Die Reblaus ist im Weinanbau ein bedeutender Schädling. Auch wenn es sich bei Daktulosphaira vitifoliae bzw. Viteus vitifoliae nur um einen Gelegenheitsschädling handelt. Doch bedingt durch die Monokulturen kann es bei einem Reblaus-Befall zu Epidemien kommen. Bei der Reblaus unterscheidet man zwischen der eher harmloseren Blattreblaus und der für die Rebstöcke äußerst gefährlichen Wurzelreblaus. Nur bei extremem Befall der Blattreblaus wirkt sich diese negativ auf das Wachstum und das Gedeihen der Weinrebe aus. Hingegen richten Wurzelrebläuse immer einen enormen Schaden an. Durch ihre enorme Saugtätigkeit werden die Wurzeln der Rebe dermaßen geschädigt, dass es zum Absterben des Rebstockes kommen kann.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der wohl gefährlichste Rebschädling gehört zur Ordnung der Pflanzenläuse (Homoptera) und ist somit ein Insekt. Was die Unterordnung der Rebläuse anbelangt, zählen sie zu den Blattläusen (Aphidina). Die Rebläuse sind, was die Familie betrifft, ein Teil der Zwergläuse (Phylloxeridae). Sie sind für die Weinbauern in Europa noch heute ein echtes Problem. Die kleinen Tiere befallen ausschließlich Rebstöcke und saugen an den Wurzeln oder an den Blättern.
Die Reblaus gelangte durch die Einfuhr von nordamerikanischen Wildreben nach Europa. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Schädling. Denn die europäischen Sorten waren an der Wurzel leider nicht widerstandsfähig. So entstanden im Weinbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit der Zeit große Verluste. Die Weinrebenexperten entschlossen sich in Folge dafür, die widerstandsfähigen Unterlagen mit den europäischen Weinreben (Edelreisern) zu verbinden. Durch das Pfropfen mit den Unterlagen, die durch Kreuzungen mit amerikanischen Wildreben entstanden sind, glaubte man, das Problem nachhaltig gelöst zu haben. Lange Zeit schien dies auch der Fall zu sein. Doch die Rebläuse waren aus den Weinrebenbeständen in Europa nie gänzlich verschwunden. Vor allem aufgrund brachliegender Weinberge, verheerender Klimaveränderungen und der steigenden Anzahl von Zierreben erlebt der Schädling derzeit eine wahre Renaissance.
Aussehen der Reblaus
Alle anatomischen Merkmale, die ein Insekt aufweist, zeigen sich auch bei der Reblaus. Die Tiere besitzen im Gegensatz zu anderen Blattläusen jedoch keine Wachsdrüsen. So können sie sich vor Angreifern auch nicht verteidigen. Die Flügel des Weinschädlings sind steil aufgestellt. Die Formen der Blatt- bzw. Wurzelreblaus können unterschiedlich sein. Bei den Wurzelrebläusen gibt es nur Weibchen, die eine Maximalgröße von ungefähr 1,35 Millimetern erreichen. Die ausgewachsenen Wurzelrebläuse haben eine bräunlich-grüne oder eine gelbe Färbung. Ungefähr einen Millimeter groß werden die weiblichen, geflügelten Fliegen der Reblaus. Sie weisen eine ockerfarbige oder eine gelbgrüne Farbe auf. Männliche Blattläuse werden nicht größer als 0,28 Millimeter. Ihre Lebenserwartung beträgt gerade einmal acht Tage. Männliche Rebläuse sind in der Regel gelblich gefärbt.
Es bilden sich während des Entwicklungszyklus der Rebläuse verschiedene Formen. Diese können sich äußerlich stark voneinander unterscheiden. Ungefähr 1,3 Millimeter groß werden die ungeflügelten Weibchen. Die Eier der Blattreblaus sind 0,3 Millimeter lang, elliptisch geformt und von gelber Farbe. Bei der Wurzelreblaus sind die Eier matt, bei der Blattreblaus glänzen die Eier.
Während des Saugens gibt allen voran die Wurzelreblaus ihren Speichel ab. Dieser gelangt direkt in die Saftbahnen. Das ruft Wucherungen (Gallen) hervor. Diese wiederum dienen der Reblaus sowohl als Nahrung als auch zur Eiablage. Die Biologen unterscheiden beim Schädling auch zwischen einer schädlichen kurzrüsseligen und einer weniger gefährlichen langrüsseligen Wurzelreblaus. Warum das Insekt als Schädling angesehen wird, ist offensichtlich. Die Folgewirkungen eines Befalles sind meist Wurzelfäule und akuter Nährstoffmangel. Das führt früher oder später immer zum Absterben der Weinrebe.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum der Reblaus
Ursprünglich lag das Verbreitungsgebiet der Reblaus im nordamerikanischen Raum. Als nach Europa bewurzelte Wildreben in der Zeit von 1857/58 bis 1862 eingeführt wurden, erfolgte die Verbreitung der Blatt- und Wurzelreblaus in nahezu allen Weinbaugebieten. Bislang kommt der gefährliche Schädling für die Weinrebe nur in sehr wenigen Weinangebauten gar nicht vor. Nur Teile Australiens, Argentinien und Chile blieben bislang vom Schrecken aller Weinbauern verschont.
Lebensraum
Der Lebensraum der Blatt- und der Wurzelreblaus ist evident. Sowohl die Blattreblaus als auch die schädliche Wurzelreblaus leben an den Reben. Die Wurzellaus lebt an der Wurzel der Rebe. Hier finden sich nur Weibchen, die an den Wurzeln ihre Eier ablegen. Aus den Eiern schlüpfen Läuse, die genetisch vollkommen identisch sind mit ihren Müttern. Ein Teil der Jungläuse entwickelt sich in den warmen Monaten zu geflügelten Reblausfliegen. Ihre Aufgabe besteht darin, nach dem Verlassen des Bodens, nach Amerikanerreben zu suchen. Der andere Teil der jungen Läuse wandert im Herbst Richtung Boden. Dort setzen sich die Rebläuse an den Weinrebenwurzeln fest und es wird ein neuer Kreislauf eingeleitet.
Lebensweise und Ernährung der Reblaus
Der holozyklische Wirtswechsel zwischen der Weinrebenwurzel und dem Rebstock macht die Lebensweise des Schädlings ein wenig kompliziert. Die Reblausfliegen, die als Nymphen den Boden verlassen haben, läuten den oberirdischen Entwicklungskreislauf ein. Die Fliegen der Reblaus legen an der Rinde des Weinrebstockes Eier ab. Hierbei handelt es sich um große weibliche und um kleine männliche Eier. Es schlüpfen die geschlechtsreifen rüssellosen Tiere. Ein Teil der Eier entwickelt sich im Frühling zu Maigallenläuse. Diese leben von den Blättern der amerikanischen Reben und legen dort an der Blattunterseite pro Laus rund 1.200 Eier. Der andere Teil, die blattgeborenen Wurzelläuse, sucht im Boden die Rebwurzeln auf. Die Wurzelrebläuse ernähren sich primär von den ganz jungen Rebwurzeln. Von den Blättern ernähren sich hingegen die Blattrebläuse.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung der Reblaus ist zweigeteilt. So entstehen nur im oberirdischen Kreislauf der Rebläuse Nachkommen, die mit einem neuen Erbgut ausgestattet sind. Denn nur über dem Boden leben Männchen und Weibchen. Die aus den Reblausfliegen entstandenen Nachkommen weisen häufig ein anderes Verhalten auf, als die Wurzelläuse, die eingeschlechtlich entstanden sind. Die Fortpflanzung der Schädlinge ist anholozyklischer Natur. Das bedeutet, dass die Fortpflanzung zum großen Teil eingeschlechtlich erfolgt.
Natürliche Feinde
Die Reblaus ist mit keinem Verteidigungswerkzeug ausgestattet. Folglich hat der Schädling auch keine natürlichen Feinde. Ob nun größere Insekten wie zum Beispiel Ameise Rebläuse verzehren oder nicht, spielt für den Bestand der gierigen Laus auf den Weinrebenblättern keine allzu große Rolle. Mit absoluter Sicherheit haben jedoch die weitaus schädlicheren Wurzelrebläuse, die sich an den Wurzeln der Weinrebe zu schaffen machen, keine natürlichen Feinde, die ihren Bestand dezimieren oder gar eliminieren könnten.
Reblaus: Schädling im Weinanbau
Wenn der berühmte Hans Moser vor langer Zeit diese Zeile in seinem Lied gesungen hat: „I muaß im frühern Lebn eine Reblaus gwesen sein“, dann galt dies wohl eher der gemeinsamen Liebe zum Weinrebstock. Bei der Reblaus handelt es sich zweifelsfrei um einen Schädling. Als Lästling könnte man im weitesten Sinne die Blattreblaus bezeichnen, sofern sich diese nicht in hoher Anzahl auf dem Weingut breitmacht.
Doch leider ist die Daktulosphaira vitifoliae als brutaler Verwandlungskünstler bekannt. Das heißt, sie tritt sowohl an den Blättern als auch an der Wurzel der Weinpflanze in ganz anderer Form in Erscheinung. Denn die wandelbaren Tiere treten als Reblausfliegen, Wurzelläuse, Maigallenläuse und als Rebläuse auf. Das große Übel, welches Rebläuse anzurichten imstande sind, betrifft die Rebstockwurzel.
Die Läuse lieben die Wurzelenden der Weinpflanzen. Aufgrund ihrer Saugtätigkeit schwellen die Wurzelspitzen an und verkümmern dann. Somit gelingt es bodenbürtigen Fäulniserregern einzudringen. Das Wurzelwachstum wird bedingt durch den Reblausbefall vermindert. Sterben die Wurzeln ab, so stirbt notgedrungen auch der ganze Rebstock.
Schadpotenzial, Bekämpfung und Vorbeugung
Das Wurzelwerk sorgt bei jeder Pflanze, so auch bei der Weinrebe, dafür, dass die Wasserversorgung und eine ausreichende Nährstoffzufuhr gewährleistet werden. Durch den Befall der Rebläuse sterben die wichtigen Wurzelenden ab und somit wird der überlebensnotwendige Transport von Wasser und Nährstoffen gestoppt. Folglich sterben die Weinreben.
Die Bekämpfung oder gar eine Vorbeugung erweist sich insofern als schwierig, da die Viteus vitifoliae einen ziemlich komplizierten Lebenszyklus hat. Ein bewährter Weg ist, bei der Pflanzung von Pfropfreben die europäischen Edelreiser (Oberteil des Rebstockes) mit den reblausresistenten amerikanischen Unterlagsreben zu verbinden. Diese Veredlung hat sich im letzten Jahrhundert als die bestmögliche Methode bewährt, um Reblausschäden weitestgehend vermeiden zu können.
Warum jedoch in den letzten Jahren die als ausgestorben geglaubte Reblaus eine Renaissance erlebt, hat mehrere Ursachen. Klimaveränderungen und die zunehmende Pflanzung von Zierreben sowie all die ungepflegten Wildrebenhänge begünstigen die Verbreitung der Reblaus. Experten plädieren deshalb für das Erarbeiten eines vernünftigen Bekämpfungskonzeptes. Hierbei sind viele Aspekte zu berücksichtigen. Allein der Einsatz des passenden Herbizides oder gar die komplette Rodung aller Wildrebenbestände wird die Reblaus nicht daran hindern, weiter am süßen Saft der Rebstockwurzel zu saugen.
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