Die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) gehört zu den zwei Libellenarten aus der Familie der Prachtlibellen in Mitteleuropa. Sie wird umgangssprachlich auch „Gemeine Seejungfer“ genannt und besticht vor allem durch ihre dunkelblauen Flügel.
In diesem Artenportrait erfahren Sie mehr über das Aussehen, die Verbreitung, die Fortpflanzung und die Lebensweise der Blauflügel-Prachtlibelle. Außerdem beleuchten wir die Gefährdungslage dieser Libellenart und was zum Schutz unternommen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Blauflügel-Prachtlibelle
Diese Untergattung der Prachtlibellen kann eine Flügelspannweite von bis zu 70 Millimetern erreichen. Die Flügel sind sehr breit und setzen direkt am Brustkorb an, ohne dass sie einen stielartigen Übergang aufweisen.
Die Flügel der männlichen Tiere sind fast vollkommen blaugrün gefärbt, woher sie auch ihren Namen haben. Bei den Weibchen sind die Flügel relativ durchscheinend und eher hellbraun bis kupferfarben. Darüber hinaus ist auf den Flügeln beider Geschlechter ein deutlich hervorstehendes Adernetz zu erkennen. Dieses verdichtet sich bei den Weibchen zu einem falschen Flügelmal, dem sogenannten Pterostigma. Es ist durch eine weißliche Färbung sehr auffällig und leicht zu erkennen.
Die Spitzen der Flügel sind durchscheinend und manchmal sogar vollkommen durchsichtig. Mit zunehmenden Alter hellt sich auch der restliche Flügel der Libellen auf.
Der Körper der Blauflügel-Prachtlibelle ist sehr langgestreckt. Ihr Abdomen ist relativ schlank und metallisch-grün gefärbt. Jedoch sind die letzten drei Hinterleibssegmente leuchtend rot, wodurch sie gut von anderen Arten unterschieden werden können.
Die auffallend rote Färbung nutzen die Männchen bei ihrem Balztanz dazu, um auf sich aufmerksam zu machen und die Weibchen in ihr Revier zu locken.
Die Verbreitung und der Lebensraum
Am weitesten verbreitet ist die Blauflügel-Prachtlibelle in Europa. Dort ist sie in allen Ländern mit Ausnahme von Island und den Balearen anzutreffen. Von dort aus erstreckt sie sich bis in Teile von Asien und Afrika. In Asien ist ihr Lebensraum auf jene Gebiete beschränkt, in denen es im Sommer nicht kälter als 13° Celsius wird. In Japan ist ebenfalls eine Unterart dieser Libellen-Gattung zu finden. Jedoch wird stark diskutiert, ob sie zur Blauflügel-Prachtlibelle gehört oder eine eigene Unterart darstellt.
In Afrika hat sich die Libelle bis auf Marokko und Algerien ausgebreitet, was ihren südlichsten Lebensraum darstellt. Die nördlichste Region, bis zu der sie vorgedrungen ist, ist der Beginn des arktischen Eismeeres. Bisher wurde noch keine andere Libellenart entdeckt, die in so nördlichen Gebieten überleben kann.
Insgesamt leben diese Insekten lieber in Niederungslagen. Auf Höhen von über 980 Metern über dem Meeresspiegel sind sie sehr selten anzutreffen. Die einzigen Aufzeichnungen, in der sie in höheren Lagen entdeckt wurden, stammen aus den Alpen.
Die meiste Zeit ihres Lebens halten sich Blauflügel-Prachtlibellen in der Nähe von fließendem Gewässer, sprich an Bächen und Flüssen, auf. Sie lassen sich in deren Nähe auf Sträuchern, Weiden oder Pflanzen nieder. Wenn der Lebensraum es voraussetzt, können sie sich auch an größeren Strömungen und breiteren Flüssen niederlassen. Dies ist zum Beispiel in Norwegen und Finnland der Fall. Grundvoraussetzung für den Lebensraum stellen Wälder, Wiesen oder Moore in unmittelbarer Nähe dar.
Die Blauflügel-Prachtlibelle ist für ihren Ruheplatz auf hohe Pflanzen angewiesen, doch schon Brennnesseln können diesen Zweck erfüllen. Sie können sich an den meisten fließenden Gewässern und sogar an Waldlichtungen aufhalten. Doch sobald es zur Fortpflanzung kommt, müssen sie an kühlere und stärker bewachsene Gewässer umsiedeln, da es nur dort passende Eiablageplätze zu finden gibt.
Die dichtere Vegetation am Uferrand hilft den Libellen ebenfalls als Windschutz. Die Flügel der Blauflügel-Prachtlibelle sind besonders breit und dies birgt die Gefahr, dass sie von kräftigen Windstößen leichter verweht werden können.
Die Fortpflanzung der Blauflügel-Prachtlibelle
Geschlechtsreif sind die meisten Tiere bereits zwei Wochen nachdem sie geschlüpft sind. Die Hauptpaarungszeit ist meistens im Juni und beginnt mit einem Balztanz der Männchen.
Während die Weibchen umherfliegen und passende Stellen für das Ablegen der Eier suchen, halten die Männchen in ihrem Revier Ausschau. Haben sie ein Weibchen entdeckt, fliegen sie ihnen in einem Schwirrflug entgegen, der durch einen bestimmten Flügelschlag erfolgt. In diesem Flug heben sie ihren Hinterleib in die Höhe und entblößen deren rote Unterseite, die auch als „Laterne“ bezeichnet wird.
Mit dieser bestimmten Flugtechnik führt die männliche Libelle das Weibchen zu dem Eiablegeplatz und umkreist es dort. Bleibt das Weibchen sitzen, so signalisiert dies, dass sie paarungsbereit ist. Daraufhin setzt sich das Männchen auf ihre Flügel und beginnt mit der Kopulation, die je nach Umständen zwischen 40 Sekunden und 5 Minuten dauert.
Nach der Kopulation führt das Männchen die weibliche Libelle wieder zu der Eiablegestelle und hält dort Wache. Das Weibchen klettert an der ausgesuchten Wasserpflanze kopfüber hinunter, um die Eier unter Wasser zu platzieren. Zu diesem Zweck kann sie bis zu 90 Minuten lang unter Wasser atmen.
Mit Hilfe von ihrem „Eiablageapparat“, einem langen Stachel am Hinterleib, in dem sich die Eier befinden, sticht sie die befruchteten Eier in den Stängel der Wasserpflanze. Dort findet die Embryonalentwicklung der Libellen statt.
Während ihres Lebens kopulieren sowohl die männlichen, als auch die weiblichen Libellen mehrmals am Tag über mehrere Wochen.
Die Eier
Die Eier der Blauflügel-Prachtlibelle sind nur circa einen Millimeter groß und sie weisen eine weißliche bis gelbliche Färbung auf. Obenauf befinden sich vier winzige Löcher, durch die die Spermien der Männchen eindringen und die Eier befruchten können. Diese Eier sind im Eiablageapparat der Weibchen enthalten.
Die Larven
Die Larven dieser Libellen-Gattung entwickeln sich über 10 bis 12 Entwicklungsstadien im Wasser. Zwischen jedem dieser Stadien häuten sie sich einmal.
Zum Ende ihrer Entwicklung hin können die Larven eine Länge von 40 Millimetern erreichen. Die Größe der reifen Larven hängt jedoch stark vom Lebensraum und den Umwelteinflüssen ab und ist deshalb nicht allgemein genau zu benennen.
Ihr Körperbau ist sehr schlank und rund, ähnlich wie andere Libellenarten. Das einzig auffallende ist ihr stark verkürztes mittleres Kiemenblatt.
Die Beine der Larven sind lang und enden in stark ausgeprägten Krallen, was es ihnen erlaubt, sich gut festzuhalten. Dies ist von großer Hilfe, da sie immer in der Umgebung von fließendem Wasser leben. Sollten sie weggetrieben werden, können sie ihre langen Beine zu allen Seiten ausstrecken und somit versuchen, sich mit ihren Krallen am Rand oder an anderem Schwimmmaterial festzukrallen.
Die ersten Larven schlüpfen Ende April und die letzten Mitte Juli. Sie schlüpfen nicht alle gleichzeitig, sondern sehr verteilt über diesen Zeitraum. Sind sie einmal geschlüpft, ziehen sie sich etwas vom Wasser in die umliegende Vegetation zurück. Dort verbringen sie im Durschnitt zehn Tage, bis sie vollkommen ausgefärbt sind.
Entwicklung der Larven
Die Entwicklung des Embryos findet innerhalb des Eis statt und kann zwischen 20 und 30 Tage dauern. In dieser Zeit teilt sich die Eizelle, wodurch der Körper der Larve seine Grundgestalt annimmt. Daraufhin bildet sich die Körperform definitiv aus, bis die Larve aus dem Ei schlüpft.
Die Embryonalentwicklung, die im Inneren des Eies stattfindet, kann von außen durch eine leichte Formveränderung erkannt werden. Das Ei wird dabei im oberen Bereich etwas breiter und größer, während sich der untere Teil konkav zurückzieht.
Ist der Körper vollkommen ausgebildet, schlüpft die Larve aus dem Ei und daraufhin folgt die Larvalentwicklung bis schlussendlich ein geflügeltes Imago, ein erwachsenes und geschlechtsreifes Insekt, entsteht.
Die Larvalentwicklung dauert 6 bis 9 Wochen. Umso kühler das Gewässer, desto langsamer erfolgt die Entwicklung. Ist die Larve vollständig entwickelt, überwintert sie einen oder sogar zwei Winter und beginnt erst im Jahr darauf mit der Metamorphose, wodurch sie zur geflügelten Libelle wird.
Die Larven reagieren sehr empfindlich auf Störungen der Umwelt und können nur schlecht unter niederen Bedingungen wie extremen Temperaturen oder Mangelernährung überleben. Da sie sich im Wasser entwickeln, sind sie auf Beute und Nährstoffe darin angewiesen. Das bedeutet ebenfalls, dass das Wasser einen sehr hohen Sauerstoffanteil aufweisen muss, damit sie daraus genügend Sauerstoff für die Atmung ziehen können.
Die Lebensweise und Ernährung
Die Männchen suchen und verteidigen ihr eigenes Revier sehr stark, sobald sie geschlechtsreif sind.
Als Revier suchen sie sich meist solche Stellen aus, die sich als Ablageort für die Eier der Weibchen eignen. Das heißt, das angrenzende Gewässer hat eine erhöhte Strömung und genug Vegetation am Ufer, um die Eier sicher ablegen zu können.
Ist die Population der Blauflügel-Prachtlibellen in einem Gebiet sehr hoch, so äußert sich auch das Verteidigungsverhalten der Männchen auf eine aggressivere Art und Weise. Meist handelt es sich dabei aber nur um Drohgebärden. Zu diesem Zweck spreizen sie die Flügel so weit es geht, um möglichst groß zu erscheinen. Weiterhin kann es vorkommen, dass sie andere Männchen im Flug angreifen, wenn sich diese ihrem Revier allzu sehr nähern.
Im normalen Zustand lassen sich die Männchen meist an offenliegenden Stellen in der Mitte ihres Reviers nieder, um den Überblick zu halten und um sich zu demonstrieren.
Mit ihren Flügeln können sie sowohl kommunizieren, als auch ihre Temperatur regulieren, wenn es zu heiß ist. Dazu wedeln sie mit ihren Flügeln, schnell nach unten und langsam wieder hinauf.
Zum Morgen hin sammeln sich die Libellen an den Plätzen in ihrem Revier, die direkt von der Sonne angestrahlt werden. Die wärmsten Stunden des Tages nutzen sie für ihre Hauptaktivitäten. Weibchen suchen Stellen, an denen sie ihre Eier ablegen können. Männchen stellen sich in der Paarungszeit zur Schau und umwerben die Weibchen. Außerdem findet auch um die Tageszeit die Jagd und die Paarung statt.
Gegen Abend ziehen sich alle Tiere wieder an die letzten sonnenbeschienen Orte zurück, nehmen noch ein bisschen Wärme auf und verbringen dort die Nacht.
Die Distanzen, die die Libellen über den Tag zurücklegen variiert, sehr stark zwischen den Geschlechtern. Während sich die Männchen ihr ganzes Leben nie weiter als 100 Meter von ihrem Revier entfernen, können die Weibchen Strecken von bis zu 4 Kilometer am Tag fliegen.
Die Blauflügel-Prachtlibelle ernährt sich von Insekten, die Larven von Wasserinsekten. Für die Jagd fliegen die Weibchen umher und suchen nach Beute. Die Männchen warten meist auf einem Aussichtspunkt und schnappen umherfliegende Insekten.
Um die Insekten einzufangen, benutzen sie ihre Fangmaske. Dies ist eine sehr lange Unterlippe, die bei Sichtung anderer Insekten sehr schnell vorgestreckt werden kann, um somit die Beute einzufangen. Daraufhin nutzen sie ihr Mundwerkzeug, um die Beute zu zerkleinern, bevor sie sie hinunterschlucken.
Die natürlichen Feinde der Blauflügel-Prachtlibelle
Viele andere Lebewesen stellen natürliche Feinde der Blauflügel-Prachtlibelle dar. Dazu zählen Fressfeinde und andere Raubtiere.
Hauptsächlich in der Nähe lebende Vögel stellen eine Gefahr für die Insekten dar. So jagen Enten, Störche, Reiher und Eisvögel die Libellenlarven, da sie zu ihrer natürlichen Nahrung gehören. Singvögel, Spinnen und größere Libellenarten können jedoch auch die frisch geschlüpften oder ausgewachsenen Libellen jagen und fressen.
Die Larven und die Libellen-Weibchen, die ihre Eier ablegen, sind ebenfalls von Fischen gefährdet, denn sie legen die Eier unter der Wasseroberfläche ab. Die männlichen Libellen verteidigen die Weibchen zwar in der Ablegephase, doch unter Wasser können sie ihnen nicht helfen.
Die Gefährdung und Schutz
Aufgrund einer Vielzahl an Faktoren, sind die Blauflügel-Prachtlibellen sowie in Deutschland, als auch in Österreich und einigen weiteren Ländern als gefährdet eingestuft und teils vom Aussterben bedroht.
Zu diesen Faktoren zählt vor allem der menschliche Einfluss. Für den Lebensraum und die Fortpflanzung dieser Insektenart ist es unerlässlich, dass sie an einem fließenden Gewässer mit guter Sauerstoffversorgung in der Nähe von Sträuchern, Wäldern oder Weiden leben.
In Industriegebieten oder in der Nähe von starker landwirtschaftlicher Nutzung ist dies meist nicht möglich, da dort viele Wasserpflanzen zerstört werden. Ohne Wasserpflanzen haben die Libellen jedoch keinen Nistplatz und keine geeignete Stelle für ihre Eier.
Außerdem entstehen durch häusliches Abwasser an vielen natürlichen Gewässern Braun- und Grünalgen. Diese Algen sind nicht geeignet, um Eier dort abzulegen. Darüber hinaus bieten sie in der Strömung keinen Halt und sie können die Kiemen der Libellen verstopfen.
Als Schutzmaßnahmen wird versucht, natürliche Gewässer so rein wie möglich zu halten und stark gegen jene Menschen vorzugehen, die Schmutzabfälle an öffentlichen Stellen entsorgen.
Eine weitere Strategie ist es, Grün- und Braunalgen, sowie andere Pflanzen zu entfernen, die komplett über das Gewässer wachsen. Auch zu hohe Büsche und Bäume werden ausreichend zurückgeschnitten, um den Libellen genug Sonneneinstrahlung in ihrem Revier zu bieten.
Liegen landwirtschaftliche Betriebe im Lebensraum der Blauflügel-Prachtlibellen, so sollte auf natürlichen Dünger ohne chemische Zusätze umgestiegen werden. Wird der Boden zu stark mit Chemie belastet, so nimmt die Umgebung, wie die Pflanzen und das Grundwasser, dies in sich auf. Zu viel Chemie kann sich jedoch negativ und sogar tödlich auf die Libellen und ihre Larven auswirken.
Heute morgen habe ich eine dieser Libellenart gesehe..noch nie dagewesen….als ich das Handy geholt habe um ein Foto zu machen ,was sie nicht mehr da. Postleitzahl 59581