Die Bezeichnung Prädator stammt vom lateinischen praedatio, was soviel wie „Rauben“ oder „Beutemachen“ bedeutet. Als Prädator bezeichnet man demnach einen Organismus, der einen anderen, noch lebenden Organismus (die Beute) angreift, um ihn im Ganzen oder teilweise zu konsumieren. Darunter fallen sowohl echte Räuber und Parasitoiden als auch Weidegänger und Parasiten, obwohl letztere ihre Beute zur Nahrungsaufnahme nicht töten.
Laut einer weiteren gängigen Definition kann Prädation auch als ökologische Beziehung zwischen Räuber und Beute bezeichnet werden, wobei der Prädator seine Beute nach dem Erlegen verzehrt. Dementsprechend zählen nur fleischfressende Tiere und Pflanzen als echte Prädatoren zu dieser Gruppe.
Zu geläufigen Synonymen für Prädatoren gehören Beutegreifer, Fressfeind oder Episit (selten). Eine gesonderte Bezeichnung als Spitzenprädator gilt für Räuber an der Spitze der Nahrungspyramide ohne natürliche Fressfeinde. Beispiele dafür sind Großkatzen, Wölfe oder Schwertwale.
Inhaltsverzeichnis
Systematik und Abgrenzung der Prädatoren
Prädatoren lassen sich in sämtlichen Tierklassen finden. Prinzipiell grenzen sie sich von Aasfressern und Saprobionten (Organismen, die in sich zersetzendem organischer Substanz wie Faulschlamm leben, dazu zählen etwa Regenwürmer) ab, da ihr Beutetier zu Beginn der Jagd noch am Leben ist.
Ein weiterer Unterschied ist zum Konzept der Biotrophie zu treffen, wobei sich unter anderem Pilze von noch lebenden Organismen ernähren. Grundsätzlich können Prädatoren auch in die Gruppe der Konsumenten eingegliedert werden. Jedoch sind nicht alle Konsumenten im Umkehrschluss den Prädatoren zuzuweisen.
Echte Räuber
Echte Prädatoren oder Räuber kennzeichnen sich dadurch, dass sie ihre Beute in jedem Fall, meist sofort nach dem Angriff, töten. Sie konsumieren dabei im Laufe ihres Lebens eine große Zahl an Beutetieren.
Hierzu gehören Löwen und Grizzlybären an Land, Bartenwale im Meer oder auch Spinnen. Ebenso gehören fleischfressende Pflanzen in diese Kategorie. Mithilfe umgewandelter Blätter fangen und verdauen sie Gliedertiere bis hin zu größeren Beutetieren wie Fröschen.
Weidegänger
Greift ein Räuber im Laufe seines Lebens einige Beuteindividuen an, frisst aber nur Teile der gejagten Organismen und tötet sie nicht sofort, gehört er den Weidegängern an. Sie verwenden zum Abreißen oder Raspeln der pflanzlichen Nahrung gut ausgebildete Mundwerkzeuge. Demzufolge lassen sich Huftiere (Schafe oder Rinder), aber auch blutsaugende Egel, Nagetiere oder Wasserinsekten zu dieser Gruppe zuordnen.
Parasiten
Parasiten töten ihre Beute, auch „Wirt“ genannt, im Normalfall nicht, sondern konsumieren ebenfalls nur Teile der befallenen Organismen. Über die Dauer ihres Lebens hinweg greifen sie nur wenige Beuteindividuen an, mit welchen sie daraufhin in enger Verbindung stehen. Diese Parasit-Wirt-Beziehung wirkt sich dabei oftmals negativ auf den Wirt aus.
Band- und Madenwürmer, Keime oder Misteln zählen als bekannte Beispiele für Parasiten. Ferner sind auch Blattläuse und Raupen zu nennen, die sich von ihren gewählten Wirtspflanzen ernähren.
Zuordnung nach Art der Nahrung
Je nach Art der konsumierten Beute lassen sich Prädatoren in Fleischfresser, Körner- und Fruchtfleischfresser sowie Omnivore unterteilen.
- Fleischfresser (Carnivore) sind Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich (fakultative Carnivore) oder ausschließlich (strikte Carnivore) von tierischem Gewebe ernähren. Jedoch ist zu beachten, dass es Carnivoren gibt, welche nicht zur Ordnung der Raubtiere gehören.
- Tierarten, als Hauptnahrungsquelle Samen wählen, werden als Körnerfresser oder Samenprädatoren (Granivore), im englischen Sprachgebrauch seed predators, bezeichnet. Für viele Pflanzen ist dies ein Mortalitätsfaktor.
- Allesfresser (Omnivore) nehmen eine verschiedenartige Kost aus Pflanzen und Tieren zu sich. Dies geschieht nicht in jedem Fall beabsichtigt, so fressen Kühe mit dem Grasen unweigerlich auch winzige Insekten.
Such- und Jagdverhalten
Auffinden und Handhabung (Verfolgung, Überwältigung) der Beute ist ein Prozess, für den Prädatoren Zeit und Energie aufwenden müssen. Demnach gibt es verschiedene Strategien, um den Aufwand möglichst gering zu halten.
Generalisten, die einen Großteil der angetroffenen Beutetypen verfolgen, verbringen weniger Zeit bei der Suche als Spezialisten, welche nur spezielle Beute bevorzugen. Dafür haben Generalisten den Nachteil, auch Nahrung zu sich zu nehmen, aus der wenig Energie bezogen werden kann, sodass sie öfter auf Jagd gehen. Spezialisten hingegen investieren mehr Zeit in die Suche nach einer besonders ergiebigen Beute.
Auch die von Prädatoren verfolgten Jagdstrategien lassen sich in Gruppen unterteilen. Hierbei gibt es Ansitz- oder Suchjäger, wobei letztere den Vorteil aufweist, relativ wenig Energie zu verbrauchen, jene Vorgehensweise machen sich beispielsweise Krokodile zu Nutzen. Zudem jagen Prädatoren entweder allein (solitär) oder in Gruppen. Gemeinsam können größere und wehrhaftere Tiere erlegt werden, insgesamt gibt es eine höhere Erfolgsrate. Dennoch wird die Beute am Ende der Jagd durch die Beteiligten geteilt.
Räuber-Beute-Beziehungen
Oftmals entwickelt sich durch den vom Prädator auf die Beute ausgeübten Selektionsdruck eine Coevolution zwischen den Arten. Hierbei gilt der Selektionsdruck als Einwirkung eines Selektionsfaktors (Umweltbedingung mit Einfluss auf das Überleben einer Art) auf eine bestimmte Population.
Die dynamische Wechselwirkung zwischen einer Räuber- und Beutepopulation über einen längeren Zeitraum wird als Räuber-Beute-Beziehung bezeichnet. Sie stellen einen vereinfachten Ausschnitt einer Nahrungskette aus einem Nahrungsnetz dar. Modelle solcher Verhältnisse können zur Vorhersage zukünftiger Populationsentwicklungen herangezogen werden. Dabei werden meist die sogenannten „Lotka-Volterra-Regeln“ verwendet.
Die erste Regel besagt, dass die Größe der Populationen von Räuber und Beute bei konstanten Bedingungen periodisch und zeitlich versetzt schwanken. Wenn zu Beginn die Beutepopulation steigt, haben die Räuber ein besseres Nahrungsangebot, sodass auch ihre Populationsgröße ansteigt. Je mehr Räuber es demnach gibt, desto mehr Beutetiere werden gefressen. Infolgedessen sinkt die Beutepopulation. Nun gibt es weniger Nahrung, sodass im Versatz auch die Räuberpopulation sinkt.
Die zweite Regel erklärt den festen Mittelwert, um welchen beide Populationen konstant schwanken. So verläuft der Zyklus im Sinne der ersten Regel immer gleich, wobei sich die Extremwerte (Maximum und Minimum) wenig verändern. Selbst im Vergleich mehrerer Jahre ergibt sich ein annährend konstanter Mittelwert. Dabei liegt der Mittelwert der Beutepopulation jedoch fortwährend über dem der Räuberpopulation.
Die dritte Regel beschäftigt sich mit einer Dezimierung der Populationen. In einem solchen Fall erholt sich die Beutepopulation stets schneller als die der Räuber. Erklärbar ist jener Umstand durch die Tatsache, dass die Räuber zunächst auf die Erholung ihrer Beute angewiesen sind, um Nahrung zu erlangen. Es werden mehr Beutetiere als Räuber geboren, da diese bereits auf die zur Fortpflanzung benötigte Futtergrundlage in Form von Pflanzen zugreifen können.
Folgen der Prädation und Eingriffe des Menschen
In den wenigsten Fällen geraten natürliche Räuber-Beute-Systeme aus dem Gleichgewicht. Prädation gehört zu den Grundlagen funktionierender Nahrungsketten. Sie ist ein wichtiger Faktor für ausgeglichene Dynamik von Populationen.
Vor allem aber in zwei Bereichen gibt es Konfliktpotential um die Prädation. Zum einen dort, wo Räuber Jagd auf geschützte Arten machen, zum Beispiel im Falle bodenbrütender Vogelarten. Zum anderen besteht die Möglichkeit des Überschneidens mit menschlichen Nutzungsinteressen. Dazu zählt Wölfe, welche der Bequemlichkeit Willen die Schafe der Bauern reißen. Stellen Menschen den Prädatoren einfach erreichbare Nahrung zur Verfügung, zieht dies Nachwirkungen auf gesamte Populationen von Räuber und Beutetieren haben.
Auch das Aussetzen nicht einheimischer Prädatoren in fremden Habitaten (Hauskatzen) oder die Eliminierung von Spitzenprädatoren führt zu einer Störung des Ökosystems.
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