Der Nashornkäfer (Oryctes nasicornis) gehört zur Familie der Blatthornkäfer und gilt als der größte heimische Vertreter dieser Familie. Im Jahr 1746 wurde er zuerst von Carl von Linné beschrieben, fossile Funde belegen aber bereits ein Vorkommen in Norddeutschland zur Zeit des Mittelalters.
Im englischen Sprachgebrauch ist der Nashornkäfer als european rhinoceros beetle bekannt. Mehr über sein Aussehen und die Lebensweise erfahren Sie in diesem Artenportrait.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen des Nashornkäfers
Die Larven des Nashornkäfers haben die für Blatthornkäferlarven typische Engerlingsgestalt: Sie sind weißlich gefärbt, walzenförmig und zum Bauch hin C-förmig eingekrümmt. Die Larven (Engerlinge) weisen je nach Alter eine Länge von 10 bis 30 Millimeter auf. Sowohl die hellbraune Kopfkapsel, die sich am vorderen Ende befindet als auch die drei relativ langen Beinpaare sind deutlich zu erkennen. Die Oberfläche des Körpers trägt kleine bräunliche Sklerite, ist segmentiert und in abgesetzte Ringel (Plicae) unterteilt.
Der Nashornkäfer erreicht im ausgewachsenen Zustand eine Körperlänge von 25 bis 40 Millimeter. Wie alle anderen Käfer auch hat diese Spezies sechs Beine, die an den Enden hakenähnlich geformt sind. Die Beine des Insekts sind zu Grabbeinen umgebildet, also etwas abgeflacht, verbreitert und nach außen hin grob gezähnt. Sein meist schwarz oder dunkelbraun gefärbter Körperpanzer ist walzenförmig und glänzt aufgrund der glatten Oberfläche relativ stark. Insbesondere die meist kastanienbraunen Flügeldecken, die sehr feine Punktreihen tragen, reflektieren das auftreffende Licht sehr auffällig. An den Seiten, zwischen den Flügeldecken sowie an der Oberseite der Extremitäten ist eine bräunliche Behaarung feststellen. Im Gegensatz zur kahlen Oberseite, sind die Bauchunterseite sowie die Beine des Käfers dicht und auffallend abstehend orangerot behaart.
Die Fühler am Kopf verfügen über die für Blatthornkäfer übliche Fühlerkeule aus drei Gliedern. Die von oben betrachtet deutlich sichtbaren Oberkiefer sind blattartig verbreitert, sodass der Kopf zwischen ihnen nach vorne spitz zuläuft.
Der Nashornkäfer weist einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf. So trägt lediglich das Männchen das charakteristische ausladende Horn auf seinem Kopf, das dieser Spezies ihren Namen stiftet. Das Weibchen weist statt dem langen Horn nur einen Höcker mit relativ glattem Hornschild auf. Der Halsschild ist ebenfalls zwischen den Geschlechtern verschieden gebaut. Nur beim Männchen erhebt sich die hintere Hälfte des Halsschildes leistenförmig und baut in der Mitte drei deutliche Höcker auf. Der Halsschild des Weibchens ist vorne undeutlich begrenzt eindrückt.
Die Verbreitung des Nashornkäfers
Das Verbreitungsgebiet umfasst weite Teile Europas, den Norden Afrikas sowie die Kanaren und Teile Mittel- und Ostasiens. Innerhalb dieser weitreichenden Gebiete wird zwischen insgesamt 19 Unterarten unterschieden, die oft aber nicht eindeutig voneinander abgegrenzt werden können, weshalb meist keine Angabe zur Unterart gemacht wird. Nashornkäfer leben in der Regel in Laubwäldern, die reich an Totholz sind. Insbesondere Eichenwälder werden als Lebensraum bevorzugt. Die Spezies ist sowohl im Tieflandwald also auch in Höhenlagen der Vorgebirge vorzufinden.
Während viele Käferarten heutzutage oft gefährdete Spezies sind, deren ursprünglicher Lebensraum (ähnlich wie der von Nashornkäfern) weicher Holz-Mulm ist, konnte sich der Nashornkäfer auf neue, durch den Menschen entstandene Substrate spezialisieren. Einschlägige Käferart ist deshalb in Mitteleuropa stark vertreten und anscheindend gerade dabei sich sogar noch weiterzuverbreiten. Der Nashornkäfer ist im ursprünglichen Lebensraum Holz-Mulm nur noch sehr selten zu finden. Das erste menschengemachtes Substrat war mit großer Wahrscheinlichkeit Eichenlohe als Restprodukte des Gerberei-Verfahrens. Mittlerweile ist der Käfer auch massenweise in diversen holzverarbeitenden Betrieben wie Sägewerken, aber auch in Rindenmulch und gewöhnlichen Komposthaufen in Gärten vorzufinden.
Die Lebensweise und die Ernährung
Der Nashornkäfer ist ein dämmerungs- und nachtaktiver Käfer, dessen Flugzeit sich meist über Juni bis August erstreckt. Die Entwicklung bis zum ausgereiften Tier dauert zwischen drei und fünf Jahren. Der Käfer durchläuft in dieser Zeit mehrere Entwicklungsstadien. Meist findet die Eiablage im Sommer satt, nachdem die Käfer zwischen Mai und Juni zur Paarung bereit sind. Nashornkäfer benötigen zur Entwicklung eine bestimmte Umgebungstemperatur. Durch diverse Zersetzungsprozesse von den abgestorbenen Pflanzen- und Holzteilen sind diese Temperaturen vor allem in Komposthaufen gegeben, weshalb diese als Ort der Eiablage oft Präferenz finden. Vorerst überwintern die gereiften Tiere dann noch im Boden, bevor sie am Frühlingsende an die Erdoberfläche vordringen. Da sie dann bereits geschlechtsreif sind, können sie unmittelbar für weiteren Nachwuchs sorgen. Die Larven können sich natürlich nur bis zum Endstadium entwickeln, wenn sie in ihrer Wachstumsphase nicht gestört werden. Komposthaufen werden jedoch häufig umgesetzt oder dem Kompost wird reife Erde entnommen.
Der Nashornkäfer kennt, wie alle verwandten Spezies, drei Larvenstadien. Während dieser Zeit kommt es also zu drei Häutungen. Danach fertigen Nashornkäfer haben eine Lebensdauer von zwei bis drei Monate. Die Larven verpuppen sich danach in aus Sägemehl oder Lehm bestehende Kokons, die ungefähr die Größe eines Hühnereies annehmen. Die Ernährung des ausgewachsenen Tiers ist bisher noch teilweise ungeklärt. Falls sie während ihrer kurzen Lebenszeit Nahrung aufnehmen, ernähren sich die fertigen Käfer wahrscheinlich ausschließlich von Baumsäften und dem Saft von überreifen Früchten.
Die Larven ernähren sich hauptsächlich von diversen Pflanzenfasern (wie z.B. Holzfasern), die in erster Linie aus Zellulose (sowie Hemicellulose) zusammensetzen. Es ist allgemein bekannt, dass der Stoff Zellulose für so gut wie alle Tierarten nur als schwer verdaulich gilt, Magen und Darm der Larven haben sich aber hervorragend auf die Verdauung von Zellulosefasern spezialisiert. Man konnte jedoch überhaupt keine entsprechenden Enzyme im Darm von Nashornkäferlarven finden. Das liegt daran, dass die Zellulose nicht im Darm, sondern erst im Enddarm verarbeitet wird, der ähnlich wie eine Gärkammer mit unterschiedlichen symbiotischen Bakterienarten funktioniert. Möglich ist der Abbau nur unter ganz bestimmten anaeroben Voraussetzungen und im alkalischen Milieu. Hierbei kommt es zur Freisetzung von Methan als Abbauprodukt.
Das auffallende Horn am Kopf der männlichen Tiere finden tatsächlich wie bei Nashörnern bei Kämpfen untereinander um das weibliche Geschlecht Einsatz. Es ist anzunehmen, dass viele kleinere Exemplare der Männchen kein Horn tragen, um sich gegenüber dominanteren männlichen Käfern als Weibchen zu „maskieren“. Auf diese Weise gelangen sie unbemerkt in die unmittelbare Nähe der Weibchen. Es liegen zwar Nachweise dafür bei artverwandten Käfern vor, beim Nashornkäfer selbst bleiben diese allerdings noch aus.
Die natürlichen Feinde des Nashornkäfers
Teilweise sind diverse Dolchwespen-Arten auf Nashornkäferlarven als wichtigster Nahrungsbestandteil spezialisiert. Dabei legt die Wespe ein Ei auf der Nashornkäferlarve ab, die heranwachsende Wespenlarve frisst die Käferlarvean an und tötet sie somit letztendlich ab (idiobionter Parasitoid). Die Dolchwespen (Scoliidae) gehören zur Familie der Hautflügler (Hymenoptera) und zählen mit einer Größe von bis zu 60 Millimetern zu den größten Hautflüglern überhaupt. In erster Linie wurde die Gelbköpfige Dolchwespe zum spezialisierten Parasitoiden von Nashornkäferlarven erklärt.
Der Schutz des Käfers
Der Nashornkäfer ist nach der deutschen Bundesartenschutzverordnung eine „besonders geschützte“ Spezies (§ 1 I i. V. m. Anlage 1 Bundesartenschutzverordnung). Nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist es untersagt, Nashornkäfer zu fangen, im Körper zu beschädigen, einer chemischen Behandlung zu unterziehen oder in sonstiger Art und Weise in ihren Lebensraum einzugreifen, da der Nashornkäfer kein Schädling ist, sondern sogar sehr nützlich für Menschen sein kann (Kompostieren). Des Weiteren ist es verboten ihre „Fortpflanzungs- oder Ruhestätten“ zu anzugreifen oder ganz zu Nichte zu machen. Kauf, Verkauf und Inbesitznahme sind ebenfalls durch den Gesetzgeber unter Strafe gestellt. In der Schweiz ist diese Spezies ebenfalls nach Artikel 20 der Natur- und Heimatschutz-Verordnung geschützt und als gefährdete Tierart verzeichnet.
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