Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) ist der größte heimische Käfer und man nennt ihn auch gerne den „König der Käfer“. Er wurde im Jahr 2012 zum Insekt des Jahres 2012 gewählt und gehört zur Familie der Schröter. Die Bezeichnung Schröter leitet sich vom Wort zerschroten ab, denn das ist im Wesentlichen die ökologische Aufgabe der Waldbewohner.
Die Männchen der Hirschkäfer fallen besonders durch ihre großen Mandibeln (Oberkiefer) auf. Der Oberkiefer ist bei den Männchen so geformt, dass er ein wenig an ein Hirschgeweih erinnert. Was es sonst noch über diesen interessanten Käfer zu wissen gibt, erfahren Sie in diesem Artenportrait.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen des Hirschkäfers
Innerhalb der Art können Männchen und Weibchen leicht voneinander unterschieden werden. Die Männchen sind mit 3,5 bis 8 cm deutlich größer als ihre Weibchen, die zwischen 3 und 5 cm groß werden können. Außerdem haben die Männchen, die berühmten vergrößerten Mandibeln. Die sind besonders in der Fortpflanzungszeit besonders wichtig, da sie den männlichen Tieren als Kampfwerkzeuge dienen. Im Alltag können die etwa 3 cm langen Mandibeln eher hinderlich sein. Der Biss eines Hirschkäfers, sowohl bei Männchen als auch Weibchen, ist nicht lebensgefährlich. Er kann jedoch äußerst schmerzhaft sein, denn die Käfer haben einen äußerst starken Kiefer.
Die Grundfarbe bei beiden Geschlechtern ist dunkelbraun bis schwarzbraun. Die Deckflügel können je nach Lichteinstrahlung dunkelbraun bis braunrot schimmern. An den Vorderbeinen haben beide Tiere, wie es für viele Schröter üblich ist kleine gelbe Flecken. Sie entstehen durch die feinen dichte Härchen auf den Käferbeinen. Trotz ihrer Größe, der harten Panzerung und einem Gewicht von etwa 16 g gehören sie zu den flugfähigen Insekten.
Wenn die Entwicklungszeit der Käfer auf eine nahrungsarme Zeit fiel, kann man häufig sogenannte forma capreolus, umgangssprachlich auch Hungermännchen genannt, beobachten. Sie sind deutlich kleiner als ihre Geschlechtsgenossen und tragen außerdem nicht das charakteristische Geweih.
Die Verbreitung und der Lebensraum
Der Hirschkäfer ist in fast ganz Europa beheimatet. Ebenso findet man ihn in Kleinasien und Syrien. Die Käfer bevorzugen wärmeres, gemäßigtes Klima. Sie leben in lichten Wäldern, wobei die Eiche ihre bevorzugte Baumart. Zwischen etwa Mitte Mai und Mitte Juli ist die Zeit, in der die größte Chance besteht, die imposanten Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Sie sind in der Regel dämmerungs- und nachtaktiv. Gegen Ende ihres Lebenszyklus kann man sie manchmal auch am Tage beobachten.
Die Ernährung des Hirschkäfers
Die erwachsenen Tiere ernährt sich hauptsächlich von austretendem Baumharz des Eichenbaums. Dieser zuckerreiche Harz ist aus mehreren Gründen existenziell für die Tiere. Zum einen brauchen die großen Käfer sehr viel Energie, um die nötige Kraft für Fortbewegung und besonders den Flug zu haben. Außerdem enthält der Baumharz bestimmte Pilzarten, die die Käfer für die Entwicklung ihrer Keimzellen benötigen.
Die Weibchen können mit ihren kräftigen Kiefern kleine Wunden in den Baumstamm zu reißen. Das Männchen kann das wegen seiner umgeformten Mandibeln jedoch nicht. Er muss entweder auf natürliche Verletzungen am Baum hoffen oder sich auf die Arbeit der Weibchen verlassen. Sie reißen nämlich nicht nur für sich selbst die sogenannten Leckstellen auf, sondern bezwecken damit auch ein geeignetes Männchen zur Paarung anzulocken. Die Larven ernähren sich bevorzugt vom Totholz des Eichenbaums. Dabei spielt das Holz selbst eine untergestellte Rolle, den echten Nährwert ziehen die Larven aus den Pilzen, die das Holz befallen haben.
Die Fressfeinde und andere Gefahren für den Hirschkäfer
Der Hirschkäfer hat viele Fressfeinde. Besonders die Männchen haben es mit ihrem mächtigen Geweih und der Größe besonders schwer. Verschiedene Vögel, wie Spechte, Elstern, aber auch Katzen Igel und Marder machen gerne Jagd auf den Hirschkäfer. Da die Käfer immer häufiger auch in die Nähe von Wohngegenden oder Gärten ziehen, stellen Straßenverkehr, Rasenmäher und Menschen ein gewisses Gefahrenpotential dar. Der Hirschkäfer bevorzugt zwar warme Temperaturen, doch zu viel Hitze verträgt er nicht. Die Tiere sind außerdem keine guten Schwimmer und könnten bereits in kleineren Pfützen ertrinken.
Die Fortpflanzung und die Entwicklung
Den Großteil ihres Lebens verbringen Hirschkäfer unter der Erde oder in toten Baumstümpfen. Erst im Alter von bis zu 8 Jahren erblicken sie erstmals das Tageslicht. In der Regel zeigen sich die Männchen im Juni, rund ein bis zwei Wochen früher als die Weibchen. Dann geht alles ziemlich schnell, denn die Tiere haben nur wenige Wochen Zeit einen Partner zu finden, bevor sie sterben. Die Weibchen positionieren sich auf den Bäumen und locken mit Pheromonen die Männchen in ihrer Umgebung an. Außerdem beißen sie kleine Löcher in Bäume, bevorzugt Eichen, um Baumharz freizulegen. Diese Leckstellen spielen später während der Paarung eine wichtige Rolle.
Landen nun mehrere Männchen auf dem gleichen Baum, kommt es zum Kampf, der an den Ringer-Sport erinnert. Die beiden Rivalen versuchen dann mit ihrem mächtigen Geweih den Gegner vom Baum zu werfen oder ihn auf den Rücken zu werfen. Ist der Größenunterschied der beiden sehr groß, kann der größere seinen Rivalen buchstäblich hochheben und hinunterschleudern. Der Unterlegene stürzt ab und muss sich auf die Suche nach einem neuen Baum und einer neuen Partnerin machen. Der Sieger darf zum Weibchen an die Leckstelle und sich fortpflanzen.
Dafür stellt sich das Männchen über das Weibchen und klemmt dabei ihren Körper zwischen seinem Geweih ein. Die beiden können über mehrere Tage in dieser Position verweilen, bis die Paarung abgeschlossen ist. Sie stehen dabei mit den Köpfen über der Leckstelle, damit sie auch die Möglichkeit haben zwischendurch etwas zu fressen.
Ist die Paarung abgeschlossen vergräbt sich das Weibchen etwa 50 cm tief in die Erde ein. Über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen legt sie bis zu 100 kleine weiß bis gelbliche Eier in der Nähe von toten oder modernden Baumwurzeln. Bevorzugt werden dabei besonders alte, kranke Eichenbäume. Findet sie keine, greift das Weibchen auch auf andere Bäume, wie Buchen, Pappeln oder Obstbäume zurück. Wichtig ist dabei, dass der Baum ausreichend Totholz bietet, wie zum Beispiel durch einen Pilzbefall. Insgesamt häutet sich die Larve zweimal und durchläuft damit 3 Entwicklungsstadien bis sie eine Größe von bis zu 11 cm erreicht. Dann verpuppen sich die Tiere in einer bis zu 20 cm großen Kammer und schlüpfen als fertig entwickelter Käfer. Der Prozess kann je nach Futterbedingungen zwischen 3 und 8 Jahre dauern.
Der Nutzen und das Gefährdungspotential des Hirschkäfers
Wie bereits erwähnt ist der Hirschkäfer für seine Entwicklung auf tote Bäume angewiesen. Die Larven erfüllen damit eine wichtige Rolle, wenn es um die Qualität des Bodens geht. Sie zersetzen totes Holz und führen dem Boden wichtigen Hummus hinzu. Doch die massive Zunahme der Forstwirtschaft auf der einen Seite und die Abholzung von natürlichen Wäldern für Landwirtschaft, Wohnungsbau und Infrastruktur nehmen den Tieren den Lebensraum.
Da der Hirschkäfer so einen langen Entwicklungszyklus durchlebt, bevor er für den Menschen tatsächlich sichtbar wird, wurden die Tiere lange wenig beachtet. Es ist dadurch auch schwer einzuschätzen, wie es um den Bestand der Tiere letztlich steht. Seit einigen Jahren steht der Hirschkäfer auf der roten Liste und es wurden verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um ihn zu schützen. Ob sie erfolgreich sind, wird sich erst in einigen Jahrzehnten abzeichnen.
Schon gewusst?
Hier noch ein paar sehr interessante Informationen über den Hirschkäfer:
- Der Hirschkäfer existiert vermutlich schon sehr lange. Bereits die alten Römer kannten diese Käferart. Die Larven der Tiere galten als Delikatesse. Das Geweih der männlichen Tiere wurde gerne als Schmuck, wie zum Beispiel in Halsketten verwendet.
- Der Trend Käfer wie den Hirschkäfer als Haustier zu halten, stammt aus Japan. Dort ist der Riesenkäfer ein beliebtes Haustier. In Mitteleuropa nimmt die Faszination allmählich ebenfalls zu.
- Hirschkäfer können gelegentlich auch betrunken werden. An den aufgerissenen Stellen der Baumrinde siedeln häufig Bakterien. Diese zersetzen den zuckerreichen Baumharz und wandeln ihn in Alkohol um. Den wiederum trinken die männlichen Hirschkäfer. Unter Umständen kann es dann passieren, dass die leicht desorientierten, beschwipsten Männchen schon mal vom Ast fallen.
Hallo.
Ich habe mir vor kurzem ein Schmetterlingsaufzuchtset gekauft, bei der man einige Larven geschickt bekommt und diese dann bis zum Entpuppen des Schmetterlings in einem geeigneten Behältnis in der Wohnung hält. Anschließend wird der heimische Schönling dann wieder in die Natur entlassen. Könnte man so etwas nicht auch mit den Larven des Hirschkäfers machen?
Hallo Steffi,
dass ist eine gute Frage, die ich dir leider nicht beantworten kann. Vielleicht kann dir deine Frage ja aber dein örtlicher Naturschutzverein beantworten.
Viele Grüße
Enrico
Hallo,
ich habe heute einen Vortrag über den Hirschkäfer in Biologie (Klasse 6) gehalten.
durch diese Seite habe ich so manches Wissen herausgeschrieben. Jetzt habe ich eine 1 bekommen. Mein Lehrer hat gesagt, das e fast VOLLE Punktzahl war!!!
Ich kann diese Seite sehr weiter empfehlen!
LG
Gustav
Hallo Gustav,
es freut mich sehr, dass dir die Inhalte bei deinem Vortrag geholfen haben :)
Viele Grüße
Enrico
Vielen Dank für diese schöne Seite! Mein Sohn (6) liebt Hirschkäfer. Wir haben diese Seite heute zum Einschlafen gelesen.
Hallo Anna,
es freut mich, dass die Inhalte meiner Website so gut bei deinem Sohn ankommen :)
Viele Grüße
Enrico