Sie sind klein, laut, lästig und haben einen denkbar schlechten Ruf: Fleischfliegen. Die behaarten, grau-schwarz-gemusterten Brummer machen es sich gern auf Misthäufen, toten Tieren aber auch auf Lebensmitteln und in menschlichen Behausungen gemütlich und gelten als Überträger zahlreicher Krankheiten. Die Fliegen sind daher nicht nur störend, sondern ein echtes Gesundheitsrisiko.
Innerhalb der Klasse der Insekten gehören sie zu den Fliegen. Zur Familie der Fleischfliegen zählen weltweit rund 2500 Arten, einige hundert davon leben in Europa. In Deutschland wurden bislang zehn Arten dokumentiert.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Fleischfliegen
Die Fluginsekten können zehn bis 18 Millimeter groß werden, haben einen eher plumpen Körperbau mit nach hinten spitz zulaufendem Hinterleib. Auf dem Thorax befinden sich Glanzschuppen, die schachbrettartig grau-schwarz gefärbt sind. Die Komplexaugen der Fliege befinden sich seitlich am Kopf und sind ziegelrot. Am vorderen Kopfende besitzen Fleischfliegen wie ihre Artgenossen einen Saugrüssel, mit dem sie leckend und saugend Nahrung aufnehmen kann. Ihr ganzer Körper ist mit feinen Härchen überzogen. Die Haare an den Vorderbeinen dienen als Sinnesorgan: Mit ihnen kann sie schmecken. Ihre beiden Flügel erzeugen beim Fliegen durch das Schwingen und Reiben am Brustkorb den typischen Brummton. Fliegen können in einer Sekunde bis zu zwei Meter zurücklegen – das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sieben Stundenkilometern.
Vorkommen und Lebensweise
Fleischfliegen sind weltweit verbreitet, besonders häufig treten sie von Europa bis Sibirien und in Afrika auf. Beobachten kann man sie das ganze Jahr über, besonders in den Monaten Mai bis Oktober. Die Insekten sind tagaktiv und halten sich gern in der Nähe von Menschen auf und dringen oft auch in Häuser ein, angelockt von den Nahrung versprechenden Gerüchen aus Küchen und sanitären Anlagen. In freier Natur tummeln sie sich auf Blüten, deren Nektar sie aufnehmen, aber auch auf Aas, Kothaufen und verwundeten Tieren, wo sie ihre Eier ablegen. Die Lebensdauer der Fliegen variiert zwischen einigen Tagen bis mehreren Wochen.
Fortpflanzung und Entwicklung
Ihre bis zu 800 Eier (Geschmeiße) setzen Fleischfliegen bevorzugt auf verrottetem Fleisch, Aas, Fäkalien, aber auch proteinhaltigen Lebensmitteln wie Fleisch- und Milchprodukten ab. Angelockt werden sie von diversen Geruchsstoffen, die beim bakteriellen Abbau von Eiweiß entstehen. Da sich der Geruch im Laufe der Verwesung wandelt, treffen einige Fleischfliegenarten zur Eiablage später auf verwesenden Körpern ein als andere, weshalb die Entwicklung der Eier und Larven für Forensiker Aufschluss über den Todeszeitpunkt des Körpers geben kann.
Sobald die Eier abgelegt sind, schlüpfen die Larven und beginnen zu fressen. Fleischfliegen können in ihrem Leben bis zu 20.000 Eier legen. Die Atmung erfolgt in den ersten Stunden über die Haut der Larven, bis sich das Tracheensystem im Hinterleib ausgebildet hat. Mittels eines Verdauungssekrets verflüssigen sie die feste Nahrung, auf der sie leben, und saugen sie auf. Nach etwa einer Woche sind die Maden so weit entwickelt, dass die Verpuppung erfolgt. Nach einem Monat entwickeln sich aus den verpuppten Larven adulte Fliegen, die sich sofort wieder vermehren.
Ernährung der Fleischfliegen
Durch ihren Saugrüssel können diese Fliegen nur flüssige Nahrung aufnehmen. Während sich adulte Tiere hauptsächlich von Nektar, Honigtau und dem Saft reifer Früchte ernähren, brauchen die Larven für ihre Entwicklung proteinhaltige Stoffe. Diese beziehen sie aus Aas, Kot und verwesenden Fleisch. Manche Arten leben auch parasitär auf Regenwürmern und anderen Tieren.
Fleischfliegen gelten als Gesundheitsschädling. Weil sie sowohl Lebensmittel als auch nekrotisches Gewebe und Fäkalien anfliegen, können sie vielfältige Krankheiten und Keime auf Menschen und Tiere übertragen. Lebensmittel, die mit ihnen in Verbindung gekommen sind, sollten nicht mehr verzehrt werden.
Vertreter der Fleischfliegen
Im Folgenden finden Sie eine Kurzbeschreibung einer häufigen Art und einer Gattung der Fleischfliegen.
Die Graue Fleischfliege
Auch die Sarcophaga carnaria, die Graue Fleischfliege oder auch Aasfliege genannt, gehört zur Gattung der Echten Fleischfliegen und ist nahezu überall auf der Welt anzutreffen, bevorzugt in menschlichen Siedlungen und an Waldrändern. Ihr Körper ist gänzlich behaart, an der Unterseite sieht er weiß, oben schwarz. Die Graue Fleischfliege legt ihre Eier in Kothäufen von Regenwürmern oder die Eingänge deren Behausungen. Da die Larven unmittelbar nach der Eiablage schlüpfen, zählt diese Art zu den lebendgebärenden. Die Larven suchen sich einen Regenwurm als Wirt, dringen in ihn ein und parasitieren, bis der Wurm zugrunde geht.
Die Trabantenfliegen
Noch ist sich die Forschung nicht einig, ob die Trabantenfliegen (Senotaina) eine eigene Gattung innerhalb der Fleischfliegen bilden oder ob der Begriff vielmehr ein Verhalten beschreibt, dass bei mehreren Fliegenarten beobachtet werden kann. Trabantenfliegen leben parasitär. Als sogenannte Kleptoparasiten lauern sie auf Wildbienen oder Grabwespen, die Beute in ihr Nest tragen. Sobald sich die Fliege unbeobachtet wähnt, legt sie auf das Beutetier ein Ei. Die geschlüpfte Larve ernährt sich von der Beute und verdrängt so die Larven der Wespen und Bienen.