Die Apfelgespinstmotte ist ein Nachtfalter aus der Familie der Gespinst- und Knospenmotten. Die in Europa weit verbreitete Schmetterlingsart ist überwiegend in Obstgärten vertreten und dort ein ernst zu nehmender Schädling.
Lesen Sie in diesem Artenportrait alles über das Aussehen, die Lebensweise und die Bekämpfung der Apfelgespinstmotte.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Apfelgespinstmotte
Die Apfelgespinstmotte ist gut an ihren gefransten Vorderflügeln zu erkennen. Sie sind weiß und mit schwarzen Punkten bis in die Flügelspitze, die auch Apex genannt wird, verziert. Die Hinterflügel haben einen gräulichen Farbton. Die Spannweite der Flügel liegt zwischen 15 und 23 Millimetern. Im Ruhezustand legt die Apfelgespinstmotte ihre Flügel dachförmig an. Der Thorax, der auch als Brustpanzer bezeichnet wird, ist ebenfalls weiß und mit schwarzen Punkten versehen. Sie hat weiße Beine, von denen die Vorderbeine auf der Oberseite etwas dunkler gefärbt sind.
Die Raupen haben einen gelblichen bis grünlichen Farbton und sind ebenfalls mit schwarzen Punkten gezeichnet. Kopf, Beine und das Hinterteil der Raupe, welches auch Kremaster genannt wird, sind ebenfalls schwarz. Den Kremaster nutzt die Raupe durch die Borsten mit Widerhaken, um sich später mit dem Gespinst zu verankern, damit sie sich in Ruhe verpuppen kann. Sie werden zwischen 16 und 25 Millimeter groß.
Die Eier haben erst einen gelblichen Farbton, der sich später bräunlich verfärbt. Sie sind flach, länglich und oval.
Die Lebensweise und Ernährung der Apfelgespinstmotte
Die Flugzeit der Apfelgespinstmotte findet überwiegend im Juni und Juli, manchmal aber auch bis in den August hinein statt. Etwa zwei Wochen, nachdem die Falter geschlüpft sind, findet die Paarung statt und nicht einmal eine Woche später beginnen sie schon mit der Eiablage. Ein einzelner Falter legt bis 150 Eier an mehrjährigen Trieben des Baumes in der Nähe von Knospen ab, die er auf mehrere Gelege verteilt. Pro Gelege befinden sich zwischen zwanzig und sechzig Eier, die mit einer Schutzschicht versehen werden, die sich verhärtet. Circa zwei Wochen später schlüpfen die Larven und überwintern unter dieser Schutzschicht. Zu diesem Zeitpunkt benötigen sie noch keine Nahrung.
Im Frühjahr, wenn es tagsüber wärmer als zwölf Grad Celsius ist, beginnen die Raupen mit der Nahrungsaufnahme. Anfangs fressen sie innerhalb und zwölf bis vierzehn Tage später auf der Oberschicht des Blattes. Dann beginnen sie auch, die Blätter zum Schutz mit Gespinsten zu übersehen, um ungestört weiterzufressen. Da Raupen sehr gesellig sind, leben in einem Gespinst bis zu dreihundert Larven. Kurze Zeit später findet dann auch schon die Verpuppung statt, für die sich die Raupe einen Kokon zum Schutz spinnt. Die Puppenruhe dauert für gewöhnlich etwa zwei, manchmal auch bis zu drei Wochen, bis die fertig entwickelten Falter schlüpfen. Pro Jahr bildet die Apfelgespinstmotte nur eine Generation.
Die Bekämpfung und Vorbeugung
Die Apfelgespinstmotte ist ein großer Schädling für Apfelbäume, der die Apfelernte erheblich beeinträchtigen und den Baum bei mehrjährigem Befall schwächen und dauerhaften Schaden zufügen kann, was sich auch auf die Folgejahre auswirken könnte. Ansonsten übersteht ein gesunder Baum einen Befall in der Regel ohne großen weiteren Schaden und treibt wieder neu aus.
Bei einem starken Befall kann ein ganzer Baum mit Gespinsten überzogen und dementsprechend komplett kahlgefressen sein. Außerdem wirft der Baum seine Fruchtanlagen vorzeitig ab und die Früchte selbst werden nicht besonders groß. Daher ist es wichtig, einen Befall möglichst zu vermeiden oder frühzeitig Maßnahmen zur Bekämpfung einzuleiten.
Vorbeugung
Da die Apfelgespinstmotte ein nachtaktiver Schädling ist, fällt sie anfangs gar nicht weiter auf. Erste Anzeichen für einen Befall lassen sich jedoch bereits ab April feststellen, wenn die Tagestemperaturen zwölf Grad Celsius übersteigen und die Raupe mit dem Fressen beginnt. Die Blätter trocknen aus, bekommen bräunliche Stellen und die Blattspitzen rollen sich ein. Beim vorsichtigen Zerreißen des Blattes sind kleine Raupen erkennbar, die im Inneren des Blattes gefressen haben.
Wenn die Raupen ihre Gespinste schon um die Blätter zum Schutz gewebt haben, können sie beim genauen Hinsehen sogar bei ihrer Nahrungsaufnahme beobachtet werden, da sie dann mittlerweile auf der Oberseite des Blattes fressen oder schon ihren Kokon gesponnen haben. Bis zu dreihundert Raupen leben in einem Gespinst. Für chemische Mittel ist es dann bereits zu spät, da diese nicht durch das Gespinst durchdringen können und abperlen. Zusätzlich töten sie auch andere Schmetterlingsarten, die für den Baum völlig harmlos sind.
Damit es erst gar nicht zu einer solchen Situation kommt, ist es sehr wichtig und hilfreich, den Garten so naturbelassen wie möglich zu halten und ein biologisches Gleichgewicht zu schaffen. Zu den natürlichen Feinden der Apfelgespinstmotte gehören neben der Schlupfwespe Nützlinge wie die Erzwespe, Raubwanzen, Fleischfliegen und Raupenfliegen. Sie bevorzugen Plätze wie Mischhecken, morsche Baumstämme und Laubhaufen. Auch wilde Kräuter, Ringelblumen und Brennnesseln locken die Nützlinge an. Zu den größten Fressfeinden der Apfelgespinstmotte zählen jedoch Vögel und Fledermäuse. Alleine ein Vogelpaar mit seinen Jungen verspeist um die 10.000 Falter, Raupen, Würmer und Käfer. Futter- und Wasserstellen, geschützte Nistmöglichkeiten, dichte Bäume und Hecken locken die Tiere an. Für Fledermäuse gibt es sogar speziell angefertigte Fledermauskästen. Außerdem halten sie sich gerne in alten Bäumen auf.
Zusätzlich sollte im Winter ein Rückschnitt gemacht werden und der Baum auf Eier und Raupen kontrolliert werden. Das Gelege befindet sich anfangs unter einer gelblichen Schleimschicht, die später, wenn sie ausgehärtet ist, einen rot-bräunlichen Farbton annimmt. Wurde das Gelege entdeckt, solange der Schutzschleim noch nicht ausgehärtet ist, kann auf ein natürliches Hausmittel zurückgegriffen werden. 40-50 Gramm Kernseife oder reine Schmierseife werden in einem Liter heißen Wasser aufgelöst und in eine Sprühflasche gefüllt. Die betroffenen Stellen werden mit dieser Mischung alle zwei bis drei Tage behandelt, bis von den Schädlingen nichts mehr zu sehen ist.
Bekämpfung
Die einfachste und schnellste Methode ist das Absammeln der Gespinste. Bei kleineren Bäumen reicht ein Besen oder ein harter Wasserstrahl, bei größeren Bäumen wird eine Ast- oder Gartenschere genutzt und die betroffenen Stellen herausgeschnitten. Vorher sollte eine große Plane unter dem Baum ausgelegt werden. Das erleichtert das Einsammeln der Raupen. Zusätzlich können zum Schutz Leimringe am Baumstamm befestigt werden. So bleiben übersehene Raupen beim Heraufkrabbeln des Baumes an der Klebeschicht haften und können keinen neuen Schaden anrichten. Die eingesammelten Äste, Blätter und Raupen sollten auf keinen Fall auf dem eigenen Kompost entsorgt, sondern auf den Müll gebracht werden. Die Haltung von Hühnern und Enten erleichtert das Aufsammeln am Boden, da sie sich unter anderen auch von den Raupen ernähren.
Eine weitere Möglichkeit, gegen die Apfelgespinstmotte vorzugehen, sind Pheromon-Fallen. Diese beinhalten ein kleines beleimtes Kärtchen mit einem Lockstoff, der die männlichen Falter über mehrere hundert Meter erreicht und anlockt. Somit wird die Befruchtung und Vermehrung verhindert. Die Fallen werden bereits vor der Flugzeit der Falter ab Mitte Mai oder Anfang Juni in den Baum gehängt.
Auch eine natürliche Art die Apfelgespinstmotte zu bekämpfen, ist der Einsatz von Schlupfwespen. Auf sogenannten Trichokarten befinden sich bis zu 2.000 Eier, die nach zwei bis drei Wochen schlüpfen. Die Nützlinge legen ihre Eier dann in die Eier oder noch sehr jungen Raupen der Apfelgespinstmotte ab und fressen diese sozusagen von innen auf und verhindern so die Entwicklung zum Schmetterling. Die Schlupfwespe kann mehr als hundert Eier legen.
Michael Hahne meint
Besser als mit hartem Wasserstrahl geht es mit dem Kärcher, aber vorsichtig!