Die Wiesenschnake (Tipula paludosa) ist eine Mücke aus der Famile der Schnaken. Im Gegensatz zu den Stechmücken gehört die Wiesenschnake nicht zu den Parasiten, sondern zu den Pflanzenschädlingen. Als ausgewachsenes Insekt sind die Tiere zwar vollkommen harmlos, nach einem milden Winter können die Larven aber erhebliche Schäden an Rasenflächen oder landwirtschaftlich genutztem Grünland anrichten.
Lesen Sie in diesem Artenportrait alles über das Aussehen, die Lebensweise, die Schadwirkung und die Bekämpfung der Wiesenschnake.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Wiesenschnake
Im ausgewachsenen Zustand, als Imago, wird die männliche Wiesenschnake 16 bis 18 mm lang, die weibliche 19 bis 25 mm. Die Männchen besitzen mit körperlangen, fast durchsichtigen Flügeln deutlich längere Flügel als die Weibchen. Die Farbe ist graubraun, bei den Weibchen braun. Der Kopf hat vorne vor den Augen ein Rostrum. Jedes der 14 Segmente der Fühler trägt einen kleinen Quirl aus Haarborsten. Der Körper ist langgestreckt, der Hinterleib walzenförmig. Die Beine sind lang und verfügen oft über Sollbruchstellen. Sie haben nur weiche Mundwerkzeuge, mit denen sie frei zugängliche Flüssigkeiten wie Nektar oder Wasser aufnehmen können.
Die Larven sind grau und walzenförmig ohne Beine oder andere Gliedmaßen. Der Kopf ist klein und von einer harten Hülle umgeben und kann in den Rumpf gezogen werden. Am Hinterende befindet sich die ‚Teufelsfratze’. Das ist eine harte Platte mit sechs lappenartigen Fortsätzen, die zur Fortbewegung dienen. Die Larven verschiedener Schnakenarten sind schlecht voneinander zu unterscheiden. Im letzten Larvenstadium kann die Larve bis zu 44 mm lang werden.
Die Puppe der Wiesenschnake ist rötlichbraun. Man kann drei miteinander verschmolzene Thoraxsegmente erkennen sowie acht Abdomidalsegmente. Diese tragen kurze Dörnchen ringsherum. Flügelscheiden und Beinscheiden sowie Fühlerscheiden sind bereits zu erkennen. Sie sieht sehr ähnlich aus wie die Puppen anderer Schnakenarten.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Die Wiesenschnake ist ursprünglich in Westeuropa bis Zentraleuropa verbreitet. Sie kommt im Westen bis Spanien und Portugal vor, im Norden bis Mittelschweden, im Osten bis zur Westukraine und im Süden bis Norditalien. Durch Einschleppen ist die Art auch nach Nordamerika gelangt, wo sie heute sehr verbreitet ist.
Die Wiesenschnake bevorzugt nicht wie die meisten anderen Schnaken feuchte Lebensräume wie Sümpfe und Gewässer, sondern unbewaldete mit Gräsern bewachsene Gebiete. Besonders oft ist sie auf Rasen- oder Wiesenflächen anzutreffen. Den Lebensraum teilt sie sich mit der Kohlschnake.
Die Fortpflanzung und der Lebenszyklus
Die Wiesenschnake hat einen Lebenszyklus von ungefähr einem Jahr. Die erwachsenen Tiere, die Imagines, fliegen vom August bis zum Oktober. Das Weibchen trägt 300 bis 500 Eier im Hinterleib und nach dem Schlüpfen erfolgt die Paarung. Dabei hängen die Wiesenschnaken mit den hinteren Körperenden aneinander fest, während die Köpfe in entgegengesetzte Richtung schauen. Wenn sie gestört werden, fliegen sie in dieser Position auf.
Direkt nach der Paarung werden die Eier etwa 5 mm tief im Boden abgelegt. Danach stirbt das Weibchen. Nach rund zwei Wochen schlüpft das erste Larvenstadium. Das dritte Larvenstadium überwintert im Boden. Im Mai oder Juni des nächsten Jahres erreicht die Wiesenschnake das vierte Larvenstadium. Sie verringert die Fraßtätigkeit und stellt sie schließlich ein. Die Puppe kriecht etwas tiefer in den Boden. Wenn im August bis Oktober die Imagines schlüpfen, kriechen sie wieder an die Erdoberfläche und schlüpfen, wenn das Hinterteil noch im Boden steckt. Direkt auf das Schlüpfen folgt die Paarung.
Die Ernährung der Wiesenschnake
Die kurzlebigen Imagines ernähren sich nur von Flüssigkeiten wie Nektar oder Wasser. Die Larven hingegen sind Pflanzenfresser. Vorwiegend ernähren sie sich von Graswurzeln, die sie kurz unterhalb der Erdoberfläche abnagen. Nachts und bei bedecktem Wetter fressen sie auch oberirdische Pflanzenteile. Besonders auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen und in gepflegtem Rasen können sie erhebliche Schäden verursachen.
Die Schadwirkung und Bekämpfung
Durch die Larven können bei starkem Befall, zum Beispiel nach milden Wintern, erhebliche Schäden an gepflegten Rasenflächen oder landwirtschaftlich genutztem Grünland entstehen. Im Frühjahr bilden sich braune oder gelbe Flecken im Rasen mit Kahlstellen.
Zusätzliche Schäden entstehen im Frühjahr durch Krähen, die in Schwärmen auftauchen und den Rasen auf der Suche nach Wiesenschnakenlarven weiter schädigen.
Die Bekämpfung der Wiesenschnake
Larven im ersten und zweiten Stadium kann man mit Nematoden bekämpfen. Nematoden sind winzige Fadenwürmer, die lebend in einem Pulver geliefert und mit Wasser vermischt ausgebracht werden. Sie haben einen hohen Wirkungsgrad, wenn sie nach Verpackungsanweisung ungefähr zwei Wochen nach dem Flughöhepunkt der Wiesenschnaken im Herbst ausgebracht werden.
Das Walzen mit einer Aerifizierwalze im Frühjahr kann den Befall ebenfalls reduzieren. Auch eine Düngung mit 30 bis 40 g Kalkstickstoff im März reduziert den Befall mit den Larven und stärkt gleichzeitig den Rasen.
Bei kleinen Flächen kann durch Ausbringen einer Lockmischung aus 10 Teilen feuchter Weizenkleie mit einem Teil Zucker und nächtliches Absammeln eine deutliche Reduzierung des Befalls erzielt werden.
Chemische Bekämpfungsmittel sind nicht zugelassen.
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