Die Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens) ist ein Kleinsäuger und liebt die Nähe des Menschen. Sie gehört innerhalb der Ordnung der Insektenfresser zur Familie der Spitzmäuse und sind mit Igeln und Maulwürfen verwandt.
Erfahren Sie in diesem Artenportrait alles über das Aussehen, den Lebensraum, die Lebensweise, die Fortpflanzung und die natürlichen Feinde der Gartenspitzmaus.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Gartenspitzmaus
Das auffallendste Merkmal aller Spitzmäuse ist ihre langgestreckte, sehr bewegliche, zugespitzte Nase. Sie verrät einen ausgezeichneten Geruchssinn. Das seidige, dichte Fell ist graubraun. An den Flanken und am Bauch ist es grau und eventuell leicht gelblich. Es gibt keinen deutlichen Farbwechsel zwischen Ober- und Unterseite. Mit ihren relativ kurzen Beinen bewegen sich die Tiere flink durchs Gelände. An allen Füßen haben sie 5 Zehen.
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von ca. 60 bis 70 mm ist die Gartenspitzmaus eines der kleinsten in Deutschland heimischen Säugetiere. Ihr Schwanz ist zwischen 30 und 40 mm lang. An seinem Ende sind weiße Wimpernhaare zu erkennen. Wie der Name Weißzahnspitzmaus schon vermuten lässt, sind die Zähne der Gartenspitzmaus weiß.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Gartenspitzmäuse leben in weiten Teilen Eurasiens. Sie finden sie von Portugal im Westen bis nach Ostsibirien im Osten, von Mecklenburg/Vorpommern im Norden bis Süditalien, Nordägypten, Kasachstan und Nordchina im Süden. In diesem riesigen Gebiet gibt es eine Verbreitungslücke. Hier kommen keine Gartenspitzmäuse vor. Diese Lücke umfasst Mittelfrankreich, Westitalien, die Schweiz, die Beneluxländer und zieht sich bis nach Mittel- und Ostdeutschland. Die Grenze durch Deutschland verläuft etwa auf der Linie Stuttgart-Thüringen-Neuruppin-Pasewalk.
Gartenspitzmäuse sind Bodenbewohner, klettern fällt ihnen schwer. Sie lieben waldfreies, trockenes Land mit viel Bodenbewuchs. Wegränder, Brachflächen, Gärten oder Trockenmauern, vornehmlich in der Nähe menschlicher Siedlungen, werden gern von ihnen besiedelt. Größtenteils bewohnen sie Baue die von anderen Kleinsäugern verlassen wurden. Im Bergland kommen sie nicht in Höhen über 700 m vor.
Die Lebensweise und Ernährung
Gartenspitzmäuse ernähren sich als Insektenfresser vor allem von Insekten, deren Larven, Spinnen, Würmern und Schnecken. Als Schneckenvertilger machen sich die kleinen Spitzmäuse im Gemüsegarten nützlich. Ab September versuchen die kleinen Kerlchen in Gebäude einzudringen. Sie suchen dann einen geschützten Platz zum Überwintern.
Gartenspitzmäuse sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger. Jedes Tier hat sein eigenes Revier. Finden Sie einmal eine Gruppe der kleinen Säuger, handelt es sich im Normalfall um ein Weibchen mit ihrem Nachwuchs. Die Tiere zeigen keinerlei Revierverhalten, einzelne Reviere überlappen sich oft.
Gartenspitzmäuse sind ganztägig aktiv. Ihre Hauptaktivitätszeiten liegen in den Morgen- und Abendstunden.
Die Fortpflanzung und natürliche Feinde
Paarungszeit ist von März bis September. In diesen Monaten bringen die Weibchen einen, oft auch vier bis fünf Würfe, zur Welt. Dazu polstern sie das Nest mit Blättern und Gräsern weich aus. Nach 28 Tagen Tragezeit werden 3 bis 7 nackte und blinde Junge geboren. Sie werden 4 Wochen lang von der Mutter gesäugt. Mit 6 Wochen sind die Jungen selbstständig und verlassen das Nest. Schon bald danach werden sie geschlechtsreif und bringen selbst Junge zur Welt.
Feinde der Gartenspitzmaus sind Greifvögel und vor allem Eulen. Die Vögel schlagen die Spitzmäuse nicht nur, sie fressen sie auch.
Katzen mögen keine Spitzmäuse. Manche Katzen fangen und töten sie zwar, würden sie aber nie fressen. Gartenspitzmäuse sondern aus ihren Seitendrüsen ein Sekret ab, das einen beißenden Geruch und Geschmack hat.
Spitzmäuse haben eine extrem hohe Stoffwechselrate. In Stresssituationen kommen sie auf eine Herzfrequenz von bis zu 1200 Schlägen pro Minute. Ein Schreck oder Schock kann leicht zum Tod führen.
Die Schadwirkung der Gartenspitzmaus
Die Gartenspitzmaus gehört nicht zu den Schädlingen. Im Gegenteil, sie selbst verputzt im Garten und auf dem Feld viele schädliche Insekten und Schnecken. Eine Bekämpfung ist deshalb nicht notwendig.
Hat sich eine Gartenspitzmaus Ihr Haus als Winterquartier ausgesucht, kann diese jedoch schon lästig werden. Die Geräuschentwicklung stört eventuell den Schlaf und die hinterlassenen Exkremente können für eine Geruchsbelästigung sorgen.
Sollte sich eine Gartenspitzmaus bei Ihnen eingenistet haben, fangen Sie sie am besten mit einer Lebendfalle. Ein bisschen ungesalzenes Hackfleisch oder Käse eignen sich als Köder. Lassen Sie die gefangene Spitzmaus draußen wieder frei. Perfekt ist eine geschützte Ecke im Garten mit einem Laub- oder Reisighaufen. So kann sich der kleine Insektenfresser nächstes Jahr im Frühjahr wieder in Ihrem Garten nützlich machen.
Die Gefährdung der Gartenspitzmaus
In Deutschland gelten Gartenspitzmäuse als gefährdet. Es gibt zu wenig extensiv genutztes Gelände, um ihren Bestand konstant zu halten. Dazu fallen viele Spitzmäuse den Pestiziden und Mäusegiften, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, zum Opfer.
Weltweit werden die Tiere aber als nicht gefährdet geführt.
Sehr schöner und aufschlussreicher Bericht. Wie kann ich feststellen ob in meinem Garten Spitzmäuse leben? Schön wäre auch wenn die Tiere einen anderen Namen bekämen, wie schon einmal gefordert (Spitzer)
Hallo Frau Becker,
es freut mich, dass Ihnen der Artikel gefallen hat. Ob eine Gartenspitzmaus in Ihrem Garten lebt, können Sie wahrscheinlich am eindeutigsten über eine Sichtung feststellen. Ansonsten ist eine Bestimmung vielleicht noch über die Losungen möglich. Einige Beispiele für Losungen verschiedener Nagerarten finden Sie z.B. beim Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag