Die Kürbisspinne zählt zur Familie der Echten Radnetzspinnen und spinnt ihr Netz gerne über grünen Blättern. Mit etwas Glück kann man sie sogar im heimischen Garten antreffen, denn die Kürbisspinne gehört zu den weitverbreiteten Spinnenarten in Mitteleuropa. Araniella cucurbitina, wie die Spinne mit lateinischem Namen heißt, verdankt ihren Namen aber nicht etwa ihrer Lieblingsspeise, sondern ihrem Aussehen: Das Hinterteil oder Abdomen der kleinen Spinne erinnert an einen grünen Kürbis.
Zur Gattung der Kürbisspinnen gehören weltweit noch 10 weitere Arten, wovon 7 in Mitteleuropa verbreitet sind. Von diesen 7 Arten schauen wir uns in diesem Artikel das Aussehen, den Lebensraum, die Lebensweise, die Fortpflanzung und noch viele weitere interessante Informationen über die Kürbisspinne an.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen und der Körperbau der Kürbisspinne
Die Kürbisspinnen sind eine recht kleine Radnetzspinnenart: Die Männchen werden nur etwa 5 mm groß, weibliche Tiere messen bis zu 8 mm. Neben ihrem namensgebenden Abdomen, das bei der ausgewachsenen weiblichen Kürbisspinne und den nicht erwachsenen Männchen hellgrün leuchtet und auf jeder Seite eine Doppelreihe mit 4 schwarzen Punkten aufweist, hat die Spinne ein transparent schimmerndes, gelb-orange bis braunes Bruststück. An den 8 dunkelgrünen bis braunen Beinen sitzen dicke schwarze Haare. Oberhalb der Spinndrüse ist ein kleiner leuchtend roter Fleck sichtbar. Beim Kürbisspinnenmännchen ändert sich mit der letzten Häutung vor der Geschlechtsreife das Erscheinungsbild. Die Beine werden lebhaft rot und der Hinterkörper wird kräftig gelbgrün, an beiden Seiten des Vorderkörpers ist eine dunkle Linie zu sehen. Dieses Phänomen – unterschiedliches Aussehen bei geschlechtsreifen männlichen und weiblichen Exemplaren – wird in der Biologie als Geschlechtsdimorphismus bezeichnet. Frisch geschlüpfte Kürbisspinnen sind rötlich gefärbt. In ihrem ersten Herbst nehmen sie zur Tarnung einen bräunlichen Ton an, das typische leuchtend grüne Erscheinungsbild entwickelt sich erst im folgenden Frühjahr.
Körperbau
Wie alle Spinnentiere hat auch die Kürbisspinne acht Beine. Insekten verfügen im Unterschied dazu nur über sechs Beine. Der Vorderleib (Prosoma) besteht aus Kopf und Brust in einem Stück (Cephalothorax). Der Hinterleib ist meist größer und ungegliedert und wird als Opisthosoma bezeichnet.
Vorne am Kopf sitzen die großen Kieferklauen (Cheliceren), die zum Ergreifen der Beute dienen und jeweils in einer Klaue enden, die sich einklappen lässt. An der Spitze dieser Klaue sitzt der Ausführungsgang der Giftdrüse. Schlägt die Spinne ihre Klauen nun in das Beutetier, wird dieses durch das Gift sogleich betäubt. Ebenfalls am Kopf sitzen zwei Kiefertaster, die sogenannten Pedipalpen, die mehrgliedrig sind und an ein verkürztes Bein erinnern. Die Männchen der Kürbisspinne transportieren mit ihren Pedipalpen bei der Paarung die Spermapakete.
Am Vorderleib (Prosoma) sitzen dann vier Paar Beine, die sich aus sechs oder sieben Gliedern zusammensetzen. Die Haare (Trichobothrien) auf den Beinen der Kürbisspinne fungieren als wichtiges Sinnesorgan. Der Hinterleib (Abdomen) ist durch einen dünnen Stiel mit dem Vorderleib verbunden und beinlos. Bauchseitig befindet sich die Geschlechtsöffnung, seitlich davon liegen die Spaltöffnungen der Lungensäckchen. Am Ende des Hinterleibs werde aus den Spinnwarzen mithilfe der Spinndrüsen das proteinhaltige Sekret für den Spinnfaden abgesondert. Die Augen der Kürbisspinne sind keine Facettenaugen wie bei Insekten, sondern bestehen aus mehreren Punktaugen.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Araniella cucurbitina kommt in ganz Europa vor und zählt zu den am häufigsten vorkommenden Spinnenarten bei uns in Deutschland. Aber sie ist auch in Japan und anderen asiatischen Ländern beheimatet.
Lebensraum
Der Lebensraum der kleinen Kürbisspinne erstreckt sich auf Waldränder, Feldern, Wiesen und Moore, aber auch in Parkanlagen und heimischen Gärten fühlt sie sich wohl. Besonders gerne baut die Kürbisspinne ihre Netze auf Lichtungen in Nadelwäldern, an Hecken oder im Gebüsch.
Die Lebensweise und Ernährung der Kürbisspinne
Webspinnen sind Räuber, und auch die tagaktive Kürbisspinne gehört zu den Insektenfressern (Insektivora). Sie ernährt sich von Fluginsekten wie Fliegen, Schwebfliegen, Mücken oder auch Wespen und Bienen, die sich in ihrem Netz verfangen. Werden die Netze in Bodennähe gesponnen, gehen auch krabbelnde Insekten ins Netz, die am Boden leben. Die Kürbisspinne tötet, indem sie ihre Kieferklauen in das Opfer gräbt und dann ihre Beute mit einem Verdauungssaft auflöst, der Enzyme enthält (extraintestinale Verdauung = Vorverdauung außerhalb des Verdauungstrakts). Dann saugt die Kürbisspinne ihr Opfer aus.
Das Netz
Die Kürbisspinne spinnt ihr Netz gerne über Blättern oder Blüten. Der Durchmesser des meist halbkreisförmigen Gespinstes beträgt 5 bis 10 cm, Kürbisspinnennetze bestehen aus bis zu 30 Radien. Die Spinne liegt mit nach oben geneigtem Unterleib in der Mitte ihres Netzes auf der Lauer. Dank ihrer grün-bräunlichen Färbung ist die Webspinne dabei zwischen Blättern, Stängeln und Blüten hervorragend getarnt, sodass Kürbisspinnen kein Extraversteck (auch als Retraite bezeichnet) neben ihren Netzen benötigen wie andere Radnetzspinnen.
Das Gift
Wie fast alle Spinnentiere verfügt auch die Kürbisspinne über Giftdrüsen und nutzt ihr Gift zur Betäubung von Beuteinsekten. Für den Menschen ist diese Substanz ungefährlich. Darüber hinaus sind die Kiefer der Kürbisspinne aufgrund ihrer geringen Größe viel zu schwach und gar nicht fähig, die menschliche Haut zu durchbohren. Auch die Dosis Gift, die durch die Öffnung der Kiefernklauen (Cheliceren) injiziert werden kann, ist so minimal, dass kein Schaden angerichtet wird. Generell ist die Wahrscheinlichkeit, einen Spinnenbiss davonzutragen, verschwindend gering. Spinnen sind sehr scheu und ergreifen eher die Flucht oder verfallen in Schreckstarre, als dass sie zubeißen. Lediglich Allergiker sollten sich vorsichtshalber auch vor harmlosen Spinnen in acht nehmen.
Die Fortpflanzung der Kürbisspinne
Kürbisspinnen sind bereits mit etwa 9 Monaten geschlechtsreif, und zur Paarungszeit im Frühsommer (Mai/Juni) begeben sich die männlichen Kürbisspinnen auf die Suche nach den Netzen weiblicher Tiere. Haben sie eines aufgespürt, zupfen die Männchen rhythmisch an einem Signalfaden des Netzes, um ihre Gegenwart anzukündigen und warten geduldig ab, bis die Spinnenfrauen durch Zupfen ihrerseits signalisieren, dass sie bereit zur Paarung sind. Die Paarung selbst – während der das Weibchen regungslos verharrt – dauert dann nur wenige Sekunden; dabei springt das Männchen auf den Bauch der Spinnenfrau und legt seine Samenpakete mithilfe spezieller Begattungshilfsorgane ab. Anschließend ergreifen die Spinnenmännchen rasch die Flucht, um nicht als Beute verspeist zu werden.
Vom Ei bis zur Jungspinne
Die etwa 150 Eier reifen in 1 bis 2 hellgelben Eikokons, die von der Kürbisspinne an Pflanzenteilen befestigt werden. Daraus schlüpfen im August/September die jungen Spinnen, die schon die Form der ausgewachsenen Spinnen haben, aber in ihren ersten Lebenswochen hellrot gefärbt sind. Zu Beginn bleiben die Jungspinnen meist noch im Gespinst der Kokons und verteilen sich darin, sobald Gefahr droht. Zu Beginn des Herbstes verwandelt sich ihre Farbe in einen unauffälligeren Braunton, sodass die jungen Kürbisspinnen zwischen Ästen und Herbstlaub kaum ins Auge fallen. Erst im folgenden Frühjahr nach der ersten Nahrungsaufnahme erhalten die Kürbisspinnen ihr grünes Erscheinungsbild – die perfekte Tarnung inmitten der frischen grünen Blätter.
Wachstum und Häutung
Wie bei allen Gliederfüßern können Vorderleib und Beine nur durch Häutung wachsen, da sie von einer harten äußeren Schicht, der sogenannten Exocuticula, umgeben sind. Kleine Webspinnenarten wie die Kürbisspinne benötigen 5 Häutungen bis zur vollständigen Reife, größere Spinnen bis zu 10 Häutungen. Zu jeder Häutung zieht sich die Kürbisspinne zurück und nimmt keine Nahrung mehr zu sich. Beginnend mit dem Rückenschild platzt die Hülle des Vorderkörpers an den Seiten auf, der Hinterleib wird herausgezogen und die Spinne seilt sich förmlich aus ihrer alten Haut ab. Der schwierigste Teil der Häutung ist das Herausziehen der Extremitäten aus der alten Hülle. Bei kleinen Spinnen wie Araniella cucurbitina dauert der Häutungsvorgang etwa zehn Minuten.
Natürliche Feinde der Kürbisspinne
Als natürliche Feinde der kleinen Radnetzspinne gelten alle insektenfressenden Tiere, vor allem Vögel und Fledermäuse. Auch Amphibien und Reptilien wie Salamander, Geckos oder Leguane erbeuten gelegentlich Spinnen. Andere Spinnenarten wie die Spinnenfresser (Mimetidae) ernähren sich ebenfalls gerne von Spinnen, allerdings kommen lediglich 4 Arten in Mitteleuropa vor. Auch Ameisen oder manche Wespenarten fressen Spinnen oder nutzen sie als Futter für ihren Nachwuchs (z.B. Grabwespenarten). Allerdings ist die Kürbisspinne sehr klein und außerdem eine echte Tarnexpertin -mit ihrer grünen Färbung fällt sie im Blattwerk kaum auf. Daher wird sie häufig übersehen und bleibt verschont.
Die Kürbisspinne und ihre Beziehung zum Menschen
Menschen betrachten in erster Linie solche Insekten als Schädlinge, die die Gemüseernte dezimieren oder dafür sorgen, dass geliebte Blumen und Gartenpflanzen eingehen. Als Nützlinge gelten da die kleinen Gartenbewohner, die gegen solche Schädlinge vorgehen, also zum Beispiel Marienkäfer, die Läuse vertilgen. Auch Spinnen sind Insektenfresser und regulieren das Ökosystem. Somit zählt die kleine Kürbisspinne zu den Nützlingen im heimischen Garten und spielt eine wichtige Rolle in Sachen Biodiversität. Kürbisspinnen ernähren sich ausschließlich von Insekten und vertilgen so neben Fliegen und Mücken auch geflügelte Blattläuse und andere kleine Insekten, die sich in ihr Netz verirren. Es ist eher selten, dass sich ausgesprochen nützliche andere Insekten wie Bienen unter der Beute der Spinne befinden.
Obschon in unserer Gesellschaft oft eine irrationale Abneigung gegen Spinnentiere zu beobachten ist, konzentriert sich dieser Ekel vor Spinnen eher auf größere, haarige Exemplare, die an Taranteln erinnern oder optisch mit den angeblich so gefährlichen Vogelspinnen assoziiert werden. Die kleine Kürbisspinne ist dagegen eher niedlich, und auch für Menschen, die sonst keine Spinnen mögen, recht hübsch anzuschauen. Für den Menschen giftig ist sie auch nicht.
Tatsächlich gibt es unter den rund 40.000 Arten nur sehr wenige Spinnen, die überhaupt für Menschen gefährlich werden können. Unsere heimischen Spinnen sind ungefährlich, die Klauen sind meist ohnehin zu klein, um die menschliche Haut zu durchdringen, und die Giftdosis kann bei Nicht-Allergikern gar keinen Schaden anrichten. Lediglich der Biss der Ammendornfingerspinne kann etwas unangenehme Folgen haben, die schlimmstenfalls in Kopfschmerzen, Übelkeit und Fieber gipfeln. In Mitteleuropa haben Spinnenbisse – wenn sie denn überhaupt möglich sind – nur in seltensten Fällen ernsthafte Folgen.
Sehr hilfreich und durchaus neu dazu gewonnenes Wissen Dank Dieses tollen Beitrages.danke
Danke für diesen ausführlichen Beitrag. Jetzt wissen wir was im Garten da so rumkrabbelt. Auf das die Mücken weniger werden. CL aus DD
Super klasse! Habe auf Anhieb „meine“ Kürbisspinne identifizieren können, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Vielen Dank für die ausführlichen, informativen Beschreibungen.
Hallo Frau Aßenmacher,
es freut mich, dass Ihnen die Informationen weitergeholfen haben :)
Viele Grüße
Enrico Lauterschlag
Wir haben heute zum ersten Mal überhaupt diese kleine Spinne entdeckt, die dazu geführt hat, diese informative Beschreibung zu finden! In Augenhöhe hatte ich ein seltsam verdrehtes Blatt an unserer Weinpflanze gesehen, das ich mir genauer angeschaut habe; ich dachte das Blatt ist „krank“. Dabei entdeckte ich die Spinne, sie hatte das Blatt regelrecht zum Einpacken ihrer Brut benutzt! Der Hinterleib der Spinne „steckte“ seitlich in der Blattspalte. So interessant! Wir sind gespannt wie es weitergeht mit der „Familie“!