Spitzmäuse (Soricidae) gehören trotz ihres ähnlichen Aussehens nicht zur Gattung der Mäuse, sondern sind eine Familie aus der Ordnung der Insektenfresser. Über 350 verschiedene Arten zählen weltweit zu den Spitzmäusen. Etwa zehn davon leben in Mitteleuropa.
Da Spitzmäuse zu den Fleischfressern gezählt werden und ihre Nahrung hauptsächlich aus Regenwürmern, Insekten und anderen kleinen Wirbeltieren besteht, leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Aufrechterhaltung eines funktionstüchtigen Ökosystems. Der Mensch betrachtet die Spitzmäuse nicht als Schädling, sondern eher als Nützling.
Artenübersicht
Es gibt viele verschiedene Arten von Spitzmäusen. Einige wichtige Vertreter habe ich mir rausgesucht und stelle diese in ausführlichen Artenportraits näher vor. Informieren Sie sich über das Aussehen, die Lebensweise und erhalten viele weitere Hintergrundinformationen zu der jeweiligen Art, damit Sie diese besser verstehen und bekämpfen können.
Art | Kurzbeschreibung | |
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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) | Die Etruskerspitzmaus teilt sich mit der ebenso winzigen Schweinsfledermaus (Craseonycteris thonglonyai) den Spitzenplatz auf der Rangliste der kleinsten bekannten... | |
Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens) | Die Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens) ist ein Kleinsäuger und liebt die Nähe des Menschen. Sie gehört innerhalb der Ordnung der Insektenfresser zur Familie... | |
Hausspitzmaus (Crocidura russula) | Die Hausspitzmaus (Crocidura russula) ist eine Spitzmaus aus der Ordnung der Insektenfresser. Obwohl ihr äußeres Erscheinungsbild eher an Mäuse erinnert, zählen... | |
Waldspitzmaus (Sorex araneus) | Die Waldspitzmaus ist ein Säugetier aus der Familie der Spitzmäuse (Soricidae) und gehört zur Gattung der Rotzahnspitzmäuse (Sorex). Anders als die Mäuse jedoch,... | |
Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) | Die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) ist die größte der elf einheimischen Spitzmäuse. Mit den echten Mäusen ist die Wasserspitzmaus jedoch nicht verwandt. Gehören... | |
Zwergspitzmaus (Sorex minutus) | Die Zwergspitzmaus (Sorex minutus) gilt als kleinste Spitzmausart im deutschsprachigen Raum. Sie gehört der Gattung der Rotzahnspitzmäuse an und ist in weiten... |
Bilder von Spitzmäusen
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Hintergrundwissen: Aussehen, Verbreitungsgebiet und Lebensweise der Spitzmäuse
Die Spitzmaus (Soricidae) stellt eine Familie innerhalb der Klasse der Säugetiere dar. Zwar sieht sie anderen Mäusen sehr ähnlich, doch zählt sie nicht zu den Nagetieren, sondern zur Ordnung der Insektenfresser innerhalb der Überordnung der Laurasiatheria. Zu dieser gehören auch Fledertiere, Unpaarhufer wie Pferde und Nashörner und Wale.
Sie wird etwa drei bis 18 Gramm schwer und ihre Körperlänge variiert zwischen sechs und zehn Zentimetern. Ihr Herz schlägt bis zu 1000 mal in der Minute.
Die Etruskerspitzmaus ist der kleinste Vertreter der Gattung der Spitzmäuse. Gemeinsam mit der Schweinsnasenfledermaus ist sie das kleinste Säugetier der Welt und erreicht nur eine Kopfrumpflänge von 35 bis 48 Millimetern mit einem Gewicht von gerade mal zweieinhalb Gramm.
Dem gegenüber steht die Moschusspitzmaus, die größte der Spitzmäuse. Sie erreicht eine Größe von bis zu 15 Zentimeter. Männchen können über 100 Gramm wiegen.
Das Aussehen der Spitzmäuse
Das Fell einer Spitzmaus ist meist kurz und dicht. Farblich variiert es zwischen gelblich, braun, grau und schwarz, wobei die Bauchseite häufig heller ist. Sie besitzt fünf Zehen an jedem Fuß, welche an kurzen Beinen hängen. Bei wasserbewohnenden Arten hat sie schwimmhautähnliche Borstensäume. Duftdrüsen zur Reviermarkierung finden sich bei vielen Arten.
Die Schnauze ist länglich und spitz, was der Spitzmaus ihren Namen gegeben hat. Am Ende befindet sich eine bewegliche Nase. Ihre Augen sind klein, ebenso die Ohrmuscheln, welche oft ganz und gar im Fell verschwinden.
26 bis 32 scharfe Zähne befinden sich im Kiefer einer Spitzmaus, was weniger sind als bei Insektenfressern normalerweise üblich. Wie bei Nagetieren ragen die vordersten Schneidezähne etwas nach vorn.
Eiseneinlagerungen führen bei manchen Arten zu gelblichen oder rötlichen Verfärbungen der Zähne. Diese bilden eine eigene Unterfamilie, die der Rotzahnspitzmäuse. Daneben gibt es die Weißzahnspitzmäuse und die der Myosoricinae, welche nur drei Arten umfasst.
Die Milchzähne werden bereits vor der Geburt ersetzt, was bedeutet, dass Spitzmäuse keinen Zahnwechsel durchmachen.
Besonders an einigen Spitzmausarten, die vor allem in kälteren Gebieten vorkommen ist, dass ihr Skelett im Winter schrumpft, um Energie zu sparen. Wird es wieder wärmer, baut die Spitzmaus den verlorenen Knochen wieder auf.
Die Verbreitung und der Lebensraum
Außer an den Polen und in Australien (und auf abgelegenen Inseln) sind Spitzmäuse weltweit zu finden. Nordamerika, Asien und Europa sind am dichtesten besiedelt. In Afrika kommt sie auch vor, jedoch nicht in den reinen Wüsten. Südamerika beheimatet nur eine geringe Artenvielfalt, welche sich ausschließlich im Norden des Kontinents aufhält.
Die meisten Arten bevorzugen baumreiche, feuchte Habitate. Es gibt jedoch auch Spitzmäuse, die sich in Graslandschaften und in Steppen oder Halbwüsten wohlfühlen.
Die Lebensweise und Fortpflanzung
Hauptsächlich leben Spitzmäuse am oder teilweise im Boden. Es gibt auch Arten, die ähnlich den Maulwürfen leben und fast nie an die Oberfläche kommen. Allen Spitzmausarten ist gemein, dass sie nicht besonders gut klettern können. Reine Baumbewohner gibt es unter ihnen daher nicht. Die Biberspitzmaus gehört zu den Arten, die teilweise im Wasser leben. Je nach bevorzugter Lebensweise ändert sich das Aussehen der Spitzmaus leicht. Größere Hände zum Graben, kurze Schwänze oder Schwimmhäute zwischen den Zehen sind dafür Beispiele.
Kleinohrspitzmäuse sind die einzigen sozial lebenden Spitzmäuse. Sie bauen ihre Nester im Boden oder unter umgestürzten Bäumen und Felsspalten und bewohnen diese mit einigen Artgenossen zusammen, während alle anderen Spitzmausarten ausschließlich zur Paarung zusammenfinden und ansonsten ein territoriales Verhalten an den Tag legen.
Überwiegend begeben sich Spitzmäuse nachts auf Futtersuche, es sind jedoch auch Arten bekannt, die vorwiegend tagaktiv sind. Durch das Gift in ihren Unterkieferspeicheldrüsen ist es ihnen möglich, deutlich größere Beutetiere zu überwältigen. Auf ihrem Speiseplan stehen Insekten, kleine Wirbeltiere, Frösche, Eidechsen, Schlangen, Wirbellose wie Würmer, Larven und Aas. Am Wasser lebende Arten fressen auch Wasserschnecken und kleine Fische. Daneben, jedoch in deutlich geringerer Menge als ihre Hauptnahrung, dem Fleisch, fressen Spitzmäuse auch Nüsse und Samen.
Die so gewonnene Energie brauchen diese Tiere auch, denn durch ihren enorm schnellen Stoffwechsel und die hohe Herzschlagrate verbrennen sie viel Energie. Diese Tiere nehmen täglich Futter in Höhe ihres eigenen Körpergewichts zu sich, teilweise noch mehr.
Zusätzlich halten Spitzmäuse keinen Winterschlaf. Bei manchen Arten sind kurze Winterstarren bekannt, ansonsten ist die Spitzmaus auch in den kalten Monaten aktiv und muss, neben ihrem ohnehin hohen Grundbedarf, auch noch den harschen Temperaturen trotzen. In dieser Zeit stirbt ein Großteil an Unterernährung, was die Spitzmaus jedoch durch ihre hohe Fortpflanzungsrate ausgleichen kann.
Je nach Lebensraum paaren Spitzmäuse sich ein oder mehrmals jährlich. Im mitteleuropäischen Raum sind es höchstens drei Würfe im Jahr, während es südlicher auch bis zu fünf oder noch mehr werden können. Die Weibchen bringen nach etwa drei bis vier Wochen drei bis zehn nackte Jungtiere zur Welt. Diese öffnen nach sieben bis 24 Tagen die Augen und verlassen die Mutter nach etwa vier Wochen. In der Regel sind sie selbst nach zwei bis drei Monaten geschlechtsreif.
Weißzahnspitzmäuse sind dafür bekannt, sogenannte Umzugskarawanen zu bilden. Dafür beißen sich die Tiere jeweils am Vordermann fest und laufen so in einer Linie in ihr neues Zuhause.
Spitzmäuse kommunizieren mit hochfrequenten Quietschlauten, welche an das chinesische Wort für „Geld“ erinnern. Eine Spitzmaus im Haus bedeutet dort nach einem Aberglauben, dass es einen Geldsegen geben werde. Daneben glaubte man im alten Ägypten, dass der Horus sich in einer Spitzmaus manifestieren würde. Die Panzerspitzmaus, welche in Afrika vorkommt, gilt dort als magisch. Sie besitzt eine extrem kräftige Wirbelsäule. Viel mehr ist über dieses Tier jedoch nicht bekannt. Abergläubische Menschen tragen ein Fell oder Teile des Körpers des Tieres bei sich, weil sie glauben, damit unverwundbar zu werden.
Giftigkeit der Spitzmäuse
Neben den Schlitzrüsslern und den Plumploris, zählen die Spitzmäuse zu den wenigen Säugetieren, die ihre Beute auch mit der Hilfe von Gift töten. Manche Arten produzieren in ihrer Unterkieferspeicheldrüse ein Gift, das Blarina-Toxin heißt. Dieses Gift, welches in nicht letaler Dosis brennende Schmerzen, Krämpfe und einen Abfall des Blutdrucks verursachen kann, führt in ausreichender Menge durch Atemlähmung zum Tod.
Dieses Gift ist in den Mengen, in denen die Spitzmaus es abgibt, nicht gefährlich. Allerdings wird der durch die scharfen Zähne des Tieres ohnehin schmerzhafte Biss dadurch deutlich quälender.
Ein beinahe identisches Gift existiert in der Tierwelt bei den Skorpion-Krustenechsen.
Die Gefährdung durch den Menschen
Da Spitzmäuse weder als Schädlinge gelten noch in der Heimtierhaltung eine Rolle spielen, wurden sie nie gejagt oder anderweitig versucht, sie gezielt zu beseitigen. Dennoch sind viele Arten vom Aussterben bedroht, bzw. gelten als gefährdet. Das kommt zum einen durch den Schwund ihres Lebensraumes und den Einsatz von Insektiziden, zum anderen durch Neobiota, also Arten, die ein zuvor nicht besiedeltes Gebiet für sich erschließen, egal ob mit oder ohne Einfluss des Menschen. Für diese stellen Spitzmäuse nicht selten eine Nahrungsquelle dar, oder sie verringern die ohnehin knappen Nahrungsressourcen, welche auch von den Spitzmäusen genutzt werden.
Die Spitzmaus als Nützling
Durch ihren hohen Energiebedarf und ihre Hauptnahrungsquelle zählen Spitzmäuse neben dem Igel und dem Maulwurf als Nützlinge. Sie kümmern sich um Insekten, welche wir als Schädlinge bezeichnen würden.
Die Tiere produzieren durch Drüsen auf der Haut ein übelriechendes und schmeckendes Sekret, weswegen sie nicht von Katzen gefressen werden. Allerdings hält dies viele Katzen nicht davon ab, dennoch Jagd auf die Spitzmäuse zu machen und sie zu töten. Möchte man den in unseren Gärten heimischen Haus- und Gartenspitzmäusen helfen, sollte man ihnen Versteckmöglichkeiten in Form von Stein- und Asthaufen bieten, in denen sie vor möglichen Fressfeinden geschützt sind. Außerdem sollte man auf Insektizide verzichten. Wenn die Insekten verschwinden, verschwinden auch die Spitzmäuse. Außerdem sollte man einen Komposthaufen nicht in den warmen Monaten bewegen, da die Tiere dort gern Nester anlegen.
Spitzmäuse stehen unter Naturschutz. Sie dürfen nicht durch Gift oder Fallen getötet werden. Wer sich von den Tieren und ihren Hinterlassenschaften (Spitzmäuse setzen übelriechenden Kot in großen Mengen ab) belästigt fühlt, kann lediglich versuchen, sie durch spezielle Geräte, die akustische Signale aussenden, zu vertreiben.