Die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) ist die größte der elf einheimischen Spitzmäuse. Mit den echten Mäusen ist die Wasserspitzmaus jedoch nicht verwandt. Gehören Mäuse zu den Nagetieren und ernähren sich vorwiegend pflanzlich, so zählen die Wasserspitzmäuse zur Ordnung der Insektenfresser. Enge Verwandte der Wasserspitzmäuse sind der Maulwurf und der Igel.
Im Wasser ist die Maus in ihrem Element und äußerst flink unterwegs. Als exzellente Taucherin und hervorragende Schwimmerin ist die Neomys fodiens bekannt. Ihre Nahrung besteht aus Froschlaich, Flohkrebsen, Insektenlarven und Schnecken. Die wasserverliebte Spitzmaus kann sich mit ihren Giftdrüsen als Jagdwaffe auch an größere Tiere heranwagen.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Wasserspitzmaus
Die Ohren der Wasserspitzmäuse sind klein und im Fell verborgen. Auch die Augen des Insektenfressers sind winzig. Um die Augen und teilweise auch hinter den Ohren sind weiße Flecken zu erkennen. Das Fell ist zweifarbig, wobei die Färbung je nach Verbreitungsgebiet individuell variieren kann. An der Kehle hat der Pelz eine rötliche bis gelbliche Färbung. An den Füßen sind die Schwimmborsten des Tieres weiß. Die obere Seite des Schwanzes ist bei der Wasserspitzmaus dunkel, die untere Seite ist mit einem weißlichen Borstenkiel versehen. Der Borstenkiel dient dem Insektenfresser als Ruder, die Borsten an den Hinterfüßen fördern beim Schwimmen und Tauchen den Vortrieb.
In Europa ist die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) die größte aller Spitzmäuse. Sie erreicht eine Körperlänge von knapp zehn Zentimetern. Mitsamt dem Schwanz werden allerdings fast 17 Zentimeter erreicht. Das Gewicht der wasserliebenden Spitzmäuse liegt bei 15 bis 20 Gramm, ganz selten wiegt eine Wasserspitzmaus 25 Gramm.
Das Verbreitungsgebiet der Wasserspitzmaus
Die Verbreitung der Wasserspitzmaus beschränkt sich auf große Teile Mittel- und Nordeuropas. Auch in Teilen Mittelasiens ist die flinke Taucherin anzutreffen. Das Verbreitungsgebiet reicht von Großbritannien bis nach Nordwestspanien und von Norwegen bis nach Nordgriechenland und Mittelitalien. Die Wasserspitzmaus lebt zudem auch noch im Gebiet des Amurs und sogar am Pazifik auf der Halbinsel Sachalin ist sie heimisch. Die Höhenverbreitung des Insektenfressers erstreckt sich bis 2.500 Meter. Der Schwerpunkt ihres Verbreitungsgebietes liegt jedoch in der tiefmontanen sowie in der planar/kollinen Höhenstufe.
Der Lebensraum der Wasserspitzmaus
Der Insektenfresser liebt kühle und feuchte Lebensräume. Die Nähe von Wasser ist für das Überleben der Wasserspitzmaus ausschlaggebend. In Europa lebt sie an stehenden Gewässern und an kleineren bis mittelgroßen Flüssen. Die Wasserläufe müssen sauber sein, ansonsten findet sie nicht die rechte Nahrung. Nur ein sauerstoffreiches und absolut sauberes Wasser bietet ihr ein reich gedecktes Unterwasserbuffet.
Die exzellente Taucherin wohnt in ihrem Bau. Entweder gräbt sie sich diesen selbst oder sie übernimmt als Wohnstätte einen verlassenen Bau eines anderen Kleinsäugers. Das heimliche Tier, das nur sehr selten jemand zu sehen bekommt, findet in Baumwurzeln, an Steinblöcken oder im dichten Bewuchs an nicht verbauten Ufern die notwendige Deckung. Die ausgezeichnete Schwimmerin ist bei der Auswahl ihrer Behausung nicht sonderlich wählerisch. Der Unterschlupf wird stets an ihre Bedürfnisse angepasst, wobei ein direkter Ausgang zum Wasser niemals fehlen darf.
Doch auch für die Wasserspitzmaus wird der Lebensraum von Jahr zu Jahr kleiner. Es gibt in Mitteleuropa immer weniger unverbaute und naturnahe Gewässer, die an ihren Ufern ausreichend Bewuchs bieten. Darum steht die Maus, die gar keine Maus ist, seit geraumer Zeit auf der Liste der gefährdeten Tiere.
Die Lebensweise und Ernährung
Bedingt durch ihren hohen Nahrungsbedarf ist die Spitzmaus nacht- und tagaktiv. Außerhalb des Nestes findet die Aktivität des geheimnisvollen Tieres vorwiegend in der Nacht statt. Ihren Höhepunkt erreicht die Jagdaktivität der flinken Taucherin zur Dämmerung. Im Sommer ist die Wasserspitzmaus deutlich aktiver unterwegs als in den kalten Wintermonaten. Hauptsächlich hält sie sich während der aktiven Phase im Uferbereich auf. Auch in nahe gelegene Waldflächen unternimmt sie ab und zu ihre Jagdausflüge. Durchschnittlich legt das heimliche Tier 10 bis 60 Meter am Tag zurück.
Wasserspitzmäuse gelten als territoriale Einzelgänger. Die Reviergröße und ihr territoriales Verhalten sind von den äußeren Bedingungen abhängig. Entlang den Ufern erstreckt sich ihr Territorium und erreicht von der Jahreszeit abhängig eine Größe zwischen 77 bis 176 Quadratmeter und 101 bis 373 Quadratmeter. Im Sommer ist das Revier der Wasserspitzmäuse größer. Der Anteil an Wasserfläche beträgt in einem optimalen Wasserspitzmausrevier drei Viertel. Nur ein Viertel Landfläche benötigt die flinke Taucherin in ihrem Jagdgebiet, um zu überleben.
Als nimmermüde Vielfraße sind die Wasserspitzmäuse verschrien. Den Großteil ihrer Nahrung erbeutet die Maus im Wasser. Kopfvoran stürzt sie sich ins Nass und sucht den Gewässergrund genau mit ihrer spitzen Schnauze ab. Stein um Stein dreht sie um, bis sie den geeigneten Leckerbissen gefunden hat. Auf der Speisekarte der flinken Taucherin stehen Insektenlarven, Kleinkrebse, Wasserasseln, kleine Fische, Molche, Schnecken und gelegentlich auch Frösche. An Land ernährt sie sich vorwiegend von Insekten, Schnecken und Regenwürmern.
Damit die Wasserspitzmaus ihren Energieverlust ausgleichen kann, ist sie das ganze Jahr über und auch den ganzen Tag dazu verdammt, ständig tüchtig zu futtern. Das überaus gefräßige kleine Tierchen verspeist jeden Tag genau so viel Nahrung, wie sie selbst wiegt. Die im Wasser jagende Spitzmaus kann bis zu 25 Gramm schwer werden.
Die Fortpflanzung der Wasserspitzmaus
Bei den Wasserspitzmäusen erfolgt die Fortpflanzung zwischen den Monaten April und September. Die Paarungszeit ist durch eine turbulente und eindrucksvolle Balz gekennzeichnet. Das Weibchen wird vom Männchen verfolgt. Die Verfolgungsjagd, die sich sowohl im Wasser als auch zu Land abspielt, dauert ziemlich lange. Bis es schlussendlich zur Paarung kommt, lässt sich das Weibchen ausreichend Zeit. Bevor das Weibchen wirft, polstert sie ihren Bau mit weichem Moos und Gras aus. Die Kleinen verlassen bereits nach ungefähr sechs Wochen das Nest.
Die weiblichen Wasserspitzmäuse können 2- bis 3-mal im Jahr Nachwuchs bekommen. Die Tragezeit dauert 20 bis 24 Tage. Das Weibchen bringt durchschnittlich fünf bis sechs Junge zur Welt. In der vierten Woche beginnen die Kleinen mit den ersten Tauch- und Schwimmversuchen. Ab dem 28. Lebenstag ist der Nachwuchs bereit, feste Nahrung zu erbeuten und zu sich zu nehmen.
Die Giftigkeit und Schadwirkung
Die Jagdausrüstung der flinken Taucherin ist perfekt. Die Wasserspitzmaus ist eines der ganz wenigen einheimischen Säugetiere, die giftig sind. Verursacht das Gift beim Menschen lediglich eine Hautirritation, so kann bereits ein bisschen Gewebe der Kieferspeicheldrüse einer Spitzmaus eine Wühlmaus töten. Bei anderen Beutetieren der Wasserspitzmäuse bewirkt das Gift eine Lähmung.
Bei den Wasserspitzmäusen handelt es sich weder um Schädlinge noch um Lästlinge. Vielmehr ist ihr Vorkommen ein Indiz dafür, dass das bewohnte Gewässer sauber ist. Darum gibt es auch keinen Grund für Bekämpfungsstrategien und es müssen bezüglich der Wasserspitzmäuse auch keine vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden.
Die natürlichen Feinde und Gefährdungslage
Abgesehen vom größten Widersacher der Wasserspitzmäuse, dem Menschen, gehören folgende Tiere zu den natürlichen Feinden: Ringelnatter, Forellen, Hechte, Reiher, Waldkauze, Mäusebussarde und Schleiereulen. Ebenfalls auf der Speisekarte stehen sie bei Katzen, Hermelinen, Iltissen, Fischottern, Füchsen und Wieseln. Aufgrund des moschusartigen Geruchs fressen die letztlich genannten Vierbeiner aber nur sehr selten Wasserspitzmäuse.
Die Wasserspitzmaus ist aufgrund ihrer Lebensweise eine gefährdete Art. Die Biotopzerstörung, die Begradigung von Flussufern, die Grundwasserabsenkung sowie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln haben auf den Wasserhaushalt einen äußerst negativen Einfluss. Allein der Erhalt großer ungestörter Verlandungszonen und natürlicher Fließgewässer gewährt den Wasserspitzmäusen einen adäquaten Schutz.
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