Ein Ganglion (Plural: Ganglien) ist Teil des Nervensystems und bezeichnet eine Ansammlung von Perikaryen (Nervenzellkörpern). Da ein Ganglion bei der Präparation als knotige Verdickung des Nervenstrangs erkannt werden kann, wird es auch Nervenknoten genannt.
Inhaltsverzeichnis
Evolution des Ganglions
Obwohl das Nervensystem bei den wirbellosen Nesseltieren (Cnidaria) im Wesentlichen noch aus einzelnen Nervenzellen besteht, die netzartig verbunden und über den gesamten Körper verteilt sind, zeigt sich bei den Scyphomedusen schon eine ganglienartige Anhäufung von Nervenzellen an der Basis der Sinneskörperchen (Rhopalien). Doch erst bei den Plattwürmern (Plathelminthes) findet man ein echtes Ganglion, das als Cerebralganglion bezeichnet wird und im Vorderkörper über dem Darm liegt.
Von diesem oft paarigen Ganglion ziehen Markstränge parallel zur Körperlängsachse durch den Körper, die durch ringförmige Nervenbahnen, den sogenannten Kommissuren, miteinander verbunden sind. Bei den Rädertieren (Rotatoria), einer Untergruppe der Rundwürmer (Aschelminthes), finden sich, neben dem Cerebralganglion im Kopf, auch Ganglien im hinteren Teil des Körpers (z. B. das Mastax- und das Caudalganglion). Auch bei den Weichtieren (Mollusca), zum Beispiel den Schnecken und Muscheln, finden sich weitere Ganglien neben dem Kopfganglion.
Die Perikaryen der Nervenzellen der Markstränge haben sich zu Ganglien zusammengeschlossen. Ihre Fortsätze, die Nervenfasern, dienen als Längsverbindungen (Konnektiven). Insgesamt können im Zentralnervensystem der Schnecken und Muscheln vier Ganglienpaare unterschieden werden: das Cerebralganglion, das Pleuralganglion, das Parietalganglion und das Visceralganglion. Zudem existieren periphere Ganglien, wie die Pedalganglien, die den Sinnesorganen angegliedert sind.
Bei den Kopffüßern (Cephalopoda) ist der Ganglienkomplex um den Schlund von einer Kopfkapsel umgeben, die Knorpeleigenschaften aufweist.
Gut zu wissen: Die Verschmelzung der Ganglien des zentralen Nervensystems zu einem Gehirn wird als Cephalisation bezeichnet.
Das Strickleiternervensystem am Beispiel des Insekten-Nervensystems
Das Nervensystem der Ringelwürmer (Annelida) und der Gliederfüßer (Arthropoda) wird auch Strickleiternervensystem genannt. Der Name kommt von der typischen paarigen Anordnung der Ganglien, die, durch Kommissuren (Querverbindungen) und Konnektiven (Längsverbindungen) verbunden, an das Aussehen einer Strickleiter erinnern. Jedes Körpersegment enthält ein Paar Ganglien.
Bei den Insekten (Insecta) unterscheidet man aufgrund der Untergliederung des Körpers zwischen dem Gehirn, das aus Ober- und Unterschlund Ganglion besteht, den Thorakalganglien und den Abdominalganglien. Der, durch Brust und Abdomen ziehende Teil des Nervensystems verläuft ventral und wird als Bauchmark bezeichnet.
Das Oberschlund Ganglion, das sich aus Protocerebrum, Deutocerebrum und Tritocerebrum zusammensetzt, ist häufig sehr gut ausgeprägt, da es Augen und Antennen innerviert. Außerdem steuert es über das Frontal Ganglion das somatogastrische Nervensystem. Das Unterschlund Ganglion versorgt die Mundwerkzeuge und setzt sich aus Mandibular-, Maxillar- und Labialganglion zusammen. Zwischen Ober- und Unterschlund Ganglion befindet sich der Ösophagus, die Speiseröhre.
Entsprechend der drei Thorakalsegmente, existieren drei Thorakalganglienpaare. Diese sind ebenfalls deutlich entwickelt, da sie für die Bewegungskoordination der Extremitäten und die Innervierung der hochentwickelten Sinnesorgane in den Beinen verantwortlich sind. Bei den höher entwickelten Insekten (wie z. B. den Bremsen oder den Wanzen) können die Thorakalganglien miteinander verschmolzen sein.
Die Ganglien der acht Abdominalsegmente können ebenfalls ganz oder teilweise miteinander verschmolzen sein. Die Abdominalganglien innervieren den hinteren Teil des Körpers und Steuern die Funktion der inneren Organe und der Geschlechtsorgane.
Funktion der Ganglienpaare
Das Gehirn und das Bauchmark bilden das Zentralnervensystem. Es bildet Verbindungen zum peripheren Nervensystem zur Steuerung der Bewegung und zum vegetativen Nervensystem zur Steuerung der Funktion der inneren Organe.
Das Gehirn innerviert Augen und Antennen und ist für die Verarbeitung der Informationen verantwortlich. Das Unterschlund Ganglion innerviert die Mundwerkzeuge und koordiniert die Nahrungsaufnahme. Die Thorakalganglien steuern die Fortbewegung durch Innervation der Beine und Flügel. Die Funktionen der inneren Organe und der Geschlechtsorgane werden durch die Abdominalganglien koordiniert.
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