Der Lindenschwärmer (Mimas tiliae) ist ein nachtaktiver Schmetterling (Nachtfalter), der vom Aussehen dem Tarnkappenbomber B-2 Spirit der amerikanischen Luftwaffe ähnelt. Die in Deutschland häufig vorkommenden Schmetterlinge sind hervorragende Flieger und die Art gilt als nicht gefährdet.
Der Lebenszyklus des Lindenschwärmers besteht aus vier Entwicklungsstufen: Ei, Larve, Puppe (Kokon) und adulte Form (Falter). Während die Falter selbst nur wenige Wochen leben, kann der gesamte Lebenszyklus der Schmetterlinge durchaus über mehrere Jahre hinwegziehen. Vor allem, wenn die Puppen aufgrund der Witterungsbedingungen wiederholt überwintern.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Lindenschwärmer
Der Lindenschwärmer hat eine Flügelspannweite von 60 bis 80 Millimeter. Die Färbung dieser Falterart ist sehr variabel. Die Körperfarbe der Tiere ist fuchsrot, braun, grau, gelb oder grün. Die Vorderflügel der Weibchen sind bräunlich gefärbt, die der Männchen grünlich. Die Schmetterlinge sind leicht an ihrem typisch gewellten Vorderflügelaußenrand zu identifizieren. Durch die Vorderflügel läuft ein breites dunkles Band. Dieses kann durchgängig, unterbrochen oder gänzlich fehlend sein. Charakteristisch ist auch der kurze, verkümmerte Saugrüssel des Lindenschwärmers. Der Hinterleib der Weibchen ist auch deutlich dicker als der Hinterleib der Männchen. Der Hinterleib der Männchen ist außerdem stark nach oben gekrümmt. Der dickere Hinterleib der Weibchen ist darauf zurückzuführen, dass die Eier nach dem Schlüpfen des Schmetterlings aus der Puppe bereits vollständig entwickelt sind.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Da der Nachwuchs des Lindenschwärmers sich hauptsächlich von Lindenblättern ernährt, ist der Schmetterling auch überall dort anzutreffen, wo diese Baumart wächst. Das Verbreitungsgebiet des Lindenschwärmers erstreckt sich von Mittel- und Südeuropa über die Türkei, Aserbaidschan, nördlicher Iran bis nach Russland (westliches Sibirien) und Japan. In Russland wurden in der nördlich liegenden Republik Komi kleinere Populationen vorgefunden. Auch in Spanien und Portugal wird die Art fast nur im Norden angetroffen. In Irland, Schottland und im nördlichen Skandinaviens fehlt die Art gänzlich. In den Alpen findet man den Lindenschwärmer noch bis in eine Höhe von 1.500 Meter. Der Schmetterling lebt in lockeren, lichten Laubwäldern. Anzutreffen ist er auch in Gärten, Alleen, Parks sowie Grünanlagen und Straßenbäumen der Städte.
Die Lebensweise & Ernährung?
Der Name lässt bereits erkennen, welche Bäume der Lindenschwärmer besonders liebt: nämlich die Linden. Die Eier werden von den Weibchen einzeln oder paarweise ab ca. 4 m Höhe auf der Unterseite der Lindenblätter abgelegt. Die geschlüpften Raupen ernähren sich den Sommer über von den Blättern. Die Schmetterlingsart ist aber nicht ausschließlich auf Linden fixiert. Die Bandbreite möglicher Futterbäume ist relativ groß. Auch die Blätter von Eichen, Birken, Ahorne, Ulmen, Grün-Erlen, Edelkastanie und gewöhnliche Rosskastanie werden gefressen. Zuweilen findet man die Tiere auch auf Obstbäumen (Kirsche, Apfel, Birne). Des Weiteren ernähren sich die Raupen auch von Vogelbeeren oder Maulbeeren. Als ausgesprochener Schädling gilt die Art aber nicht. Der erwachsene Falter nimmt keine Nahrung zu sich, da sein zurückgebildeter Saugrüssel keine Nahrungsaufnahme mehr zulässt. Daher ist der Schmetterling auch nicht auf Blüten zu finden. Die Tiere haben aber als Raupe genügend Nahrung aufgenommen, um in ihrem kurzen Leben als Schmetterling ihrer eigentlichen Aufgabe, der Fortpflanzung nachzukommen.
Die Fortpflanzung der Lindenschwärmer
Abhängig vom Verbreitungsgebiet gibt es in der Regel nur eine Faltergeneration pro Jahr (Flugzeit Mai bis Anfang Juli). In südlichen Regionen kann ausnahmsweise auch eine zweite Generation heranwachsen. Die Schmetterlinge fliegen dann vom Juli bis September. Die Raupen der ersten Generation treten von Juli bis September auf, die der zweiten Generation manchmal auch noch im Oktober. Die Imagines schlüpfen am frühen Morgen und verbleiben zunächst am Schlupfort, bis ihre Flügel voll entfaltet sind. Dann fliegen die meisten Falter auf der Suche nach unbegatteten Weibchen in das Blattwerk, wo auch die Paarung stattfindet. Das männliche Genitale sitzt im Inneren des Hinterleibendes. Der Schmetterling kann es zur Kopulation teilweise herausstrecken und danach wieder einziehen. An den Seiten des Hinterleibs sitzen zwei gegen das Körperende gerichtete Fortsätze, mit denen das Männchen, den weiblichen Hinterleib bei der Begattung von beiden Seiten festhalten kann. Das Genitale des Weibchens ist wesentlich einfacher konstruiert. Die Begattungsöffnung des Weibchens befindet sich auf der Bauchseite des Abdomens kurz vor dem Hinterleibende. Die Legeöffnung für die Eier (Oviporus), sitzt ebenfalls am Hinterleibende, jedoch wie bei den meisten Schmetterlingen, getrennt von der Begattungsöffnung. Die Begattungsöffnung ist von zwei Chitinplatten umgeben, an denen sich die Klammerorgane des Männchens bei der Begattung verankern. Wie bei dieser Art von Schmetterlingen üblich, koppeln die Männchen mit dem Körper in umgedrehter Richtung am Hinterleib des Weibchens an. Sie verhaken sich im wahrsten Sinne des Wortes miteinander. Die Paarung kann u. U. bis zu 20 Stunden andauern. Nach der Begattung fällt das Männchen auf den Boden und fliegt bei Sonnenuntergang fort. Das Weibchen startet ebenfalls kurz nach Sonnenuntergang und beginnt sofort damit Eier zu legen. Bis zu 130 Eier werden dabei meist paarweise an den Blattunterseiten von Futterpflanzen abgelegt, wobei der Kronenbereich der Bäume bevorzugt wird. Die frisch geschlüpften Raupen verharren an der Unterseite ihres Blattes oder suchen sich ein anderes geeignetes Blatt als Ruheplatz und Futterstelle aus. Dort verbleiben sie in der für Schwärmer typisch aufgerichteten Stellung und fressen erst nachts. Die 1,75 mal 1,40 Millimeter großen und entlang ihrer Rücken- und Bauchseite deutlich abgeflachten Eier, haben eine glänzend blasse, olivgrüne Färbung. Die Raupen haben eine grüne Körperfarbe mit gelben Flecken und gelben Seitenstreifen. Ihr Analhorn ist blau oder violett gefärbt mit einer roten oder gelben Unterseite und ist etwa ein Drittel so lang wie der Körper. Das gefährlich aussehende Horn dient aber nicht der Verteidung, sondern nur der Abschreckung von Fressfeinden. Kurz vor der Verpuppung schrumpfen die Raupen deutlich und wechseln ihre Farbe, auf der Körperunterseite zu Grünviolett, auf der Oberseite zu Graubraun. Die Raupen des Lindenschwärmers verpuppen ich lockeren Grasbüscheln am Boden, manchmal auch unter Laub oder Steinen. Nackter Erdboden wird grundsätzlich gemieden, obwohl auch schon beobachtet wurde, dass die Tiere in lockerer Erde auch schon mal ein bis zwei Zentimeter tiefe Löcher graben, um sich darin zu verpuppen. Zuweilen findet man die Puppen auch in den Baumwipfeln in Rindenritzen oder unter loser Rinde. Die 30 bis 35 Millimeter lange Puppe hat eine intensive dunkelbraune Färbung mit einem rötlichen Schimmer. Ihre Oberfläche ist nicht glatt wie bei anderen Schwärmern, sondern rau. Die Puppen überwintern und im Mai des Folgejahres schlüpfen dann die Schmetterlinge der neuen Generation.
Die natürlichen Feinde der Lindenschwärmer
Die adulte Form hat bis auf gelegentlichen Fraßtod durch Vögel keine natürlichen Feinde. Die Raupen des Lindenschwärmers hingegen schon. Die Raupen sind bevorzugte Beute von parasitären Schlupfwespen, Brackwespen und Raupenfliegen. Die Weibchen dieser Raubparasiten legen mit ihrem Legestachel ein Ei in die Raupen. Nachdem die Larve geschlüpft ist, frisst sie die Raupen von innen auf. Nach Erreichen der Puppenreife verpuppt sich die Larve auf der Außenhaut der mittlerweile abgestorbenen Raupe und entwickelt sich zum Schmetterling.
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