Jeder hat wahrscheinlich schon einmal Ohrwürmer gesehen oder ist ihnen begegnet. Sie leben in beinahe jedem Garten und huschen über Wege und Wiesen. Doch was ist über die kleinen Insekten bekannt? Es gibt eine ganze Menge Informatives und Wissenswertes über diese scheuen Tiere in Erfahrung zu bringen. Ferner verfügen sie über eine besondere Lebensweise und haben einige liebenswerte Eigenarten.
Inhaltsverzeichnis
- Um was für Tiere handelt es sich?
- Ohrwürmer verfügen über ein besonderes Aussehen
- Weltweite Verbreitung der Tiere
- Wie sieht ihr Lebensraum aus?
- Wie ernähren sich die Ohrwürmer und gelten sie als Schädlinge?
- Die Fortpflanzung ist sehr außergewöhnlich für Insekten
- Natürliche Feinde, die den Ohrwurm bedrohen
- Die vielfältige Taxonomie der Ohrwürmer
Um was für Tiere handelt es sich?
Ohrwürmer – auch Demaptera genannt – gehören zu den Insekten und sind im eigentlichen Sinn Fluginsekten. Bei Fluginsekten handelt es sich um Tiere, die über Flügel verfügen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie flugtauglich sind, oder diese Eigenschaft im Laufe der Evolution verloren haben.
Seit der Antike bis hin in die Neuzeit dienten die Tiere als Medizin und wurden in pulverisierter Form gegen Ohrkrankheiten oder Taubheit eingesetzt. Dadurch erhielten sie den Namen auricula (auris bezeichnet das Ohr).
Eine weitere Theorie besagt, der Name wurde vom Begriff Öhrwurm abgeleitet, da die Hinterzange der männlichen Tiere einem Nadelöhr ähnelt. Zudem erinnert das Aussehen des Körpers an einen Wurm.
Lange Zeit verbreitete sich das Märchen, sie würden in Ohren kriechen, dort das Trommelfell zerschneiden und anschließend ihre Eier ablegen, schlichtweg falsch. Sie sind für den Menschen ungefährlich. Im deutschsprachigen Raum haben die Insekten je nach Region vielerlei Eigennamen erhalten, wie zum Beispiel Ohrenkneifer, Ohrenhöhler, Ohrenwusler, Ohrenzwicker oder Ohrenkriecher.
Ohrwürmer verfügen über ein besonderes Aussehen
Ohrwürmer haben in der Regel eine rotbraune Farbe und sind ca. 1 – 2 cm lang, sie gehören zu den wechselwarmen Tieren. Einige Arten können auch bis zu 5 cm groß werden, wie beispielsweise der Riesenohrwurm. Der St.-Helena-Riesenohrwurm, eine verschollene Art, soll sogar eine stattliche Länge von 8 cm erreichen.
Ihre Vorder- bzw. Deckflügel sind stark verhärtet und verkürzt und haben ein lederähnliches Aussehen, die Hinterflügel sind häutig und befinden sich unter den Deckflügeln. Das Besondere an ihnen ist, dass sie sehr kompakt gefaltet sind und sich nur bedingt zum Fliegen eignen. Die meisten Arten der Ohrwürmer haben ihre Flugfähigkeit im Laufe der Zeit komplett verloren.
Ohrwürmer haben einen länglichen Körper mit zangenähnlichen Hinterleibsfäden (Cerci) am Ende. Während diese bei den Männchen gebogen erscheinen, sind sie bei den weiblichen Ohrwürmern kürzer und eher gerade. Sie werden von den Insekten zur Balz oder zur Verteidigung einsetzt. Zusätzlich entfalten die Ohrwürmer mit den Hinterleibszangen ihre Flügel.
Außerdem besitzen die Ohrwürmer am Hinterleib funktionsfähige Stinkdrüsen. Diese entwickeln ein Sekret, das sie zur Verteidigung vor Feinden einsetzen.
Typisch für die Ohrwürmer sind ihre gut entwickelten Facettenaugen, also Augen, die aus mehreren Einzelaugen bestehen. Wenige Arten verfügen über reduzierte Punktaugen.
Weltweite Verbreitung der Tiere
Ohrwürmer gibt es schon seit dem steinzeitlichen Jura. Bernsteineinschlüsse mit fossilen Funden sind Zeugen dieser Zeit, im speziellen Baltischem Bernstein wurden Einschlüsse mit Larven gefunden.
Die Ohrwürmer sind mittlerweile auf der ganzen Welt heimisch. Beheimatet waren sie ursprünglich auf dem europäischen Kontinent. Durch die Reisetätigkeit des Menschen haben sie sich auf der ganzen Welt ausgebreitet und vermehrt. Sogar bis Neuseeland hat sich der Gemeine Ohrwurm ausgeweitet.
Die Vielfalt der Tiere ist immens. So gibt es weltweit über tausend unterschiedliche Arten, während in Europa lediglich 34 verschiedene Gattungen heimisch sind. Dabei ist der Gemeine Ohrwurm am meisten verbreitet. In Deutschland existieren nur acht bekannte Arten.
Wie sieht ihr Lebensraum aus?
Die Ohrwürmer lieben warme Gebiete, die auch leicht feucht sein dürfen. Auch in Habitaten fühlt er sich sehr wohl. Nahezu alle Arten halten sich tagsüber in den Rinden von Bäumen, unter Steinen, Brettern oder in sonstigen Rückzugsorten auf. Auch aufgeschichtete Laubhäufen oder Mauerspalten mögen sie als Unterschlupf.
Sie sind dämmerungsaktiv oder auch nachtaktiv. Einige Arten ziehen sich in kleinen Gruppen in Verstecke zurück und bilden Schlafgemeinschaften.
Wie ernähren sich die Ohrwürmer und gelten sie als Schädlinge?
Meistens stehen weiche Pflanzenteile und sonstiger organischer Abfall auf dem Speiseplan. Einige Ohrwürmer bevorzugen kleine Insekten, wie zum Beispiel Blattläuse oder Raupen von Schmetterlingen. Der Gemeine Ohrwurm ist als Allesfresser bekannt.
Ohrwürmer gelten als wertvolle Nützlinge, da sie zur Schädlingsbekämpfung beitragen, wie der Sandohrwurm. Dieser gilt als reiner Fleischfresser. Andere Arten des Ohrwurmes, wie der Gemeine Ohrwurm sind dagegen bedingt als Schädlinge bekannt, weil sie zum Teil wertvolle Blüten anfressen. Bei Obst beschränkt sich ihr Appetit auf bereits bestehende Schadstellen, die von anderen Tieren verursacht wurden.
Die Fortpflanzung ist sehr außergewöhnlich für Insekten
Für Ohrwürmer ist eine ganzjährige, sehr ausgeprägte Balz charakteristisch. Dabei legen die Weibchen in den Herbst- und Wintermonaten – in der Regel einmal pro Jahr – bis zu 50 Eier in individuell ausgesuchte Verstecke. Dabei handelt es sich meist um selbst gebaute Unterschlüpfe. Aber auch Aushöhlungen, Baumrinden oder Blattrillen dienen als Eiablage. Ein aufgestelltes Insektenhotel wird von den Ohrwürmern ebenfalls gerne angenommen. Die Brutstätten werden regelmäßig von den Tieren gepflegt und gesäubert. Teilweise werden die geschlüpften Larven gefüttert, verlassen aber auch den sicheren Nistplatz, um selbst Nahrung zu suchen. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass sie zum Versteck zurückkehren. Dieses wird seit der Eiablage vom Muttertier beschützt und verteidigt.
Nach der zweiten Häutung hat sich das Insekt voll entwickelt und wird auch als Imago bezeichnet.
Die Lebenserwartung der Insekten beträgt je nach Art mehrere Monate bis zu einigen Jahren, in der Regel liegt die Spanne zwischen 6 Monaten und 2 Jahren.
Natürliche Feinde, die den Ohrwurm bedrohen
Zu den natürlichen Feinden der harmlosen Insekten gehören vor allem Vögel. Daneben gilt der Mensch als der eigentliche Feind des Ohrwurmes.
Der St.-Helena-Riesenohrwurm war lediglich auf der gleichnamigen Insel im Atlantik beheimatet und ist bereits seit einigen Jahren nicht mehr gesichtet worden. Dies ist die einzige Gattung, die als gefährdet bzw. ausgestorben gilt und auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion, auch IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) steht.
Die vielfältige Taxonomie der Ohrwürmer
Die Taxonomie der Ohrwürmer ist auf den schwedischen Industriellen, Zoologen, Wissenschaftler und Entomologen, Baron Carl de Geer, zurückzuführen. Dieser führte den Fachbegriff Demaptera ein, zu dem weitere Insekten, wie Heuschrecken, Schaben oder Fangschrecken zählen.
Vom deutschen Naturwissenschaftler Carl Hermann Conrad Burmeister wurde dagegen der Name Dermatoptera entwickelt, der ausschließlich Ohrwürmer bezeichnet.
Dabei werden die rund 1800 Arten in drei übergeordnete Gruppen unterteilt:
Zu den Forficulina gehören die häufigsten Arten, zu denen beispielsweise der Sandohrwurm (Labidura riparia), der gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia), der Waldohrwurm (Chelidurella acanthopygia) oder der Zwergohrwurm (Labia minor) gehören. Sie verfügen über gut ausgebildete Flügel, sehr gut entwickelte Augen und sind hauptsächlich in Mitteleuropa zu finden.
Die zweite Gruppe, die Arixeniina, sind besondere Ohrwürmer ohne Flügel und mit kleinen Komplexaugen. Diese Art ist ausschließlich in Malaysia und auf den Philippinen heimisch. Der bekannteste Ohrwurm, der Arixenia esau lebt als Phorent bei und auf Fledermäusen. Er bildet eine Probiose mit den Fledermäusen, indem beide einen Vorteil aus der Gemeinschaft ziehen, ohne sich gegenseitig Schaden zuzufügen oder irgendeinen Nutzen davon haben. Eindrucksvoll ist der Unterschied zu heimischen Arten, da der Arixenia esau zu den lebend gebärenden Tieren gehört.
Zur dritten Gruppe gehören die Hemimerina, die in Afrika auftreten. Sie verfügen über vollständig zurückgebildete Komplexaugen und Flügel. Diese leben auf den dort heimischen Riesenhamsterratten und ernähren sich von deren Hautpilzen und Hautschuppen. Sie agieren nicht als Parasiten für die Tiere, sondern als Mutualisten, führen also eine Wechselbeziehung mit beiderseitigem Nutzen. Ferner bilden sie eine gegenseitige Symbiose mit ihrem Wirt.
Zur Phylogenie der Ohrwürmer, also der stammesgeschichtlichen Entwicklung, gibt es mehrere Hypothesen, wobei 1985 E. J. Popham die Theorie aufstellte, dass die Arixeniina ein Taxon innerhalb der Forficulina darstellen. Daneben gibt es neuere Hypothesen, die in weiteren Verfahren von Haas und Kulakova-Peck in den Jahren 1995 und 2001 entwickelt wurden und teilweise von der ursprünglichen Theorie abweichen.
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