Die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) gehört zur Familie der Prachtlibellen und ist neben der Blauflügel-Prachtlibelle die einzige Vertreterin dieser Familie in Mitteleuropa. Mit ihrer kräftig blauen Farbe gehört sie zu den schönsten einheimischen Insekten überhaupt.
Doch das attraktive Äußere ist nicht das einzige, was diese Libellenart besonders macht. Auch die Lebensweise und die Fortpflanzung der Gebänderten Prachtlibelle sind ebenfalls äußerst interessant.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Gebänderten Prachtlibelle
Die Gebänderte Prachtlibelle hat einen langen, schlanken Körper, der eine Länge von 5 cm erreichen kann. Dieser ist bei den Männchen metallisch glänzend blau bis grün gefärbt. Mittig auf den Flügeln tragen die Männchen zusätzlich einen schwarzblauen Fleck, der nur die Spitze und die Basis auslässt. Die letzten drei Segmente des Hinterleibs sind bei Männchen auffällig weiß gefärbt. Dieses sogenannte Schlusslicht spielt während der Balz eine wichtige Rolle.
Die Weibchen sind wesentlich unscheinbarer gefärbt. Der Körper weist eine grüne bis bronzefarbene Grundfarbe auf und die Flügel sind ähnlich getönt wie bei den Männchen, tragen aber keinen Fleck. In der Größe unterscheiden sich die Geschlechter aber nicht. Die Flügelspannweite kann bei beiden bis zu 7 cm betragen.
Die Larve ist langgestreckt und schlank. Sie durchläuft zehn bis zwölf Häutungsstadien und erreicht dabei eine Größe von bis zu 4 cm. Die Beine sind lang und stelzenartig, am Hinterleib trägt sie drei Schwanzanhänge. Auffällig sind die langen ersten Fühlerglieder, was die Bestimmung besonders leichtmacht.
Die Verbreitung und der Lebensraum
Von der Atlantikküste bis hin nach China ist die Gebänderte Prachtlibelle im gesamten Eurasien zu finden, wobei ihre Vorkommen innerhalb dieser Region räumlich getrennt vorkommen. Anders als die Blauflügel-Prachtlibelle, die auch Vorkommen nördlich des Polarkreises aufweist, beschränkt sich das Verbreitungsgebiet der Gebänderten Prachtlibelle nach Norden hin auf das südliche Skandinavien. Zum Süden hin ist sie bis auf die Inseln im gesamten europäischen und nordafrikanischen Mittelmeerraum zu finden.
Die Gebänderte Prachtlibelle bevorzugt gemächlich fließende Bachläufe und ist somit auch in den Unterläufen größerer Flusssysteme zu finden. Wichtig sind ihr eine hohe Sonneneinstrahlung und eine dichte Bepflanzung in Ufernähe. Pflanzenteile, die über die Wasserfläche ragen, werden von den Männchen als Sitzplätze verwendet. Die Gebänderte Prachtlibelle gilt als standorttreu und verlässt nur selten ihr Jugendgewässer. Dennoch ist sie ein guter Langstreckenflieger und kann daher vereinzelt auch an stehenden Gewässern beobachtet werden.
Zur Eiablage sind Pflanzen knapp unterhalb der Wasseroberfläche notwendig. Die Larven benötigen eine dichte Unterwasservegetation, die teilweise auch in die Strömung hineinragt. An dieser hält sie sich fest und lauert auf vorbeischwimmende Nahrung.
Obwohl die sehr ähnliche Blauflügel-Prachtlibelle schnellere Strömungen bevorzugt und auch schattige Plätze nicht scheut, überschneiden sich die Lebensräume der beiden Arten in manchen Gegenden. Waldläufe, die komplett im Schatten liegen, meidet die Gebänderte Prachtlibelle aber. Dafür ist sie ein wenig toleranter gegenüber Bächen und Flüssen mit größerer Breite.
Die Lebensweise und Ernährung
Nach dem Schlupf entfernen sich die ausgewachsenen Tiere zunächst von dem Gewässer, in dem sie ihre Jugend verbracht haben. In nahegelegenen Wiesen oder Lichtungen macht die Gebänderte Prachtlibelle dann Jagd auf Insektennahrung, wobei sie auf Pflanzen sitzend auf ihre Beute lauert.
Insbesondere die Männchen sind sehr territorial und stecken in Gewässernähe ein bis zu drei Meter langes Revier ab, von dem aus sie die Weibchen beobachten. Wo die Population größer ist, verkleinern sich die Reviere und die Männchen stehen unter dauerhaftem Stress gegenüber Reviernachbarn. Es wurden auch schon Männchen beobachtet, die an der Reviergrenze ihrer Konkurrenten lauern und Weibchen auf dem Weg ins günstigere Revier abfangen.
Dieses Verhalten gilt aber nur für die Mittagszeit und die Ufernähe. Fernab von Gewässern scheinen sich die Geschlechter nicht füreinander zu interessieren. Auch die Streitigkeiten der Männchen untereinander sind dann beigelegt. Morgens und abends sitzen sogar Gruppen von hunderten von Tieren friedlich gemeinsam in einer Hecke und sonnen sich. Nachts wurden sogar schon größere Schlafgemeinschaften beobachtet. Diese befinden sich meist ein Stück weit vom Wasserufer entfernt.
Gebänderte Prachtlibellen leben im ausgewachsenen Zustand für 50 bis 70 Tage, wobei die meisten Tiere im Durchschnitt nur zwei Wochen aktiv sind. Der Hochsommer ist die beste Zeit, um die erwachsenen Tiere fliegen zu sehen. Vereinzelt tauchen sie auch schon im Mai oder noch im September auf.
Der Flugstil der Prachtlibellen ist unverkennbar. Mit ihrem tanzenden und gaukelnden Flug erinnern sie eher an Schmetterlinge. Die prachtvoll gefärbten Flügel unterstreichen diesen Eindruck. Im Gegensatz zu den meisten anderen Libellenarten ist der Flügelschlag der Gebänderten Prachtlibelle auch für das menschliche Auge noch gut zu erkennen.
Die Fortpflanzung der Gebänderten Prachtlibelle
Hat ein Männchen ein paarungswilliges Weibchen erspäht, beginnt das beeindruckende Balzverhalten der Gebänderten Prachtlibelle. Generell gelten Libellen als wahre Flugkünstler. Im Schwirrflug lässt das Männchen seine großen Flügelflecken rund um das Weibchen tanzen und zeigt dabei auch das auffällig weiß gefärbte Ende seines Hinterleibs. Manchmal lässt sich das Männchen sogar ins Wasser hinab, um dem Weibchen eine geeignete Stelle für die Eiablage zu zeigen. Nach einige Sekunden erhebt es sich dann wieder in die Lüfte.
Die Begattung erfolgt im Uferdickicht und dauert ca. zwei Minuten. Dabei wird das für Libellen typischen Paarungsrad gebildet. Danach fliegt das Weibchen zurück zum Wasser und gibt die Eier in Pflanzen nahe der Oberfläche ab. Dazu sticht sie Pflanzen und Stängel an, um in sie ihre Eier zu legen, was sie pro Minute bis zu 22 Mal macht. Manche Weibchen tauchen dazu sogar komplett unter Wasser. Mit Hilfe einer Umhüllung aus Luft können sie bis zu 40 Minuten unter Wasser bleiben. Während der Eiablage wird das Weibchen vom Männchen beobachtet und bei Bedarf verteidigt.
Kommt es an irgendeinem dieser Punkte zu einem Eindringling, bieten sich die Männchen untereinander kräfteraubende Flugduelle. Zunächst wird der Konkurrent direkt angeflogen und wenn dieser nicht weicht, kommt es zum Kampf. Bei einer hohen Populationsdichte haben die Männchen sehr viel zu tun. Finden sie kein für die Eiablage passendes Revier, bleiben manche Männchen sogar ohne Partnerin. Im umgekehrten Fall wurden auch schon Männchen beobachtet, die es pro Tag auf bis zu zehn Kopulationen mit unterschiedlichen Weibchen bringen.
Die Entwicklung der Larven
Die Larven der Gebänderten Prachtlibelle halten sich an der Unterwasservegetation in Ufernähe fest und machen dort Jagd auf Kleinkrebse oder anderen Insektenlarven. Die Tiefe ist variabel und reicht von der Wasseroberfläche bis beinahe zum Bachgrund. Die Larve bleibt dabei aber immer in Ufernähe und immer in Kontakt mit dem Substrat. Die Basis von Röhricht wird als Aufenthaltsort genauso genutzt wie Dickichte aus Wasserpest, Wasserstern oder anderen krautigen Wasserpflanzen.
Die Gebänderte Prachtlibelle überwintert im Larvalstadium. In der Regel dauert diese Entwicklung zwei Jahre, in besonders günstigen Verhältnissen mit hohen Temperaturen und reichlichem Nahrungsangebot kann sich diese Dauer aber auf ein Jahr verkürzen. In dieser Zeit häuten sich die Larven zehn bis zwölf Mal. Für die letzte Häutung klettern die Larven an Halmen und anderen Pflanzenstrukturen über die Wasseroberfläche, um sich dort zur flügeltragenden Erwachsenenform zu häuten. Stattdessen verschwinden mit dieser Häutung die Tracheenkiemen, die an der Luft nicht mehr gebraucht werden. Dies geschieht in Mitteleuropa ab April, meist aber Ende Mai bis Juni.
Die Feinde der Gebänderten Prachtlibellen
Die Larven und selbst die untertauchenden Weibchen werden in erster Linie von Wirbeltieren gejagt. Sie schmecken Fischen genauso wie Amphibien oder Vögeln, die das Ufer auf der Suche nach Nahrung durchwaten. Dazu gehören Enten, Eisvögel, Reiher und Störche. Aber auch andere räuberisch lebende Wasserinsekten machen Jagd auf die Larven. Darunter befinden sich Gelbrandkäfer, größere Libellenlarven und verschiedene Wasserwanzen wie Rückenschwimmer, Wasserläufer oder Skorpionswanzen.
Ausgewachsen fällt die Gebänderte Prachtlibelle vor allem Singvögeln zum Opfer. Der Kreis der potentiellen Räuber erweitert sich allein dadurch, dass sich die erwachsenen Tiere durchaus weit vom Gewässer entfernen können. Aber auch Großlibellen oder Spinnen sind in der Lage, eine Gebänderte Prachtlibelle zu erbeuten. Besonders gefährdet sind die Libellen direkt nach der letzten Häutung, wenn der Körper und die Flügel noch nicht ausgehärtet genug sind, um fortzufliegen.
Die Gefährdung und der Schutz
Wie alle Libellen steht auch die Gebänderte Prachtlibelle in Deutschland unter Naturschutz und gilt sogar als besonders geschützte Art. Gefährdet ist sie allerdings nicht. Die Rote Liste der IUCN führt die Gebänderte Prachtlibelle als ungefährdet. In der Roten Liste Deutschlands steht sie allerdings auf einer Liste für Arten, die eventuell in naher Zukunft auf einen höheren Gefährdungsgrad hochgestuft werden müssen. In manchen Bundesländern ist der Bestand sogar schon stark geschrumpft.
Analog schwankt die Gebänderte Prachtlibelle in Österreich zwischen „gefährdet“ und „potentiell gefährdet“. Einzig in der Schweiz ist der Bestand hoch genug, um sie als „nicht gefährdet“ zu klassifizieren.
Als größte Gefährdung für die Gebänderte Prachtlibelle gilt die anthropogene Veränderung ihrer Heimatgewässer. Da sie einen sehr spezifischen Lebensraum benötigt, der nur in naturbelassenen Ökosystemen zu finden ist, stellen Verschmutzung, Begradigung und Kanalisierung von Bachläufen sowie die Rodung von Ufervegetation für sie das größte Problem dar. Auch die Aufstauung von Fließgewässer und die Verbauung des Umlandes verträgt die Art kaum. Wo sie noch naturbelassene Lebensräume vorfindet, muss sie sich dafür mit Düngemittel oder Pestiziden herumschlagen, die maßgeblich die Wasserqualität verschlechtern. Die landwirtschaftliche Nutzung sowohl des Umlandes als auch des Wasserkörpers selber tun ihr Übriges.
Im Gegenzug schaffen Biologen und Naturschützer heute durch Renaturierung und Wiederherstellung wieder naturnahe Flussauen. Auch eine Absprache mit der umliegenden Landwirtschaft zahlt sich aus. Wird die Mahd der Ufervegetation auf den Jahresablauf der Libelle abgestimmt, können beide nebeneinander existieren.
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