Die Waldspitzmaus ist ein Säugetier aus der Familie der Spitzmäuse (Soricidae) und gehört zur Gattung der Rotzahnspitzmäuse (Sorex). Anders als die Mäuse jedoch, deren Gattung sie im Übrigen nicht angehört, ist die Spitzmaus kein Nagetier, sondern ein Insektenfresser.
Erfahren Sie in diesem Artenportrait alles über das Aussehen, das Verbreitungsgebiet, den Lebensraum, die Lebensweise und die Feinde der Waldspitzmaus.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Waldspitzmaus
Waldspitzmäuse weisen in der Regel eine Kopf-Rumpf-Länge von 65 bis 85 mm und wiegen höchstens 14,3 g. Zu der Körperlänge kommt noch eine Schwanzlänge von etwa 40 mm.
Das Fell der Waldspitzmaus ist dreifarbig, wobei der Rücken braun-schwarz ist. Die Seiten weisen eine hellere Farbe auf und in der Bauchregion hat das Fell eine graue bis weiße Färbung. Jedoch variiert die Fellfärbung zwischen den Exemplaren stark. Sie ist unter anderem auch von dem Lebensraum der Spitzmaus und der Jahreszeit abhängig.
Namensgebend für die Spitzmäuse war natürlich ihre spitze Schnauze, die in einer beweglichen rüsselartigen Nase endet. Wie auch bei anderen Spitzmäusen sind die Glieder der Waldspitzmaus kurz und die Füße haben fünf Zehen.
Unterschiede zu anderen Spitzmausarten sind oft nur geringfügig erkennbar -beispielsweise an den mit Fell bedeckten Ohrmuscheln.
Obwohl die Waldspitzmaus tendenziell etwas größer ist, kann bei der Schabrackenspitzmaus nur ein genetischer Test Gewissheit verschaffen.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Waldspitzmäuse sind nahezu in ganz Europa anzutreffen. Lediglich nach Westeuropa und in den Süden sind diese nicht vorgedrungen. Von Europa erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Waldspitzmaus bis nach Asien an den Baikalsee und in den Himalaya.
Waldspitzmäuse kommen bis in eine Höhe von 2480 m vor.
Die Waldspitzmaus bevorzugt feuchte und kühle Lebensräume, kann sich jedoch auch perfekt an trockenen Gebiete anpassen. Besonders häufig kommt sie aber in Wäldern und Feuchtwiesen vor. Lehmhaltige und mineralstoffreiche Böden bieten ideale Bedingungen für die Spitzmaus.
Die Lebensweise und Ernährung
Spitzmäuse sind sowohl tag- als auch nachtaktiv. Die Tage sind in Aktivitätsperioden gegliedert -typischerweise 9 bis 15 pro Tag.
Sie leben einzeln in ihren Revieren, die je nach Alter, Geschlecht, Jahreszeit und Lebensraum eine unterschiedliche Größe aufweisen. Dadurch entstehen sehr große Unterschiede und es können 7 bis 96 Individuen auf einem Hektar leben. Die unterirdischen Tunnel befinden sich meist in einer Tiefe von 50 cm und sind des Öfteren ausgebaute Baue anderer Kleinsäuger. Die Grenzen werden mit Kot und Urin markiert.
Während des Winters teilt sich die Waldspitzmaus ihren Bau wohl auch gelegentlich mit anderen Tieren, wie Zwergmäusen.
Den Großteil ihres Lebens verbringen sie unterirdisch mit der Suche nach Nahrung, denn mit bis zu 90 % ihres Körpergewichts ist ihr Bedarf an Nahrung relativ hoch. Sie müssen etwa alle 70 Minuten Futter zu sich nehmen. Die Waldspitzmaus ernährt sich ausschließlich von Fleisch. Im Boden und auch darüber sucht sie nach Regenwürmern, Schnecken, Insekten, Larven und Spinnen. Auch kleine Wirbeltiere enden hin und wieder als Beute.
Aufgrund ihrer ständigen Suche nach Nahrung legen Waldspitzmäuse problemlos einen oder sogar mehr Kilometer am Tag zurück. Wege, an denen sie mehr Futter findet als üblich, suchen sie öfter auf.
Da der Nahrungsbedarf der Waldspitzmäuse so gewaltig ist, führen sie auch keinen Winterschlaf. Ab August verringert sich ihre Größe und ihr Gewicht, damit sie besser mit dem kargen Nahrungsangebot auskommen im Winter auskommen können. Im Zuge dieses Gewichtsverlusts verkleinern sich auch ihre Organe und Knochen. Ihr Schädel beispielsweise schrumpft während dieses Vorgangs um ca. 15,3 %. Im Frühling erreichen die Waldspitzmäuse wieder ihr normales Gewicht.
Die Fortpflanzung der Waldspitzmaus
Die Fortpflanzung findet von April bis Oktober statt, wobei die meisten Würfe jedoch im Frühling oder Frühsommer zur Welt gebracht werden. Bis zu elf Junge kann eine Waldspitzmaus in einem Wurf gebären. Meist sind es jedoch zwischen 4 und 7 Kinder.
Pro Jahr kann ein Individuum bis zu 3 Mal Junge bekommen. Allerdings sind die Weibchen jeweils nur zwei Stunden paarungsbereit. Weil ihre männlichen Artgenossen regelmäßig ihre Empfangsbereitschaft überprüfen, kommt es oft vor, dass die Geschwister eines Wurfes von mehreren Vätern sind. Für ihre Jungen legt das Muttertier ein Nest in günstiger Lage. Die Tragezeit beträgt lediglich 20 Tage. Danach folgen höchstens 30 Tage der Aufzucht. Dann sind die Jungtiere selbstständig und müssen den Bau der Mutter verlassen.
Die Feinde der Waldspitzmaus
Spitzmäuse haben zahlreiche Feinde. Der bedeutendste Jäger der Waldspitzmaus ist mit Sicherheit die Schleiereule, die sich zu 20 bis 30 % von dieser Art ernährt. Käuze, Füchse, Wildkatzen, Hermeline, Wiesel und andere Eulen stellen ebenfalls eine Gefahr für die Waldspitzmäuse dar.
Oft sterben Spitzmäuse auch aufgrund von Nahrungsmangel oder Stress an harmlosen Krankheiten.
Die Gefährdung und der Schutz
Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und der Tatsache, dass sie von Menschen nicht als Schädling angesehen und gejagt wird, ist die Waldspitzmaus nicht gefährdet.
Allerdings ist sie teilweise Hauptnahrungsquelle für andere gefährdete Arten und ist daher in mehreren Ländern geschützt.