Die Wespenspinne, auch Zebraspinne, Seidenbandspinne oder Tigerspinne genannt, ist in weiten Teilen Mitteleuropas beheimatet. Sie zählt zur Familie der Echten Radnetzspinnen und tritt hierzulande als äußerst markante Erscheinung hervor. Diese Tatsache bescherte dem wespenähnlich gemusterten Tier bereits im Jahre 2001 den Titel „Spinne des Jahres“. Mehr Informationen über Aussehen, Lebensweise sowie interessante Details während der Fortpflanzung erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Anatomie einer Wespenspinne
Im Namen liegt die Herkunft. Diese Aussage trifft auch auf die Wespenspinne zu, denn optisch erinnert diese sofort an gestreifte Insekten. Dennoch zählt sie als Gliederfüßer (Arthropoda) innerhalb der systematischen Einordnung zu den Webspinnen (Araneae).
Das prachtvolle Aussehen verleiht dem Tier einen besonderen Stand, denn die Wespenspinne zählt zu den schönsten Spinnen der Welt. Für diesen Ruhm sorgt in erster Linie das Weibchen. Sie besticht durch die leuchtend gelbe Färbung des hinteren Körperteiles, der mit schwarzen und weißen Querstreifen übersäht ist. Mitunter schimmert der Rücken in einer hellgrünen Grundfarbe. Der vordere Körper ist leicht behaart und silbergrau. Die hellgelben bis fast beige gefärbten Beine weisen ebenfalls schwarze Querstreifen auf.
Im Vergleich zum Weibchen wirkt das Männchen eher unscheinbar. Ihm fehlt die graziöse Musterung. Die dunkle Querbänderung auf dem gelblichen Hinterleib ist nur schwach ausgeprägt.
Weiterhin gibt es Unterschiede in der Körperlänge. Weibchen erreichen eine Grö0e von etwa 20 Millimeter, während die männlichen Vertreter nur zwischen vier bis sechs Millimeter schwanken. Die Lebensdauer beträgt durchschnittlich ein Jahr.
Herkunft und Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Wespenspinne (Argiope bruennichi) erstreckte sich vom Mittelmeerraum bis fast an die asiatische Pazifikküste. Fand man den Achtbeiner noch vor über 50 Jahren nur im Gebiet des Mittelmeerraumes und nördlich der Alpenregion in klimatisch günstigen Bereichen (Kaiserstuhl), leben sie heute bereits in Norddeutschland und einigen angrenzenden Ländern. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Wespenspinne einem optimalen Anzeiger für sich langsam veränderte Klimabedingungen darstellt.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland nur zwei Vorkommen im Maintal und bei Berlin. Die Berliner Exemplare sorgten wahrscheinlich mittels Windverdriftung der Jungspinnen für die weitere Besiedlung gen Osten. Im Laufe des 20. Jahrhunderts nistete die Wespenspinne in Polen. Erst ab 1990 erreichte die Wespenspinne nördliche Gefilde und strandete auf der schwedischen Insel Gotland. Auch in Dänemark, oberhalb von Kopenhagen wurde das Tier gesichtet. Im Jahre 2004 meldete Norwegen ein geringes Aufkommen dieser Population ungefähr 100 Kilometer südlich von Oslo.
Lebensraum der Wespenspinne
Die Wespenspinne fühlt sich hauptsächlich in sonnigen Gebieten mit vielschichtiger Vegetation wohl. Der Achtbeiner hält sich aber auch auf Feuchtwiesen oder trockenen Böden mit nur lückenhaftem Bewuchs auf.
Sämtliche Flächen, die dicht bewaldet sind oder im Laufe des Sommers mehrmals gemäht werden, bilden für den Fortbestand der Spinnen ungünstige Bedingungen. Überaus günstig wirken sich hingegen ungenutzte oder durch Landwirtschaft kaum bearbeitete Flächen aus. Das Tier braucht zum Überleben einen sonnigen, warmen und vor allem geschützten Bereich in Form von beispielsweise Sandheide oder Trockenrasen.
Wie entsteht ein Spinnennetz?
Als Vertreter der Radnetzspinnen spinnt sie ihr Netz auch in der typischen Radform. Für den Netzbau, der meistens in den Abendstunden stattfindet, benötigt das Tier ungefähr eine halbe Stunde. Der Standort beinhaltet eine sonnige Gegend mit Kräutern, Gräsern und niedrigem Strauchbewuchs, der stabile pflanzliche Querstrukturen bietet. Während die ebenfalls aus der Familie der Radnetzspinnen stammende Kreuzspinne ihre Behausung nur in luftiger Höhe bis zwei Meter hängt, sucht sich die Wespenspinne untere Regionen. Ihr Netz beträgt im Durchmesser fast 50 Zentimeter und ist stets senkrecht in Bodennähe angebracht.
Der Achtbeiner legt zuerst die Größe des Netzes fest und spinnt den entsprechenden Rahmen zwischen den Sträuchern oder Gräsern. Danach spinnt sie den Faden, der spiralförmig von innen nach außen verläuft. Außen angekommen, wiederholt sich der Vorgang. Allerdings setzt sie den nächsten Faden deutlich enger als zuvor an. Die Wespenspinne geht besonders geschickt mit ihren beiden Hinterbeinen vor. Sie zieht den Faden aus einer ihrer Spinndrüsen, passt diesen an und befestigt ihn am nächsten Querfaden. Fertig ist ein typisches Radnetz. Der Faden selbst besteht aus Eiweiß.
Auffällig ist das kräftig verlaufende und zickzackförmige Gespinstband in der Netzmitte, dessen Bedeutung lange Zeit unklar war. Bisher galt es nur zur Stabilisierung des Spinnennetzes. Untersuchungen ergaben weiterhin, dass es sich hierbei um eine Art von Bewegungstarnung handelt.
Im Unterschied zur Kreuzspinne baut sich die Wespenspinne kein Versteck, das bei Gefahr Schutz bietet. Sie verharrt meist mit ihrem auffälligen Rückenmuster auf dem Stabiliment und wartet auf Insekten. Wird sie gestört, bringt sie das komplette Netz in Schwingungen. Die Spinne ist kaum noch zu erkennen. Deren Konturen verschwimmen. Dem Betrachter bietet sich nur noch ein schemenhaftes Muster aus dunklen und hellen Streifen, in dem das Spinnentier völlig verschwindet. Pech für einen Beutejäger! Sein Opfer lässt sich nur noch schwer ausmachen. Dauert die Störung über einen längeren Zeitraum, lässt sich die Wespenspinne einfach fallen und verhaart auf dem Boden regungslos.
Ernährung
Da sich das Spinnennetz der Wespenspinne bereits bodennah befindet, verfangen sich auch überwiegend die auf dem Erdboden lebenden Insekten. Hierbei bilden Heuschrecken die Vorzugsvariante. Aber auch Wespen, Fliegen, Schmetterlinge, Libellen und andere kleine Insekten verfangen sich im Netz.
Sobald das Insekt in der Falle sitzt, beißt die Wespenspinne zu. Das Gift verteilt sich, lähmt das Opfer und tötet es kurze Zeit später. Aufgrund der hohen Giftmenge sterben kleinere Beutetiere meist sofort. Bei den größeren Insekten tritt zunächst eine Lähmung ein. In seltenen Fällen nutzt die Wespenspinne einen weiteren Biss, um sein Opfer zu töten. Danach "umspinnt" der Achtbeiner seine Beute fein säuberlich und befestigt diese mittels Spannfaden am Spinnennetz. Wenn die Spinne Hunger hat, greift sie nach der umsponnenen Beute und saugt diese durch ihre kleine Mundöffnung aus. Um nicht selbst am eigenen Netz zu kleben, reinigt sich die Wespenspinne nach jeder Mahlzeit und selbst nach aktivem Kontakt mit den Spinnfäden überaus gründlich.
Natürliche Feinde der Wespenspinne
Fressen und gefressen werden! Der Kreislauf des Lebens macht auch vor der Wespenspinne keinen Halt. Im Gegenteil! Der achtbeinige Geselle befindet sich bereits auf den unteren Stufen innerhalb der Nahrungskette. Das bedeutet für ihn besondere Vorsicht!
Wespenspinnen sind vor allem bei Singvögeln eine beliebte und oftmals leichte Beute. Sobald die Spinne Gefahr wittert, springt sie aus ihrem Netz und verharrt einige Zeit am Boden oder versteckt sich unter dem Dickicht. Danach klettert sie an einem Spinnfaden (Sicherheitsfaden) wieder direkt in die Netzmitte.
Schlupfwespen bedrohen die Jungspinnen oftmals durch die Hintertür. Sie legen ihre Eier einfach in dem Kokon mit Spinneneiern ab, damit sich die Larven später mühelos von den geschlüpften Spinnen ernähren können.
Hornisse stehen als sogenannte Nesträuber. Sie versuchen mitunter, sich an der eingesponnenen Beute der Wespenspinne zu vergreifen. Das stellt zwar für die Spinne keine direkte Gefahr dar, aber fehlende Beute verbunden mit den Schäden am Netz bedeutet wiederum enormen Stress.
Fortpflanzung
Zappelnde Spinnenbeine – ein wirres Durcheinander! Es ist kaum erkennbar, was das Tier so in Panik versetzt. Doch plötzlich ist Ruhe, bedenkliche Ruhe. Jeder Beobachter kann nur erahnen, dass dieses wilde Treiben nicht für alle Beteiligten gut ausgeht.
Um die Aufmerksamkeit eines Spinnenweibchens zu erlangen, zieht das Männchen in die Nähe seiner Auserwählten und baut sich ein eigenes Netz. Nach einigen Tagen nähert er sich dem Weibchen und signalisiert durch Klopf- und Zupfzeichen seine Paarungsbereitschaft. Wenn er Glück hat und sie ihn nicht schon vorher mit einem Beutetier verwechselt, hebt sie lediglich ihren Körper leicht an und fällt danach in die sogenannte Paarungsstarre. Diesen Moment nutzt das Männchen und krabbelt unter das Weibchen, um es zu befruchten. Der eigentliche Paarungsakt dauert nur wenige Sekunden. Oftmals erwacht die Spinne noch während der Vereinigung aus ihrer Starre. Nur wenige Männchen können fliehen, bevor sie vom Weibchen getötet, eingesponnen und schließlich ausgesaugt werden.
Giftigkeit der Wespenspinne
Obwohl die Größe der weiblichen Wespenspinne durchaus respekteinflößend sein mag, handelt es sich hierbei um eine friedliche und ungefährliche Spinnenart. Nur der Biss ist schmerzhaft und vergleichbar mit einem Bienenstich. Für den Menschen besteht keinerlei Giftwirkung. Dennoch können Allergiker heftiger reagieren.
Schon gewusst?
Ein besonderes Augenmerk bei Spinnen gilt dem Panzer, der auch als starres Außenskelett bezeichnet wird. Diese "Ritterrüstung" dient den wirbellosen Tieren als Schutz vor Austrocknung und äußeren Einflüssen. Sein Material besteht aus Chitin, einem zelluloseähnlichen Stoff, der schnell verhärtet. Mit Hilfe von Muskeln können die Achtbeiner das Außenskelett bewegen.
Allerdings kann der Chitinpanzer dem Wachstum nur begrenzt standhalten. Bevor die Wespenspinne ihre komplette Größe erreicht, muss sie sich mehrmals häuten. Nach jeder Häutung befindet sich der Chitinpanzers in einer weichen bis halbfesten Konsistenz. Dieser Zustand dauert allerdings nur sieben bis zehn Tage, der dem Panzer einen minimalen Wachstumsschub ermöglicht. Während dieser Zeit lagert sich zusätzlich Sklerotin ein, welches das Material wieder erhärtet. Es wird starr, unveränderlich und kann deshalb nicht mehr wachsen. Aus diesem Grund erfordert das Größenwachstum ein mehrmaliges Abstreifen der Haut.
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