Der Getreidekapuziner (Rhizopertha dominica) ist einer der häufigsten und effektivsten Vorratsschädlinge. Inzwischen ist der Käfer aus der Familie der Bohrkäfer beinahe auf der ganzen Welt zu Hause. Wenn er in eine Lagerstätte eingedrungen ist, kann er erhebliche Schäden verursachen, bevor man ihn überhaupt bemerkt.
Lesen Sie in diesem Artenportrait alles über das Aussehen, das Verbreitungsgebiet, die Lebensweise und die Schadwirkung der Getreidekapuziner.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Getreidekapuziner
Der Getreidekapuziner sieht dem Großen Bohrkäfer sehr ähnlich. Beide haben einen länglich bis zylindrisch geformten Körper. Die Oberseite ist kastanien- bis dunkelbraun, während Unterseite und die sechs Beine hellbraun gefärbt sind. Sein Halsschild ist leicht gewölbt und zieht sich bis über den Kopf, was an eine Kapuze erinnert. Davon leitet sich auch sein Name ab. Im Gegensatz zum Großen Bohrkäfer ist der Getreidekapuziner mit etwa 2,5 bis 4 mm deutlich kleiner. Außerdem sind seine Hinterflügel abgerundet und fallen nach hinten steil ab. Die Deckflügel sind leicht behaart. In Längsreihen verlaufen über Halsschild und Deckflügel kleine eingesenkte Punkte.
Das Verbreitungsgebiet der Getreidekapuziner
Der Getreidekapuziner hat sich aus seiner ursprünglichen Heimat im südostasiatischen Raum inzwischen fast auf der ganzen Welt verbreitet. Durch Lebensmitteltransporte von Getreide, Reis und ähnlichen Lebensmitteln wurde er als Neozoon schnell überall eingeschleppt. Inzwischen findet man den Vorratsschädling in Asien, Afrika, Australien, weiten Teilen Europas, Kanada und den USA. In die USA gelangte er bereits während des ersten Weltkriegs, vermutlich mit Getreidelieferungen aus Australien.
Der Vorratsschädling bevorzugt eher warmes tropisch bis subtropisches Klima, wie er es aus seiner Heimat kennt. Unter idealen Bedingung kann sich eine Population in kürzester Zeit auf das 20-fache erhöhen und damit eine echte Plage werden. Obwohl davon ausgegangen werden kann, dass der Getreidekapuziner zum Großteil durch globale Lebensmitteltransporte ausgebreitet hat, können sie zum Teil auch selbst für ihre Ausbreitung sorgen. Denn die Käfer sind flugfähig und können innerhalb von etwa einem bis zwei Tagen rund 1 km zurücklegen.
Das Verhalten und die Lebensweise
Trotz seines Namens kann sich der Getreidekapuziner auch von anderen Lebensmitteln gut ernähren. Neben verschiedenen Getreidesorten wie Mais, Reis, Hirse oder Weizen können sie auch Nüsse, Samen, Maniokwurzeln, Hülsenfrüchte, getrockneten Fisch, Trockenfrüchte oder Kakaobohnen befallen. Verpackungsmaterial kann den Vorratsschädling kaum aufhalten. Mit ihren starken Mundwerkzeugen können sie sich durch Papier, Plastikfolien und Pappe leicht durchbohren. Selbst dickere Kunststoffe und dünne Metallfolien stellen kein Hindernis dar.
Wie seine Verwandten die großen Bohrkäfer bohren sich die Larven des Getreidekapuziners in das Getreidekorn ein. Dabei verwerten die Tiere vor allem den proteinreichen Anteil des Getreides. Die Stärke wird größtenteils in Form von unverdautem Bohrmehl aus geschieden. Der Käfer ist bei seiner Verdauung auf die Hilfe eines Endosymbionten angewiesen. In den sogenannten Myzetomen, oder auch Pilzorgane genannt, beherbergen die Käfer ihre Symbionten. Diese Organ wird bereits während der Embryonalentwicklung angelegt und befindet sich im Bereich des Darmtrakts. Die Pilze (Endosymbionten) werden bereits über die Ovarien des Weibchens an die Nachkommen im Eistadium mitgegeben.
In wärmen Regionen fliegen die Tiere in der Dämmerung los, um neue geeignete Lager aufzusuchen. Dort können im Herbst und Frühling jeweils Wanderungen der kleinen Bohrkäfer beobachtet werden. Zum Überwintern ziehen sie sich in die Wälder zurück. Ähnlich wie andere Bohrkäfer-Arten bohren sie sich in die Baumstämme ein, um sich vor den kalten Temperaturen zu schützen. Wenn dann der Frühling kommt, verlassen sie die Wälder wieder und suchen Lagerstätten auf. Dabei folgen sie der Pheromon-Spur, die die Männchen absondern. Daher kann bereits der Befall mit wenigen Getreidekapuziner schnell weitere Schädlingen anlocken.
Die Fortpflanzung und Entwicklung
Etwa 6 Monate lang ist das Weibchen fruchtbar. In dieser Zeit kann es insgesamt bis zu 500 Eier ablegen. Die weiß durchscheinenden und etwa 0,6 mm langen Eier legt das Weibchen in Gruppen von bis zu 20 Stück zwischen die Futterquelle ab. Die Eier verfärben sich allmählich von weiß bis rosa, bis die Eilarve nach 6 bis 14 Tagen herausschlüpft. Die rund 0,7 mm großen Larven besitzen drei Beinpaare, mit denen sie sich fortbewegen können. Die jungen Larven suchen sich nun geeignete Stellen an den Getreidekörnern, in die sie sich einbohren können. Unbeschädigte Körner sind nur schwer für die Larve zu durchdringen, daher ist sie auf poröse Stellen, kleine Risse oder Brüche angewiesen.
Die Larven verbringen den Großteil ihrer Entwicklungsphase innerhalb des Getreidekorns. Spätestens bis zum dritten Entwicklungsstadium haben alle Larven eine Möglichkeit gefunden in das Korn einzudringen. Dabei versorgen die bereits eingebohrten Larven des Getreidekapuziners indirekt die Nachzügler mit, die noch nicht eingebohrt sind. Denn das ausgeschiedene Bohrmehl, kann den anderen als Nahrung dienen. Es ist zwar nicht so nährstoffreich und verlangsamt daher die Entwicklung der Larve, doch es sichert ihr das Überleben, bis sie sich einbohren kann.
Über mehrere Häutungen geht die Larve ins Madenstadium und schließlich in die gekrümmte Käferlarve über. In den letzten Phasen bewegen sich die Tiere kaum noch. Die Verpuppung findet schließlich nach dem vierten Larvenstadium statt und dauert je nach Temperatur zwischen fünf und acht Tagen. Der adulte Käfer schlüpft aus der Puppe und bleibt häufig einige Tage im geschützten Getreidekorn. Denn die Chitinhülle des frischgeschlüpften Getreidekapuziners ist noch nicht ausgehärtet.
Die optimalen Entwicklungsbedingungen für den Getreidekapuziner liegen bei Temperaturen über 30 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 70 %. Dann dauert der gesamte Entwicklungszyklus nur 25 Tage. Diese Bohrkäferart ist jedoch sehr robust und kann auch in deutlich ungünstigeren Bedingungen überleben und sich vermehren. Als Mindestanforderungen genügen ihnen bereits Temperaturen von 20 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 30 %. Dann dauert die Entwicklung jedoch deutlich länger. Bei Temperaturen unter 10 °C sterben die Käfer ab. Die Larven vertragen außerdem eine relative Luftfeuchtigkeit die über einen längeren Zeitraum unter 9 % liegt nicht. Die Lebenserwartung der Käfer liegt zwischen 4 und 8 Monaten.
Die Schadwirkung der Getreidekapuziner
Der Getreidekapuziner ist aus verschiedenen Gründen einer der wichtigsten Vorratsschädlinge:
- Er ist nicht sehr wählerisch bei der Wahl des Futtersubstrats und kann viele für den Menschen wichtige Lebensmittel verwerten.
- Die tolerierten Temperatur- und Umweltbedingungen sind breit, wodurch er in vielen Regionen gut überleben kann.
- Mit einer hohen Reproduktionsrate und dem kurzen Entwicklungszyklus kann sich aus wenigen Tieren schnell eine Schädlingsplage entwickeln.
- Die Larven des Getreidekapuziners leben versteckt im Korn. So erkennt man sie häufig erst viel zu spät. Ein Hinweis auf möglichen Befall ist das weißliche Bohrmehl, dass die Larven hinterlassen.
- Die Larven zerfressen nicht nur einzelne Körner. Durch ihre Ausscheidungen sorgen sie für eine allgemeine Qualitäts- und Geschmacksbeeinträchtigung. Ihre Fraßschäden locken außerdem andere Schädlinge an und begünstigen Pilzbefall.
- Die zerfressenen Körner sind nicht mehr keimfähig und damit gänzlich unbrauchbar.
Auf diese Weise kann er unter für ihn günstigen Umweltbedingungen für erhebliche Massenschäden von bis zu 40 % verursachen.
Die Bekämpfung der Getreidekapuziner
Natürliche Feinde des Getreidekapuziners und anderen Vorratsschädlingen ist die Raubwanze (Xylocoris flavipes). Sie kann alle Entwicklungsstadien der Schädlinge bekämpfen. Weitere Nützlinge sind die Lager-Erzwespen (Anisopteromalus calandrae). Diese Art ist besonders effektiv, da sie bis zu 80 % der Schädlingspopulation eliminieren kann.
Um einen Befall durch Getreidekäfer erst gar nicht aufkommen zu lassen, empfiehlt es sich Getreide und andere von den Insekten bevorzugten Nahrungsmittel trocken und möglichst kühl zu lagern. Bei Temperaturen unter 14 °C ist es zum Beispiel ausgeschlossen, dass die Larven überleben können. Ebenso kann kurzes und starkes Erhitzen helfen, die Tiere abzutöten. Obwohl die Tiere Wärme bevorzugen, können sie Temperaturen über 38 °C nicht vertragen. Schnelles Erhitzen durch Infrarot- oder Hochfrequenz-Verfahren auf etwa 50 °C hat sich als besonders effektiv erwiesen. Außerdem kann Hochdruckbegasung mit Kohlendioxid, die Larven ebenfalls abtötet.
Im Zweifelsfall sollte ein geprüftes Schädlingsbekämpfungsunternehmen beauftragt werden, um gegen den Getreidekapuziner vorzugehen.
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