Schnaken (Tipulidae) bezeichnet eine Familie der Zweiflügler. Bekannt sind etwa 160.000 Arten aus rund 226 Familien. Weltweit sind über 4.000 Schnakenarten entdeckt, wobei circa 140 davon auch in Deutschland auftreten. Gemeinhin wird das Fluginsekt den Mücken zugeordnet, wobei sich viele Experten darüber nicht einig sind. Die Unterordnung ist also noch nicht wirklich klar.
Schnaken werden auch Amel, Emel, Schneider, Bachmücken, Schuster, Schnegger, Slak, Schnok, Purks, Hemel, Fräter, Sappen, Hexen, Kothammel und vieles mehr genannt. Oft wird die Schnake mit dem Weberknecht, durch ihre ähnliche Größe und Körperform, verwechselt. Weberknechte gehören jedoch der Klasse der Spinnentiere an.
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Das Aussehen der Schnaken
Schlanker Körper, sechs dünne und lange Beine, schmale Flügel und eine Körperlänge von etwa 40 Millimetern – das zeichnet die Schnake aus. Die Tipula maxima – Riesenschnake – ist die größte unter den Schnaken und kann eine Flügelspannweite von bis zu 65 Millimeter erreichen. Sie weisen meist eine graue oder bräunliche Farbe auf, wobei die Nephrotoma gelb und die Ctenophora schwarz-gelb oder schwarz-rot sind. Die Flügel weisen meist schwarze Flecken auf und sind sonst gelblich-transparent. Im Ruhezustand werden die Flügel – wie bei fast allen Diptera – nach hinten gehalten, wenn sie nicht geputzt werden. Die Schnake besitzt einen sehr fragilen Körperbau, da die Beine schnell abbrechen und das Mundwerkzeug sehr weich ist. Dieses dient nur zur Flüssigkeitsaufnahme. Die Antennen sind je nach Gattung verschieden in Anzahl und in Ausbildung, wobei manche Arten bis zu 39 Antennenglieder aufweisen können. Der Kopf ist deutlich vom Körper abgehoben.
Die Lebensweise der Schnaken
Schnaken sind meist in der Nähe von frischen Gewässern und in feuchten Biotopen zu finden. Je nach Gattung können sich Larven in trockener Erde, moderndem Holz, weichem Moos oder nahe an Gewässern entwickeln. Abends werden Schnaken aktiv und bilden Schwärme – Forscher vermuten, dass dieses Verhalten der Partnerfindung dient. Je nach Gattung, treten Tipulidae in verschiedenen Jahreszeiten auf: Die Kohlschnake zum Beispiel fliegt von April bis Juni und August bis Oktober, während beispielsweise die Wiesenschnake nur im August und September fliegt. Ihre durchschnittliche Lebensdauer liegt bei etwa 10 bis 15 Tagen. Die meiste Vielfalt an Schnaken wird in tropischen Regionen gefunden.
Die Ernährung der Schnaken
In manchen Regionen wird angenommen, dass die Schnake Moskito-Larven und andere kleine Insekten frisst. Auch dadurch, dass sie oft mit der Stechmücke verwechselt wird, glaubt man, dass sie das Blut von Menschen saugt. Doch all dies ist falsch, denn die Schnake besitzt sehr weiche Mundwerkzeuge, die nicht einmal den Panzer von kleinen Insekten durchbohren könnten. Auch verfügt sie über keinen Stachel oder Stechrüssel, der die Haut des Menschen durchdringen könnte.
Die Mundwerkzeuge der Schnaken dienen lediglich dazu, Flüssigkeiten aufzunehmen. Sie ernähren sich also weitestgehend von Wasser und Nektar.
Die Fortpflanzung und die Larvalentwicklung
Paarung
Bei der männlichen Schnake weist das Hinterteil Zangen und bei der weiblichen einen Eierablegeapparat – Ovipositor – auf. Durch ihre begrenzte Lebensdauer findet die Paarung fast sofort nach dem Schlüpfen aus der Puppe statt. Die Annäherungsversuche des männlichen Tiers scheinen fast zaghaft: Es berührt das Weibchen wie zufällig an einem Bein, welches dann festgehalten wird. Falls das Weibchen Bereitschaft für die Kopulation zeigt, hebt es seine Beine, wobei das Männchen dann den Kopf des Weibchens beleckt, um sich dann herumzudrehen und mit der Kopulation zu beginnen. Die Kopulation findet mit den Hinterteilen statt, sodass beide – Hinterteil an Hinterteil – verbunden sind. Die Paarung dauert etwa 1,5 Minuten. Falls das Weibchen keine Bereitschaft zur Kopulation zeigt, dann entfernt sich das Männchen, um eine neue Partnerin zu finden.
Danach muss das Weibchen einen geeigneten Platz für die Eiablage suchen. Entweder, es sticht mit seinem Legebohrer in die Ablegestelle oder es gräbt eine Aushöhlung in den Boden, um die Eier am ausgesuchten Platz abzulegen. Schnaken können mehrere hundert Eier legen. Meist weisen die Eier eine schwarze Farbe auf.
Entwicklung
Aus den Eiern entwickeln sich Larven, welche grau, beinlos und walzenförmig sind und eine Kopfkapsel enthalten. Durch das Aussehen der Larven werden sie Teufelsfratze genannt, denn sie haben zwei hintere Tracheen-Öffnungen – Tracheen sind wirbellose Kanäle, welche das Gewebe des Tieres mit Luft versorgen – die von sechs Fortsätzen und einem dunklen Feld umrundet werden. Die Fortsätze dienen dazu, Larven im Wasser mit einer Luftblase zur Atmung zu versehen. Ihre Mandibeln sind stark genug, um pflanzliches und manchmal auch tierisches Material zu zerkleinern. Schnaken-Larven sind für die Ökologie wichtig, da sie Nadeln, Laub und morsches Holz aufarbeiten. Die Larven durchlaufen vier Stadien, bis sie sich verpuppen. Die Puppe ist beweglich und mit Dornen versehen.
Schnakenarten in Deutschland
Die in Deutschland rund 140 verschiedenen Schnakenarten werden in drei Unterfamilien und zahlreiche Gattungen aufgeteilt. Hier ein grober Überblick:
- Unterfamilie Dolichopezinae
- Gattung Dolichopeza
- Unterfamilie Tipulinae
- Gattung Tipula
- Wiesenschnake
- Kohlschnake
- Riesenschnake
- Tipula czizeki
- Tipula vittata
- Gattung Nephrotoma
- Nephrotoma crocata
- Nephrotoma appendiculata
- Nephrotoma quadrifaria
- Gattung Prionocera
- Gattung Tipula
- Unterfamilie Ctenophorinae
- Gattung Ctenophora
- Ctenophora ornata
- Ctenophora festiva
- Gattung Dictenidia
- Dictenidia bimaculata
- Gattung Tanyptera
- Schwarze Kammschnake
- Gattung Ctenophora
Darüber hinaus leben zahlreiche weitere Schnakenarten in Europa.
Schadwirkung der Schnaken
Obwohl Schnaken sehr nützlich für die Ökologie sind, können ihre Larven in großer Anzahl erheblichen Schaden bei der Anpflanzung von Gemüse anrichten. Gerade Nephrotoma, Wiesenschnaken, Kohlschnaken und Tipula czizeki fressen hauptsächlich Jungpflanzen. Wenn viele Larven in einem Gemüsebeet vorkommen, dann zerstören sie durch den Wurzelfraß ganze Plantagen.
In eine Gemüseplantage hineingeboren zu werden ist zwar für eine Schnakenlarve wie ein Wunschtraum, doch für den Bauern, der auf dem Feld Gemüse angebaut und viele Monate lang gepflegt hat, ist es eher ein Alptraum. Zwar können Schnaken Menschen nicht stechen, doch als Larven bereiten sie vielen Menschen Sorgen um die Ernte.
Wir haben im Moment jeden Abend/Nacht große Rheinschnaken auf unserer Terrasse, die sich paaren. Überall klebt es am Morgen…was können wir tun, um sie zu vertreiben?