In Mitteleuropa begegnen aufmerksame Wanderer im Frühsommer häufig einen orange-schwarzen Schmetterling, der emsig Distelblüten umschwärmt. Denn nicht nur die ausgewachsenen Falter, sondern auch deren Raupen sind von dieser stacheligen Pflanze abhängig. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass dieser Schmetterling von Biologen den Namen Distelfalter erhalten hat.
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Das Aussehen der Distelfalter
Mit seiner Flügelspannweite von 4,5 bis 6 cm ist der Distelfalter ein mittelgroßer Schmetterling. Wie in der Gattung Vanessa üblich, besteht die Färbung aus orangen Flächen und schwarz-weißen Mustern. Dabei fallen die Farben nicht so kräftig wie beim Admiral aus. Andererseits entspricht das Muster an den Spitzen der Vorderflügel jenem des Admirals.
Die Unterseite der Vorderflügel trägt dasselbe Muster wie die Oberseite, wenngleich wesentlich blasser. Die Unterseite der Hinterflügel ist schlicht braun gefärbt und lässt das Muster der Oberseite nicht einmal im Ansatz vermuten. Der Körper ist graubraun und im vorderen Bereich stark behaart.
Die ca. 4 cm langen Raupen sind tiefschwarz mit roten oder grünen Markierungen und tragen über den ganzen Körper verteilt stark verzweigte Dornen als Schutz vor Fressfeinden. Es gibt allerdings auch heller gefärbte Raupen.
Die Verbreitung und der Lebensraum
Der Distelfalter bevorzugt warme, trockene Lebensräume wie Trockenrasen, Steppen oder mediterranes Klima. In diesen Bereichen siedelt er sich dauerhaft an, was in Europa nur im Mittelmeergebiet der Fall ist. In allen anderen Gebieten ist er ein Wanderfalter, der getragen vom Wind teilweise Tausende von Kilometern zurücklegen kann.
Je nach klimatischen Bedingungen ist der Distelfalter in manchen Jahren in Massen in Deutschland zu finden, während er in anderen Jahren eher im Verborgenen bleibt. In günstigen Jahren dringen dann einige Exemplare sogar bis nach Skandinavien vor.
Der Weg zurück in wärmere Lebensräume stellt sich nicht immer als einfach heraus, schließlich müssen dazu die Alpen überquert werden. So mancher junge Falter ist dieser Aufgabe nicht gewachsen und büßt sein Leben an den Gletschern der Alpen ein. In manchen Jahren sind sie dort sogar in großen Mengen zu finden.
Wichtig bei der Standortwahl ist in jedem Fall die namensgebende Distel. Diese ist die entscheidende Pflanze für den Distelfalter, die das Überleben der Art überhaupt erst möglich macht.
Die Lebensweise und Ernährung
Erwachsene Distelfalter sind tagaktiv und ernähren sich von Pflanzennektar, wobei sie gezielt Blüten verschiedener Distelarten ansteuern. Auch der Schmetterlingsflieder ist ähnlich beliebt wie bei anderen Falterarten.
Die Raupen sind weniger wählerisch. Zwar ernähren sie sich durch den Lebensraum ihrer Eltern ebenfalls häufig von Distelblättern, sie sind aber ebenso häufig auf Brennnesseln oder anderen Pflanzen zu finden. In starken Distelfalterjahren wird gar von Kahlschlag ganzer Distelfelder berichtet. Durch diese hohe Gefräßigkeit sind die Raupen in starken Jahren auch als Schädlinge gefürchtet, die sich insbesondere gerne an Sojapflanzen vergreifen.
In Mitteleuropa fliegt der Distelfalter etwa im Mai ein. Im darauffolgenden Sommer folgen zwei Generationen, bis die Jungfalter im Oktober wieder den Weg in den Süden suchen. Den kalten, mitteleuropäischen Winter würde die Art nicht überleben. Alle Falter, die den Abflug verpassen bzw. von einem frühen Wintereinbruch überrascht werden, sind daher dem Tod geweiht.
Die Fortpflanzung der Distelfalter
Während dem Distelfalter in Mitteleuropa nur Zeit für zwei Generationen bleibt, pflanzt er sich im mediterranen oder subtropischen Klima praktisch ohne Unterbrechung das gesamte Jahr hindurch fort.
Die Weibchen legen dazu zwischen 50 und 100 Eier auf eine geeignete Futterpflanze ab. Nach ca. 2 Wochen schlüpfen die Raupen. Diese spinnen sich in das Blatt ihrer Futterpflanze ein, um in Ruhe fressen zu können. Dieses Stadium an Fressen und Häuten dauert ca. 30 Tage an. Während dieser Zeit wird die Raupe im Laufe ihrer Entwicklung immer dunkler. Die Puppe ist grün-grau bis dunkelbraun gefärbt.
Die menschlichen und tierischen Feinde
Sojabauern fürchten ein Massenaufkommen von Distelfaltern, da die Raupen Geschmack an den Blättern der Sojapflanze gefunden haben. Diesen ist aber relativ einfach mit biologischen Bekämpfungsmitteln in Form von Bakterien beizukommen.
In der freien Natur sind es vor allem Vögel, die sowohl ausgewachsene Falter als auch Raupen des Distelfalters zum Fressen gern haben. Aber auch kleinere Säugetiere, Reptilien und größere Raubinsekten kommen als Fressfeinde in Frage. Gefährdet ist die Art dennoch nicht. Ihr Verbreitungsgebiet ist genügend groß und in manchen Jahren kommt es sogar zu einem Massenaufkommen.
Ähnliche Arten wie der Distelfalter
Entfernt erinnert das Aussehen des Distelfalters an den bekannten Admiral. Das ist nicht weiter verwunderlich, befinden sich doch beide Arten in derselben Gattung mit dem klingenden Namen Vanessa. Diese zwei sind auch die einzigen mitteleuropäischen Arten der Gattung, die ca. 20 Schmetterlingsarten umfasst. Auch alle anderen Arten sind sich im Aussehen sehr ähnlich, allerdings auf anderen Kontinenten beheimatet. Der vollständige wissenschaftliche Name des in Europa anzutreffenden Distelfalters lautet Vanessa cardui.