Die Mauerwinkelspinne (Tegenaria parietina) ist eine Spinnenart aus der Gattung der Winkelspinnen (Tegenaria), die zur Familie der Trichterspinnen gehört. In Deutschland ist die Mauerwinkelspinne vorwiegend in Bayern anzutreffen. Häufiger ist sie in Südeuropa verbreitet.
Lernen Sie diese zur Familie der Trichterspinnen zählende Spinnenart näher kennen, in dem Sie sich über das Aussehen, die Heimat, die Lebensweise und die Fortpflanzung informieren.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen der Mauerwinkelspinne
An ihrem rötlichen Mittelband auf dem Hinterleib und ihrer rötlichbraunen Färbung ist die Mauerwinkelspinne leicht erkennbar. Typisch für die Spinnenart ist ein einfarbiges Brustschild bei den Weibchen, während männliche Mauerwinkelspinnen ein helles breites Mittelband auf der Brust, das an beiden Seiten abgerundet ist, tragen. Das Brustschild der Männchen wird von drei hellen, ungefähr gleich großen Punkten flankiert. Eine männliche Mauerwinkelspinne erreicht eine Körperlänge zwischen 11 und 17 Millimetern. Weibchen werden circa 11 bis 20 Millimeter groß und stellen damit eine für Spinnen zierliche Art dar. Verglichen mit der Körperlänge sind die Beine der weiblichen Mauerwinkelspinne etwa dreimal so lang. Das Männchen besitzt Beine, die fast fünfmal so lang sind wie der Körper. Die Beine der Mauerwinkelspinne weisen eine braune Färbung mit einer zarten dunklen Zeichnung auf. Zwischen den hinteren und vorderen Beinen kann die Spannweite der Beine bis zu 14 Zentimetern betragen. Weibliche Mauerwinkelspinnen können ein Alter von bis zu acht Jahren erreichen. Die Männchen sterben hingegen meist innerhalb kurzer Zeit nach der Paarung.
Heimat der Mauerwinkelspinne
Die Mauerwinkelspinne (Tegenaria parietina) gehört zu den 15 bekannten mitteleuropäischen Arten der Winkelspinnen und ist hauptsächlich in Südeuropa verbreitet. Spinnen dieser Gattung wurden jedoch bereits auch in Bayern beobachtet. Ursprünglich stammt die Mauerwinkelspinne (Tegenaria parietina) aus Zentralasien und verbreitete sich von dort bis nach Nordafrika. Auf diesem Wege gelangte die Spinne in den Mittelmeerraum, wo sie heute ebenfalls beheimatet ist.
Lebensweise und Ernährung
Ruhige Stellen in Häusern und alten Mauern zählen zum Lebensraum der Mauerwinkelspinne. Im Freiland bevorzugt die Tegenaria parietina geschützte Plätze in Felsspalten oder unter Steinen. Das Spinnentier hält sich ebenfalls in loser Rinde von abgestorbenen Bäumen auf. Aufgrund ihrer ähnlichen Färbung wird die Spinne häufig mit der rostroten Winkelspinne (Malthonica ferruginea) verwechselt. Zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Mauerwinkelspinne zählen auch Baumstümpfe und Geröll. Die Mauerwinkelspinne verlässt ihr Netz ausschließlich zur Nahrungsaufnahme. Falls das Nahrungsangebot in unmittelbarer Umgebung nicht mehr ausreicht oder das Versteck von Menschen oder im Wald lebenden Tieren zerstört wird, sucht die Mauerwinkelspinne nach einem neuen geeigneten Ort für eine Wohnhöhle. In manchen Fällen werden noch bewohnte Nester erobert oder verlassene Höhlen wieder besiedelt. Die Mauerwinkelspinne vertreibt mitunter andere Hausspinnen aus deren Nestern oder tötet sie.
In ihrem natürlichen Lebensraum findet die Spinnenart reichlich Nahrung. Die Mauerwinkelspinne ernährt sich von schnell laufenden, springenden und großen Insekten. Ihre Beute jagt die Spinne mithilfe ihrer großen Fangnetze. Mauerwinkelspinnen zählen zu den Spinnen, die umfangreiche Netze ziehen. Über ihrer Netzdecke baut die Mauerwinkelspinne einen regelrechten Urwald aus langen, seidigen Fäden. Diese Fäden heftet das Spinnentier in erhöht an Steinen, Mauerwerk sowie an umgebenden Pflanzenteilen an, zieht diese weiter zum nächsten Punkt, bevor die Fäden dort wieder angeheftet werden. Dadurch entsteht ein komplexes Gespinst, an dem sich die Mauerspinne empor hangeln kann. Weitere Fäden werden teilweise miteinander verbunden. Der freie Raum, der zunächst über der Netzdecke entsteht, ist circa eine Spinnenbeinlänge hoch und verschafft der Spinne mehr Bewegungsfreiheit beim Beutefang. Das von der Mauerspinne hergestellte Raumnetz füllt einen großen Raum aus und besteht aus einem unregelmäßigen, nicht sehr dichtem Gespinst. Aufgrund der Art des Netzbaus gelingt es der Mauerspinne, sich eine bedeutende Nahrungsreserve zu sichern. Die an der Röhrenmündung befindliche Fangnetzfläche ist auf der unteren Seite sehr stark ausgedehnt. Auf dem dadurch entstehenden Teppich vermag die Tegenaria parietina sehr schnell zu laufen.
Die langen Beine, die der Mauerwinkelspinne eine hohe Geschwindigkeit verleihen, befähigen das Spinnentier, Insekten innerhalb kürzester Zeit zu packen. Einem herkömmlichen Gespinst entkommen springende und fliegende Insekten meist. Durch das von der Mauerspinne hergestellte Raumnetz werden diese Insekten jedoch behindert, sodass sie auf der Netzdecke abstürzen und somit zur leichten Beute werden. Die Mauerwinkelspinne ist eine typische Lauerjägerin, die ruhig ausharrt und auf ihre Beute wartet. Insekten werden von ihr mit einer raschen Bewegung gefangen und gefangene Beutetiere mit einem Giftbiss getötet. Das Gift der Mauerwinkelspinne enthält Enzyme und Eiweiße. Die Giftmischung erleichtert das Vorverdauen der Beutetiere. Zu den erstaunlichen Fähigkeiten der Mauerwinkelspinne zählt, dass die Spinne in der Lage ist, mehrere Monate ohne Nahrung auszukommen. Dies liegt vor allem an der relativ geringen Stoffwechselaktivität der Spinnenart. Um ihr Überleben in den nahrungslosen Wintermonaten zu sichern, speichert die Mauerwinkelspinne im Herbst hauptsächlich Fette, Kohlenhydrate und Proteine. Nach 50 Tagen ohne Beute ist der Vorrat an Kohlenhydraten um 61 Prozent, die Fettreserve um 47 Prozent sowie der Proteinvorrat um 9 Prozent des Ausgangswertes geschrumpft.
Fortpflanzung der Mauerwinkelspinne
Die Paarung der Mauerwinkelspinne läuft nach einem ähnlichen Muster ab wie die Fortpflanzung der Labyrinthspinne (Agelena labyrinthica). Der einzige Unterschied besteht darin, dass männliche Mauerwinkelspinnen ihre Weibchen nicht packen und an andere Stellen zerren, sondern sich den weiblichen Spinnen unter heftigen Bewegungen von Taster und Hinterleib nähern und anschließend den ersten Taster einführen. Der erste Tasterwechsel findet bei der Paarung der Tegenaria parietina schon nach zwei bis drei Minuten statt. Dabei steigt das Männchen über das Weibchen auf die andere Körperseite. Die Paarung dauert bei der Mauerwinkelspinne mehrere Stunden. In dieser Zeit sitzen die beiden Partner zeitweise friedlich nebeneinander. Dabei kommt es nicht zu Angriffen durch das Weibchen. Das Spinnenweibchen legt bereits wenige Wochen nach der Paarung ihre Eier in einem Seidengespinst ab. Das Gespinst der Mauerwinkelspinne befindet sich meist an einer nicht einsehbaren Stelle und wird sorgfältig befestigt. Während ihrer Entwicklung häuten sich die Nymphen im Abstand weniger Tagen. In späteren Entwicklungsstadien vergrößern sich die Intervalle auf mehrere Wochen. Die Häutungsintervalle sind hauptsächlich von der jeweiligen Ernährung abhängig. Bei guter Ernährung häuten sich die Jungtiere immer bei Verdopplung ihres Gewichts.
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden der Mauerwinkelspinne zählen Wald- und Wildtiere. Da die Spinne ihre Nester jedoch hauptsächlich in geschützten Bereichen zwischen Felsen und Mauerspalten errichtet, wird die Gefährdung der Spinnenart durch natürliche Feinde als gering eingestuft.
Giftigkeit der Mauerwinkelspinne
Bissunfälle mit Mauerwinkelspinnen sind relativ selten, da die Kieferklauen der Spinnenart die menschliche Haut nicht durchdringen können. Bisse an empfindlichen Hautpartien sind bei Kontakt mit der Mauerwinkelspinne jedoch nicht ganz auszuschließen. Zu den Anzeichen einer Bissverletzung zählt eine leichte Schwellung an der betroffenen Körperstelle, die mit einem leichten Schmerz verbunden ist. Meist verschwinden diese Symptome innerhalb von 30 Minuten. Da die Mauerspinne bei Störungen ein ausgeprägtes Fluchtverhalten zeigt, sind provozierte Bisse extrem selten.
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