Kaum ein Schädling richtet so viel Zerstörung an wie der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata). Seit dem 19. Jahrhundert fällt der zur Familie der Blattkäfer gehörende Käfer über Kartoffelfelder her und verursacht durch das Abfressen der Pflanzen massenhafte Ernteverluste. Dabei ist eine effektive Bekämpfung des gefräßigen Ungeziefers kaum zu bewältigen. Der Schädling hat sich als besonders hartnäckig und anpassungsfähig offenbart, sodass seine rapide Vermehrung kaum zu stoppen ist.
Wie Sie trotzdem zu einer reichen Kartoffelerde kommen und welche Merkmale den Kartoffelkäfer ausmachen, lesen Sie in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Kartoffelkäfer
Das spezifische Aussehen des Kartoffelkäfers macht ihn in Europa unverwechselbar erkennbar. Der Schädling misst etwas 7 – 10 mm und hat eine auffällige, gelbe Färbung. Diese dient vermutlich zur Abschreckung von Feinden, als sogenannte Warnfarbe. Bei Gefahren sondert der Kartoffelkäfer ein giftiges Sekret ab, seine Farbe signalisiert somit vermutlich seine Wehrbereitschaft gegenüber Feinden. Neben der gelben Farbe ist auch die schwarze Zeichnung entlang des Körpers typisch für das Aussehen des Kartoffelkäfers. Während der Halsschild mit schwarzen Flecken versehen ist, weisen die Flügeldecken insgesamt zehn schwarze Streifen auf.
Die Verbreitung
Heute ist der Kartoffelkäfer weltweit verbreitet, kommt aber ursprünglich aus Colorado, USA. Aufzeichnungen belegen das erstmalige Aufkommen des Käfers in Amerika um 1877. Durch den expandierenden Handel wurde er auf Schiffswegen nach Europa gebracht, wo er ab Ende des 19.
Jahrhunderts zunächst in Hafenstädten wie beispielsweise Liverpool gesichtet wurde und später plagenartig ganze Felder in Frankreich, Deutschland oder auch der Schweiz befiel.
Die Fortpflanzung
Die Larven des Kartoffelkäfers unterschieden sich optisch deutlich von dem voll ausgebildeten Käfer. Sie haben eine auffallend rote Färbung, mit Punkten an jeweils beiden Seiten des Körpers. Ab Mitte des Jahres legen die Weibchen des Kartoffelkäfers ihre Eier an der Unterseite der Blätter der Kartoffelpflanze ab. Dabei kann ein Weibchen bis zu 1000 Eier produzieren und anschließend ablegen. Nach drei bis zwölf Tagen schlüpfen die Larven, die sich wiederum nach ca. drei Wochen verpuppen und nach zwei weiteren Wochen unter der Erde schlüpfen. Ab April kommen die fertig ausgebildeten Schädlinge hervor und beginnen bevorzugt Kartoffelfelder zu bevölkern.
Die Nahrung der Kartoffelkäfer
Der Kartoffelkäfer ernährt sich prinzipiell von Nachtschattengewächsen, ist aber vorzugsweise an der Kartoffelpflanze zu finden. Dabei sind weder kleine Gärten, noch große, bewirtschaftete Felder vor dem Schädling sicher. Hat sich der Käfer einmal eingenistet, ist der Schaden, den er anrichtet, groß. Bei besonders starkem Befall ist ein regelrechtes Kahlfressen von ganzen Feldern möglich, was Missernten und einen enormen Ertragsverlust zur Folge hat. Der Ernteverlust kommt daher zustande, dass das Wachstum der Knolle durch das Abfressen der Blätter stark beeinträchtigt ist. Sind die Blätter einmal abgefressen, ist die Pflanze nicht mehr in der Lage zu assimilieren. Wichtige Nährstoffe erreichen die Knolle unter der Erde nicht mehr, sodass sie sich nicht voll entwickeln kann.
Den größten Schaden richten dabei die Larven des Käfers an. Während der Kartoffelkäfer gerade einmal 10 qcm der Blätter pro Tag frisst, vernichten seine Larven, in den drei Wochen vor dem Verpuppen, ganze 40 qcm pro Tag.
Methoden zur Bekämpfung
Die Bekämpfung des Schädlings stellt sich als große Herausforderung dar. Mit der Übersiedlung und Ausbreitung von Amerika nach Europa, fand der Kartoffelkäfer zunächst optimale Lebensbedingungen auf dem neuen Kontinent vor. Dadurch, dass er kaum natürliche Fressfeinde in Europa hatte, konnte er sich schnell und flächendeckend verbreiten. Einige Bekämpfungsmethoden haben sich aber im Kampf gegen den Pflanzenschädling bewährt.
Absammeln der Kartoffelkäfer
Mit der Verbreitung des Käfers in Deutschland ab den 1930er Jahren, war jeder Bürger zunächst zum „Absammeln“ aufgerufen. Eine eigens für die Vernichtung bzw. Eindämmung des Schädlings gegründete Einheit KAD (Kartoffelkäfer-Abwehrdienst), instruierte vor allem Schulkinder und Arbeitslose in Kolonnen die Felder abzusuchen. Das Absammeln der Kartoffelkäfer wurde mit Auszeichnungen und Prämien geehrt. Half das Absammeln aber bei stark befallenen Feldern nicht mehr, wurden diese vernichtet.
Während der Weltkriege setzte man den Kartoffelkäfer als regelrechte Waffe ein. Die Gegner beschuldigten sich gegenseitig, Scharen des Schädlings über fremdem Territorium abzuwerfen, um somit Missernten zu verursachen. Zwar konnten diese Anschuldigungen nie bewiesen werden, doch das Potenzial zum Anrichten großer Schäden hätte der Kartoffelkäfer gehabt.
Bekämpfung mit der Hilfe von Insektiziden
Neben dem Absammeln sind bis heute zahlreiche andere Bekämpfungsmethoden hinzugekommen, die die Eindämmung des Schädlings zwar etwas erleichtern, ihn aber nicht dauerhaft außer Gefecht setzen. Allen voran steht der Einsatz von Insektiziden, der auch schon im 20. Jahrhundert mit der Ausbreitung des Schädlings Verwendung fand. Diese Methode ist kurzfristig gesehen effektiv, bringt aber zwei zentrale Nachteile mit sich. Zum einen wirkt sich der Einsatz der Giftstoffe negativ auf das Wachstum der Pflanze aus. Zum anderen haben der Kartoffelkäfer und seine Larven gegen einen Großteil der Insektiziden bereits eine stabile Resistenz gebildet, sodass bei der Bekämpfung darauf geachtet werden sollte, dass immer wieder neue Pestizidklassen zum Einsatz kommen.
Bekämpfung durch Genmanipulation
Eine effektivere Lösung bietet die Forschung. Durch die Genmanipulation der DNS der Chloroplasten, werden die Blätter der Kartoffelpflanze für den Käfer ungenießbar. Die Aufnahme der genmanipulierten Pflanze verhindert die Bildung eines lebenswichtigen Proteins und führt zum Absterben des Schädlings. Der Vorteil bei dieser Bekämpfungsmethode ist, dass die Knolle der Pflanze unversehrt bleibt und nicht von der Genmanipulation beeinflusst wird. Bewährt sich diese Methode in der weiteren Forschung, könnte sie das Mittel sein, dass dem massenhaften Ernteverlust durch den Kartoffelkäfer ein Ende setzt.
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