Der Mehlkäfer (Tenebrio molitor) gehört zur Familie der Schwarzkäfer. Die Larven sehen wie Würmer aus und werden daher als Mehlwürmer bezeichnet. Sie sind wie der Käfer Vorratsschädlinge, können aber auch als Futter und sogar als menschliche Nahrung verwendet werden. Ein weiterer möglicher Einsatz ist das Verdauen von Polystyrol, wozu es frühe Forschungen gibt.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Mehlkäfer
Ein Mehlkäfer kann 10 – 18 mm lang werden, der Körper hat eine längliche Form bei flachem Kopf. Unmittelbar nach dem Schlüpfen ist der Mehlkäfer hell gefärbt, diese Färbung geht nach kurzer Zeit in einen rotbraunen Ton über. Allmählich werden die Mehlkäfer immer dunkler, schließlich sind sie komplett schwarz. Die Deckflügel sind leicht gewölbt und weisen Längsrillen auf. Unten am Körper, an den Beinen und an den Fühlern sind Mehlkäfer rotbraun gefärbt. Ihre Augen werden wie bei allen Schwarzkäfern durch leistenartige Seitenränder des Kopfes zerschnitten. Die Larven können bis drei Zentimeter lang werden. Als Junglarven sind sie leicht gelb, im älteren Stadium werden sie gelb-braun. Auffällig sind ihre dunklen Ringe jeweils an den Segmentgrenzen.
Die Verbreitung der Mehlkäfer
Es gibt Mehlkäfer auf der ganzen Welt, sie sind die vielleicht häufigsten Kulturfolger. Doch auch in der freien Natur überleben sie gut, dort bewohnen sie beispielsweise verrottendes Holz und Vogelnester. In menschlichen Behausungen und Lagern bevorzugen sie alle Arten von Getreideprodukten und vor allem Mehl, woher ihr Name stammt. Besonders gut gedeihen sie an warmen und dunklen Stellen.
Die Lebensweise und Ernährung
Die Nahrung besteht in menschlicher Umgebung aus Getreide und dessen Mehl, aus Backwaren und sämtlichen Substanzen mit Stärke. In Bäckereien sind Mehlkäfer daher besonders häufig anzutreffen. Sie können aus dem Freiland einwandern, daher weist ihr Befall nicht zwingend auf mangelnde Hygiene hin. Bei Nahrungsmangel zum Beispiel in der freien Natur frisst ein Mehlkäfer auch andere Insekten, manchmal sogar die eigenen Larven. Diese ernähren sich fast identisch, mitunter auch kannibalisch. Auch abgestreifte Häute von Larven und Puppen werden verzehrt. Er ist in Küchen und Lagerräumen nur schwer auszumachen, da er sich in dunklen Ritzen verbirgt. Dass Mehlkäfer und ihre Larven vorhanden sind, ist an den entstandenen Schäden zu erkennen. Die Käfer legen nur selten weite Wege zurück. Sie können fliegen, das kommt aber nur vor, wenn sie den Ort wegen eines Nahrungsmangels wechseln müssen und daher zum Beispiel vom Freiland in eine Bäckerei (durch ein offenes Fenster) wechseln. Die Weibchen der Mehlkäfer legen 400 bis 500 Eier ab, dann entwickeln sich die neuen Käfer über bis zu zwei Jahre. Die Larven benötigen Temperaturen über 6 °C, ansonsten sterben sie ab. Adulte Mehlkäfer und Puppen überstehen hingegen auch kurzen Frost. Am widerstandsfähigsten sind die Puppen. Sie zeigen ebenso wie ältere Larven und Käfer eine extreme Belastbarkeit bei großer Trockenheit. Daher können sich Mehlkäfer selbst im trockenen Mehl entwickeln. Sie können ausgesiebt werden. Das geschieht auch, um Mehlwürmer als Terrarienfutter zu gewinnen.
Die Schadwirkung und Bekämpfung
Der Mehlkäfer ist unter anderem in Mühlenbetrieben, Getreidespeichern, Bäckereien und Viehmastbetrieben zu finden. Selten durch eigenen Flug, aber gelegentlich durch verunreinigte Nahrung kann er auch in den Privathaushalt gelangen. Dabei ist er der klassische Vorratsschädling und in einem gewissen Umfang auch ein Hygieneschädling, denn er fungiert als Zwischenwirt für den Rattenbandwurm (Hymenolepis diminuta).
Abgepackte, vom Mehlkäfer befallene Vorräte lassen sich durch eine Begasung mit Phosphorwasserstoff, Stickstoff oder Kohlendioxid reinigen. In Bäckereien und Mühlen wendet man auch Heißluft an. Ab 60 °C genügen eine dreiminütige, ab 55 °C eine einstündige Exposition, um Mehlkäfer und ihre Larven und Puppen in allen Entwicklungsstadien abzutöten. Bei thermischen Verfahren zur Bekämpfung sind freilich alle Bereiche des Objekts den heißen Temperaturen ausgesetzt. Daher müssen Lebensmittel, die dabei verderben oder vorschnell altern, vorab entfernt und gesondert gereinigt oder bei starkem Befall vernichtet werden.
Die Nutzung der Mehlkäfer durch den Menschen
Mehlkäfer können im Gegensatz zu den meisten anderen Schädlingen auch nützlich sein, denn ihre Larven – die Mehlwürmer – sind gute Proteinlieferanten. Daher werden sie stellenweise als Tierfutter verwendet. Auch die ausgewachsenen Mehlkäfer können Futter für insektenfressende Vögel sein. Die Mehlkäfer nutzen Angler als Köder, pflegebedürftige Fledermäuse lassen sich damit aufpäppeln. Vertreter aller Entwicklungsstadien – Mehlwürmer, Puppen und adulte Mehlkäfer – dienen Mäusen, Hamstern und Lemmingen als Nahrung, die sie gern lebend verspeisen. Im Terrarium werden die Mehlwürmer an Echsenarten und Ameisen verfüttert. Dabei ist eine gewisse Vorsicht geboten: Sie enthalten so viel Fett und Eiweiß, dass die Tiere im Terrarium überfüttert werden könnten. Schließlich werden Mehlwürmer auch als Lebensmittel für Menschen gezüchtet. Sie kommen in verarbeitete Lebensmittel. In Deutschland ist das unüblich, jedoch kennt man solche Lebensmittel seit 2017 auch in der Schweiz. In der EU fallen sie wie alle Insekten unter die seit 2018 geltende Novel-Food-Verordnung, sie sind genehmigungspflichtig. Ein entsprechender Antrag für Mehlkäfer liegt bereits vor. Dabei geht es fast nur um die Mehlwürmer, die ungesättigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthalten. Darin ähneln sie dem Fisch. Der Eiweißanteil liegt bei rund 45 %, auch andere wertvolle Nährstoffe sind enthalten. Der Einsatz von Mehlwürmern als Lebensmittel hat vorrangig ökologische Gründe. In der Produktion verbrauchen sie nur 10 % der Fläche, die für Rindfleisch erforderlich ist, und nur 43 % der Fläche für Milch. Roh dürfen sie aber keinesfalls verzehrt werden, sie können den Zwergbandwurm übertragen. Ein interessanter Einsatzbereich ist ihre bislang nicht erklärbare Fähigkeit, den Kunststoff Polystyrol zu zersetzen. Das wurde 2015 an der Stanford University entdeckt. Sie verdauen Polystyrol zu verrottbarem Kot und CO₂ und bleiben dabei vollkommen gesund. Wie sie das bewerkstelligen, ist bis heute wissenschaftlich nicht zu begründen, doch es wäre bei industriellem Einsatz dieser Fähigkeit ein gigantischer Vorteil für die Beseitigung von Polystyrolabfall.
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