Die Termiten oder Isoptera sind Insekten. Mehr als 3000 lebende und fossile Arten sind heute bekannt, die in zwölf Familien (davon drei fossile Familien) unterteilt sind. Sie leben in Staaten von mehreren Millionen Individuen.
Erfahren Sie hier Alles über das Aussehen der Tiere, ihre Ernährung, die Fortpflanzung, das Verbreitungsgebiet und ihren Lebensraum. Außerdem erhalten Sie hier viele Informationen über das Kastensystem der Termiten und wie die Tiere untereinander kommunizieren. Abschließend gehen wir er Frage nach, ob die Termiten Schädlinge oder vielleicht sogar Nützlinge sind und wie man sie notfalls bekämpfen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Merkmale und Aussehen der Termiten
- Wie ernähren sich Termiten?
- Die Kasten der Termiten – wie funktioniert das Sozialwesen?
- Wie pflanzen sich Termiten fort?
- Termiten und ihre Bauten
- Kommunikation untereinander – können Termiten sprechen?
- Wie leben Termiten? Verbreitungsgebiete und Lebensraum
- Schädling oder Nützling – wo stehen die Termiten im Ökosystem?
- Räuber und Beute – Wer jagt die Termite?
- Taxonomie und Systematik der Termiten
Merkmale und Aussehen der Termiten
Termiten sind äußerst lichtscheue Tiere. Darum haben sie kaum Pigmente nötig. Ihre Farben rangieren zwischen transparent weiß und weiß-gelblich. Ihr Körper besteht aus Fühlern, Kopf, Brust, Hinterleib und den Insekten eigenen sechs Beinen. Sie haben zwar einen Panzer aus Chitin, dieser ist jedoch eher weich. Untereinander gibt es je nach Art und Aufgabengebiet große Unterschiede im Aussehen.
Größe der Termiten
Die größte Termite ist eine Königin der Gattung Macrotermes natalensis, wenn sie auf dem Höhepunkt ihrer Gebärfähigkeit mit prallgefülltem Hinterleib 140 mm Körperlänge misst. Arbeiter bringen es auf eine Körpergröße von zwei bis zwölf Millimeter, Soldaten erreichen drei bis zwanzig Millimeter und Geschlechtstiere sind bis 15 Millimeter lang.
Die vier Flügel der Geschlechtstiere sind lang und gleichförmig. Das hat den Termiten ihren Ordnungsnamen Isoptera (bedeutet „gleich“ und „geflügelt“) eingetragen. Sie können eine Länge von 88 Millimetern erreichen. Allerdings machen sie die Insekten nicht zu Flugkünstlern. Ihr Flug ist unbeholfen und flattrig.
Besonderheiten der Geschlechtstiere
Farblich unterscheiden sich die Geschlechtstiere von ihren Termitengeschwistern. Sie sind eher gelblich bis braun, manchmal sogar schwarz, denn sie verlassen die Termitenkolonie für den Hochzeitsflug. Die Pigmentierung schützt sie vor der Sonneneinstrahlung.
Der Kopf der Tiere ist frei beweglich und kompakt gebaut. Die Adulti haben zwei mittelgroße, voll ausgebildete Facettenaugen. Einige Gattungen weisen zwei Ocellen auf. Das sind punktförmige Augen, die als Lichtsinnesorgan dienen. Da diese Kaste sich einige Zeit selbst versorgen muss, besitzen sie kräftige Mundwerkzeuge.
Ihre Flügel benötigen die Termiten nur für eine kurze Zeit. Darum können sie diese an der Flügelbasis wie mit einer Sollbruchstelle ausbrechen. Die Flügel werden über dem Hinterleib flach übereinandergelegt. Sie sind entweder transparent oder getrübt und die Färbung variiert von weiß bis grau.
Die Beine sind wie bei Gliederfüßern üblich aus Tarsen aufgebaut. Insgesamt können es drei bis fünf Glieder sein. Der lange Hinterleib besteht aus 10 Segmenten. An der Spitze des Hinterleibs besitzen manche Termiten zwei kurze Anhänge, Cerci genannt.
Die außenliegenden Geschlechtsorgane sind kaum erkennbar und machen es schwer, weiblich und männlich zu unterscheiden. Lediglich die Hinterleibsspitze der Weibchen ist bei manchen Gattungen etwas verkürzt.
Wie sehen Arbeiter und Soldaten aus?
Die Augen der Arbeitertermiten sind unterentwickelt, die meisten sind blind. Hauptsächlich orientieren sich diese Tiere mit ihren Fühlern. Diese sind kurz und bestehen aus zusammengefügten Gliedern, die wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Termiten sind die kleinsten ausgewachsenen Mitglieder der Kolonie.
Termiten, die für die Verteidigung der Gemeinschaft zuständig sind, haben besonders auffällige Köpfe. Sie sind größer und tragen riesige Mundwerkzeuge oder Mandibeln. Ihre Beine sind kräftig und in einigen Fällen besitzen sie eine Giftdrüse am Kopf. Bei den Nasentermiten aus der Familie Rhinotermitidae tragen die Soldaten statt der Mandibeln einen Lippenfortsatz genannt Gabelnasuti. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „großnasig“.
Sowohl Arbeiter als auch Soldaten der Termiten können weiblich und männlich sein. Doch gelangen sie in den meisten Fällen nicht zur Geschlechtsreife.
Wie ernähren sich Termiten?
Eigentlich ist der Menüplan dieser Insekten recht langweilig. Auf dem Speisezettel stehen Holz, trockenes Gras, Blätter und Humus. Andere Termiten legen Pilzgärten an und leben von ihrem Ertrag. Ihre Aufgabe im Ökosystem der Natur ist es, abgestorbene Pflanzenteile und totes Holz zu recyceln und Abfälle abzubauen.
Wie verdaut die Termite ihre harte Kost?
Die niederen Arten der Termiten leben hauptsächlich von Holz. Um dieses harte Material zersetzen zu können, sind sie mit einem besonderen Verdauungssystem ausgestattet. Sie zerkleinern die Holzfasern, bevor diese im Magen und Mitteldarm landen. Dort werden die Teilchen durch erste Enzyme zersetzt, worauf die Masse in den Enddarm gelangt.
Im Enddarm ist eine Gärkammer, in der bestimmte Einzeller (Protozoen) und Bakterien in Symbiose mit den Insekten leben. Sie bauen die Cellulose aus den Holzfasern mit einem von ihnen produzierten Enzym ab. Dazu arbeiten die Protozoen wiederum mit den Bakterien eng zusammen. Als Ergebnis der chemischen Reaktionen entstehen unter anderem Essigsäure und Traubenzucker, von denen die Termiten letztendlich leben. Außerdem verursacht dieser Verdauungsprozess einen hohen Ausstoß von Methan und trägt mit einem deutlichen Anteil zum Treibhausgas bei.
Höhere Termitenarten besitzen keine Protozoen mehr. Sie leben auch nicht mehr ausschließlich von Holz, sondern fressen abgestorbene Pflanzenteile, Gras, Blätter und Wurzeln. Trotzdem müssen diese Termiten noch Cellulose verdauen. Dazu haben sie einen höheren Anteil an körpereigenen Cellulasen und leben ebenfalls in Symbiose mit verschiedenen Bakterienarten, die sie bei der Verdauung unterstützen.
Arbeitsteilung bei der Ernährung der Termiten
Am Anfang des Termitenstaates stehen König und Königin. Sie beginnen das Nest mit dem Bau einer Königskammer. Zu Beginn versorgen die beiden sich selbst. Sie bringen die notwendigen Protozoen und Bakterien aus ihrem Heimatnest im Verdauungstrakt mit. Schlüpfen die ersten Larven, werden diese mit Erbrochenem gefüttert. Auf diese Weise „infizieren“ die Termiten sich mit symbiotischen Einzellern und Bakterien.
Im Anschluss übernimmt der erste Schwung Kinder die Verpflegung des Königspaares. Die Arbeiter schwärmen auf der Suche nach Nahrung aus. Sie verdauen das Essen vor. Ihre Aufgabe ist es, Soldaten, Königspaar und die Brut zu verpflegen. Kommt ein hungriges Mitglied der Kolonie vorbei, streicht es mit den Fühlern über den Arbeiter. Daraufhin wird ihm das Erbrochene verfüttert. Auch Larven und das Königspaar werden auf diese Weise versorgt oder leben vom Kot. Der Fachausdruck für diese Art der Weitergabe von Nahrung ist Trophallaxis.
Häuten sich die Termiten, stoßen sie vorher mit dem Kot auch Protozoen und Bakterien aus. Sie infizieren sich erneut mit ihren Symbiosepartnern, in dem sie sich von anderen Arbeitern füttern lassen.
Pilzanbau im Termitennest
Einige Termitenarten züchten Pilze, von deren Fruchtkörperchen (Bromatien) sie leben. Diese Pilzgärten wachsen auf vorverdauten Nahrungsbestandteilen. Die Arbeiterfamilien der Unterfamilie Macrotermitinae sammeln organisches Material, fressen es und scheiden den teil verdauten Kot in den Pilzkammern aus. Das Pilzmyzel wächst auf diesen Pflanzenteilen. Die Termiten versorgen ihre Pilze nicht nur mit Nahrung, sondern schützen sie auch vor Schädlingen.
Die Vermehrung der Pilze beruht auf den Sporen. Die Insekten fressen die Fruchtkörperchen und scheiden die Sporen unverdaut mit dem Kot wieder aus. Über den verteilten Kot können die Pilzsporen auch in neue Kolonien der Termiten gelangen. Die verschiedenen Termitenarten haben jeweils ihre eigenen Pilzarten. Ohne die Pilze der Gattung Termitomyces kann die Kolonie nicht überleben.
Was sind Erntetermiten?
Die niederen Termiten, die vornehmlich von totem Holz leben, bauen ihre Nester in der Regel in oder an dieser Futterquelle. Die Kolonie bleibt dort, bis die Nahrung zur Neige geht.
Erntetermiten, die zu den niederen Termiten zählen, leben jedoch von Gras und anderen Pflanzenteilen. Die Arbeiter durchsuchen die Umgebung der Kolonie nach essbarem Material. Diese Lebensweise ermöglicht es ihnen, in baumlosen Steppenlandschaften zu gedeihen. Da sie oberirdisch unterwegs sind, sind sie dunkler gefärbt, als ihre Kollegen, die überwiegend im Dunkeln existieren.
Die Kasten der Termiten – wie funktioniert das Sozialwesen?
Der Alltag im Termitenbau ist lebhaft. Mehrere Millionen Tiere können darin versammelt sein. Dieser soziale Staat beruht auf der Zusammenarbeit aller Beteiligten. Gemeinsam leben und arbeiten drei verschiedene Kasten und unterschiedliche Entwicklungsstufen der Termiten. Alle sind miteinander verwandt.
Die Geschlechtstiere
Jede Termitenkolonie besitzt nur ein einziges Paar an Geschlechtstieren. König und Königin der Termiten leben zurückgezogen in einer Kammer und werden von einer Schar an Arbeitern stetig versorgt. Ihre Aufgabe besteht darin, neues Leben in die Welt zu setzen. Der König begattet die Königin regelmäßig. Sie ist damit beschäftigt, mehrere tausend Eier pro Tag zu legen.
Abhängig von der Termitenart, wächst circa einmal im Jahr <strong>eine Gruppe von jungen, geflügelten Geschlechtstieren heran, die zum Hochzeitsflug die Kolonie verlassen, um einen neuen Termitenstaat zu gründen. Hat eine dieser Termiten einen Partner gefunden, bilden sie das Königspaar eines weiteren separaten Staates.
Die fleißigen Arbeiter
Die meisten Pflichten im Staat übernehmen die Arbeiter. Sie bauen das Nest, erweitern die Gänge und beschaffen das Futter. Außerdem sind sie für die Brutpflege zuständig und füttern die anderen Termiten. Es gibt sie männlich und weiblich, doch ihre Geschlechtsorgane sind nicht ausgebildet.
Bei den Termitidae und einigen Gattungen der Rhinotermitidae steht nach der Entwicklung zum Arbeiter die Kaste endgültig fest. Bei niederen Termiten ist das Stadium des Arbeiters nicht zwangsläufig festgelegt. Die Arbeit wird von Altlarven erledigt. Diese werden dann Pseudergaten oder „falsche Arbeiter“ genannt, da sie sich zu Geschlechtstieren häuten können. Allerdings werden sie immer flügellose Termiten bleiben.
Arbeiter, die auf Nahrungssuche gehen, bauen sich dafür häufig Tunnel, die sie vor Sonneneinstrahlung schützen oder gelangen unterirdisch an ihr Ziel. Manche Arten senden zum Geleitschutz Soldaten aus, die die Nahrungsbeschaffer gegen Feinde verteidigen.
Aggressive Verteidiger schützen die Kolonie
Die Soldaten der Termiten sind mit kräftigen Beißwerkzeugen und einem auffallend vergrößerten Kopf ausgerüstet. Auch sie gibt es in beiden Geschlechtern, doch können sie sich nicht fortpflanzen.
Muss das Nest gegen Ameisen oder andere Termiten verteidigt werden, nutzen die Soldaten ihre Mandibeln und kämpfen Mann gegen Mann, in dem sie beißen und zwicken. Sie versuchen dem Gegner tödliche Wunden beizubringen. Mit ihrem großen Kiefer sind die Soldaten sogar in der Lage, Menschen zu kneifen.
Eine Frontaldrüse auf der Stirn verspritzt im Fall des Falles ein giftiges Gemisch, das für andere Insekten tödlich sein kann. Sie sind aggressiver als die anderen Termiten, da ihre Hauptaufgabe die Verteidigung der gesamten Kolonie ist.
Einige Soldaten <strong>verstopfen mit ihren großen Köpfen die Zugänge zum Nest</strong>, wenn sie angegriffen werden.
Aufopferungsvoller Einsatz
Doch nicht nur die Soldaten setzten ihr Leben für die Familie ein. Forscher haben entdeckt, dass bei einigen Termitenarten die Arbeiter als letzte Verteidigungsmaßnahme ihren Hinterleib aufsprengen und ein tödliches Gift auf den Gegner schleudern.
Dabei werden in speziellen Drüsen im Hinterleib Kristalle produziert, die dem Sekret die lähmende Wirkung verschaffen. Die Arbeiter überleben diese Tat nicht. Ihr Hinterleib ist zerstört und die Organe liegen frei.
Wie pflanzen sich Termiten fort?
Bestimmt durch Faktoren wie Tageszeit, Feuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Wetter findet der Hochzeitsflug der ausgewachsenen, geflügelten Termiten (Imagines) statt. Von Art zu Art unterscheiden sich die Bedingungen und Jahreszeiten, an denen der Flug stattfindet. Hunderte von Imagines flattern durch die Luft.
„Hochzeit“ der Termiten
Beginnen die geflügelten Termiten ihren Hochzeitsflug, sind sie auf der Suche nach zwei Dingen: einem passenden Partner und dem Ort für die neue Kolonie. Bisher sind sie noch nicht vollständig geschlechtsreif, doch manche Weibchen sind in der Lage die Männchen mit Botenstoffen anzulocken. Haben sich zwei Tiere gefunden und das passende Stück Holz oder der Platz für einen Bau ist perfekt, beginnen die Termiten heftig mit den Flügeln zu schlagen. Diese brechen an den Sollbruchstellen ab.
Nun beginnen beide Partner damit, die Königskammer und einen Teil des Nestes zu bauen. Von nun an werden sie ihre Tage im Dunkeln des Baus verbringen. König und Königin gelangen in dieser Zeit zur Geschlechtsreifung und paaren sich. Anfangs legt die Termitendame nur wenige Eier, die das Paar gemeinsam versorgt. Entwickeln sich die ersten Larven zu Pseudergaten oder Arbeitern, übernehmen diese die Brutpflege und versorgen das Königspaar. Der König begattet seine Partnerin regelmäßig. Sie bleiben bis zum Tod zusammen.
Eiablage der Termitenkönigin
Der Hinterleib des weiblichen Geschlechtstieres wächst mit den Jahren an. Damit erhöht sich auch die Anzahl der Eier, die sie bildet. Täglich legt sie dann um die tausend Eier. Bei manchen Arten gelangt die Königin auf dem Höhepunkt ihrer Legeleistung zu 40.000 Eiern am Tag.
Nun beginnt der Lebenszyklus der Termiten. Nach der Eiablage kommen diese in bestimmte Kammern. Aus den Eiern schlüpfen bereits Larven mit Beinen, die selbständig Nahrung zu sich nehmen können. Sie durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien. Dabei häuten sie sich jedes Mal. Arbeiter versorgen sie mit Nahrung.
Zu welchen Kasten entwickeln sich die Larven der Termiten?
Forscher gehen davon aus, dass für die Entwicklung der Larven Hormone mitverantwortlich sind, die die Termiten über die Fütterung weitergeben. Außerdem kommen soziale Signale als Auslöser infrage, die bei Kontakt mit anderen Koloniemitgliedern übermittelt werden. Nach jeder Häutung erreicht die Larve ihre nächste Entwicklungsstufe.
Entstehen bei der Larve Flügelknospen, entwickelt sie sich zu einer Nymphe. Die Nymphe durchläuft ebenfalls mehrere Stadien, bis sie ihre Flügel hat und als Imago das Nest zum nächsten Hochzeitsflug verlässt. Es dauert mehrere Monate oder sogar Jahre, bis aus einer Larve ein geflügeltes Geschlechtstier entstanden ist. Bei den niederen Termitenarten kann sich eine Nymphe durch Häutung zu einem „falschen Arbeiter“ zurückentwickeln.
Altlarven oder Pseudergaten sind die Arbeiter der niederen Termiten. Sie können sich auch später mit dem richtigen Impuls, zu Geschlechtstieren häuten. Meist ist das der Zeitpunkt, wenn die Nahrungsquelle Holz, in dem sie leben, zur Neige geht.
Bei anderen Termitenarten entwickelt sich eine Larve zu Arbeitern und Arbeiterinnen. Auch in diesem Stadium sind noch Häutungen mit Weiterentwicklung zu finden.
Soldaten entstehen entweder aus Arbeitern oder Nymphen. Diese Termiten durchlaufen mindestens ein Entwicklungsstadium, bei dem ihre Mandibeln noch nicht einsetzbar sind.
Tod der Geschlechtstiere
Stirbt eines der Geschlechtstiere oder sterben beide, bedeutet das nicht das Ende der ganzen Kolonie. Die Termiten haben dafür verschiedene Vorgehensweisen.
Ist die Königin der Termiten verstorben, sendet der amtierende König Pheromone aus, die die Entwicklung von Ersatz-Königinnen begünstigt. Arbeiterinnen entwickeln sich zu Tertiären-Geschlechtstieren. Sie sind allerdings nicht in der Lage, die gleiche Menge an Eiern zu produzieren, wie die ursprüngliche Königin. Aus vorhandenen Larven oder Nymphen werden Sekundäre-Geschlechtstiere. Auch diese Tiere bilden keine Flügel aus, sondern werden lediglich geschlechtsreif.
Die Königin ist in einigen Fällen in der Lage, durch Parthenogenese die Fortpflanzung auch ohne ihren Partner fortzusetzen. Auch aus ihren unbefruchteten Eiern entwickeln sich dann Larven.
Müssen beide Geschlechtstiere ersetzt werden, entwickeln sich ebenfalls männliche Arbeiter oder Larven und Nymphen zu Ersatz-Geschlechtstieren. Werden die ursprünglichen Adulti von ihren Nachkömmlingen ersetzt, nennt man das Neotenie.
Nur in wenigen Fällen bleiben mehrere dieser neuen Geschlechtstiere am Leben. Meist ist weiterhin nur ein Königspaar in der Kolonie vorhanden. Überzählige Tiere werden von den anderen Koloniebewohnern beseitigt. Da die neuen Adulti verwandt sind, sind Inzuchtprobleme bei den zukünftigen Termiten vorprogrammiert.
Termiten und ihre Bauten
Gigantische Erdhügel prägen das Bild in weiten Teilen von Regenwäldern und Savannen. Die Behausung der Termiten ist durchzogen von einem wahren Labyrinth an Gängen und Kammern. Die fleißigen, kleinen Architekten denken auch an die Belüftung und Stabilität des Nestes. Außerdem halten sie die Temperaturen darin konstant. Doch nicht nur die berühmten Termitenhügel dienen den verschiedenen Arten als Behausung. Sie leben in verrottendem oder trockenem Holz, bauen Nester auf Bäumen und unter der Erde und die genannten gigantischen Hügel.
Wie werden die Nester der Termiten gebaut?
Die Arbeiter sind hauptsächlich für den Bau verantwortlich. Sie legen Gänge und Kammern innerhalb des Baus an. Dazu vermischen sie Speichel mit Erde. Alternativ werden Kot oder teilweise verdaute Pflanzenteile als Baumaterial verwendet. Die Mischung trocknet steinhart aus und gibt dem Bau der Termiten die notwendige Stabilität. Tunnel und Galerien verbinden die Nester mit dem Boden, mit Nahrungsquellen oder dienen zur Futtersuche.
Nester in Holz
Niedere Termitenarten bauen ihre Nester direkt in ihrer Nahrungsquelle, dem Holz. Dazu befallen sie Baumstämme und -stümpfe, Häuser und Gegenstände aus Holz. Die Termiten der Art Kalotermitidae lieben hartes, trockenes Holz. Andere Arten sind auf verrottetes Holz spezialisiert. Einige Arten verbinden das Nest mit dem Erdreich darunter.
Kartonnester auf Bäumen
Andere Bauten werden aus Holz und Kot gefertigt. Die mithilfe von Bakterien angefertigte Mischung ähnelt Karton, daher der Name. Kartonnester haben meistens eine ovale Form. Sie hängen hoch oben in Bäumen, entweder am Stamm oder in den Astgabelungen. Zentral im Innern befindet sich die königliche Kammer. Lange Tunnel und Galerien verlaufen kreuz und quer am Stamm entlang. Sie verbinden das Nest mit dem Boden unter dem Baum und ermöglichen den Termiten sichere Streifzüge.
Erdnester der Termiten
Rhinotermitidae gehören zu den Termiten, die ihre Behausungen unter der Erde bauen. Das Nest kann mit den Gängen zu Futterquellen riesige Ausmaße annehmen. Große Flächen auch unter Beton und Asphalt werden bebaut. So haben sie kurze Wege zu ihren Nahrungsquellen, dem Holz und Gebälk der Häuser darüber. Das macht diese Termitenarten äußerst gefährlich für Gebäude.
Termitenhügel
Die Termitenhügel sind nur die sichtbaren Teile eines Baus, der unterirdisch weitergeht. Es gibt sie in vielen verschiedenen Formen. Innenliegend ist die Kammer des Geschlechtspaares. Daran schließen sich Räume für die Eier und Larven an. Größere Larven und Arbeiter haben ebenfalls ihre Räume. Arten, die Pilze züchten, legen auch Kammern für den Anbau ihrer Gärten an.
Die größten Hügel bauen Arten der afrikanische Macrotermes und eine Art der australischen Nasutitermes. Sie können über acht Meter hoch werden. Die Hügel sind wie gigantische Kuppel geformt oder sehen aus wie Pyramiden und Säulen. Zinnen und Türmchen zieren die hohen Bauten.
Hohe, spitze Erhebungen dienen als Windschächte und versorgen den Hügel mit frischer, kühlender Luft. Die Hügel der Kompasstermite sind etwa fünf Meter hoch. Dabei zeigt die schmale Seite nach Süden und der Hauptteil nach Norden. Die Sonne heizt die Behausung dadurch weniger auf.
Klimatisierung und Lüftung
Durch den Stoffwechsel der Termiten, bei dem viel Kohlenstoffdioxid und Methan freigesetzt werden, benötigt der Bau eine hervorragende Lüftung. Einige Arten müssen zusätzlich die gasförmigen Stoffwechselprodukte ihrer Pilzgärten beseitigen. Außerdem leben die Termiten in Erdteilen, in denen es zu hohen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht kommt. Sie selbst benötigen aber eine konstante Temperatur von circa 20° bis 30° Celsius.
Die Nester und Bauten haben aus diesen Gründen Luftschächte, die die Belüftung besorgenund Temperaturen ausgleichen. Pyramiden- und säulenförmige Hügel nutzen den Kamineffekt, um die Gase loszuwerden. Die Hügel sind durch Isolierungen in der Lage, die Wärme des Tages über Nacht zu halten.
Veränderungen in der Kolonie
Einige Termitenarten bilden weitere Nester, sogenannte Satellitennester aus, die allerdings vom elterlichen Bau abhängig bleiben. Verschmelzungen zwischen zwei Kolonien geschehen fast nie, denn benachbarte Termitenstaaten sind in der Regel verfeindet und die Termiten begegnen sich äußerst aggressiv.
Kommunikation untereinander – können Termiten sprechen?
Staaten mit Tausenden oder sogar mit Millionen Individuen wären ohne Kommunikation hilflos und chaotisch. Termiten organisieren sich und sind in der Lage, Feinde zu bekämpfen, architektonisch hochwertige Nester zu bauen und Nahrung zu beschaffen. Dabei gibt es Arbeitsteilung unter den Kasten. Wie verständigen sich die Insekten untereinander?
Hormone als Botenstoffe
Welche Entwicklung eine Larve nimmt und welcher Kaste sie angehören wird, hängt von Hormonen ab, die unter den einzelnen Tieren der Insekten weitergegeben werden. Über diese Botenstoffe erfährt auch das Individuum, ob Geschlechtstiere im Staat am Leben sind. Das beeinflusst, ob sich sekundäre und tertiäre Adulti bilden.
Geflügelte Imagines finden sich beim Hochzeitsflug ebenfalls über ausgesendete Botenstoffe. Meistens sind es die weiblichen Exemplare, die mit ihren Sexuallockstoffen die männlichen Insekten anlocken.
Mittels Pheromone erkennen sich die Mitglieder desselben Staates gegenseitig. Durch diese Kontaktpheromone können sie auch Termiten anderer Kolonien als Gegner identifizieren. Als weiteres Merkmal, um Freund und Feind zu unterscheiden, dient die Zusammensetzung der Darmbakterien. Chemikalien, die diese Darmflora ausstößt, lesen die Insekten mit ihren empfindlichen Rezeptoren aus.
Ein Alarmpheromon aus der Frontdrüse informiert andere Tiere über eine Gefahr für den ganzen Staat.
Entlang ihrer Routen hinterlassen Arbeiter Pheromone aus ihren Brustdrüsen. Mitgenossen „riechen“ diese Spur mit ihren Fühlern. So teilen sich die Termiten gegenseitig mit, wo Futter zu finden ist und organisieren sich beim Nestbau.
Mechanische Kommunikation
Die Fühler dienen der Termite zwar zur Orientierung und als Tastorgan, allerdings nutzen Soldaten und Larven sie auch, um die Arbeiter darüber zu informieren, dass sie hungrig sind. Über die Fühler nehmen sie außerdem die Botenstoffe anderer Termiten wahr, die ihnen Informationen übermitteln.
Alarmsignale geben einige Arten von Termiten mithilfe von Vibrationen weiter. Sie trommeln mit ihrem Kopf auf den Boden. Andere Termiten nehmen die Vibrationen durch Sensoren an ihren Beinen wahr. Je nachdem, welche Beine zuerst von den Vibrationswellen erfasst werden, gibt es dem Empfänger darüber Aufschluss, aus welcher Richtung der Alarm kommt.
Einige Termiten rennen im Zickzack durch die Gänge und rempeln dabei andere an, die diesen Lauf in Verbindung mit den ausgestoßenen Alarmpheromonen als Warnung vor Gefahr erkennen.
Auf dem Bau
Nicht die einzelne Termite entscheidet, wie, wann oder was im Nest gebaut wird. Die Arbeiter als Ganzes erkennen Strukturen und bauen darauf auf. So arbeiten sie als intelligentes Kollektiv zusammen. Sie erkennen Veränderungen in der Umgebung oder im Verhalten ihrer Mitarbeiter und reagieren darauf.
Wie leben Termiten? Verbreitungsgebiete und Lebensraum
Beinahe überall auf der Welt ist die Termite auch zu Hause. Allerdings liebt sie tropische und subtropische Gebiete. Dort ist sie auch mit vielen Arten zu finden. Nur die Antarktis hat sie bis jetzt noch nicht besiedelt. Durch den Transport von befallenem Holz und anderen Gegenständen wurden viele Arten auch in untypischen Gegenden eingeführt. Diese Termiten haben sich an ihren neuen Lebensraum angepasst.
Verbreitung auf den Kontinenten
Europa kann aufgrund seiner gemäßigten Klimazonen nicht mit vielen Termitenarten aufwarten. Es wurden bisher bis zu zehn Arten entdeckt. Nordamerika bringt es schon auf etwa 50. Asien, Südamerika und Australien dagegen bieten jeweils mehreren Hundert Termitenarten eine Heimat. Afrika jedoch ist der Spitzenreiter. Dort wurden um die 1000 Arten gefunden. Gerade in Afrika finden sich in manchen Gebieten unzählige Termitenhügel, wohin das Auge blickt.
Einschleppung von Termiten
In Deutschland sind Kolonien von eingeschleppten Arten in Hamburg und Berlin bekannt. Sie wurden vermutlich durch Holz auf Schiffen ins Land gebracht, dass später als Bauholz zum Einsatz kam. Bisher konnten sich die Tiere trotz der suboptimalen Gegebenheiten halten.
In vielen Ländern haben sich Termitenarten angesiedelt, die dort nicht heimisch sind. Ein Beispiel ist Florida, wo es zwei dieser eingeschleppten Termitenarten gibt. Per Frachtschiff oder Flugzeug haben die Insekten verschiedene Teile der Welt erobert.
Welchen Lebensraum bevorzugen Termiten?
In Nordamerika kommen vor allem Termitenarten vor, die feuchtes, verrottendes Holz bevorzugen, Arten, die sich von Trockenholz ernähren, und Arten, die unterirdische Erdbauten herstellen. Feuchtholztermiten finden sich hauptsächlich in Nadelwäldern. Trockenholztermiten fühlen sich in Laubwäldern wohler. Die unterirdisch nistenden Termiten sind überall zu finden, wo es für sie Futter gibt.
In Afrika gibt es zwar Trockenholztermiten und unterirdisch nistende Arten, am häufigsten finden sich hier jedoch die Termiten, die Hügel bauen. Diese Insekten dürfen durchaus auch als Nützlinge gelten. Durch ihre Arbeit wird der Boden gelockert. Dadurch werden früher unfruchtbare Bodenstellen wieder nutzbar. Die Feuchtigkeit, die sie im Boden verbreiten, trägt ebenfalls zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit bei.
Australien beherbergt alle Arten von Termiten. Besonders bekannt ist die <Art Mastotermes darwiniensis. Sie ist die urtümliche Termitenart und gehört zu den unterirdisch nistenden Termiten. In Australien gilt sie als Pest und soll die zerstörerischste Spezies ihrer Ordnung sein.
Schädling oder Nützling – wo stehen die Termiten im Ökosystem?
Den meisten sind die Termiten als Schädlinge bekannt. Sie zerstören ganze Gebäude und sind kaum aufzuhalten. Bringen sie sich auch nützlich in ihrem Lebensraum ein? Was unternimmt der Mensch gegen die Zerstörungswut?
Schädlinge
Termiten sind die stillen Holzschädlinge. Oft kommt es vor, dass der Befall erst auffällt, wenn der betroffene Gegenstand zusammenbricht. Dabei zerfressen die Insekten das Holz nie in dem Maße, dass es von selbst zusammenfällt. Sie sorgen für ausreichend Stabilität. Doch Krafteinwirkung von außen führt dann zur endgültigen Zerstörung.
Die Termiten haben eine ausgesprochene Vorliebe für Feuchtigkeit. Die gefressenen Holzgänge bieten ausreichend Platz und Feuchtigkeit für Pilze, die das ausgefressene Holz weiter zerstören.
Welche Schäden richten die Insekten an? Fundamente und Gebälk an Häusern werden genauso vernichtet wie hölzerne Eisenbahnschwellen oder Strommasten. Sie befallen Holzschiffe und Bücher, Bäume und Möbel. Nichts Cellulosehaltiges ist vor diesen Insekten sicher. Außerdem ernähren sie sich in manchen Gegenden von Nutzpflanzen und -bäumen und vernichten diese mit erheblichem Verlust für die Bauern. Zu den befallenen Pflanzen gehören Erdnüsse, Eukalyptus oder Kaffee.
Insgesamt sind nur 183 Arten der Termiten wirklich als Schädlinge anzusehen. Davon sind etwa 80 Arten für große Schäden an Holzbauten verantwortlich. Die meisten Probleme verursacht die australische Art Mastotermes darwiniensis.
Was hilft bei Termitenbefall?
Giftige Köder werden ausgelegt. Damit nutzt der Mensch die Funktionsweise des Termitenstaates aus, denn die Arbeiter verfüttern das Gift an die ganze Kolonie. Ist bekannt, wo sich das Nest befindet, verwendet man Wachstumsregler oder Gifte, die das Nest zerstören.
Bei der Konstruktion von Gebäuden werden schon vorab Barrieren in der Erde errichtet, die den Termiten den Zugang zum Gebäude erschweren oder unmöglich machen. Dazu gehören Kiesschichten und Kunststoffbahnen oder Stahlgewebe. Auch chemische Barrieren sind möglich.
Das Holz kann vor der Verwendung mit verschiedenen chemischen Mittel imprägniert werden. Gegen Feuchtholztermiten hilft es auch, Holzkonstruktionen gegen Nässe zu schützen. Bestimmte Holzarten werden von Termiten nicht gerne verzehrt. Sind solche Holzarten vorhanden, lohnt es sich mit ihnen zu bauen.
In manchen Ländern hat es sich bewährt, den Grund und Boden großzügig mit giftigen Substanzen zu behandeln, bevor gebaut wird.
Nützlinge
In der freien Natur sind Termiten Destruenten und zersetzen organische Stoffe, die sie wieder dem natürlichen Kreislauf zuführen. Sie tragen damit ihren Teil zum Ökosystem bei.
Durch Symbiose leben sie mit Protozoen, Bakterien und Pilzen zusammen. Mit ihren Nestern machen sie den Boden in Wüstengegenden oder nach Überwirtschaftung wieder urbar. Die Arbeiter graben tief, um an Feuchtigkeit zu gelangen und machen diese Pflanzenwurzeln zugänglich. Außerdem kann die aufgelockerte Erde Regenwasser besser speichern.
Termiten sind in vielen Teilen Afrikas und Asiens eine gute Nährquelle für Proteine und Fett. Darum werden die geflügelten Insekten beim Hochzeitsflug eingesammelt und zubereitet. Die Königinnen sind eine Spezialität, denn ihnen wird nachgesagt, sie hätten Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Teilweise werden die Insekten an Nutztiere verfüttert. In wirtschaftlich schwachen Gegenden sind sie also eine wichtige Ergänzung des Speiseplans für Mensch und Nutztiere.
Räuber und Beute – Wer jagt die Termite?
Im Termitenhügel leben die Insekten geschützt vor Sonne und heißen Temperaturen. Der Bau wirkt auch wie eine befestigte Burg, deren Mauern von betonartigem Mörtel verstärkt werden. Die Soldaten, die diese Burg verteidigen haben furchterregende Waffen mit ihren Beißwerkzeugen und dem giftigen Sekret. Gegen welche Fressfeinde müssen die Termiten ein solches Arsenal auffahren?
Die Termite als Beute
Die schlimmsten Raubtiere, die Jagd auf Termiten machen, sind Ameisen. Einige Ameisenarten haben sich sogar auf diese Beute spezialisiert. Jede nutzt eine eigene Vorgehensweise. Die Megaponera Ameisen führen organisierte Überfälle auf Termiten aus. Genau wie die Paltothyreustarsatus, die so viele Beutetiere in ihren Mandibeln nach Hause tragen, wie sie können. Die Tetramorium uelense schicken einen Späher voraus. Trifft er auf Termiten, kehrt er zurück und fordert einige Arbeiter auf, ihm zu folgen. Die Arbeiter lähmen und töten die Beute mit ihren Stacheln. Centromyrmex und Iridomyrmex bauen ihre Nester in Termitenhügel und leben von der dortigen Termitenkolonie. Die Beute ist nicht ganz hilflos. Soldaten mit ihren kräftigen Beißwerkzeugen begleiten die Arbeiter oft auf ihren Streifzügen und verteidigen sie. Ihre Mandibeln sind ausgezeichnete Verteidigungswaffen gegen die Ameisen. Doch ihr giftiges Sekret, dass sie verspritzen, wirkt besser bei anderen Termitenarten, als bei der Ameise. Auch Arbeiter ergeben sich nicht widerstandslos. Einige Arten reißen ihren Hinterleib auf und schleudern ein weiteres giftiges Sekret auf die Angreifer. Sie selbst sterben dabei, doch ein Großteil der Ameisen wird gelähmt oder getötet.
Ein weiterer, mächtiger Feind ist der Ameisenbär. Gegen ihn hilft keine der Verteidigungsmechanismen der Termiten. Der Ameisenbär reißt die Termitenbauten auf. Er nutzt dazu seine langen Krallen und öffnet den Hügel wie eine Dose. Dann fährt er mit seiner langen Zunge in die Gänge. Die Insekten bleiben daran kleben. Er frisst am Tag bis zu 35.000 von ihnen.
Die Insekten stehen auch auf den Speiseplänen vieler weiterer Tiere wie zum Beispiel von Erdferkeln, Fledermäusen, einigen Bären, Füchsen aber auch von Mäusen oder Schuppentieren. Dutzende Vogelarten, Gliederfüßer und Reptilien ernähren sich von Termiten. Dazu gehören Kakerlaken, Libellen und Skorpione. Eidechsen, Frösche und Kröten genehmigen sich ebenfalls gerne Termite. Manche Insekten wie Grabwespen, Käfer oder Spinnen nutzen die Gelegenheit, wenn die geflügelten Imagines das Nest zum Hochzeitsflug verlassen. Sie halten Festmahl unter den schlecht fliegenden, wehrlosen Tieren.
Schimpansen sitzen gerne auf Termitenhügel und graben mit langen Stöcken nach einzelnen Termiten, die sie dann verzehren können.
Ein weiterer Fressfeind kommt aus dem Pflanzenreich. Die Kannenpflanze auf Borneo lockt Termiten der Art Nasutitermitinae an. Diese fleischfressende Pflanze hat eine kannenähnliche Öffnung, die von weißen Haaren umgeben ist. Die weißen Haare sind für die Termiten eine Delikatesse. Einige hundert Arbeiter schwärmen aus, um die Haare abzuernten. Viele rutschen dabei in die Kanne ab. Dort bleiben sie kleben und können sich nicht mehr befreien. Sie werden zersetzt und verdaut.
Weitere Feinde der Termitenkolonie sind Parasiten wie Fliegen, Milben und einige Nematoden. Bei einem Parasitenbefall wandert die Kolonie manchmal an einen anderen Ort aus. Auch Pilzinfektionen> können eine Kolonie in die Knie zwingen. Einige Viren sind für die Insekten gefährlich. Doch durch die zurückgezogene Lebensführung der Termiten gelangen Viren nicht so schnell ins Innere einer Kolonie. Sind Parasiten, Pilze und Vieren jedoch einmal im Nest, verbreiten sie sich durch die soziale Lebensweise und die häufigen Kontakte der Insekten (zum Beispiel durch die Trophallaxis) untereinander sehr schnell.
Die Termite als Feind
Termiten gehören nicht zu den Raubtieren. Sie konkurrieren aber mit anderen Termitenkolonien. Dieses aggressive Verteidigen von Futterquellen kann bis zum tödlichen Kampf führen. Auch innerhalb der Kolonie kommt es zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen mehreren sekundären oder tertiären Geschlechtstieren.
Da Termiten große Schäden an Bauten aus Holz anrichten, der Wert geht schon in einzelnen Ländern in die Hundert Millionen Euro, betrachtet der Mensch sie als Feind und bekämpft ihre Kolonien.
Taxonomie und Systematik der Termiten
Die Taxonomie stellt klar, wo sich die Termite im großen Ganzen der Lebewesen befindet. Sie erklärt, zu welchen Gruppen (zum Beispiel: Stamm, Klasse, Ordnung …) sie zugeordnet werden kann, gibt Verwandtschaften mit anderen Tiergruppen an und klärt auf, wie sich die Familie der Termiten zusammensetzt.
Einordnung der Termiten
Die Termiten gehören in den Stamm Euarthropoda (Gliederfüßer), die Überklasse Hexapoda (Sechsfüßer) und in die Klasse der Insecta. In der Unterklasse Pterygota (Fluginsekten) bilden sie die eigene Ordnung der Isoptera. Der Begriff Isoptera kommt aus dem Griechischen und bedeutet „gleich“ und „geflügelt“. Das bezieht sich auf die beiden fast gleich großen Flügelpaare der Geschlechtstiere.
Wissenschaftler sind sich darüber uneinig, ob die Termiten eine eigene Ordnung verdienen oder doch lieber als Unterordnung unter die Blattodea (Schabenartige) eingefügt werden sollten. Eine Möglichkeit besteht wohl auch noch darin, eine Überfamilie Blattoidae zu bilden, in der die „Termitoidae“ eine „Epifamilie“ darstellen könnten.
Die nächsten Verwandten der Termiten sind die Schaben und Fangschrecken. Dazu gehören auch die Kakerlaken. Trotz des ähnlichen Aussehens zählen Ameisen und Wespen nicht dazu.
Wie sieht die Aufteilung innerhalb der Ordnung Isoptera aus?
Es werden zwölf Familien gezählt, wobei drei fossile Familien (Archeorhinotermitidae, Cratomastotermitidae und Termopsidae) enthalten sind.
Die Familien sind:
- Archotermopsidae mit drei Gattungen und sechs Arten
- Hodotermopsidae mit drei Gattungen und 21 Arten
- Kalotermitidae mit 21 Gattungen und 456 Arten
- Mastotermitidae mit einer Gattung und einer Art
- Rhinotermitidae mit 12 Gattungen und 315 Arten
- Serritermitidae mit zwei Gattungen und 3 Arten
- Stolotermitidae mit zwei Gattungen und zehn Arten
- Stylotermitidae mit einer Gattung und 45 Arten
- Termitidae mit 238 Gattungen und 2072 Arten
Die Familie Mastotermitidae ist die ursprünglichste aller Termiten. Sie besitzt nur noch eine lebende Art (die australische Mastotermes darwiniensis), doch sind einige fossile Gattungen und Arten bekannt.
Kalotermitidae sind Trockenholztermiten und gehören zu den niederen Termiten. Sie besitzen keine ausgewachsenen Arbeiter, sondern Pseudergaten.
Zur Familie der Hodotermitidae gehören die Erntetermiten, die sich von Gras und Pflanzenteilen ernähren.
Eine Familie, die Erdnester und Kartonnester baut, ist die Rhinotermitidae. Ihre Soldaten haben einen verlängerten Fortsatz statt der Mandibeln und werden auch Nasentermiten genannt.
Die Termitidae umfassen die höheren Termiten. Zu ihnen gehören die Arten, die Pilze züchten und große Hügel bauen. Sie sind die größte der Termitenfamilien. Mehr als 75 % aller Arten gehören zu den Termitidae.
Hallo zusammen,
Vielen Dank für diesen wirklich guten Beitrag!
Zu meiner Person: eine Zeit lang habe ich Biochemie studiert, dazu gehörten die Fächer Botanik und Zoologie.
Zur Zeit steige ich in ein Entwicklungshilfeprojekt in den Philippinen ein. Ein wirkliches Problem: Termiten. Es liegen schon einige Lösungsansätze vor. Ich wäre an einem Austausch von Informationen sehr interessiert.
Gern Rückmeldung! Viele Grüße!
Christian Teschner
Danke vielmals für diesen sehr informativen Beitrag!
Als begeisterter Ameisenhalter habe ich mich immer schon auch für Trermiten interessiert, habe darüber nachgedacht, selbst welche zu halten… (in verschiedenen YouTube-Beiträgen sah ich, dass dies auch möglich ist)
Zum Glück bin ich nun auf diesen Bericht gestossen, super dass das Thema Haltung auch angeschnitten wird! Ich bin von diesem Wunsch jedenfalls therapiert, danke dafür!
Sie bauen nämlich extrem schnell und kommen so über jede Sperre, ausser Wasser (Inselhaltung), hinweg, der Schwarmflug lässt sich so aber auch nicht verhindern. Da ich in einer grösseren Siedlung wohne möchte ich nicht für eine Invasion verantwortlich sein.
Gruss Florian