Der Windenschwärmer (Agrius convolvuli) ist ein nachtaktiver Schmetterling aus der Familie der Schwärmer. Tagsüber verharrt er an Oberflächen wie Baumstämmen, Steinen, Strommasten aber auch am Erdboden in Ruhestellung. In dieser Stellung täuschen die Falter durch die spezielle Färbung ihrer Vorderflügel, die Oberfläche von Rinde vor (Mimese). Diese Tarnung ist so effektiv, dass die Tiere kaum zu sehen sind.
Lesen Sie in diesem Artenportrait alles über das Aussehen, das Verbreitungsgebiet, die Lebensweise und die natürlichen Feinde des Windenschwärmers.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Windenschwärmer
Die Flügelspannweite der männlichen Falter beträgt 80 bis 130 Millimetern. Die Weibchen werden noch etwas größer. Die Vorderflügel der Windenschwärmer sind von einer uneinheitlichen hell- bis dunkelgrau oder graubräunlich Färbung und mit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten dunklen Musterung aus zahlreichen gewellten bzw. gezackten Binden durchsetzt. Bei den Männchen ist die Musterung stärker ausgebildet als bei den Weibchen. Die Hinterflügel der Falter sind von einer gelblichgrauen bis grauen Färbung. In der Nähe der Flügelbasis sind ein länglicher dunkler Fleck sowie mehrere geschwungene dunkle Querbinden zu sehen. Der gefranste Außenrand der Flügel ist weiß und graubraun gefärbt. Die borstenförmigen weißgrauen Fühler der Männchen haben eine Länge von ca. 18 bis 20 Millimeter und sind an ihrer Spitze etwas dicker. Die Fühler (Antennen) der Weibchen sind etwas kürzer, sie erreichen eine Länge von 11 bis 16 Millimeter. Der elastische Saugrüssel der Falter kann 50 bis 139 Millimeter lang werden (im Durchschnitt 90 mm). In Ruhestellung ist er zwischen den Tastorganen (Palpen) unterhalb des Kopfes eingerollt. Kopf und Rumpf der Falter sind leicht behaart. Weitere markante Körpermerkmale des Windenschwärmers sind zwei glockenförmig geschwungene Linien von dunkler Farbe am Rumpf, die zusammen einem Hufeisen ähneln. Daran angrenzend sind an der Rumpfbasis zwei schwarze kreisförmige Linien zu sehen. An der hinteren Brust (Metatonum) befindet sich seitlich jeweils ein roter Fleck. Der Hinterleib entlang des Rückens ist von einer graubraunen Färbung. Die einzelnen Segmente der Chitinplatten am Rücken (Terga), sind mit Ausnahme des ersten Segments, am vorderen Ende rosa und am hinteren Ende schwarz gefärbt. Das erste Segment ist kräftig rot gefärbt. Die Zwischenräume der Segmente sind weiß gefärbt. Vereinzelt wurden auch Exemplare gesichtet, deren Chitinplatten am Rücken gelb gefärbt waren. In den höheren Lagen des Pamir wurden auch Exemplare mit Weiß gefärbter Terga vorgefunden.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art erstreckt über alle tropischen und subtropischen Gebiete Asiens und Afrikas bis nach Australien und Ozeanien (ausgenommen Neuseeland). Die Art ist auch zu finden in Nordafrika, im Mittelmeerraum und Zentralasien bis hin nach Sibirien.
Der Windenschwärmer ist ein hervorragender Flieger. Er gehört zu den schnellsten Schmetterlingen der Welt und erreicht, wenn auch nur kurzfristig, sogar Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h! Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h, können die Falter weite Strecken überbrücken. Der Windenschwärmer ist ein typischer Wanderfalter, der während der warmen Jahreszeit aus dem Süden nach Mitteleuropa einwandert. Die Falter der ersten Generation wandern in Deutschland von Mai bis Juni ein. Die zweite Generation entwickelt sich in Deutschland etwas später im Jahr, von Mitte August bis Mitte Oktober. Die bei uns heranwachsende zweite Generation der Falter überlebt den Winter hier jedoch nicht. Wenn die Verpuppung aber früh genug erfolgt und die Puppen noch rechtzeitig die Entwicklung (Metamorphose) zum erwachsenen Falter schaffen, können sie in den Süden zurückfliegen und überleben.
Der Lebensraum der Falter ist überall dort, wo die Futterpflanzen seiner Raupen wachsen. Die Schmetterlinge bevorzugen offene Landschaften, zum Beispiel sonnenbestrahlte Hänge, Kiesgruben sowie Heide- und Ackerflächen. Dichte Wälder hingegen mögen sie überhaupt nicht. Man findet die Art auch häufig auf Kartoffelfeldern oder in der Nähe menschlicher Siedlungen in Gärten, auf Balkonen, an Blumenbeeten und Hecken, die mit Windengewächsen bewachsen sind. Das hat einen guten Grund, denn die Raupen des Windenschwärmers fressen hauptsächlich Windengewächse.
Die Lebensweise und Ernährung
Die nachtaktiven Falter ernähren sich hauptsächlich während der Nachtstunden, manchmal auch in der Dämmerung vom Nektar bestimmter Blumen, wie Flammenblumen, Petunien, Nachtkerzen, Seifenkräuter usw., den sie mit ihrem Saugrüssel im Flug aus den Blüten saugen. Wenn die Schmetterlinge in der Abenddämmerung mit ihrem langen, wie ein Schnabel aussehender Rüssel um die Blüten schwirren, ähneln sie Kolibris. Die Raupen fressen ebenfalls nur in der Nacht und verstecken sich tagsüber. Sie ernähren sich hauptsächlich von Windengewächsen, z. B. der Ackerwinde oder der Zaunwinde. In weiter südlicher liegenden Verbreitungsgebieten werden auch andere Pflanzen wie Margeriten, Sonnenblumen, Springkraut oder Sauerampfer angenommen. Sie verschmähen aber auch Kulturpflanzen wie Süßkartoffeln oder Bohnenpflanzen nicht. Der Windenschwärmer gilt in Deutschland nicht als Schädling.
Die Fortpflanzung der Windenschwärmer
Die Paarung beginnt meist zu fortgeschrittener Nachtstunde und kann bis in die Morgenstunden andauern. Das Weibchen legt nach dr Begattung insgesamt ca. 500 – 1.000 Eier, verteilt in kleinen Häufchen von 10-15 Stück, auf den Blattoberflächen der Futterpflanzen für ihren Nachwuchs ab. Die kugelförmigen Eier haben einen Durchmesser von etwas mehr als einem Millimeter. Nach etwa zehn bis fünfzehn Tagen beginnt die zweite Entwicklungsstufe im Lebenszyklus des Schmetterlings. Aus den Eiern schlüpfen die Raupen. Mit etwa zwölf Zentimeter Körperlänge gehören sie zu den größten Raupen europaweit. Die Körperfarbe der Raupen reicht von Grün über Gelb, orange und braun bis nach Schwarz. Die Farben kommen auch kombiniert (z. B. Orange und Schwarz) vor. Die Raupen haben an den Körperseiten helle, schräg verlaufende Streifen mit darunter sitzenden dunklen Stigmen. Am Ende des Hinterleibs tragen sie einen gelblichen, manchmal auch schwarzen Dorn. Dieser ist vollkommen ungefährlich und dient nur der Abschreckung von Feinden. Die nachtaktiven Raupen verstecken sich tagsüber. Nach Erreichen der Puppenreife graben die Raupen zehn bis zwanzig Zentimeter tiefe Höhlen in den Boden und verpuppen sich darin. Die hellbraun bis dunkelbraun gefärbten Puppen sind ca. 50 bis 60 Millimeter lang. Nach 25 bis 30 Tagen schlüpfen die fertigen Falter. Die im September/Oktober schlüpfenden Schmetterlinge fliegen in den wärmeren Süden zurück oder versuchen zu überwintern, was regelmäßig zum Tod führt.
Die natürlichen Feinde der Windenschwärmer
Die natürlichen Feinde des Windenschwärmers sind dieselben, die im Grunde alle Schmetterlinge bedrohen. Je nach Entwicklungsstadium haben sie es mit verschiedenen Fressfeinden zu tun. Da es sich um nachtaktive Falter handelt, ist die Gefahr des Gefressenwerdens durch Vögel relativ gering, da diese des Nachts normalerweise schlafen. Eine echte Bedrohung hingegen sind Fledermäuse, die mittels Ultraschallradar die Nachtfalter auch im Dunkeln orten und fangen. Die Raupen des Windenschwärmers werden von Vögeln erbeutet. Manchmal rettet sie ihr am Hinterleib befindliche gelbe Dorn, der aber nicht in allen Fällen, die Angreifer abschreckt. Andere Fressfeinde finden sich im Insektenreich. Spinnen, Wespen und Hornissen fressen sowohl Falter als auch Raupen. Für die Letzteren sind besonders verschiedene Parasiten wie die Schlupfwespe gefährlich. Diese legt mit ihrem stachelförmigen Legebohrer ihre Eier in lebende Raupen und Puppen, manchmal auch in Eier des Schmetterlings. Die Larven fressen die Raupen und Puppen langsam von innen auf. Wenn die Mahlzeit beendet ist, bohren sie sich durch die Haut ihrer Opfer und verpuppen sich auf deren Oberfläche. Der Windenschwärmer zählt nicht zu den gefährdeten Arten unter den Schmetterlingen.
Ich habe heute Abend erstmals so einen Falter gesehen (Sachsen). Hatte sich unter dem Terrassendach wohl ein trockenes Plätzchen gesucht. So ein Exemplar ist schon besonders. Wahnsinn was es für Tiere gibt.
Bei mir auf der Arbeit (Kreis Warendorf), haben wir heute dieses faszinierende Tier entdeckt, auf einem grauen Steinelefanten, perfekt getarnt.
Wusste nicht, was es für ein Falter ist, fand dann aber schnell heraus, dass es ein Weidenschwärmer ist. Ich fand sehr spannend, alles über den Weidenschwärmer zu lesen! Ein absolut beeindruckendes Tier, hoffe es schafft es in den Süden.
Heute Abend einen gesehen im Spessart. Hat sich bei uns im Partyzelt verirrt.
Soeben-13uhr-hab ich einen Windenschwärmer auf dem Sommerflieder entdeckt..zum ersten Mal. Hab ihn zuerst für ein Taubenschwänzchen oder Hummelschwärmer gehalten..
Hatte letzte Woche hier im Teutoburger Wald die erste Begegnung mit einem Windenschwärmer direkt an unserer Haustür. Eine Freude !
Hallo, bei mir hängt kopfüber an einem Holzbalken seit 2 Tagen so ein Tier. Mit dem Hinterteil an einer Art Faden, ist der Tod?
Sehr schönes Tier.
Hallo Frau Lößl,
dass ist aus der Ferne und ohne Fotos naütrlich schwer zu sagen. Haben Sie das Tier denn mal leicht angestupst?
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag
Bei mir ist gerade ein Schwärmer von meinem Kater gebracht worden . Er lebt noch aber wurde sehr stark verletzt. Trotzdem ein wunderschönes Insekt. Gesehen in Gössenheim/Unterfranken
Kann man den lieben Tierchen irgendwie helfen? Wir haben seit gestern Abend einen im Garten, aber er sitzt die ganze Zeit auf dem Flieder. Bewegt hat er sich noch, aber ich denke, er ist einfach zu schwach. Zuckerwasser hat er leider nicht angenommen, kam nur kurz einmal auf meine Hand. Echt ein faszinierendes Tier
Normalerweise fliegen die Tiere zum Überwintern in den Süden. Wenn Ihr Windenschwärmer dies nicht noch tun sollte, besteht für ihn leider keine Überlebenschance.
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag
habe eine Raupe
Wie kann ich ein Foto schicken
Hallo Frau Puntscher,
wenn Sie mir das Foto gerne zukommen lassen möchten, können Sie dies an die E-Mail-Adresse aus dem Impressum schicken.
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag
Hallo,
bei uns an der Schule in Wassertrüdingen haben die Kinder heute einen Windenschwärmer entdeckt. Sie, aber auch ich, waren ganz fasziniert vom wunderschönen Aussehen dieses Falters.
Hallo Herr Lauterschlag, wir haben gestern im Garten einen noch lebenden Windenschwärmer gefunden. Hat er eine Chance, wenn wir ihn in einen kühlen, frostfreien Raum verbringen, fallen diese Schmetterlinge auch in eine Art Winterstarre (er kommt auf die Hand und schlägt mit den Flügeln, ohne jedoch abzuheben). Ansonsten würden wir ihn wieder raussetzen und der Natur freien Lauf lassen.
Beste Grüße aus Berlin, J.A.