Der Tabakkäfer (Lasioderma serricorne) ist ein Käfer aus der Familie der Nagekäfer und ist neben dem sogenannten Brotkäfer (Stegobium paniceum) der einzige Vertreter dieser Familie, der in gelagerten Lebensmitteln und ähnlichen Produkten zu finden ist. Sein Name rührt daher, dass er sich auch in getrockneten Tabakprodukten gut entwickeln kann. Das enthaltene Nikotin schadet ihm nicht. Lasioderma serricorne ist bezüglich der Nahrungsaufnahme erstaunlich anpassungsfähig und begleitet den Menschen wohl schon seit Jahrtausenden.
Der Tabakkäfer ist ein kleiner Vertreter der Nagekäfer, hat jedoch ein enormes Schädlingspotenzial. Deshalb ist er in den Fokus der menschlichen Forschung, sowie der Schädlingsbekämpfung gerückt ist.
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Das Aussehen der Tabakkäfer
Lasioderma serricorne ist circa 2 bis 2,7 Millimeter lang und hat einen oval abgerundeten Körper. Die Grundtönung ist bräunlich oder rotbraun. Der Kopf ist von oben kaum sichtbar, da er von einem Halsschild überdeckt wird. Die Antennenform, welcher als gesägte Antennenform bezeichnet werden kann, ist typisch für diesen Käfer. Es handelt sich um ein vielgliedrig wirkendes Instrument, das als Hauptunterscheidungsmerkmal von anderen Arten gilt. Auch zeigt sich durch die Linie vor dem Halsschild sowie die beiden Deckflügel ein typisches T auf der Rückseite. Der Tabakkäfer ist flugfähig.
Auf den Deckflügeln finden sich zudem feine Härchen, die gelblich, bräunlich oder teilweise golden wirken. Die Deckflügel wirken glatt. Die Beine sind geringfügig heller als der restliche Körper.
Die älteren Larven ähneln im Grundaufbau Engerlingen und sind ebenso lang wie die Imagines. Die Larve ist mit einer Vielzahl stark abstehender Haare besetzt. Die Kopfpartie ist dunkler als der Rest. Bei jüngeren Larven scheint der Körper durchscheinender und ist kleiner.
Die Verbreitung und Lebensweise
Der Tabakkäfer kommt überall dort vor, wo er überlebensfähig ist und Nahrung findet. Dabei bevorzugt er wärmere Regionen. In den tropischen und subtropischen Regionen überlebt der Schädling auch im Freien oder kann von einer Nahrungsquelle zur anderen ziehen. In allen kälteren Regionen übersteht er den Winter hingegen nicht.
Er wird regelmäßig durch den Menschen verschleppt und kann sich in entsprechend temperierten Lagerstätten gut halten. Vor allem Tabakerzeugnisse sind ein idealer Lebensraum für ihn.
Die Imagines selbst leben nicht mehr im Substrat, sondern ziehen sich an geschützte Orte zurück. Sie leben dann in Spalten und Ritzen und suchen sich einen Partner zur Paarung. Die Larven verbleiben hingegen bis zur Verpuppung in ihrem Nahrungssubstrat.
Tagsüber fliegen die Imagines viel umher und suchen geeignete Unterschlüpfe. Werden Tabakkäfer bedroht oder gestört, rollen sie sich zusammen und verbleiben reglos. Die meiste Aktivität zeigen die Käfer zur Dämmerung hin und zur Nacht, wobei sie äußerst umtriebig sind.
Die Larven sind hingegen zeitlebens damit beschäftigt, das Substrat, in dem sie leben, zu fressen.
Die Ernährung und Fortpflanzung
Tabakkäfer fressen nahezu alles, was gelagert wurde. Dabei können sie auch nährstoffarme Nahrung gut verarbeiten, was durch Endosymbionten ermöglicht wird. Die hierfür zuständigen Hefen produzieren Vitamine und können nährstoffarme Nahrungsbestandteile gut aufspalten. Das Nikotin aus Tabakerzeugnissen wird ebenfalls durch Endosymbionten aufgespalten und verliert damit an Giftigkeit.
Zur Nahrung des Tabakkäfers gehören: Tabakerzeugnisse, Trockenfrüchte, Weizen und anderes Getreide, Knäckebrot, Reis, Paniermehl, Nudeln, Gewürze, Tees, Tiertrockenfutter, Trockenfisch, Brüh- und Suppenwürfel, getrocknetes Obst und Gemüse, Füllmateriel für Möbel und Polster, teilweise Papier, Potpourris, getrocknete Pflanzen und vieles mehr.
Die Larven fressen sich Höhlen in festeres Substrat. Im Falle dessen, dass das Substrat eher pulverförmig ist, werden Höhlen darin gebaut, wobei Speichel zum Festigen dient.
Nachdem die Larven genügend gefressen und sich vier- bis sechsmal gehäutet haben, ziehen sie sich zur Verpuppung zurück. Dies geschieht häufig an den Innenseiten von Verpackungen. Als Material für eine Puppenwiege werden Kotreste, Speichel und Nahrungspartikel zusammengefügt.
Nach einigen Tagen schlüpfen die adulten Tabakkäfer, die eine Lebenserwartung von circa einer bis vier Wochen haben. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt unter Laborbedingungen circa drei Wochen. Die Imagines fressen keine feste Nahrung mehr, können aber Flüssigkeiten aufnehmen. Sie paaren sich und das Weibchen legt dann nach ein paar Tagen circa 10 bis 100 Eier direkt ins Substrat ab.
Die schlüpfenden Larven nehmen durch das Durchstoßen der Eihülle direkt die benötigten Hefen auf. Dabei sind junge Larven sehr aktiv und suchen sich einen geeigneten Platz im Substrat. Notfalls können die Larven auch ein paar Tage ohne Nahrung überleben. Je schwerer die Larven werden, desto weniger aktiv sind sie auch.
Der Entwicklungszyklus des Tabakkäfers hängt stark von der Temperatur und dem Nährstoffgehalt der zur Verfügung stehenden Nahrung ab. In der Regel liegt die Entwicklungsdauer zwischen 40 und 90 Tagen. Zwei Monate dauert er bei sehr guten Bedingungen und es kann zu bis zu fünf sich überlappenden Generationen pro Jahr kommen.
Ideale Bedingungen für die Eiablage sowie das Schlüpfen herrschen bei über 25 Grad Celsius. Unterhalb von circa 20 Grad Celsius können sich die Larven nicht mehr weiterentwickeln. Unterhalb von circa 15 Grad Celsius sind die Puppen nicht mehr zur Entwicklung fähig. Erwachsene Tiere verenden nach wenigen Tagen bei weniger als 4 Grad Celsius.
Das Schadpotenzial der Tabakkäfer
Der Tabakkäfer ist ein wirtschaftlich bedeutender Schädling, was vor allem in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet relevant ist. Er gilt als gefährlichster Schädling für Zigarrenmanufakturen. Dies rührt gar nicht so sehr von der der Fraßmenge her, sondern ist mit der Unart der Larven und Käfer zu begründen, die Deckblätter von Zigarren zu durchlöchern. Diese werden dadurch unbrauchbar, das heißt, sie können nicht mehr geraucht werden.
Aber auch andere Lebensmittel und Möbel werden durch den schnellen Befall schnell geschädigt und ungenießbar. Da die larven viel Kot absondern, sind befallene Nahrungsmittel nicht mehr genießbar.
Die Gefahr von Tabakkäfern geht vor allem von ihrer schnellen Vermehrung und gerungen Größe aus. Wo sie nicht binnen weniger Wochen bemerkt werden, vermehren sie sich rasch und können ganze Vorratskammern kontaminieren. Dies geschieht allerdings allenfalls bei dauerhaft eingelagerten Lebensmitteln in entsprechend warmen Räumen.
Darüber hinaus sind sie eher ein lokales Problem. So finden sie sich etwa in Cornflakesschachteln und anderen undichten Behältnissen gelegentlich, wenn diese über einen langen Zeitraum unbeachtet blieben.
Weiterhin zerstören die Imagines die Verpackungsmaterialien, wenn sie sich aus dem Substrat hinausbeißen und schließlich zur Paarung ins Freie gelangen wollen. So kommt es auch zu Schäden an Möbeln und Druckerzeugnissen sowie Pappkartons.
Die Bekämpfung und Vorbeugung
Die Bekämpfung mittels Pestiziden oder biologischen Mitteln (Fressfeinde und Parasiten) wird nicht empfohlen. Stattdessen sollte ein festgestellter Befall zur Kontrolle aller Lebensmittelvorräte führen. Befallenes muss entsorgt werden. Alle anderen Lebensmittel müssen luftdicht verschlossen gelagert werden, wobei Gläser empfehlenswert sind.
Herrscht Unklarheit bezüglich eines Vorrats, kann dieser entweder für eine Woche eingefroren oder für zwei Wochen bei weniger als vier Grad Celsius gelagert werden. Dies tötet Larven, Eier, Puppen und Imagines ab. Das Abkochen vernichtet die Tiere ebenfalls.
Auch bei knapp 50 Grad Celsius gehen alle Tabakkäfer nach gut einem Tag ein, weshalb das Aufheizen auf diese Temperatur bei geeigneten Lebensmitteln sinnvoll ist. All diese Maßnahmen eignen sich nur, wenn keine lebenden Tiere gesehen, aber Eier vermutet werden. Ein gesundheitlicher Schaden durch im Anschluss eventuell noch vorhandene und nicht geschlüpfte Eier des Tabakkäfers ist nicht zu erwarten.
In Silos oder größeren Lagerstätten, in denen ein Befall auftritt, kommt meist eine Vergasung zum Einsatz. Stickstoff, Kohlendioxid und Phosphorwasserstoff erzielen den gewünschten Effekt.
Lebensmittelreste auf dem Boden müssen entfernt werden. Frei Herumliegendes muss gut verpackt werden.
Der Erfolg der Schädlingsbekämpfung lässt sich mit Pheromonfallen überprüfen.
Vorbeugend sollten alle in Frage kommenden Vorräte luftdicht verschlossen sein. Tabakerzeugnisse sollte kühl gelagert werden. Es bieten sich Temperaturen unterhalb von 16 Grad Celsius an. Insgesamt sind schattige und ganzjährig kühle Räume sehr gut vor dem Tabakkäfer geschützt. In ganzjährig kühlen Kellern kommt er so gut wie nie vor.
Insgesamt sollten Vorratskammern sehr sauber sein und regelmäßig kontrolliert werden. Herumliegende Brösel oder Pulver locken den Tabakkäfer an.