Haltung die Paarung ermöglicht wird. Das Weibchen entnimmt während des Aktes gezielt Samenpakete aus der Samentasche des Männchens. Der gesamte Vorgang kann binnen weniger Sekunden abgeschlossen sein. Einzelne Arten können aber auch Paarungsvorgänge mit einer Dauer von mehreren Stunden aufweisen.
Nach einer erfolgreichen Paarung erfolgt die Suche nach einem passenden Platz zur Eiablage. Dabei arbeiten Männchen und Weibchen zusammen. Meist werden mehrere Hundert Eier gleichzeitig abgelegt. Dabei kann zwischen endophytischer Eiablage (Eier werden einzeln in Pflanzenstängel eingestochen) und exophytischer Eiablage (Eier werden im Flug ins Wasser abgeworfen) unterschieden werden.
Nach zwei bis sechs Wochen schlüpfen die Larven der meisten Libellenarten aus den Eiern. Bei einzelnen Arten überwintern die Eier, die Larven schlüpfen hier bis zu sechs Monate nach der Eiablage. Direkt im Anschluss erfolgt eine erste Häutung, woraufhin die Larven im Wasser schwimmen können. Die Entwicklung zur ausgebildeten Libelle (Imagines) erfolgt in mehreren Schritten. Bei jedem dieser Schritte wird die Haut der Larve abgeworfen. Durchschnittlich dauert dieser Entwicklungsprozess ein Jahr, in einigen Fällen kann dies jedoch auch mehrere Jahre andauern. Da die Larven perfekt für ein Leben im Wasser angepasst sind, können sie sich sehr gut fortbewegen. Dennoch gehen sie nicht aktiv auf Jagd, sondern gelten als Lauerjäger. Auch in diesem Entwicklungsstand sind Fälle von Kannibalismus keine Seltenheit.
Nach der Entwicklung in Imagines beträgt die Lebensdauer von Libellen durchschnittlich nur wenige Wochen. Die Dauer unterscheidet sich hierbei je nach Art und liegt zwischen zwei und acht Wochen. Nur in seltenen Fällen überwintern einige Arten von Libellen, wodurch die Lebensdauer einige Monate betragen kann, wovon jedoch der größte Teil in Winterstarre verbracht wird.
Die natürlichen Feinde der Libellen
Libellen gelten als ausgezeichnete Jäger. Dieser Ruf baut vor allem auf ihrer großen Schnelligkeit auf. Dennoch sind sie selbst auch bevorzugte Beute von allerlei Lebewesen. An erster Stelle sind hier Vögel zu nennen. Im mitteleuropäischen Raum sind als Beispiele Rohrammern, Teichrohrsänger, Bienenfresser, Kuckuck, Baumfalken oder der Merlin zu nennen. Doch auch viele Spinnen haben Libellen auf ihrer Speisekarte stehen, beispielsweise die Wespenspinne oder die Kreuzspinne. Außerdem ernähren sich zahlreiche Frösche und Fledermäuse von Libellen. Auch andere Insekten wie Wespen oder Ameisen können Libellen fressen. Außerdem ist natürlich auch die Libelle selbst als natürlicher Feind zu nennen.
Die Libellenlarven werden vor allem von vielen Fischen gefressen. Doch auch Amphibien, verschiedene Vogelarten, Wasserwanzen und anderen Larven zählen zu den Feinden der Libellenlarven.
Die Schadwirkung und Giftigkeit
Libellen zählen zu den Nützlingen und nicht zu den Schädlingen. Da sie allerlei sonstige Insekten fressen, sind sie gern gesehen Gäste bei Teichanlagen. Sie können so zur Dezimierung von unerwünschten Schädlingen beitragen. Schadwirkungen durch eine übermäßige Libellenbevölkerung sind keine bekannt. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass Libellen und ihre Larven sich unter anderem kannibalisch ernähren und so selbst zur Regulierung ihres Bestandes beitragen.
Auch wenn dies fälschlicherweise oft angenommen wird, sind Libellen nicht giftig. Sie verfügen nicht einmal über einen Stachel, können daher auch nicht stechen. Dennoch gibt es viele Bezeichnungen für Libellen, welche diese Vorstellung als Basis haben. So wurden Libellen im Volksmund auch als Pferdetod, Teufelsnadel oder Augenbohrer bezeichnet. Die Menschen dürften sich hier von der länglichen Form der Insekten irreleiten haben lassen. Auch der schweizerische Name Siebenstecher beruht auf keinen realen Fakten. Denn hier wurde davon ausgegangen, dass sieben Stiche einer Libelle für den Menschen tödlich sein können. Allerdings können Libellen schmerzhafte Bisse verteilen. Eine Libelle wird jedoch niemals von sich aus einen Menschen attackieren, da grundlegend nur Beute angegriffen wird, welche mit den Greifarmen festgehalten, getötet und verspeist werden kann. Als Verteidigungsreaktion, wenn eine Libelle festgehalten wird, kann jedoch ein Biss erfolgen.
Viele Libellenarten sind jedoch von Haus aus sehr neugierig und beobachten alle Eindringlinge in ihr Revier. Dazu zählt natürlich auch der Mensch. Die Libelle wird sich dem Menschen nähern und dann im Rüttelflug vor ihm verharren. Dieses Verhalten kann einfach als eine Art von Angriff missverstanden werden. Aufgrund ihrer Anmut und ihrer Schönheit fanden Libellen bereits sehr früh Eingang in die Literatur und sind sogar essenzielle Bestandteile des japanischen Schöpfungsritus und der germanischen Mythologie. Letzteres könnte ebenfalls zur fälschlichen Bezeichnung und der Furcht von Libellen beigetragen haben. Denn mit dem verstärkten Aufkommen des Christentums wurden viele heidnische Bezugspunkte ins Negative verkehrt. Ehemals heilige Tiere wurden zu Werkzeugen des Teufels, womit die Bezeichnung Teuefelsbolzen erklärt werden kann.
Die Gefährdung und der Schutz
Libellen gehören zu jenen Tiergattungen, bei welchen ein sehr hoher Anteil der einzelnen Arten zum Teil stark gefährdet ist. Zwischenzeitlich standen mehr als zwei Drittel der heimischen Libellenarten auf der Liste von gefährdeten Tieren. Bis zu 20 Prozent galten als vom Aussterben bedroht. Inzwischen hat sich die Situation leicht verbessert und nur noch 40 Prozent gelten als gefährdet. Als Grund für diese Gefährdung in Mitteleuropa gilt allen voran die Verschmutzung, aber auch die Trockenlegung von vielen Teichen und Seen sowie die Umleitung von Flüssen, wodurch wiederum viele Bereiche trockengelegt werden.
Noch extremer stellt sich die Situation in Südamerika dar. Unmengen der Libellenarten haben ihre Heimat im Regenwald. Die Rodung hat zur Folge, dass unzählige Lebensräume vollkommen zerstört werden. Vor allem stark spezialisierte Arten sind dadurch von der Ausrottung bedroht. Exakte Zahlen zu nennen, ist hier unmöglich. In Summe kann jedoch ganz klar gesagt werden, dass der Mensch die größte Bedrohung für den Fortbestand vieler Libellenarten darstellt.
Da viele Libellenarten für den Amateur nur schwierig bis kaum zu unterscheiden sind, wurde beschlossen, den Schutz nicht für einzelne Arten, sondern für sämtliche Libellen zu gewährleisten. Daher ist es in Deutschland verboten, Libellen zu fangen oder zu töten. Es ist jedoch erlaubt, die leeren Hüllen, welche nach der Häutung entstehen, zu sammeln. Als weitere Schutzmaßnahme gilt der Verzicht von Pestiziden und Dünger in Gewässernähe. Doch auch als kleiner Teichbesitzer können Maßnahmen zum Schutz von Libellen getroffen werden. So sollte natürlich auch hier nicht gedüngt werden. Doch auch der Besatz des Teiches kann Auswirkungen mit sich bringen. So zählen beispielsweise Goldfische zu jenen Fischen, welche besonders gerne Libellenlarven fressen.