Der Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis) ist ein Käfer aus der Familie der Raubplattkäfer. Er gilt als Kulturfolger und hat sich in dem Zusammenhang als Schädling einen Namen gemacht. Äußerlich ein Winzling, kann der kleine Käfer durch massenhaftes Auftreten empfindliche Verluste in Mühlen, Bäckereien und Getreidelagern verursachen.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Getreideplattkäfer
Der Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis) zählt zur Familie der Raubplattkäfer (Silvanidae). Ausgewachsene Tiere erreichen eine Länge von 2,5 bis 3 Millimeter. Der flache, langgestreckte Körper besitzt eine braune Färbung, die in unterschiedlichen Tönen und Helligkeitsstufen auftritt. Im Englischen ist der Getreideplattkäfer als „Sawtoothed grain beetle“ bekannt. Mit dem Begriff „Sawtooth“ (Sägezahn) ist bereits ein äußerliches Merkmal des Käfers treffend beschrieben. Das Halsschild weist nämlich links und rechts je sechs „Zähne“ auf. Charakteristisch sind auch die drei langen Rippen oder Leisten auf dem Halsschild. Von den Deckflügeln wird nur selten Gebrauch gemacht. Dafür bewegt sich der Käfer flink laufend fort, wobei sich Kopf und Fühler ständig hin und herbewegen. Die Länge der Fühler entspricht etwa der halben Körperlänge, die Tastorgane der männlichen Tiere sind länger als die der weiblichen. Im Gegensatz zu den Weibchen verfügen die Männchen außerdem über einen „Zahn“ auf den Schenkeln der hinteren Gliedmaßen.
Die Herkunft und das Verbreitungsgebiet
Wie der zum Verwechseln ähnlich aussende Erdnussplattkäfer (Oryzaephilus mercator) stammt der Getreideplattkäfer ursprünglich aus den Tropen. Sein wissenschaftliche Name verweist nicht nur auf die Nahrung des Käfers, sondern auch auf ein Herkunftsland. Der griechische Ausdruck „Oryzaephilus surinamensis“ bedeutet: „Reisliebhaber aus Surinam“. Der Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778) hatte Exemplare des Käfers aus dem südamerikanischen Land erhalten und die Art unter diesem Namen systematisiert.
Durch den globalen Handel von Lebensmitteln, insbesondere Getreide, hat sich der Getreideplattkäfer mittlerweile weltweit ausgebreitet. Ein natürliches Wärmebedürfnis lässt ihn die Nähe des Menschen und seiner (beheizten) Behausungen, Lager und Fabrikationen aufsuchen. Ebenso findet sich der Käfer in Habitaten, die durch Zerfallsprozesse Wärme erzeugen, etwa in Komposthaufen, Heuhaufen usw.
Die Lebensweise der Getreideplattkäfer
Die Anzahl der vom Weibchen produzierten Eier schwankt extrem und kann zwischen 40 und 500 Stück betragen. Täglich werden jedoch nicht mehr als zehn zylindrische Eier mittels einer Legeröhre im Brutsubstrat (Getreide) abgelegt. Die ideale Bruttemperatur beträgt im Mittel 25 Grad Celsius, wobei außerdem 70 bis 80 Prozent relative Luftfeuchtigkeit herrschen muss. Nach fünf Tagen schlüpfen die drei Millimeter langen, gelblich-weißen Larven und häuten sich im Anschluss drei- bis fünfmal, bevor sie das Puppenstadium erreichen. Letzteres dauert sieben bis acht Tage. Die Entwicklung insgesamt vom Ei bis zum Käfer beansprucht in der Regel nicht mehr als 25 Tage. Mit einer Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren kann der Getreideplattkäfer ein vergleichsweise hohes Alter erreichen.
Die Schadwirkung der Getreideplattkäfer
Der einzelne Getreideplattkäfer stellt weder für Menschen noch Haustiere eine unmittelbare Gefahr dar. Die Art beißt nicht, sticht nicht und tritt auch nicht als Überträger von Krankheiten auf. Als Kulturfolger des Menschen macht sich der Käfer jedoch in gravierendem Ausmaß als Vorratsschädling bemerkbar. Dabei ist in erster Linie die Lagerwirtschaft betroffen, zunehmend aber auch Privathaushalte. Die Tiere treten in Getreidevorräten auf, um dort Jagd auf die Larven anderer Schädlinge (Insekten) zu machen. Allerdings verschmäht der Getreideplattkäfer auch bereits befallene Keimlinge und Körner nicht. Zusätzlich befällt er Mehl, verarbeitete Getreideprodukte, Trockenfrüchte, Nüsse und macht auch vor Tierfutter nicht Halt. Abgepackte oder folierte Ware stellt für den Käfer kein Hindernis dar. Aufgrund ihrer geringen Größe dringen die Tiere durch minimale Öffnungen und Nahtstellen in die Verpackung ein. Mit dem bloßen Auge ist der Getreideplattkäfer nur schwer zu erkennen. Typisch ist hingegen sein Schadbild, das vornehmlich an der Oberfläche des Lagerguts auftritt: Das betroffene Getreide zieht Feuchtigkeit und entwickelt eine klumpige Konsistenz, hinzu kommt ein muffiger Geruch. Feuchtigkeit und Wärme entstehen durch den Stoffwechsel des Käfers; ein Milieu, das wiederum Pilzwachstum begünstigt und weiteren Verderb nach sich zieht. Zusätzliche Anzeichen für das Vorkommen des Schädlings sind Spuren von Kot, Mehlstaub sowie die verlassenen Hüllen der Larven und Puppen.
Die Vorbeugung und die Bekämpfung
Zur Bekämpfung des Getreideplattkäfers stehen sowohl biologische, chemische und physikalische Mittel zur Auswahl. Ein großflächiges Auftreten kann beispielsweise rasch durch Vergasung mit Kohlendioxid oder Stickstoff beseitigt werden. Idealerweise sollten jedoch von vornherein Maßnahmen ergriffen werden, um einen Befall gar nicht erst entstehen zu lassen. Im Privathaushalt empfiehlt es sich, Getreide in dicht verschlossenen Behältern aus Metall, Glas oder Kunststoff aufzubewahren. Grundsätzlich verbietet sich die Annahme oder Einlagerung von bereits heimgesuchtem Getreide. Beim geringsten Anzeichen einer Käferpopulation ist sofortiges Handeln vonnöten. Dazu gehört die sorgfältige Reinigung der Vorratsräumlichkeit sowie eine Verminderung der Temperatur unter zehn Grad Celsius. Auch auf eine gleichmäßige Frischluftzufuhr ist zu achten, um den klimatischen Bedingungen, unter denen der Getreideplattkäfer gedeiht, entgegenzuwirken.
Die biologische Bekämpfung durch Nützlinge
Eine sanfte, giftfreie Art des Vorgehens gegen den Getreideplattkäfer stellt die Bekämpfung durch sogenannte Nützlinge dar. Darunter fallen Insekten, die zwar die Schädlinge bejagen, ohne indes das Waren- oder Lagergut selbst zu beschädigen. Im Einsatz gegen den Getreideplattkäfer erzielt besonders das Getreideplattkäferwespchen (Cephalonomia tarsalis) gute Erfolge. Dieses zur Familie der Ameisenwespchen gehörige, schwarze Insekt erreicht eine Größe von bis zu zwei Millimetern. Anhand des Kots des Getreideplattkäfers lokalisiert das Weibchen der Wespe die Käferbrut und parasitiert diese. Dabei wird die Larve angestochen und ihr ein betäubendes Gift verabreicht. Schließlich legt die Wespe ein bis zwei Eier in unmittelbarer Nähe ab. Die geschlüpften Jungtiere ernähren sich nun von der Käferlarve und machen sie auf die Weise innerhalb weniger Tage unschädlich. Das Weibchen des Getreideplattkäferwespchens legt durchschnittlich 100 Eier, wobei die Käferlarven nicht ausschließlich als Wirte für den Nachwuchs dienen, sondern auch als Nahrung für die Alttiere. Die Lebensdauer der weiblichen Wespen beträgt bis zu 80 Tage, die der männlichen lediglich rund acht Tage. Für die erfolgreiche Zucht benötigt das Getreideplattkäferwespchen eine Durchschnittstemperatur von etwa 25 Grad Celsius. Sind sämtlich Käfer und Larven vernichtet, stirbt anschließend auch die Wespenpopulation aus.
Ich bin durch den Getreidekäfer befallen, ist im Vogelfutter und jetzt in meiner Küche. Was kann ich tun?
Hallo Herr Capraro,
sollten Sie es nicht schon getan haben, dann sollten Sie so schnell wie möglich, alle befallenen Lebensmittel entsorgen. Lebensmittel, die scheinbar nicht befallen sind, sollten Sie für mehrere Tage in die Tiefkühltruhe legen. Danach müssen Sie die Schränke gründlich aussaugen und neue Vorräte sollten Sie erst einmal in Gläsern lagern. Bringen diese Maßnahmen alle nichts und der Getreideplattkäfer treibt weiterhin in Ihrer Küche sein Unwesen, dann sollten Sie sich professionelle Hilfe von einem Schädlingsbekämpfer holen. Setzen Sie auf gar keinen Fall in der Nähe von Lebensmitteln Insektizide ein.
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag
Die Käfer scheinen bei uns über den Balkon in die Wohnung zu gelangen. Wir haben bereits alle Pflanzen entfernt, doch es werden einfach nicht weniger Tiere. Können sie auch von einem Baum auf der Straße auf unseren Balkon wehen und was könnten wir dagegen tun?
Hallo Frau Müller,
eine Ferndiagnose ist natürlich immer schwierig. Was ich Ihnen aber sagen kann ist, der Getreideplattkäfer ist kein Pflanzenschädling, sondern ein Vorratsschädling. Als solcher befällt er vor allem Getreideprodukte, Dörrobst, Nüsse und andere kohlenhydratreiche Produkte. Überprüfen Sie deshalb am besten einmal Ihre Vorräte auf einen Befall. Befallene Produkte sollten Sie entsorgen und alle anderen Vorräte am besten in Gläsern oder anderen gut verschließbaren Gefäßen umfüllen. Getreideplattkäfer können nämlich aufgrund ihrer Größe durch kleineste Öffnungen schlüpfen.
Ansonsten sollten Sie frei laufende Tiere in Ihrer Wohnung am besten mit dem Staubsauber wegsaugen und wenn sich die Situation nicht bessern sollte, einen Kammerjäger kontaktieren.
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag
wir haben ihn in einer Dachgeschoßwohnung, die als Ferienwohnung genutzt wird. Dort lagern keine Lebensmittel. Aber es ist ganz massiv. Was kann ich tun. Wir haben bereits Kieselsäure ausgestreut, ich sauge die Käfer täglich mit dem Sauger von der Decke, in den Betten unter den Matratzen, nur in der Küche sind keine,
Hallo Frau Socher,
da bei Ihnen anscheinend ein massiver Befall vorliegt, würde ich Ihnen empfehlen, sich an ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen zu wenden. Die können die Situation Vorort besser einschätzen und schnell geeignete Maßnahmen einleiten. Alleine mit irgendwelchen Mitteln experimentieren würde ich in Ihrer Situation nicht mehr.
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag
Kann man nach manueller Entfernung von Getreideplattkäfern das Getreide (hier: Einkorn) noch weiter verwenden, evtl. nach einem mehrtägigen Einfrieren?
Hallo Herr Hermans,
laut dem Gesundheitsamt von Baden-Württemberg sollen die befallenen Lebensmittel vernichtet oder verfüttert werden. Bei einem schwachen Befall, können die Käfer und Larven durch Erhitzen auf 55° C oder durch Tiefgefrieren (mindestens einen Tag) abgetötet werden.
Zur Quelle
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag