Der griechisch-lateinische Begriff Tarsus (im Plural Tarsen) bezeichnet den Fuß von Gliederfüßern. Zumeist benennt der Tarsus explizit den letzten Abschnitt des Beines. Zu der Gruppe der Gliederfüßer gehören Insekten und Tausendfüßer, sowie Krebs- und Spinnentiere. Als besonderes Erkennungsmerkmal besitzen diese Tiergruppen einen in Segmente gegliederten Körperbau. Besonders deutlich wird dieser in den Extremitäten.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau Tarsus
Das Insektenbein setzt sich aus fünf einzelnen Gliedern zusammen. Die Hüfte (Coxa), der Schenkelring (Trochanter), der Schenkel (Femur), die Schiene (Tibia) und der Fuß (Tarsus). Sie bilden im gesamten das Bein.
Der Tarsus besteht aus mehreren Gliedern, die eine maximale Anzahl von fünf Einzelgliedern erreichen können. Aus wie vielen Gliedern der Tarsus des Vorder-, Mittel- und Hinterbeines besteht, ergibt sich aus der Tarsenformel. Diese besagt beispielsweise, dass an den Vorderbeinen fünfgliedrige Tarsen ausgebildet sind, an den mittleren und hinteren Beinpaaren der Tarsus jedoch nur aus vier einzelnen Gliedern besteht.
Als Fersenglied oder Metatarsus wird das häufig vergrößerte Fußglied benannt, es bildet das erste Tarsenglied. Es folgen zwei bis vier Mittelglieder.
Im letzten Glied des Tarsus sitzt, mit einer abgesonderten Struktur, der Prätarsus (Endstück). Häufig ist er auf einen membranösen Rest mit kleinen Hartteilen (Sklerite) reduziert. Nur bei Felsenspringern und Sackkieflern ist er als deutliches Segment erkennbar. Er dient der Verbindung zum Untergrund und ist für die sichere Fortbewegung zuständig. Insekten haben diese Haftungsqualitäten in vielfältiger Form ausgebildet. Sie tragen häufig Fortsätze, um die Adhäsionsfähigkeit zu erhöhen. Durch kissenförmige Vorsprünge (Euplantulae), dichten Haarfilz oder der Verbreiterung einiger Tarsenglieder wird diese erzeugt.
Prätarsus und dessen Anhänge
Am Endstück (Prätarsus) befinden sich ein bis zwei Krallen oder Klauen (Unguis), die in dorsaler Ausrichtung auf der Rückseite des letzten Tarsengliedes sitzen. Bei einigen Tieren befindet sich dort zusätzlich eine hakenförmige Verhärtung oder ein Sohlenläppchen (Empodium) um eine dritte Kralle vorzutäuschen. Verschiedene Insektengruppierungen bilden weitere Anhänge wie Haftlappen (Pulvillus) oder Fußlappen (Arolium) aus. Jedes dieser Anhänge weist andere Haftungseigenschaften auf.
Als Haftläppchen (Pulvillus) wird das so geformte Fußsegment bezeichnet. Auf der Unterseite angegliedert trägt es Hafthaare. Ein borsten- oder lappenförmiges Empodium kann sich zusätzlich zwischen den Pulvillen befinden.
Das Empodium ist ebenfalls mit Hafthaaren bekleidet. Genau wie die Haftläppchen ist es an der Unterseite der Tarsen zu finden. Auch hier wird zwischen einer borsten (setiform)- oder lappenförmig (pulvilliform) Ausprägung unterschieden.
Spinnen bilden auf der Unterseite ein spezielles Haftpolster, das Scopula aus. Dieses ist bedeckt mit tausenden winzigen Härchen und ermöglicht der Spinne die Fortbewegung auf glatten Oberflächen. Vergleichbar ist mit den Haftorganen des Geckos, die ebenfalls im trockenen Zustand die Haftungsstabilität gewährleisten.
Die Wirkungsweise des Arolium kann bei Fliegen besonders gut auf einer transparenten Scheibe beobachtet werden. Anders als bei den Sohlen- oder Haftlappen, die ihre Haftungseigenschaften durch feine Härchen sicherstellt, ermöglicht hier die Mikrostruktur des Aroliums den Halt auf glatten Untergründen. Es bildet einen dünnen Flüssigkeitsfilm zwischen Oberfläche und Arolium aus und erhöht so die Adhäsion (Haftungskraft).
Ausbildung der Tarsenglieder
Wie genau die Tarsen ausgebildet werden, hängt von der Insektenart und dessen Lebensraum und Jagdverhalten ab. Im Allgemeinen werden die Beine sechs Typen unterteilt:
- Laufbeine (Sandlaufkäfer, kleiner Kohlweißling, Schnake)
- Sprungbeine (Heuschrecke, Grashüpfer, Floh)
- Schwimmbeine (Kolbenwasserkäfer, Gelbrandkäfer, Taumelkäfer)
- Fangbeine (Stabwanze, Gottesanbeterin, Wasserskorpion)
- Grabbeine (Eremit, Grabläufer, Maulwurfsgrille)
- Sammelbeine (Honigbiene, Hummel, Steinbockkäfer)
Unterschiedliche Verhaltensweisen bedürfen unterschiedliche Tarseneigenschaften. So ist bei der Honigbiene das erste Tarsenglied besonders breit und rechteckig bis oval ausgebildet und stark behaart. Ideal für das Sammeln von Pollen bildet das Fersenglied die sogenannte Pollenbürste und ist ein wichtiger Bestandteil im Aufbau des Sammelbeins der Biene.
Bei schwimmfähigen Insekten ähneln die Mittel- und Hinterbeine kurzen, breiten Paddeln. Schenkel, Schiene und Tarsus werden durch eine Haarreihe verbreitet und zum Ruderblatt geformt. Eine schnelle und wendige Fortbewegung auf Wasseroberflächen ist möglich.
Die Tarsenausprägung ist speziell auf die Bedürfnisse der entsprechenden Tiergruppe ausgerichtet, um dessen Wirkungskreis so effizient wie möglich zu gestalten.
Ich freue mich über jeden Kommentar, den Sie auf meiner Website hinterlassen. Um jedoch SPAM zu vermeiden, wird jeder Kommentar vor der Veröffentlichung von mir geprüft. Dabei sortiere ich z.B. Kommentare mit einem Keyword im Namen oder "test", "vergleich" oder "24" in der URL aus. Natürlich veröffentliche ich auch keine Kommentare die Verunglimpfungen, Beleidigungen, rassistische, sexuelle und/oder persönliche Angriffe sowie Schmähkritik enthalten. Fragen beantworte ich gerne nach bestem Wissen und Gewissen.