In der Zoologie, also der Lehre vom Tier, wird unterschieden zwischen Fleischfressern, Pflanzenfressern und Allesfressern. Die biologische Fachbezeichnung für Pflanzenfresser lautet Herbivoren und setzt sich zusammen aus dem lateinischen herba = Kraut und vorare = verschlingen.
Eine andere Bezeichnung lautet Phytophagen, was sich aus dem Altgriechischen ableitet (phyto = Pflanze, phagein = fressen). Es hat sich in der Biologie durchgesetzt, bei höheren Pflanzenfressern allgemein von Herbivoren zu sprechen und pflanzenfressende Insekten und Kleinstlebewesen als Phytophagen zu bezeichnen.
Der Einfachheit halber sprechen wir in diesem Artikel allgemein von Pflanzenfressern oder Herbivoren.
Inhaltsverzeichnis
Übersicht der Pflanzenfresser
Es gibt ganz unterschiedlich Arten von Herbivoren im Tierreich, so wie es ganz unterschiedliche Arten von Pflanzen gibt. Tiere fast jeder Gattung können reine Pflanzenfresser sein:
Säugetiere
Viele Säugetiere verschiedenster Größen und Gattungen sind Herbivoren, beispielsweise Beuteltiere wie der Koala, außerdem viele Nagetiere und Kaninchenartige, zudem einige Fledertiere wie Flughunde, sämtliche Huftiere mit Ausnahme der Schweine, außerdem Menschenaffen (wobei eigentlich nur Gorillas reine Vegetarier sind) oder auch Seekühe. Es gibt sogar pflanzenfressende Raubtiere wie den Großen Panda. Einzig unter den Robben, Walen und Delfinen gibt es keine Herbivoren.
Vögel
In der riesigen Familie der Vögel gibt es einige Pflanzenfresser wie beispielsweise Kolibris, Tauben, manche Singvögel, viele Papageien und Sittiche, außerdem Wasservögel wie Enten und Gänse.
Reptilien
Auch einige Reptilien sind reine Pflanzenfresser, wobei die meisten in ihrer Jugend durchaus tierisches Eiweiß benötigen. Beispiele sind Landschildkröten, der Grüne Leguan oder auch die Meerechse, die auf den Galapagos Inseln lebt und Meeresalgen frisst.
Fische
Unter den Fischen gibt es kaum reine Pflanzenfresser. Eine Ausnahme ist der Schwarze Pacu aus Südamerika, der als erwachsener Fisch ausschließlich von Früchten und Samen lebt, die ins Wasser hängen oder ins Wasser gefallen sind. Auch einige Buntbarsche und Saugwelse ernähren sich in erster Linie pflanzlich, indem sie Algenaufwuchs abweiden.
Insekten
Viele Pflanzenfresser gibt es unter den Insekten: Schmetterlinge und Nachtfalter, Blattwanzen, Blattläuse, Bienen, Fruchtfliegen – um nur einige zu nennen. Eine Sonderstellung nehmen dabei die tropischen Blattschneiderameisen ein, die in ihrem Bau einen Pilz kultivieren, der mit zerkauten Blättern quasi gefüttert wird, die die Ameisen heranschaffen. Von dem Pilz leben dann wiederum die Blattschneiderameisen.
Unterschiedliche Ernährung in einzelnen Entwicklungsstadien
Außer den Reptilienarten, die als Jungtiere auch tierisches Eiweiß zu sich nehmen und erst im Erwachsenenstadium reine Herbivoren werden, gibt es noch andere Tierarten, die ihre Ernährung im Laufe ihrer Entwicklung umstellen. So gibt es Vogelarten, die grundsätzlich nur Saaten fressen, ihre Küken aber fast ausschließlich mit Insekten ernähren. Der Haussperling, auch Spatz genannt, ist ein Beispiel hierfür: Die adulten, also ausgewachsenen Tiere sind reine Körnerfresser, während die Küken fast ausschließlich mit Raupen gefüttert werden.
Auch bei sehr vielen Insektenarten ändert sich die Ernährungsweise mit der Entwicklung: Beim Schmetterling werden beispielsweise im Larvenstadium, also als Raupe Blätter gefressen, während das erwachsene Insekt (Imago), also der eigentliche Schmetterling nach der Verpuppung ausschließlich Blütennektar zu sich nehmen kann.
Manche Insekten fressen nur im Larvenstadium und haben als Imago nur noch eine sehr kurze Lebensspanne von wenigen Wochen, die ausschließlich der Fortpflanzung dient. Solche Insekten verfügen als Imago über funktionslose oder auch gar keine Mundwerkzeuge und können nicht mehr fressen. Beispiele sind die Eintagsfliege und Nagekäferarten wie der Gemeine Nagekäfer, der umgangssprachlich als Holzwurm bezeichnet wird, oder auch Bockkäferarten wie der Hausbock (Großer Holzwurm). Letztere können an Bauwerken beträchtliche Schäden verursachen.
Einteilung der Pflanzenfresser nach der Ernährungsweise
Manche Tierarten fressen in erster Linie die grünen Teil von Pflanzen, also Blätter und Stiele. Dies sind zum Beispiel herbivore Reptilien, aber auch Larvenstadien von Insekten wie Schmetterlingen und Nachtfaltern. Große Huftiere wie Pferde, Gnus oder Bisons haben sich auf Gras spezialisiert.
Es gibt noch andere ausgesprochene Spezialisten unter den Herbivoren, die die sog. Blütenbesucher, die ausschließlich von Blütennektar und Pollen leben. Beispiele hierfür sind Kolibris und Insekten wie Bienen, Hummeln und Schwebfliegen.
Andere Tierarten fressen vorwiegend Pflanzensamen und Früchte. Es gibt rein herbivor lebende Singvögel, die sich ausschließlich von Saaten ernähren. Tiere, die Früchte fressen, sind in der Regel omnivor, das heißt sie fressen sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung wie zum Beispiel Rabenvögel oder auch kleinere, baumbewohnende Affenarten.
Unter Gliederfüßern finden sich viele Arten, die sich von Holz ernähren. Insekten wie Nagekäfer und Bockkäfer fressen im Larvenstadium Trockenholz, Frischholz und Feuchtholz. Manche Käferarten sind spezialisiert auf Faulholz, das sich bereits zersetzt, zum Beispiel der Zimmermannsbock und der Mulmbock. Auch Tausendfüßer sind Gliederfüßer, die sich von teilweise bereits zersetztem Holz ernähren. Zu den holzfressenden Insekten gehören außerdem die Termiten, die übrigens nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht mit den Ameisen, sondern mit den Schaben verwandt sind.
Andere Tierarten fressen bevorzugt die unterirdischen Pflanzenteile. Wühl- oder Schermäuse beispielsweise nagen an Wurzeln von Gehölzen und mögen Zwiebeln und Knollen, nehmen nebenbei aber auch oberirdische Pflanzenteile zu sich. Wühlmäuse im Garten können katastrophale Auswirkungen auf die Gartenpflanzen haben und sogar zum Absterben von Bäumen und Hecken führen.
Im Insektenreich gibt es außerdem noch einige Pflanzensauger: Pflanzenläuse, Zikaden und Wanzen. Sie stechen Blätter, Knospen, Blüten und Stengel an und saugen die zuckerhaltigen Pflanzensäfte. Vor allem Pflanzenläuse produzieren dabei reichlich klebrige Ausscheidungen, den sog. Honigtau, der sich im Sommer als klebrige Tröpfchen auf Autos und Gartenmöbeln wiederfindet, sofern diese unter Linden standen. Der Honigtau wird von Ameisen und Bienen als Nahrung geschätzt.
Einteilung der Pflanzenfresser nach den gefressenen Pflanzenteilen
Tiere, die größere Flächen abgrasen oder ganze Pflanzenmatten fressen, nennt man Weidegänger. Diese Bezeichnung bezieht sich auf Säugetiere, vor allem Huftiere.
Tiere, die nur die äußeren Pflanzenteile fressen, werden als Ektophagen bezeichnet (ekto, griechisch = außen). Diese Bezeichnung findet bei Wirbellosen, also bei Gliedertieren wie Insekten und Weichtieren wie Schnecken Anwendung.
Die sog. Minierer hingegen ernähren sich von Pflanzenteilen, die im Inneren der Pflanze liegen. Es handelt sich dabei um Insektenlarven, die Gänge in Blätter oder Holz fressen wie beispielsweise Miniermotten, Nagekäfer oder auch die Minierfliege.
Tiere, die Pflanzen anbohren oder anstechen und sich vom Pflanzensaft ernähren, bezeichnet man als Pflanzensauger, und Tiere, die sich vom Blütennektar ernähren, heißen Nektarsauger.
Als Gallbildner bezeichnet man Tiere, üblicherweise Insekten, die mithilfe von Hormonen Pflanzen dazu bringen, Wucherungen (Gallen) zu entwickeln, von denen sie sich dann ernähren. Beispiele sind Gallwespen und Rüsselkäfer.
Tiere, die im Wasser leben und frei im Wasser schwebende Algen fressen, bezeichnet man als Filtrierer; allerdings fressen Filtrierer immer auch Plankton, das aus Einzellern und andere winzigen, tierischen Wasserorganismen besteht, so dass Filtrierer strenggenommen nicht zu den Pflanzenfressern zu zählen sind.
Vor- und Nachteile des Lebens als Pflanzenfresser
Für Pflanzenfresser ist die Nahrung meistens einfacher zu beschaffen als für Fleischfresser: Sie ist, wenn die Bedingungen günstig sind, im Überfluss vorhanden und muss nicht gejagt werden, was Energie bzw. Kalorien spart. Allerdings ist die benötigte Futtermenge für Pflanzenfresser größer, da pflanzliche Nahrung sehr viele Ballaststoffe enthält, das heißt Pflanzenkost besteht zu einem nicht geringen Teil aus unverdaulichen Fasern. Das Verdauungssystem von Pflanzenfressern ist auf eine fast ständige Nahrungsaufnahme eingestellt und kann längere Fastenzeiten meist nicht so gut verkraften wie das Verdauungssystem von Fleischfressern.
Besonderheiten bei Huftieren
Huftiere verfügen über mehrere Magenabschnitte, in denen die Nahrung zum Teil sehr lange verbleibt und dort durch Mikroorganismen zersetzt wird. Wiederkäuende Arten würgen den Nahrungsbrei portionsweise hoch und kauen ihn nochmals gründlich durch, bevor er in den eigentlichen Magen gelangt. Eine Ausnahme bilden die Echten Schweine, die über einen einfachen Magen verfügen. Sie sind aber auch keine reinen Pflanzenfresser, sondern Allesfresser.
Ebenfalls charakteristisch ist ein sehr langer Darm bei herbivoren Säugetieren.
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