Das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) ist eine Schmetterlingsart, die als kleiner Wanderfalter fast überall in Europa bekannt ist. Sie gehört innerhalb der Familie der Sphingidae (Schwärmer) zur Gattung der Macroglossum. Vom Taubenschwänzchen sind keine Unterarten bekannt.
Durch seine Gestalt und der hektischen, schwirrenden Flugart erinnert das Insekt an einen Kolibri. Es wird daher auch Kolibrifalter oder Kolibrischwärmer genannt. Der deutsche Name ist auf die zweigeteilten Haarbüscheln am Ende des Hinterleibs zurückzuführen, die dem Schwanzende von Tauben ähneln.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Taubenschwänzchen
Bei dem Taubenschwänzchen lassen sich Weibchen und Männchen nicht voneinander unterscheiden. Die bis zu 2,5 Zentimeter langen Flügel haben eine Flügelspannweite von bis zu fünf Zentimeter. Die schmal gestreckten, bräunlichen Vorderflügel sind mit dunklen Linien durchzogen, während die kleinen Hinterflügel orange bis rot leuchten. Der bräunliche, etwa drei Zentimeter lange und ein Zentimeter breite Körper des Taubenschwänzchen ist pelzig behaart. Dabei ist der Hinterleib quer gebändert und hat eine schwarzweiße Zeichnung. Die beiden recht großen, seitlich am Hinterleib angeordneten weißen und schwarzen Haarbüschel ähneln einem Schwanz und sind Namensgeber für den kleinen Wanderfalter. Mit ihnen navigiert das Taubenschwänzchen geschickt von Blüte zu Blüte. Am vorderen Teil seines Kopfes sitzt ein 2,5 bis 2,8 Zentimeter langer Saugrüssel, der zur Nektaraufnahme dient. Die Fühler sind mit feinen Ringen geschuppt, keulenförmig und werden zum Ende hin breiter. Die hellen Facettenaugen besitzen ein dunkles Zentrum.
Das Verbreitungsgebiet
Das natürliche Verbreitungsgebiet des Taubenschwänzchen reicht von Nordafrika und Südeuropa bis nach Kleinasien. Als guter und ausdauernder Flieger kann der kleine Wanderfalter mühelos tausende Kilometer zurücklegen. So fliegt er je nach Witterung in den Sommermonaten April bis Juni bis zu 2.000 Kilometer in Richtung Norden, teilweise sogar bis nach Skandinavien. Im Winter zieht es ihn in Richtung Süden bis in die Sahelzone, nach Indien und Indochina. In Deutschland ist das Taubenschwänzchen nicht bodenständig und wandert jedes Jahr aus dem Süden ein, um sich im Laufe des Sommers fortzupflanzen. Je nach klimatischen Bedingungen beginnt er Ende April seine Wanderung in Richtung Norden und mit Beginn der kalten Jahreszeit ziehen die im Sommer geborenen Taubenschwänzchen in Richtung Süden. Bei extrem milden Wintern kann es auch vorkommen, dass vereinzelt Taubenschwänzchen in unseren Regionen überwintern, wenn sie einen geschützten Ort (z. B. hohle Stämme, Höhlen) finden.
Der Lebensraum der Taubenschwänzchen
Das Taubenschwänzchen bevorzugt einen blütenreichen Lebensraum, wo es ausreichend energiereichen Nektar sammeln kann. Dafür eignen sich Heideflächen, aber auch Waldränder, sonnige Berghänge, Kahlschläge und andere freie Flächen. Dichte Wälder meidet der kleine Wanderfalter in der Regel. In der Nähe menschlicher Siedlungen wurde das Insekt auch schon in Gärten oder auf Balkonen beobachtet. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es einen ausreichenden Bestand an nektarreichen Pflanzen gibt.
Die Lebensweise der Taubenschwänzchen
Aufgrund der Klimaerwärmung zieht es das Taubenschwänzchen immer häufiger in Richtung Norden. In Mitteleuropa ist der kleine Wanderfalter allerdings nur während der Sommermonate anzutreffen, da er keinen Frost verträgt. Obwohl es tagaktiv ist, schwirrt das Taubenschwänzchen auch in der Dämmerung von Blüte zu Blüte. Stark bewölkte Tage oder Regen machen ihm ebenso wenig aus wie Temperaturen um 10° C unterwegs. Bei Kälte vibriert (Wärmezittern) der kleine Wanderfalter sitzend mit versetzten Flügel, die er flach über seinen Körper legt. Das Taubenschwänzchen nutzt jede sich ihm bietende Wärmequelle. So ruht es sich beispielsweise mit geöffneten Flügeln auf von der Sonne beschienenen Steinen aus, um die abgestrahlte Wärme zu nutzen. An extrem heißen Tagen meidet das Insekt die Mittagszeit und bevorzugt es in den frühen Morgenstunden oder am Abend von Blüte zu Blüte zu schwirren. Abends versammeln sich die Täubenschwänzchen häufig zu Schlafgemeinschaften, was auch der Partnersuche dient. Am liebsten sind ihnen vertikale Flächen, die von der Sonne aufgewärmt wurden. Der kleine Wanderfalter verfügt über ein beachtliches Erinnerungsvermögen. Täglich kehrt er an reichhaltige Nektarquellen zurück und bleibt seinen Ruhe- und Schlafplätzen während seines etwa viermonatigen Falterlebens oftmals treu. Sein Schwirrflug mit dem blitzschnellen Wechsel von Blüte zu Blüte ähnelt dem eines Kolibris. Denn das schnell und wendig fliegende Taubenschwänzchen kann bis zu 80 Flügelschläge pro Sekunde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometer pro Stunde ausüben. Im Gegensatz zu vielen anderen Insekten kann es auch rückwärts fliegen. Selbst kleinste, durch den Wind verursachte Pflanzenbewegungen kann das Taubenschwänzchen mit seinen Facettenaugen während des Fluges ausgleichen, sodass die Blütenposition immer konstant ist.
Die Ernährung
Das Taubenschwänzchen ernährt sich ausschließlich von Nektar, von dem es etwa 0,5 Milliliter pro Tag benötigt. Dabei ist es nicht wählerisch und fliegt unzählige Pflanzenarten (z. B. Geranien, Lichtnelken, Sommerflieder) an, um zu jeder Jahreszeit eine optimale Auswahl an Nektarquellen zu haben. Der kleine Wanderfalter bevorzugt nektarreiche Blüten, die einen langen und schmalen Blütenkelch besitzen. So hat das Taubenschwänzchen bei der Aufnahme des Nektars weniger Konkurrenz durch andere Insekten. Im Schwirrflug fliegt es von Blüte zu Blüte und fährt mit seinem ausgerollten Saugrüssel in den Blütenkelch, um den Nektar aufzunehmen. Aufgrund des energieaufwendigen Schwirrflugs benötigt das Taubenschwänzchen hohe Nektarmengen. Große Futterangebote werden so ausgenutzt, dass es nur kurze Wege zu fliegen hat, um die Blüten nacheinander abfliegen zu können. Bei rispen- oder doldenartigen Blütenständen kann das Taubenschwänzchen bis zu 100 Blüten pro Minute aussaugen. Es ist daher in der Lage mehr als 1.000 Blüten am Tag aufzusuchen.
Die Fortpflanzung
Das Taubenschwänzchen hat eine Lebenserwartung von drei bis vier Monaten und pflanzt sich während der Sommermonate von Mai bis Juli fort. Die Partnersuche findet an den Schlafplätzen statt, wobei die Partner bis zur Begattung lebhaft umherfliegen. Die Begattung selber dauert etwa eine Stunde und erfolgt im Sitzen. Die Körper der kleinen Wanderfalter befinden sich in entgegengesetzter Richtung zueinander und sind mit den Hinterteilen aneinandergekoppelt. Werden sie gestört, können die Taubenschwänzchen so zusammen fliegen, ohne sich trennen zu müssen. Nach der Begattung sucht das Weibchen einen geeigneten Eiablageplatz. Dieser muss einerseits genügend Nektarpflanzen, andererseits aber auch ausreichend Futterpflanzen (meist Labkräuter oder Sternmierenarten) für die Raupen besitzen. Denn die Weibchen müssen während des langen Zeitraums der Eiablage zwischendurch immer wieder Nektar zu sich nehmen. Für die Eiablage sind daher sonnige und warme Wiesen sowie Wald- und Ackerränder mit einem Reichtum an Labkräutern und Blüten ideal. Das Weibchen wählt für gewöhnlich Pflanzen aus, die in der Sonne stehen und noch nicht aufgeblüht sind. Durch Verbiegen ihres Hinterleibs legt das Weibchen bis zu 200 Eier an die Pflanzen ab, wobei sie immer ein Ei pro junge Pflanzenknospe anheftet. Auf den ersten Blick erinnern die Eier des Taubenschwänzchen an ungeöffnete Pflanzenknospen. Denn die bis zu 0,95 Millimeter breiten Eier sind nahezu kugelig und hellgrün. Nach etwa einer Woche schlüpfen aus ihnen die Raupen. Diese sind zunächst etwa drei Millimeter groß und leicht durchsichtig gelb. Später zeigt der bis zu 50 Millimeter lange, grünliche Raupenkörper weiße Längsstreifen und weiße Punkte. Er besitzt das für Schwärmerarten typische Analhorn, das blau ist und eine orangerote Spitze hat. Als Nahrung dienen den Raupen die Blätter der Labkrautpflanzen. Während die Raupen anfangs im Verborgenen fressen, sitzen sie später offen an der Pflanzenspitze. Sie haben keine bevorzugten Fresszeiten und ernähren sich sowohl tagsüber wie abends. Zur Häutung ziehen sich die Raupen in miteinander versponnene Ästchen ihrer Futterpflanze zurück. Gegen Ende der Raupenphase ändert sich Farbe der Raupen in ein leuchtendes Rot. Im Alter von etwa 20 Tagen findet die Verpuppung der Raupen statt. Dazu hängen sie sich an die unteren Teile der Futterpflanze oder graben sich am Boden zwischen den Pflanzenteilen in einem lockeren Gespinst ein. Die Puppen sind 30 bis 35 Millimeter lang, sehr schlank und leicht durchsichtigen. Nach drei bis vier Wochen schlüpfen aus ihnen die fertigen Taubenschwänzchen, die von September bis Oktober zu beobachten sind. Diese zieht es dann während der kalten Jahreszeit zur Überwinterung zurück in den Süden.
Die natürlichen Feinde der Taubenschwänchen
Aufgrund seiner Größe hat das Taubenschwänzchen kaum natürliche Fressfeinde. Allerdings sind seine Raupen begehrte Nahrungsquellen für Vögel, Frösche, Spitzmäuse, Spinnen oder andere Insekten. Die Raupen werden auch gerne von spezialisierten Parasitoiden (z. B. Schlupfwespen, Brackwespen oder Raupenwespen) befallen. Die feindlichen Weibchen legen dazu ihre Eier auf den Raupen ab, damit sich die geschlüpften Larven ernähren können. Die Verpuppung der feindlichen Larven findet in der Regel an der Außenseite der mittlerweile abgestorbenen Taubenschwänzchenraupe statt.
Heinz Löhrer meint
Habe ein Taubenschwänzchen im Haus gehabt.
Einige Tage jetzt im Februar gesehen, am 9. 2. konnte ich es auf dem Ruheplatz sehen und fotografieren.
Hat scheinbar Winterpause im Haus gemacht.
Gestern am 10. 2. 2023 flatterte es wieder rum und suchte sich neues Versteck.
Heute morgen am 11. 2. 2023 saß es ‚wartend‘ vor dem Fenster als wolle es raus bei ~9° C.
Habe es auf einem Papierstreifen sitzend auf die Terrasse gebracht und auf einer blühenden weißen Dolde abgesetzt.
Nach ~ 30 Sekunden schwirrte es in die Richtung weg, aus der es (oder seine Artgenossen) seit Jahren im Anflug auf die Blütenterrasse ankam und wieder wegflog. Scheinbar standorttreu.
GPS Koordinaten von Rheinbach: 50° 37‘ 31.08 N 6° 56‘ 51.72 E
Kann nur hoffen, dass der Frühstart erfolgreich bleibt.
Am 9. 2. 2023 habe ich auf derselben Höhe weit über einige 100 te Kraniche gesehen.
Direkte Flugrichtung von Süd nach Nord.