Schon der Name an sich löst bei vielen Ekel und Schaudern aus – im Gegensatz zu vielen anderen Schädlingen hat die Deutsche Schabe (Blattella germanica) einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Ihr Vorteil: sie ist zufrieden, solange sie nur genug Nahrung findet und übertrifft ihre Kollegen mit ihrem enormen Anpassungsvermögen und ihrer Unverwüstlichkeit.
Doch wie genau lebt das flinke Insekt und was macht es zu einem unwillkommenen Überlebenskünstler, dessen Ausbreitung so schnell es geht, verhindert werden sollte? Dies und einiges mehr lesen Sie in diesem Artenportrait.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Deutschen Schabe
Die ausgewachsene Deutsche Schabe hat einen sehr flachen, gelblich-braun gefärbten Körper mit helleren, gelben Beinen. Sie erreicht eine Körperlänge zwischen 10 und 15 Millimetern. Das breite Halsschild weist zwei deutliche dunkle Längsstreifen auf, genauso sind die Augen schwärzlich gefärbt. Die weiblichen Tiere zeigen eine dunklere Färbung als die Männchen, während ihr Hinterleib breiter und abgerundeter ist. Trotz ihrer Flügel kann die Schabe bis auf einen kurzen Gleitflug nicht gezielt fliegen. Mit ihren sechs muskelreichen Laufbeinen erreicht sie am Boden jedoch eine Geschwindigkeit von 29 cm pro Sekunde.
Um Nachwuchs zu sichern, produziert das Weibchen nach der Befruchtung ein längliches Eipaket, die sogenannte Oothek, welche im Schnitt 36 Eier enthält. Während der Embryonalentwicklung wird der Nachwuchs mit Feuchtigkeit und Nährstoffen versorgt, bis das Weibchen die Oothek abstößt. Das wird ermöglicht, indem das Weibchen den Druck ihrer Körperflüssigkeit, der Haemolymphe, durch eine verstärkte Wasseraufnahme erhöht. In den Eihüllen kann die Deutsche Schabe auch sehr ungünstige Umweltbedingungen überstehen – sie ist vor starken Temperaturschwankungen und Pestiziden geschützt.
Die geschlüpften Larven bewegen sich nur sehr wenig von ihrem Geburtsort und ihrer Mutter fort, da sie zunächst auf eine permanente Feuchtigkeitsquelle angewiesen sind. Dabei zeigen die ersten beiden Larvenstadien noch einen hellbraunen Rückenstreifen, bevor sie sich nach fünf bis sieben Häutungen zum Imago, dem geflügelten und geschlechtsreifen Tier, entwickeln. Die Entwicklung ist von unterschiedlicher Dauer, je nach Nahrungsangebot und Feuchtigkeit. Sie kann nach etwa zwei Monaten abgeschlossen sein, oder sich bis auf ein halbes Jahr hinauszögern.
Das Verbreitungsgebiet und die Lebensweise
Ursprünglich wohl in den Subtropen beheimatet, hat sich die Deutsche Schabe im Laufe von Jahrhunderten beinahe auf der ganzen Welt verbreitet. In kälteren Regionen kann sie jedoch nur in Gebäuden überleben, die ein gewisses Maß an Wärme bieten. Trotz ihrer eigentlichen Herkunft trägt sie den Namen Blattella germanica – Deutsche Schabe – vor etwa 250 Jahren von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné verliehen.
Über ihre eigentliche Lebensweise ist nicht viel bekannt, da die Schabe sich längst ihren Namen als Schädling gemacht hat. Sie fühlt sich besonders in Küchen wohl, dabei lässt sie Kantinen, Bäckereien und andere Lebensmittelbetriebe nicht aus. Aber auch feuchtwarme Plätze wie sie in Schwimmbädern, Hotels, Krankenhäusern und Wäschereien zu finden sind, verschmäht die Deutsche Schabe nicht – sie ist nicht gerade wählerisch. Das nachtaktive Tier versteckt sich tagsüber hinter elektrischen Geräten wie Kühlschränken und Elektroherden, in Rohrschächten, hinter Bildern, Fußleisten und anderen für Menschen unzugänglichen Orten. Es kann dabei Spalten von nur wenigen Millimetern durchdringen und sammelt sich meist in Gruppen in den Verstecken. Dabei bevorzugt die Deutsche Schabe Temperaturen zwischen 20°C bis 30°C. Erst Temperaturen unter 4°C oder über 42°C werden von ihr nicht mehr vertragen, während die Eier dagegen -22°C noch überleben. Sitzt sie gerade an der Wand und wird plötzlich von einem Menschen entdeckt, kann sie sich einfach zu Boden werfen. Ihre Flügel befähigen sie dabei gerade so zu einem Gleitflug.
Ist der gewählte Lebensraum zudem extrem verschmutzt, zum Beispiel durch Ansammlungen von Essensresten bei schlechten Hygienebedingungen und Verwahrlosung, zeigt sich die Deutsche Schabe sogar tagsüber. Ihr Lebensalter beträgt bis zu 200 Tage, während sie sich in beheizten Gebäuden das ganze Jahr über vermehren kann. Außerdem kann die Deutsche Schabe etwa zwei Monate ohne Nahrung auskommen, solange ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Ein wahrer Überlebenskünstler!
Die Schadwirkung der Deutschen Schabe
Während die Deutsche Schabe vorwiegend pflanzliche Nahrung bevorzugt, geht sie auch an fleischhaltige oder verarbeitete Nahrungsmittel. Bei großem Hunger ist also nicht mehr viel vor ihr sicher. Dennoch bleibt der Schaden an Vorräten meist gering, es kommt also nicht zu allzu großen Verlusten von Nahrungsmitteln. Das weit größere Problem stellt die Übertragung von Krankheitserregern da – und damit die Kontamination von Lebensmitteln. Die Deutsche Schabe überträgt durch ihren Kot und durch die Speicheldrüsen die Erreger der Tuberkulose, Salmonellose, Hepatitis und Milzbrand sowie Sporen von Schimmelpilzen. Auch äußerlich haften ihr Krankheitserreger an, die sie auf ihrer Suche nach Nahrung an Vorräten oder Textilien abstreift. Das Gesundheitsrisiko für den Menschen, aber auch für Nutztiere oder vierbeinige Mitbewohner ist daher nicht zu unterschätzen. In der Viehzucht kann ein Befall durch die Deutsche Schabe zu großen Verlusten und finanziellen Schäden führen. Der Kot kann bei Menschen außerdem Allergien auslösen. Giftig ist die Schabe selber jedoch nicht: Sie produziert kein Gift und beißt nicht.
Die Bekämpfung der Deutschen Schabe
Dank ihrer Anpassung an menschliche Behausungen hat die Deutsche Schabe praktisch keine natürlichen Feinde. Während sie draußen vielleicht von einem Vogel oder einer Kröte erwischt würde, ist sie in menschlicher Nähe vor Fressfeinden geschützt.
Die Bekämpfung erfolgt also mechanisch durch Fallen oder chemisch durch spezielle Sprays. Die Fallen sind mit einem Lockstoff versehen, der die Deutsche Schabe anlockt, wobei sie durch den Klebstoff der Falle am Weiterlaufen gehindert wird und stirbt.
Auch mit Giften versehende Fallen sind im Handel erhältlich: Hier werden die Tiere ebenfalls angelockt und verenden nach einer Weile durch ein Insektizid wie Pyrethrum, Fipronil oder Dichlordiphenyltrichlorethan, abgekürzt DDT. Diese Gifte kann das Tier über die Mundwerkzeuge oder die Haut aufnehmen.
Um zu verhindern, dass sich die Deutsche Schabe erneut ausbreitet, müssen die Fallen regelmäßig über einen Zeitraum von mehreren Monaten ausgebracht werden. So werden auch die im Nachhinein geschlüpften Larven abgetötet.
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Ist der Befall bereits fortgeschritten oder gibt es im Gebäude zu viele Spalten und unentdeckte Verstecke, ist es ratsam, einen professionellen Schädlingsbekämpfer hinzuzuziehen. Im schlimmsten Fall ist eine vollständige Gebäudebegasung mit einem Insektizid von Nöten. Nur so kann die Deutsche Schabe in jedem noch so kleinen Versteck erwischt werden.
Nahe verwandte Schabenarten
Läuft einem tatsächlich eine Schabe über den Weg, lohnt es sich erstmal, einen genauen Blick auf das Tier zu werfen. Es kommt zwar selten vor, aber dennoch verirrt sich manchmal die harmlose Kollegin, die Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) in menschliche Behausungen. Diese Schabenart ernährt sich in der freien Natur von abgestorbenem Pflanzenmaterial und stellt keine Gefahr für den Menschen oder seine Vorräte dar. Sitzt sie einmal in der Wohnung fest, verhungert sie nach kurzer Zeit. Sie sieht der Deutschen Schabe sehr ähnlich, jedoch fehlen ihr die beiden dunklen Längsstreifen auf dem Halsschild.
Hallo
kann ich ein Foto hochladen damit mir jemand sagen kann ob es sich um eine Schabe handelt? Oder haben Sie mir ne Webadresse wo man das machen kann?
Mit freundlichen Grüßen
Kern
Hallo Frau Kern,
Sie können mir das Foto gerne an die E-Mail-Adresse schicken, die Sie im Impressum dieser Website finden.
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag