Bei der Pferdebremse (lat. Tabanus sudeticus) handelt es sich um eine Bremsenart, die zur Ordnung der Zweiflügler und der Unterordnung der Fliegen gehört. Die Pferdebremse ist auch unter dem Namen Pferdefliege oder Blinder Kuckuck bekannt und die größte Bremsenart in Mitteleuropa.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Pferdebremse
Die Pferdebremse kann 19 bis 24,5 mm lang sein und gehört somit zur größten einheimischen Bremsenart. Ihr Aussehen ist eher unscheinbar, weswegen sie auf den ersten Blick mit anderen Fliegenarten, die nicht stechen, verwechselt werden kann. Der Körper der Pferdebremse hat eine graubraune Grundfarbe, wobei der Brustkorb olivbraun bis grau ist und drei undeutliche, helle Längslinien aufweist. Die Segmente des Hinterleibs sind dunkelbraun und zeigen hinten einen schmalen, hellbraunen Rand, der am Körper seitlich etwas breiter ist. Auf der Oberseite des zweiten bis fünften Segments befindet sich in der Randmitte ein jeweils nach vorne gerichtetes Dreieck. Am Kopf sitzen kurze Fühler und die Facettenaugen sind einfarbig und dunkelbraun. Bei weiblichen Tieren sind die Facettenaugen durch einen Steg voneinander getrennt, während bei männlichen Tieren die Facettenaugen praktisch den kompletten Kopf überdecken. Mit ihrem stark ausgeprägten Mundwerkzeug kann die weibliche Pferdebremse Wunden in die Haut ihrer Opfer reißen.
Die Verbreitung und der Lebensraum
Die Pferdebremse ist in der gesamten Paläarktis zu finden, die traditionell die Kontinente Europa und Nordafrika sowie Vorder- und Hinterindien und den Südteil der Arabischen Halbinsel beinhaltet.
Von Juni bis August tritt die Pferdebremse gerade an schwülen, warmen Tagen vermehrt auf, aber auch vor und nach einem kräftigen Sommerregen. Ihr deutlich hörbares, tiefes Brummen ist unverkennbar. Die Pferdebremse ist oft in der Nähe von Wasser auf Pferdewiesen und Rinderweiden zu finden, wo sie sich vorzugsweise im Schattenbereich aufhält.
Die Ernährung der Pferdebremse
Wie viele Stechinsekten auch, ernähren sich nur die weiblichen Pferdebremsen von Blut und befallen hauptsächlich Pferde, aber auch Rinder. Das Blut benötigen sie für die Fortpflanzung. Männliche Pferdebremsen ernähren sich ausschließlich von Pflanzensäften und Nektar, da ihr Mundwerkzeug nicht zum Stechen geeignet ist.
Die Pferdebremse kann nicht besonders gut sehen und hauptsächlich nur zwischen hell und dunkel unterscheiden. Da helle Gegenstände für sie nicht von Interesse sind, gehören vorwiegend dunkle Pferde oder Rinder und dunkel gekleidete Menschen zu ihren Opfern. Auch Bewegungen erwecken die Aufmerksamkeit der Pferdebremse sowie Körpergerüche und CO²-Konzentrationen von ausgeatmeter Luft.
Die Fortpflanzung
Einmal pro Jahr legt die weibliche Pferdebremse weiße, längliche Eier in flachen, ungeordneten Häufchen an Pflanzen ab. Daraus schlüpfen weißliche bis grünbraune Larven, die sogenannte Kriechwülste besitzen. Die Larven leben in der Erde, wo sie sich nicht nur von verrottenden Pflanzenteilen ernähren, sondern auch von Kleinstlebewesen, denen sie Gift über ihre Mundwerkzeuge injizieren.
Der Bremsenstich
Der Stich der Pferdebremse ist meist schmerzhaft und wird sofort gespürt. Die Haut ist an der entsprechenden Stelle gerötet und schwillt an. Für Menschen, die allergisch auf Insektenstiche/-bisse reagieren, kann es zu einer entsprechenden Reaktion kommen. Dieses kann möglicherweise zu einem anaphylaktischen Schock führen, der sich durch Kreislaufprobleme, starkes Schwitzen oder Zittern zeigt. Generell sollte es vermieden werden, die juckende Stichstelle zu kratzen, damit keine Bakterien in die Wunde gelangen, die zu einer Entzündung führen können. Ähnlich wie beim Menschen kann es auch bei Pferden zu ähnlichen Reaktionen kommen, die den Kreislauf des Tieres beeinträchtigen können. Des Weiteren können juckende Stiche der Pferdebremse im Bereich der Augen das Pferd zu einem ständigen Kratzen veranlassen, wodurch Augenschäden möglich sind, die das Tier sogar erblinden lassen können.
Nach dem Stich
Gegen die Schwellung des Bremsenstichs hilft am besten die Kühlung der Einstichstelle mit einem Kühlpack oder einem nassen Waschlappen. Den Juckreiz nehmen kortisonhaltige Mittel oder Histaminhemmer, die den Körper an einer Histaminausschüttung hindern. Temperaturen von etwa 50°C zerstören die Giftstoffe, die die Pferdebremse in die Stichstelle eingespritzt hat. Neben den im Handel üblichen Geräten kann auch ein leicht erwärmter Metalllöffel helfen. Als natürliches Hausmittel lindert ein Zwiebelverband ebenfalls den Stich und kann zudem entzündungshemmend wirken.
Die Pferdebremse als Krankheitsüberträger
Die Pferdebremse gilt als Überträger des EIA-Virus (Equine Infektiöse Anämie), der zu einer meist tödlich verlaufenden, fieberhaften Blutarmut bei Pferden führt. Die Viren kann die weibliche Pferdebremse in ausreichender Menge innerhalb und außerhalb ihres Saugrüssels speichern und so bei ihren Opfern eine Infektion hervorrufen. Wird eine ‚Blutmahlzeit‘ an einem mit dem EIA-Virus infizierten Tier unterbrochen, kann der an den Mundwerkzeugen haftende Virus binnen 30 Minuten auf kurzer Distanz auf ein noch nicht infiziertes Pferd übertragen werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass die Pferdebremse Borrelien überträgt und somit eine Lyme-Borreliose auslöst.
Vorbeugung und Bekämpfungsmöglichkeiten
Menschen sollten zum Schutz vor dem Stich der Pferdebremse helle und weite sowie möglichst lange und dicke Kleidung tragen, damit das Tier nicht an die Haut gelangen kann. Die Pferdebremse kann zudem mit chemischen Insektiziden abgewehrt werden. Dabei handelt es sich in der Regel um Einreibemittel, die bis zu acht Stunden wirken können. Bei Pferden empfiehlt sich ein Kopfnetz, welches die empfindlichen Augenpartien wirkungsvoll vor der Pferdebremse schützt. Eine sogenannte Bremsenfalle ist ein wirksames Mittel um die Pferdebremse zu bekämpfen und im Handel erhältlich. Dabeiwird ein dunkler Ball an einem galgenförmigen Ständer befestigt. Über dem Ball befindet sich ein kegelförmiges, weißes Netz, welches die Tiere in einen mit Spülmittelwasser gefüllten Behälter leitet, aus dem sie nicht mehr entkommen können. Aufgrund ihrer natürlichen Veranlagung können Pferdebremsen von der Kugel aus nur nach oben aufsteigen und abfliegen und gelangen somit unweigerlich in den Behälter. Somit kann die Anzahl der Pferdefliegen in der Umgebung der Bremsenfalle auf bis zu 90 Prozent reduziert werden. Da sich die Pferdebremse nur einmal im Jahr fortpflanzt, wird die Zahl der Tiere somit für das Folgejahr deutlich verringert.
Natürliche Feinde der Pferdebremse
Als natürliche Feinde der Pferdebremse gelten Tiere, deren Ernährung aus Insekten besteht. Hierzu gehören neben Vögeln auch Libellen und Schlupfwespen.
Frederik meint
Woher kommt die Name pferdebremse?
Enrico Lauterschlag meint
Genau kann ich Ihnen das leider nicht genau sagen. Ich vermute mal, dass die Fliege wahrscheinlich hauptsächlich bei oder an Pferden beobachtet wurde und deshalb den Namen erhalten hat.
Atesh meint
Unser Garten ist umgeben von Feldern, auf denen Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, usw. gehalten werden. Wegen der hohen Bremsenbelastung haben wir, zum Schutz unserer Kinder, eine Bremsenfalle im Garten aufgestellt.
Beim regelmäßigen Leeren der Falle sind fast ausschließlich Bremsen und Fliegen vorzufinden und nicht eine einzige schützenswerte Insektenart (bsp. Biene).
Davon profitieren auch die Tiere, die die Bremsen anlocken..
Man müsste eigentlich meinen, dass die Pferdebesitzer bei uns, als Verursacher, solche Fallen aufstellen sollten..
Naja, ich verstehe jedenfalls nicht die Behauptung mancher, dass die Fallen einen hohen Beifang verursachen.
Bereue den Kauf nicht.