Die Stubenfliege (Musca domestica) wird auch Gemeine oder Große Stubenfliege genannt und gehört der Familie der „Echten Fliegen“ an. Zu unterscheiden ist diese Fliege von der Kleinen Stubenfliege (Fannia canicularis) aus der Familie der Fanniidae.
Hier erfahren Sie alles über das Aussehen, das Verbreitungsgebiet, die Lebensweise und die Fortpflanzung der Großen Stubenfliege.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Großen Stubenfliege
Ihre morphologischen Unterscheidungsmerkmale zu den anderen Arten sind ihre Größe von bis zu 7 mm Länge, ihre Färbung und auch die Art der Aderung ihrer Flügel. Ihr Mundwerkzeug, das im Volksmund auch gern mal als Rüssel bezeichnet wird, arbeitet in einem leckend-saugenden Modus. Ihr Körper ist von grauer Farbe, die aber durch 4 Längsstreifen unterbrochen ist, während die Rumpf-Unterseite eher eine gelbliche Färbung hat. Die Extremitäten sind schwarz, und ihr gesamter Körper ist mit Haaren bedeckt. Ihr Kopf wird von den großen roten Facettenaugen dominiert.
Die weiblichen Stubenfliegen sind sogar etwas größer als ihre männlichen Artgenossen, was so auch für die Augenabstände gilt. Die Flügel sind im Ruhezustand in einem relativ engen Winkel gespreizt. Viele Menschen verwechseln die Stubenfliege mit der „Gemeinen Stechfliege“.
Das Verbreitungsgebiet der Stubenfliege
Sie ist ein echter Kosmopolit, kommt sie doch fast überall auf der Erde vor. Aber es gibt auch weiße Flecken auf ihrer Landkarte, das sind die Wüsten, Polargebiete sowie das Hochgebirge. An ihren bevorzugten Aufenthaltsorten leben auch immer Menschen, denn sie bieten den Fliegen stets ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Nahrungsangebot. Umgekehrt gilt aber auch, dass die Stubenfliege sogar gezielt als Tierfutter und auch zu Forschungszwecken gezüchtet wird.
Die Lebensweise der Stubenfliege
Den Begriff der „Eintagsfliege“ sollten wir sofort zur Seite schieben, denn die Stubenfliege lebt abhängig von der Umgebungstemperatur und vom Nahrungsangebot 6 bis 42 Tage lang. Wie auch bei den Menschen werden hier die Weibchen geringfügig älter als die Männchen. Ihr normale Fluggeschwindigkeit beträgt knapp 3 m/s (das entspricht ca. 10 km/h). Dabei erreicht sie die „unerhörte“ Flügelschlagfrequenz von mehr als 180 kHz, wobei aber auch verschiedene für uns hörbare Unterwellen mit angeregt werden. Ihre Leibspeise, die sie von großer Entfernung wahrnehmen können, ist Buttersäure als Indikator für Darmausscheidungen oder Fäulnis. Süßes schmecken sie mit ihren Fußendgliedern (Tarsen), die mit entsprechenden Chemorezeptoren besetzt sind.
Mit Koprophagie wird das Ablegen der Eier in Exkremente oder andere faulende Stoffe bezeichnet. Die sich daraus entwickelnden Larven ernähren sich dann von den Faulstoffen. Die Imagines (geschlechtsreife Insekten, die gerade aus ihren Jugendstadien hervorgegangen sind) saugen an allen nahrhaften Flüssigkeiten. Feste wasserlösliche Stoffe (z. B. Zucker) lösen sie mit ihrem Speichel an, um den selbst gemachten Brei dann ebenfalls aufzusaugen.
Besonders wohl fühlt sich die Stubenfliege (ebenfalls wie der Mensch) bei Temperaturen zwischen 20 und 25 °C. Aus diesem Grunde ist die Stubenfliege tagaktiv und erreicht auch in den Sommermonaten ihre maximale Population.
Die Fortpflanzung und Entwicklungsstadien
Die Stubenfliege durchlebt eine vollständige Metamorphose und gehört damit zu den sogenannten „holometabole Insekten“. Ihre Metamorphose wird eingeteilt in: Ei, 3 Larvenstadien, Puppe, Imago. Wie bereits oben erwähnt, legen die Weibchen ihre Eier in organisches Material wie z. B. Dung, Nahrungsmittel, Kompost oder teilweise auch Müll ab. Darin entwickeln sich dann die Larven.
Im Sommer wiederholen die Weibchen ihre Eiablage (150 bis 400 Eier) alle 3 bis 4 Tage. Unter guten Voraussetzungen, z. B. in Tierställen, werden so jedes Jahr bis zu 15 Generationen erzeugt (plurivoltin). Die Larven benötigen in den Eiern nur 12 bis 25 Stunden bis zur Schlüpfreife.
Entwicklungsstadien
Die Fliegenmaden verfügen weder über einen Kopf noch über Beinchen, und dennoch können sie sich durch krümmende Bewegungen ziemlich unbeholfen fortbewegen. Aber auch diese kopflosen Wesen verfügen über zangenartige Mundhaken für eine Ernährung aus dem Substrat, wo sie abgelegt worden waren. Ihre Atmung bewerkstelligen sie über ihre Haut und sogenannte Stigmen, die sich am Ende ihres Körpers befinden.
Es müssen erst zwei Häutungen stattfinden, um am Ende des 3. Larvenstadiums den Inhalt des Verdauungstrakts vollständig zu entleeren. Dann startet eine genetische Veränderung gefolgt von einer Immobilisierung der Maden. Nun verhärtet sich ihre Haut, und es entwickeln sich die sogenannten „Tönnchenpuppen“, sie sind dunkler und kleiner als die Larven vorher.
In der Tönnchenpuppe geschieht eine Verwandlung. Je nach Temperatur kann dieser Zauber 3 bis 8 Tage dauern. Dann beginnt ein seltsames Drücken und Pressen aus der „Bogennaht“, und es bildet sich am Kopf eine Schlüpfblase aus. Im direkten Anschluss kann dann die Imagine die Puppe verlassen, und zwar durch eine Öffnung am Kopfende (Deckelschlüpfer).
Bereits drei Tage nach diesem Schlüpfakt können sich die Fliegen schon wieder paaren, und erneut sind Weibchen zur Eiablage bereit. In guten Zeiten vollzieht sich die Metamorphose vom Ei bis zur fertigen Fliege in nur 7 Tagen, in unseren gemäßigten Breiten kann das aber doch immerhin 2 bis 3 Wochen in Anspruch nehmen.
Schadwirkung und Nutzungsmöglichkeiten
Die sich ständig putzende Stubenfliege gilt allgemein als Schädling, weil sie unbeabsichtigt als „Vektor“ für Infektionskrankheiten dient. Dazu gehören z. B. die Erreger von Ruhr, Kinderlähmung, Typhus, Cholera, Maul- und Klauenseuche oder Salmonellose. Der gefährliche Schwachpunkt in dieser Angelegenheit sind vor allem ihre Ausscheidungen.
Es sind selbstverständlich ihre Nahrungsquellen, die die Fliege erst zum Krankheitsüberträger machen. Immerhin sind verwesende Kadaver (Nekrophagie) höchst proteinreiche Nahrungsquellen, die die Tiere, wie versessen darauf, für ihre Eiablage ansteuern (müssen).
Nutzungsmöglichkeiten
Als billiger Ersatz für Fischmehl wird sogar an einer Züchtung der Stubenfliege im Sinne einer Proteinquelle gearbeitet. Als Nahrungsquelle dient z. B. Blut aus Schlachtereien. Die Firma AgriProtein erhielt dafür den Innovationspreis für Afrika 2013. Die bizarre Affinität der Fliegenmaden zu faulendem Fleisch und Eiterherden wurde bereits vielgestaltig bei medizinischen Problemfällen genutzt. Gezieltes Einbringen von Fliegenlarven in große Wunden, die nicht mehr heilen können, hat gezeigt, dass die Larven gesundes, durchblutetes Gewebe verschmähen, wohl aber kranke und abgestorbene Zellen davon genau unterscheiden können und rigoros vertilgen. Da mag man es im Ergebnis nicht mehr als so ekelig empfinden, wenn unter der Haut plötzlich ein ganzes Fliegennest hervorplatzt, wenn die Tiere nach langer quälender Krankheit, bei der kein Antibiotikum mehr geholfen hatte, nur noch gesundes Gewebe zurücklassen.
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