Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) kommt in weiten Teilen Europas vor und bevorzugt feuchte Gebiete als Lebensraum. Sie erträgt auch ausgetrocknete Standorte, findet sich aber besser auf Überschwemmungsflächen sowie in Mooren zurecht.
Optimal existieren kann das Tier in lichten Wäldern, Wiesen und landwirtschaftlichen Brachen, auf denen hochwüchsige Gräser stehen. Ideal sind Sommertemperaturen von 20 bis 22 Grad Celsius sowie mittlere Niederschläge.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Auwaldzecke
Das ausgewachsene Weibchen der Auwaldzecke erreicht nach einer frischen Blutmahlzeit die Größe von 16 Millimetern. Damit wird es größer als die häufigste Zeckenart in Deutschland, der Gemeine Holzbock. Nüchtern sind es nur maximal fünf Millimeter. Ein Männchen ist etwas kleiner und wird durch das Saugen nicht wesentlich größer.
Gut zu erkennen ist die Auwaldzecke durch ihren auffälligen Rückenschild. Er ist marmoriert und von weißlicher Färbung. Am äußeren Rand ist der Schild rotorange. Die Zeichnung reicht bei dem männlichen Tier über den ganzen Schild. Beim Weibchen ist sie kleiner.
Im Gegensatz zum Holzbock besitzen Auwaldzecken ein Paar Augen. Sie befinden sich seitlichen am Schild, zwischen dem zweiten und dritten Beinpaar.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Die Auwaldzecke gehört zur Familie der Schildzecken (Ixodidae). In Deutschland hat sie sich jüngst nach Norden ausgebreitet. Bis fast zur Jahrtausendwende war sie vorwiegend in Südwest- und Ostdeutschland beheimatet, trat dort aber relativ wenig in Erscheinung.
Mittlerweile sind die freilebenden Populationen recht gleichmäßig über ganz Deutschland verteilt. Das nördlichste Vorkommen erstreckt sich gegenwärtig entlang der Linie Südwestengland – St. Petersburg. Südlich reicht das Revier bis in kühlere Gebiete des Mittelmeerraums.
Moore und Auwälder dienen der Auwaldzecke bevorzugt als Lebensraum. Von diesen Zecken werden also feuchte Gebiete bevorzugt besiedelt und am wohlsten fühlen sie sich bei Temperaturen von 20-22°C. Aber auch wenn es mal kälter wird, ist dies kein Problem. Auwaldzecken überleben auch sehr kalte Winter und sind somit äußerst kältetolerant.
Die Fortpflanzung der Auwaldzecke
Um sich fortpflanzen zu können, muss die weibliche Auwaldzecke eine mehrtägige Blutmahlzeit zu sich nehmen. Diese dauert in der Regel 8 Tage und die Paarung an sich muss innerhalb der ersten 3 Tage vollzogen werden. Aus diesem Grund findet die Kopulation auch direkt auf dem Wirt statt.
Nach der erfolgreichen Begattung, legt das Weibchen im Frühjahr zwischen 3000 und 5000 Eier ab. Daraus schlüpfen die Larven. Nach der Häutung werden sie zu Nymphen und nehmen noch im gleichen Sommer ihre erste Blutmahlzeit zu sich. Bevorzugt werden hierfür kleine Säugetiere (Kaninchen, Nager, Insektenfresser).
Die Larven und Nymphen sind nur einige Wochen aktiv und fallen den Winter über in eine Kältestarre. Die Metamorphose wird dann im folgenden Frühjahr mit der Häutung zur adulten Zecke abgeschlossen.
Die Lebensweise
Bei Tagestemperaturen über dem Gefrierpunkt ist eine erwachsene Auwaldzecke auch in den Monaten Januar und Februar aktiv. Dagegen hält sie sich in den heißen Sommermonaten Juli und August weitgehend zurück.
Wenn sie Hunger haben, warten erwachsene Auwaldzecken meistens an Grashalmen, Kräutern und Stauden auf ihre Beute. Sie erklimmen dabei Höhen bis zu 1,5 Meter. Die Tiere können ein bis zwei Jahre ohne neue Blutnahrung leben, relativ lange für ihresgleichen.
Als Wirt kommt eher selten der Mensch infrage, dafür werden aber zunehmend Hunde befallen. Neben den Hunden befallen erwachsene Auwaldzecken auch:
- Schafe
- Rinder
- Pferde
- Füchse
- Rehe
- Wildschweine
Neuerdings kommt auch der Goldschakale als Wirt in Frage. Im Fell eines erlegten Tieres, welches über Schleswig-Holstein nach Dänemark einwanderte, wurden 21 Auwaldzecken entdeckt. Damit besteht die Gefahr, dass sich diese Blutsauger massiv in Richtung Norden ausbreiten, denn der Schakal legt große Strecken zurück.
Bei der Untersuchung des toten Tieres wurde festgestellt, dass 19 der 21 Auwaldzecken Rickettsien-Bakterien in sich trugen. Diese Bakterien können Menschen mit dem gefährlichen Rocky-Mountain-Fleckfieber anstecken, das bei Nichtbehandlung in einem von fünf Fällen tödlich verläuft.
Der Stich der Auwaldzecke
Wird der Mensch von einer Auwaldzecke gestochen, zeigen sich lokal begrenzt Schwellungen und Taubheitsgefühle. Am Ort der Einstichstelle kann die Haut mehr oder weniger stark brennen, verursacht durch giftige Substanzen.
Vor dem Stich sucht die Zecke zuerst den Körper des betroffenen Menschen und seine Kleidung nach einer geeigneten Stelle ab. Damit besteht die gute Chance, sie vor dem Stechen zu entdecken. Oft wandert sie nach oben zur Kopfgegend. Gern sticht sie auch im Schambereich oder unter den Achseln zu, eher selten aber auf offener Haut. Bei Kindern sind besonders Hinterkopf und Nacken gefährdet.
Die Auwaldzecke als Krankheitsüberträger
Bekannte Übertragungskrankheiten durch Auwaldzeckenstiche sind:
- Babesiose des Hundes (Hundemalaria)
- Theileria equi (Pferdepiroplasmose)
- Tularämie (Hasenpest)
Weiterhin geben die Zecken das sogenannte Q-Fieber weiter, das von Tieren auf Menschen übergehen kann (Zoonose). Neuere Erkenntnisse besagen, dass Auwaldzecken auch die für Menschen gefährliche Gehirnentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) weitergeben können. Dagegen gibt es bislang keine Hinweise, dass die gefürchtete Borreliose übertragen wird.
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