Schnecken sind bei vielen Gärtnern als ungeliebte Schädlinge im Garten gefürchtet, bei anderen landen sie regelmäßig als Delikatesse auf dem Teller. Dabei hat diese Tierklasse weit mehr zu bieten als Schwarz und Weiß. Schnecken gibt es nämlich in allen erdenklichen Farben und Formen. Genauso verhält es sich auch mit der Lebensweise. Zum Beispiel sind sie die einzigen Weichtiere, die an Land und auch im Wasser leben. Einige Landlungenschnecken, wie der Tigerschnegel, können sogar als Nützlinge im eigenen Garten angesehen werden, da sie wertvolle Verbündete im Kampf gegen andere Nacktschneckenarten sind.
Einteilung der Schnecken auf Verminscout:
Artenübersicht
Es gibt viele verschiedene Arten von Schnecken. Einige wichtige Vertreter habe ich mir rausgesucht und stelle diese in ausführlichen Artenportraits näher vor. Informieren Sie sich über das Aussehen, die Lebensweise und erhalten viele weitere Hintergrundinformationen zu der jeweiligen Art, damit Sie diese besser verstehen und bekämpfen können.
Art | Kurzbeschreibung | |
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Bierschnegel (Limacus flavus) | Der Bierschnegel (Limacus flavus) ist eine Nacktschnecke aus der Familie der Schnegel. Früher konnte man diese Art häufig in Brauereikellern antreffen, wo sie... | |
Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) | Die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis), die auch als Spitzhornschnecke bekannt ist, wird der Familie der Schlammschnecken zugeordnet. Mit bis zu sieben Zentimetern... | |
Tigerschnegel (Limax maximus) | Der Tigerschnegel (Limax maximus) oder auch Großer Schnegel, Tigernacktschnecke oder Große Egelschnecke ist eine Nacktschnecke. Sie gehört zur Familie der Schnegel... |
Bilder von Schnecken
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Hintergrundwissen: Aussehen, Lebensweise, Einteilung und Fortpflanzung der Schnecken
Schnecken (Gastropoda) sind aus dem Stamm der Weichtiere (Mollusca) und aus dem Unterstamm der Schalenweichtiere (Conchifera). Die Gruppe der Schnecken ist sehr groß und sie sind sowohl auf dem Land, als auch im Süß- und Salzwasser zu finden. Schnecken sind also auf der ganzen Welt verbreitet. Es wird angenommen, dass es zwischen 42.000 und 100.000 verschiedene Schneckenarten gibt - Wissenschaftler sind sich über die Anzahl nicht einig. Anders als allgemein angenommen, sind nicht alle Schnecken Zwitter.
Das Aussehen und Gehäuse
Adulte Schnecken sind zwischen 0,5 Millimeter und 75 Zentimeter groß. Der weiche Körper besteht aus Kopf und Fuß, mit einem dorsalen Eingeweidesack, der mit einem Mantel geschützt wird. Sie besitzen kein Innenskelett und werden deshalb Weichtiere genannt. Viele Schneckenarten haben eine Schale - umgangssprachlich Schneckenhaus genannt - und Nacktschnecken haben kein Gehäuse. Das Gehäuse entsteht asymmetrisch und seitlich auf dem Körper - auch als Torsion bezeichnet.
Die Farben und Muster des Körpers und der Schale sind unendlich. Am Kopf der Schnecken befinden sich zwei bis vier Fühler, an deren Ende ein Auge sitzt - insgesamt aber maximal zwei Augen. Im Inneren der Schnecke befindet sich eine Schleimdrüse. Es gibt Schneckenarten, die vom allgemeinen Erscheinungsbild abweichen - sie weisen eine ganz andere Form auf und manche sind sogar durchsichtig.
Das Gehäuse der Conchifera ist aus Kalk. Die Schale wächst bis zur Geschlechtsreife. Meist ist die Torsion der Schale nach rechts, in wenigen Ausnahmen aber auch nach links - in diesem Fall werden zum Beispiel Weinbergschnecken Schneckenkönig genannt. Manche Schneckenarten haben einen Schalendeckel - Operculum - der an der Mündungsöffnung positioniert ist und sich schließt, wenn die Schnecke sich in das Gehäuse zurückzieht.
Die Geschichte der Schnecken
Es wird davon ausgegangen, dass Schnecken schon seit 500 Millionen Jahren auf der Erde leben. Ursprünglich kommen sie aus dem Wasser und atmeten durch Kiemen. Bei vielen Schneckenarten haben sich die Kiemen zurückgebildet und machten Platz für Lungen. Die sogenannten Lungenschnecken leben auf dem Land und die Wasserlungenschnecken entwickelten ein außergewöhnliches Atmungssystem, welches ihnen ermöglichte, sowohl im Wasser, als auch auf dem Land zu atmen.
Die Schneckenarten nach der traditionellen Systematik
Grob kann man Schnecken - nach der traditionellen Systematik - in drei Klassen einteilen: Lungenschnecken, Vorderkiemerschnecken und Hinterkiemerschnecken. Nach der modernen Systematik (Ponder und Lindberg, 1997) werden Schnecken in zwei Überordnungen eingeteilt: Eogastropoda und Orthogastropoda.
Lungenschschnecken
Lungenschnecken werden in Wasserlungenschnecken und Landlungenschnecken aufgeteilt. Zu ihnen gehören beispielsweise die Weinbergschnecke, die in Mitteleuropa lebt und in vielen Ländern unter Naturschutz steht; die Teichnapfschnecke, die in Mitteleuropa vorgefunden wird; die Posthornschnecke, die einzige in Mitteleuropa, welche rotes Blut hat; die Nacktschnecke Sarner Schnegel, die im alpinen Raum lebt; die Große Achatschnecke, die bis zu 30 Zentimetern lang wird, in Ostafrika vorkommt und oft als Haustier gehalten wird; die Bernsteinschnecke, die an Uferzonen von Flüssen, Seen und Meeresküsten lebt.
Hinterkiemerschnecken
Hinterkiemerschnecken sind Wasserbewohner. Ihre Kiemen liegen rechts hinter dem Herzen und die Mantelhöhle liegt seitlich. Zu ihnen gehören beispielsweise die Meerzitrone, die nicht wie eine typische Schnecke aussieht und verschiedene Farben aufweist; die Schlundsackschnecke, die eine grünliche Farbe aufweist; der Kalifornische Seehase, die größte entdeckte Schnecke, mit 75 Zentimetern Länge; der Seeschmetterling, eine ungewöhnlich aussehende Schnecke, die unter einem Zentimeter lang wird; die Ruderschnecke, die durchsichtig ist und bis zu fünf Zentimeter misst; die Fadenschnecke, ein Fleischfresser, deren Körper grelle Farben aufweist.
Vorderkiemerschnecken
Vorderkiemerschnecken leben im Meer, im Süßwasser und auf dem Land. Ihre Kiemen liegen vor dem Herzen. Zu ihnen gehören beispielsweise die Seeohren, die fälschlicherweise als Muscheln angesehen werden; die Kegelschnecke, die in tropischen Meeren lebt und Fleischfresser ist; die Pantoffelschnecken sind protandrisch, kommen zuerst als Männchen auf die Welt und verwandeln sich dann in Weibchen; die Apfelschnecke, eine Süßwasserschnecke die auch in Aquarien gehalten wird; die Herkuleskeule, eine Stachelschnecke die im Mittelmeer und im Indopazifik vorkommt; die Gemeine Turmschnecke, deren Gehäuse sich turmartig nach oben windet.
Die Lebensweise und Ernährung
Schnecken sind auf der Bauchseite abgeflacht - Fuß oder Sohle genannt. Mit dem Fuß bewegen sie sich fort, denn dieser ist extrem beweglich und flexibel. Die Fühler am Kopf dienen zur Orientierung. Kleine Wasserschnecken kriechen auf einem Wimpernteppich und große Schnecken kriechen auf einem Schleimteppich. Der Schleim wird von der Schnecke selbst in der Schleimdrüse hergestellt. Landlungenschnecken bewegen sich wellenförmig fort und Landdeckelschnecken in einem zweifüßigen Schreitgang, da sie einen zweigeteilten Fuß besitzen. Mithilfe des Fußes können Wasserschnecken schwimmen und sogar entlang der Unterseite der Wasseroberfläche kriechen.
Da Schnecken in so zahlreichen Arten auftauchen, sind auch ihre Ernährungsangewohnheiten verschieden. Unter den Schnecken gibt es Pflanzenfresser, Aasfresser und Fleischfresser - sogenannte Raubschnecken. Das Organ für die Nahrungsaufnahme ist im Tierreich einzigartig, denn sie besitzen eine Radula. Die Radula ist eine mit Zähnchen bedeckte Zunge, die auch Raspel- oder Reibzunge genannt wird. Manchmal kann man die Schnecken im Garten sogar raspeln hören. Fast genauso interessant wie Igel beim Schnarchen zu hören. Die Zähne der Schnecken sind der Ernährung angepasst: So haben fleischfressende Schnecken lange und dolchartige Raspelzähne. Kegelschnecken haben harpunenförmige Zähne, aus denen Nervengifte ausgestoßen werden und somit die Beute lähmen.
Die Fortpflanzung der Schnecken
Landlungenschnecken und manche Wasserschnecken sind Zwitter - Hermaphroditen. Zwitter zeichnen sich dadurch aus, dass sie doppelgeschlechtlich sind und dass Hilfs- und Genitalorgane in einem gemeinsamen Genitalapparat vorzufinden sind. Interessant sind Arten wie die Pantoffelschnecke, die als Männchen geboren wird. Im Laufe des Alters entwickelt sie sich dann zum Weibchen. Junge Pantoffelschnecken sind also männlich und ältere Pantoffelschnecken sind weiblich. Hier bekommt der englische Begriff für ältere Frauen, die junge Männer suchen - Cougar - eine ganz neue Bedeutung.
Die Paarungen sind bei den Schnecken sehr verschieden. Deshalb kann man nur anhand von Beispielen das Liebesspiel erklären.
Die Weinbergschnecke ist ein Zwitter und nimmt sich viele Stunden für das Liebesspiel Zeit. Die ersten Annäherungen werden mit den Fühlern gemacht. Danach kriechen die Weinbergschnecken mit den Sohlen aneinander hoch. Die Begattung findet wechselseitig statt - beide Geschlechter werden also gefordert. Nach der Begattung bleiben die Schnecken noch zusammen und tauschen Sammenpakete aus. Nach der Paarung entstehen dann die Eizellen, welche mit den Samenzellen befruchtet werden.
Die Apfelschnecke ist kein Zwitter. Hier verläuft die Paarung gänzlich anders, als bei der Weinbergschnecke. Das Männchen kriecht auf das Weibchen und führt seinen Penis in die Öffnung des Weibchens. Die meisten Apfelschneckenarten legen ihre Eier an Halmen außerhalb des Wassers ab.
Die Spitzschlammschnecke ist nach zehn Wochen geschlechtsreif und ist ein Zwitter. Bei ihr erfolgt die Befruchtung jedoch nicht wechselseitig wie bei der Weinbergschnecke, sondern nur in eine Richtung - eine Schnecke übernimmt den weiblichen und die andere den männlichen Teil. Laichschnüre, welche bis zu 200 Eier enthalten können, werden dann an Wasserpflanzen im Wasser angeklebt.
Manche Schnecken entwickeln sich bereits vollkommen im Ei, während andere Arten erst als Larven geboren werden.
Die Schnecke und der Mensch
Die Schnecke und der Mensch leben schon seit vielen tausenden Jahren zusammen. Da ist es nicht auszuschließen, dass sich beide mal nicht einig sind: Nämlich wenn die Schnecke eine Schadwirkung auf den Menschen und der Mensch eine Schadwirkung auf die Schnecke hat. In manchen Ländern hat man die Schnecke sogar zum Fressen gerne. In der Medizin wird das Gift Conus Magnus der Kegelschnecke als Analgetikum eingesetzt. Es gilt manchmal als Ersatz für das Opiat Morphin. Und auch in der Kosmetik wird Schneckenschleim seit einigen Jahren eingesetzt.
Schadwirkung
Schnecken werden oft als Zwischenwirt von Parasiten befallen, die krankheitserregend sind. So werden Schneckenwirte unwillkürlich für Vogelarten gefährlich. Zwar sind Schnecken mit Gehäusen kein großes Problem für die Landwirtschaft, da sie sich meist von Welkfutter ernähren. Nacktschnecken hingegen, wie die Spanische Wegschnecke sind ein großes Problem für Bauern, da sie viele Pflanzen einfach vernichten.
Schnecken als Delikatesse
Schnecken sind seit der Antike eine Delikatesse. Weinbergschnecken sind gerade in Frankreich sehr beliebt. Auch in Spanien und Italien sind Schnecken eine Köstlichkeit. In Portugal werden kleinere Schneckenarten gegessen und einmal im Jahr gibt es eine Schnecken-Saison. Sie werden dann für kleines Geld in allen Kneipen und Restaurants angeboten - meist in einer Kräuter-Knoblauch-Soße gekocht. Die Schneckenzeit wird in Portugal immer mit "Há Caracóis" beworben. Auch in Süddeutschland gibt es Schneckengerichte, wie die Badische Schneckensuppe.
Schnecken in der Kosmetik
Schneckenschleim soll gegen Falten, Rötungen, Narben und Flecken wirken - das zumindest sagt die Kosmetikindustrie. Seit einigen Jahren gibt es einen weltweiten Schneckentrend. Meist wird der Schleim als spezielle Zutat in koreanischen Cremes hinzugefügt. Er soll Wunder bewirken. Und auch Wellness-Spas haben mittlerweile eine Gesichtsmassage mit Schnecken im Programm: Hier werden lebende Schnecken auf das Gesicht gesetzt, wo sie dann munter und fröhlich kriechen und den Schleim auf der Haut hinterlassen. Ein gewöhnungsbedürftiger Trend. Doch wer sich bereits mit Zutaten wie Plazenta oder Schlangengift in den Cremes angefreundet hat, der wird auch mit dem Schleim keine Probleme haben.