Der Brotkäfer (Stegobium paniceum) gehört zu den Nagekäfern und ist auch als Bücherwurm bekannt, weil er tatsächlich unter anderem Bücher befällt. So litt 2009 das Augsburger Stadtarchiv unter dem Brotkäfer. Am häufigsten ist er allerdings in Lebensmitteln anzutreffen.
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Das Aussehen des Brotkäfer
Er ist ausgewachsen nur rund drei Millimeter lang und von einem rotbraunen Chitin-Panzer umgeben. Der Körper ist oval, die Flügeldecken sind doppelt mit einer unauffälligen dichten und einer rauen aufgerichtete Schicht behaart. Auf den Flügeldecken befinden sich gut sichtbare gepunktete Längsreihen. Der Thorax bildet einen Schild, unter dem der Kopf in einer Höhle vollständig verborgen sein kann. Der Halsschild ist gerade (nicht buckelig wie bei vielen Käfern), dabei seitlich vollständig gekantet und mit einer Verbreiterung kurz hinter der Mitte. Der Brotkäfer hat elfgliedrige Fühler, wobei drei äußere Glieder stark vergrößert sind. Mit fünf Millimetern sind die Larven länger als der Brotkäfer, weiß mit braunem Kopf und stark behaart.
Die Verbreitung des Brotkäfers
In Europa gehört der Brotkäfer zu den bekanntesten Kulturfolgern, die dem Menschen in seine Domizile folgen. Kulturfolger können eher selten, teilweise, regelmäßig oder praktisch ausschließlich in menschlichen Siedlungen gedeihen, zu Letzteren gehört der Brotkäfer. Am häufigsten ist er in beheizten Verarbeitungsräumen von Lebensmittelbetrieben anzutreffen, auch die heimische Küche kann er befallen. Dabei wird er über gekaufte Lebensmittel eingeschleppt.
Die Ernährung und die Lebensweise
Der Brotkäfer ernährt sich überwiegend von für die menschliche Ernährung vorgesehenen Lebensmitteln, weshalb er in den befallenen Betrieben und im Haushalt zu den Vorratsschädlingen zählt. Er hat keine Saison, sondern lebt ganzjährig im Verborgenen. Dass es ihn gibt, ist an den entstandenen Schäden zu erkennen. Eine bevorzugte Nahrungsquelle sind Backwaren, daher entstand der Name Brotkäfer. Jedoch geht er auch an Gewürze, verschiedene Drogen, getrocknetes Getreide, Gemüse, getrocknetes Fleisch und auch an Papier, weshalb er in Apotheken, Vorratslagern, zoologischen Sammlungen und sogar Bibliotheken (siehe oben) Verluste verursacht – er ist ein Allesfresser und daher ein gefährlicher Vorratsschädling. Unter den Lebensmitteln in der Küche frisst er:
- Back- und Teigwaren
- Schokolade
- Suppenwürfel
- Gewürze
- Tiernahrung
- Fleischmehl
- Trockenfisch
- Salzteiggebäck
- Chilipulver
Auch Papier- und Pappverpackung wird befallen. Der verursachte Schaden ist an stecknadelkopfgroßen Löchern in den Lebensmitteln oder in der Verpackung zu erkennen. Das sind Ausflugsöffnungen von aus Larven frisch geschlüpften Käfern. Ein Brotkäfer fliegt gut, daher ist der ursprüngliche Befallsort kaum ausfindig zu machen. Es gibt die prinzipiellen beiden Varianten, dass er durch Öffnungen ins Haus eingedrungen ist oder mit Lebensmitteln eingeschleppt wurde. Berüchtigte Kandidaten hierfür sind Salzteiggebäck und Lebkuchenherzen. Beides kann schon während der Herstellung oder im Handel bzw. auf dem Transportweg kontaminiert worden sein. Diese beiden Lebensmittel liegen oft auch lange unverzehrt in einer Küchenschublade, wo sich dann unbemerkt eine Brotkäferpopulation ausreichend entwickeln kann.
Die Fortpflanzung des Brotkäfers
Die Vermehrungsrate ist hoch, jedes Weibchen legt rund 100 Eier, die aber nicht alle erfolgreich eine Larve produzieren. Wie erfolgreich die Vermehrung erfolgt, hängt von den Umgebungsbedingungen ab. Bei günstigen Temperaturen von 15 – 34 °C und einer Luftfeuchte von relativ mindestens 35 % entstehen jährlich drei Generationen. Je wärmer und feuchter es ist, desto besser vermehren sich Brotkäfer:
- Bei 30 °C und 60 – 90 % relativer Luftfeuchtigkeit liegt die Entwicklungszeit zwischen Eiablage und Schlupf bei 40 Tagen.
- Bei 17,5 °C und 50 – 70 % relativer Luftfeuchtigkeit leben adulte Brotkäfer 85 Tage.
- Bei 32,5 °C und über 70 % relativer Luftfeuchtigkeit leben adulte Brotkäfer 13 Tage.
- Die meisten Eier (durchschnittlich 75 pro Wurf) produzieren die Weibchen bei 22,5 °C und 65 % relativer Luftfeuchtigkeit. Bei solchen Bedingungen und drei Generationen jährlich kann sich die Population explosionsartig vermehren.
Die Schadwirkung und die Bekämpfung
Der Brotkäfer ist nicht nur ein Vorrats-, sondern auch ein Gesundheitsschädling. Die befallenen Lebensmitteln müssen vernichtet werden, sie sind mit Kot, Fraßmehl und Brotkäferlarven kontaminiert. Sekundärschäden können Milben und Schimmelpilze sein. Die Larven ernähren sich genauso wie die ausgewachsenen Käfer. Sie häuten sich dabei mehrmals und verpuppen sich dann in der Nahrung, was in Mehl und Gebäck aus Weißmehl nicht leicht zu erkennen ist. Der aus der Puppe geschlüpfte Brotkäfer geht eine sogenannte obligatorische Symbiose mit dem Hefepilz ein, den die Weibchen aus den paarigen Anhängen ihres Genitalapparates auf ihre Eier platzieren. Mit diesem Pilz werden die Larven infiziert, wenn sie beim Schlüpfen die Hülle ihres eigenen Eies verzehren. Den Pilz benötigt der Brotkäufer wahrscheinlich als Vitaminspender.
Die Bekämpfung im Haushalt
Es gibt Klebefallen gegen den Brotkäfer, die beim Feststellen des Befalls dazu dienen, die Stelle der größten Häufung auszumachen. Dort dürfte die stärkste Larvenproduktion stattfinden. Die Klebefalle enthält Lockstoffe auf Lebensmittelbasis und ist über mehrere Wochen wirksam (Herstellerangaben beachten). Erwachsene Käfer werden davon angelockt. Wenn die Stelle der größten Häufung feststeht, lässt sich die Ursache des Befalls zumindest einschätzen. Sollte es eine alte Lebkuchenpackung sein, wurde der Brotkäfer wahrscheinlich mit dem Lebensmittel eingeschleppt. Sollte es eine Stelle in Fensternähe, aber eigentlich mit weniger Lebensmitteln sein (zum Beispiel das Gewürzregal neben dem Fenster), dann ist der Brotkäfer eingeflogen. Er dürfte in der Nachbarschaft gehäuft existieren. Dieses Fenster muss abgedichtet werden. Tiernahrung kann auch befallen sein. Sämtliche befallenen Nahrungsmittel müssen umgehend vernichtet werden. Diejenigen Lebensmittel, die offenkundig in Ordnung sind und noch verzehrt werden sollen, gehören für drei Tage prophylaktisch in die Tiefkühltruhe. Alle Vorratsschränke sind zunächst komplett zu leeren, dann gründlich auszusaugen (besonders Fugen und Ritzen) und schließlich mit Essigwasser auszuwischen. Die kommenden Vorräte werden am besten zunächst in verschließbaren Gläsern und Dosen kühl und trocken aufbewahrt.
Die Bekämpfung in großen Vorratslagern
In großen Lagern der Lebensmittelindustrie, in landwirtschaftlichen Betrieben, aber auch in Apotheken oder gar wissenschaftlichen Einrichtungen kann ein großflächiger Befall mit gasförmigen Insektiziden ausgerottet werden. Dazu gehören Phosphorwasserstoff, Kohlendioxid und Stickstoff. Diese machen die Lebensmittel nicht unbrauchbar, töten aber alle Stadien des Käfers ab. Offenkundig befallene Vorräte werden danach aus hygienischen Gründen entsorgt, doch diejenigen Vorräte, die nicht befallen waren, können weiter verwendet werden. Einen prophylaktischen Schutz gewährleistet die Methode allerdings nicht. Sie verhindert nur, dass noch lebende Larven oder Brotkäfer weitere Bestände befallen. Auch eine sogenannte Wärmeentwesung mit Hitze ist möglich, die gern gegen verschiedene Schädlinge eingesetzt wird.
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