Der Kiefernschwärmer (Sphinx pinasteri) ist ein Schmetterling aus der Familie der Schwärmer. In Mitteleuropa gehört er zu den am häufigsten vorkommenden Arten aus seiner Familie. Dennoch sieht man den großen Nachtfalter, wegen seiner guten Tarnung und der verborgenen Lebensweise, eher selten in freier Wildbahn.
Erfahren Sie in diesem Artenportrait alles über das Aussehen, die Verbreitung, die Lebensweise, die Fortpflanzung und die Feinde des Kiefernschwärmers.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Kiefernschwärmer
Der Kiefernschwärmer erreicht eine Körperlänge von etwa 4 cm mit einer Flügelspannweite von 6,5 bis 8 cm. Einige seltene Exemplare der Art können sogar Flügelspannweiten von bis zu 9 cm erreichen. Die Grundfarbe kann bei einzelnen Tieren sehr unterschiedlich ausfallen. Von cremefarben bis dunkelbraun sind verschiedene Abstufungen möglich. Die meisten Tiere sind jedoch eher gräulich gefärbt. Auf der Brust besitzen die Tiere zwei dunkelbraune Längsstreifen, die bei einigen Tieren wie ein umgedrehtes U zusammenlaufen können. Auf den Vorderflügeln, Thorax, dem Rumpf und den Flügelspitzen zeichnen sich ebenfalls die charakteristischen dunkelbraunen Längsstreifen oder kleine Striche ab. Mit dieser Musterung ist der adulte Falter hervorragend getarnt, wenn er sich tagsüber auf dem Stamm einer Kiefer oder eines anderen Nadelbaums ausruht.
Die Farbgebung bei den Raupen des Kiefernschwärmers kann ebenfalls sehr unterschiedlich sein. Im Laufe ihrer Entwicklung verändern sich nicht nur Größe und Aussehen, sondern auch Farbe und Zeichnung. Die frisch geschlüpften Raupen sind nur 5 mm lang. Ihr Körper ist gelb gefärbt, während der vergleichsweise große Kopf braun ist. Nach und nach verändert sich die Farbe, bis die Raupen schließlich grün sind. Nach der ersten Häutung bekommt der grüne Körper insgesamt 6 cremefarbene Längslinien, die nach und nach breiter werden.
Die ausgewachsene Raupen des Kiefernschwärmers sind zwischen 7.5 und 8 cm lang. In diesem letzten Stadium gibt es zwei Farbvarianten. Entweder ist die Grundfarbe grün und die Raupe hat einen breiten dunkelbraunen Streifen auf dem Rücken und cremefarbenen Flecken an den Körperseiten, oder die Grundfarbe ist generell bräunlich gehalten. Auch die zweite Variante besitzt die cremefarbenen seitlich sitzenden Flecken am Körper.
Die Verbreitung der Kiefernschwärmer
Der Kiefernschwärmer ist sehr weit verbreitet. Man findet den Nachtfalter in weiten Teilen Europas, außer in den nördlichen Teilen der Skandinavischen Länder, auf den Iberischen Inseln, den britischen Inseln und Russland. In Kleinasien bis nach Japan und in Nordafrika, dem Libanon und Israel sind sie ebenfalls beheimatet. Einige Funde in Teilen Kanadas und den Vereinigten Staaten deuten darauf hin, dass er auch hier zumindest einmal gelebt haben muss. Dabei ist nicht ganz klar, ob sie ursprünglich dort angesiedelt waren oder möglicherweise mit dem Menschen eingeschleppt wurden.
In Südwesten Europas, besonders in Südfrankreich, wird die Art zunehmend von der nahe verwandten und äußerlich ähnlich aussehenden Art Sphinx maurorum verdrängt. Gelegentlich können auch hybride Tiere, die offenbar aus einer Kreuzung zwischen Kiefernschwärmern und der Mauroreum-Arten entstanden, beobachtet werden. Lange nahm man daher an, dass die Sphinx mauroreum eine Unterart des Kiefernschwärmers sein könnte. Wissenschaftliche Analysen konnten diese Hypothese jedoch widerlegen.
Der Lebensraum und die Lebensweise
Als Lebensraum bevorzugen die Tiere vor allem Nadelwälder, im speziellen natürlich offene oder gemischte Kiefernwälder. Selten findet man sie auch in Mischwäldern, Gärten und Parkanlagen. Höhenlagen von bis zu 2000 m machen den Kiefernschwärmern nichts aus.
Der Kiefernschwärmer ist ein nachtaktiver Schwärmer. Den Großteil des Tages verbringen die adulten Tiere auf dem Stämmen von alten Kiefernbäumen. Ihre Musterung bietet ihnen hier ausgezeichneten Schutz vor möglichen Feinden, da sie in ruhender Position mit dem Hintergrund verschmelzen.
Der erwachsene Schwärmer kann zwischen Mai bis spätestens August beobachtet werden. In dieser Zeit beginnt ab etwa 23 Uhr die aktive Phase des Kiefernschwärmers. Die Tiere machen sich nun auf die Suche nach Nektar und geeigneten Fortpflanzungspartnern. Dabei entfernen sich die Weibchen häufig nicht sehr weit von der Stelle, an der sie selbst geschlüpft sind. Die Nacht endet für die Tiere spätestens gegen 3 Uhr morgens. Die Weibchen ziehen sich dabei meist schon etwas früher zurück als die Männchen.
Die Teire fühlen sich magisch von künstlichen Lichtquellen angezogen. In Gärten und Parks kann man daher häufig nachts beobachten, wie die Falter um Lampen und Beleuchtungen wild herumschwirren. Als Schwärmer zählen sie zu den besten Fliegern im Insektenreich, wobei andere Schwärmer-Arten etwas besser abschneiden was Geschwindigkeit und Koordination angeht.
Die Ernährung der Kiefernschwärmer
Die adulten Tiere ernähren sich ausschließlich von Nektar. Die Tiere bevorzugen stark duftende Blüten, wie Nelken, Seifenkräuter oder Heckenkirschen. Als Schwärmer und im Gegensatz zu den Schmetterlingen landen sie nicht auf der Blüte, sondern schwirren ständig um die Blüte herum, während sie den Nektar mit dem langen Rüssel aufnehmen. Diese Methode erfordert einen erheblich größeren Kraftaufwand, was eine Erklärung für die stark ausgeprägte Flugmuskulatur der Tiere ist. Der Flügelschlag ist dabei sehr hochfrequentiert und mit kurzen kräftigen Schlägen. Diese sind kaum zu überhören, wenn sich ein Tier nähert.
Die Raupen des Kiefernschwärmers, von dem er auch einen Teil seines Namens hat, ernähren sich von den Nadeln verschiedener Kiefernarten. Dazu gehören zum Großteil Waldkiefern, aber auch Fichten kommen als Nahrungsquelle in Frage. In Mitteleuropa kommt manchmal auch die Europäische Lärche als Futterquelle. In Südeuropa fressen die Raupen auch schon mal an den Nadeln von Zedern. Die ursprünglich aus Nordamerika eingeführte Douglasie kann manchmal auch als Futterquelle für die Raupen dienen. Die Raupen bleiben während ihrer gesamten Entwicklung auf dem Baum, an dem sie geschlüpft sind.
Direkt nach dem Schlupf fressen die Raupen einen Teil ihrer Eischale auf. Darüber hinaus bevorzugen jedoch besonders ältere Kiefernadeln, da sie ihnen farblich den besseren Schutz vor Feinden liefern. Sie fressen anfangs nur die Spitzen der Nadeln an. Wenn die Raupe größer wird, klemmt sie dann die Nadel zwischen ihren Beinen ein und frisst sich von der Spitze bis ans Ende der Nadel durch.
Die Fressfeinde und Gefährdung
Neben den üblichen Feinden von Faltern und Raupen, nämlich den Vögeln, ist der Kiefernschwärmer besonders durch Parasitoiden gefährdet. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Insektenarten, die ihre befruchteten Eier in den Körper anderer Insekten ablegen. Das befallene Tier dient dann als Wirt und ernährt die Larve der parasitären Art. Schließlich stirbt der Wirt und die Nachkommen des Raubparasiten brechen aus dem toten Wirtskörper heraus.
Zu den häufigsten Raubparasiten, die Kiefernschwärmer befallen können, zählen verschiedene Schlupfwespen-Arten oder Raupenfliegen. Die Raupenfliege hat sich so gut auf die Schwärmer spezialisiert, dass ein Kiefernschwärmer bis zu 18 Larven des Parasiten in sich tragen kann. Pilze können ebenfalls parasitär auftreten, wie zum Beispiel die Puppenkernkeule. Sie wächst im inneren der Kiefernschwärmer-Puppe, bis schließlich der Fruchtkörper des Pilzes aus der toten Puppe herausbricht.
Die Fortpflanzung und Entwicklung
Die Paarung der Kiefernschwärmer erfolgt in der Regel zwischen Juni und Juli. Die nachtaktiven Tiere suchen sich in der Nacht einen geeigneten Partner für die Paarung. Ein Männchen kann sich dabei mit vielen verschiedenen Weibchen paaren. Dazu sitzen beide Tiere mit dem Hinterteil zueinander gedreht an einem Baumstamm. Die Verbindung kann bis zur nächsten Abenddämmerung anhalten. Manchmal lösen sich die beiden jedoch bereits am Nachmittag.
Ist das Weibchen befruchtet, macht sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Eiablage. Dabei achtet das Weibchen zum einen darauf, dass der gewählte Baum ausreichend Futter für ihre Nachkommen bietet. Zum anderen muss er ihr natürlich den nötigen Schutz und Tarnung bieten, damit sie in Ruhe ihre Eier ablegen kann, ohne einem Fressfeind zum Opfer zu fallen.
Die 100 bis maximal 500 gelb bis grünlich gefärbten, rund 2 mm großen Eier legt das Weibchen dann entweder einzeln oder in kleinen Gruppen angeordnet an den Nadeln von Fichten, Kiefern und anderen geeigneten Nadelbäumen ab. Stimmen die Temperaturen, schlüpfen die ersten Raupen dann bereits nach 6 bis 9 Tagen. Bei kühleren Temperaturen kann die Entwicklung länger dauern, sodass es bis zu 20 Tage dauern kann.
Die Raupe des Kiefernschwärmers ist tagaktiv und vergleichsweise träge. Sie bewegen sich nicht sehr weit von ihrer Schlupfstelle weg. Entgegen der Vermutung fressen sie auch nicht übermäßig viel. Die Trägheit verschwindet dann schließlich, wenn die Raupe ihr letztes Entwicklungsstadium erreicht hat und voll ausgewachsen ist. Nun ist es Zeit für die Raupe eine geeignete Stelle für die Verpuppung zu finden. Dazu müssen die Raupen vom Baum herunterklettern, denn sie verpuppen sich am Boden, freiliegend zwischen Moos und losen Nadeln.
Die Tiere überwintern im Puppenstadium, bis sie dann im folgenden Jahr als neue Generation von adulten Kiefernschwärmern auftreten. Das bedeutet, dass der Kiefernschwärmer in der Regel in einer Generation pro Jahr auftritt. In wärmeren Regionen ihres Verbreitungsgebiets oder in sehr milden Herbst und Winterperioden, kann es vorkommen, dass sich auch eine zweite Generation ausbildet. Meistens reicht die Zeit jedoch nicht aus, sodass sich die zweite Generation nicht vollständig entwickeln kann und abstirbt.
Schadwirkung der Kiefernschwärmer
Im Gegensatz zu anderen Schmetterlingsarten, wie zum Beispiel der Kiefernspinner oder Nonnen, zählen die Kiefernschwärmer allgemein nicht zu den Schädlingen. Zwar fressen auch die Raupen dieser Art an den Nadeln des Baumes. Der Schaden ist dabei jedoch so gering, dass die Bäume das in der Regel gut vertragen können. Eine unmittelbare Gefahr besteht daher meist nicht.
Eine Überpopulation an Kiefernschwärmern, wie bei den Nonnen, muss ebenfalls nicht gefürchtet werden. Da der Kiefernschwärmer sehr anfällig für parasitären Befall durch andere Insekten ist, bleibt die Population unter Kontrolle und stabil. Im Zweifelsfall ist es ratsam sich an das zuständige Forstamt zu wenden oder eine andere Fachperson zu Rate zu ziehen. Die können besser beurteilen, wie es um die Bäume steht. Denn häufig ist es gar nicht nötig, gegen den Kiefernschwärmer vorgehen.
Häufig habe ich im Juli 2021 am Phlox in den Abendstunden kiefernschwärmer beobachtet, wenn sie wie ein Kolibri vor der Blüte stehen, um an den Nektar zu kommen. Dann sind sie vom Aussehen her fast mit einem Windenschwärmer zu verwechseln, nicht aber von der Färbung am Thorax und von der Größe her. Komisch, das immer wieder behauptet wird, der Kiefernschwärmer wäre nur in der Nacht aktiv. Bei YouTube habe ich auf meinem Kanal Berliner Kranich ein Video von ihm veröffentlicht
Hallo Herr Laube,
sehr schönes Video. Ich hoffe es ist für Sie in Ordnung, wenn ich dieses hier mal direkt verlinke? Dann brauchen die anderen Leser nicht lange bei Youtube suchen.
https://youtu.be/THLQ0DFbst8
Viele Dank für die tollen Aufnahmen und viele Grüße
Enrico Lauterschlag