Der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) ist ein Säugetier aus der Ordnung der Insektenfresser, der die meiste Zeit seines Lebens, in seinen unterirdischen Tunnelsystemen verbringt. Zu den Insektenfresser zählen neben den Maulwürfen außerdem die Spitzmäuse und Igel.
Am Europäischen Maulwurf scheiden sich die Geister. Von einigen wird er als Nützling geschätzt. Andere halten ihn für einen bösen Plagegeist, der akkurate Rasenflächen mit seinen Hügeln verunstaltet und den Gärtner-Liebling Regenwurm dezimiert. Lesen Sie in diesem Artenportrait mehr über den wohl bekannteste Kleinsäuger Mitteleuropas.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen des Europäischen Maulwurfs
Der Europäische Maulwurf mit seinem dichten, seidig-glänzenden dunkelgrauen Fell ohne Strich wird im Durchschnitt etwa 12 bis 15 cm lang. Sein fast haarloser Schwanz erreicht eine Länge von etwa drei Zentimeter. Der Kopf mit der zugespitzten, haarlosen Nase und dem Mini-Raubtiergebiss bildet mit dem Rumpf eine optisch walzenförmig wirkende Einheit. Die auffälligsten anatomischen Sonderheiten des Maulwurfs sind seine im Verhältnis zu dem nur selten mehr als 120 g schweren Körper überdimensionalen, fleischig-muskulösen Hände an den Vordergliedmaßen. Jede Hand hat fünf mit Krallen bewehrte Finger und bildet ein ideales Grabinstrument. Die beiden Hinterfüße sind ebenfalls fleischig und mit Krallen versehen, aber wesentlich kleiner als die Hände. Der Europäische Maulwurf ist nicht wie der Blindmaulwurf vollkommen blind, kann aber mit seinen millimeterkleinen, tief im Fell verborgenen Augen wahrscheinlich kaum mehr als hell und dunkel unterscheiden. Auch wenn der Maulwurf ohne unter der Erde eher hinderliche Ohrmuschel auskommt, ist sein Hörsinn ausgezeichnet ausgebildet. Ebenso die Tast- und Geruchssinne. Möglicherweise ist sein empfindlicher Nasenrüssel sogar darauf ausgerichtet, Elektro-Reize potenzieller Beutetiere zu empfangen.
Das Verbreitungsgebiet des Maulwurfs
Der Europäische Maulwurf ist zwar der einzige Maulwurf, der in Deutschland zu Hause ist, sein Verbreitungsgebiet geht aber weit über den zentraleuropäischen Raum hinaus. Sein Verbreitungsgebiet umfasst daneben das südliche Skandinavien, das gesamte festländische Westeuropa und Großbritannien. Der Nordteil der Iberischen Halbinsel gehört ebenso zu seinem Gebiet wie Norditalien und die Balkanstaaten nördlich von Mazedonien. Im Osten hat sich der Europäische Maulwurf bis nach West-Sibirien ausgebreitet. Im Mittelmeerraum überschneiden sich teilweise Regionen, in denen sowohl Populationen von Europäischem Maulwurf als auch vom Blindmaulwurf leben, allerdings ohne sich zu vermischen.
Die Lebensweise und Ernährung
Der Europäische Maulwurf ist ungesellig und hat mit Ausnahme der Paarungszeit kaum Kontakt zu anderen Maulwürfen. Trifft er auf einen Artgenossen kommt es in der Regel zum Kampf. Der Maulwurf lebt in einem selbstgegrabenen Tunnel- und Höhlensystem, das an der Oberfläche durch die als Folge des Aushubs beim Graben entstehenden charakteristischen Hügel leicht lokalisierbar ist. Ein besonders großer Hügel kann auf eine darin verborgene, „Nest“ oder „Burg“ genannte Aufenthaltshöhle des Maulwurfs hinweisen. Meist liegen die Nester aber als Erweiterungen der Tunnelröhren in etwa Halbmeter Tiefe unter der Erdoberfläche. Hier schläft der Maulwurf in einem gepolsterten Lager von Moos, trockenen Blättern oder anderen Pflanzenteilen und hier werden auch Nahrungsvorräte gelagert. Zumeist haben Maulwürfe mehrere Nester als zusätzliche Speisekammern in dem sich über ein Areal von 1000 bis 2000 qm ausdehnenden Revier mit einer Tunnelgesamtlänge von 50 bis 200 m. Um anderen Maulwürfen zu signalisieren, dass sie sich auf fremden Territorium befinden, werden den Nester und Tunnel mit Drüsensekret markiert. Das Tier bevorzugt tiefgründige, lockere Böden, in denen es gut graben kann. In der Regel sind Wiesen-Gebiete und Gärten ohne allzu viel Baumwurzelwerk die bevorzugten Maulwurfs-Reviere, aber auch in Waldgebieten finden sich Maulwürfe.
Der Tagesablauf eines Maulwurfs ist geprägt von Tunnelgraben, Jagd und sich zu etwa insgesamt 10 bis 12 Stunden summierenden Ruhe- und Schlafphasen. Um zu überleben, benötigt der Maulwurf täglich etwa 100 g, ausschließlich tierisches, Futter. Zu diesem Zweck durchstreift das ganzjährig aktive Tier regelmäßig durch seine Tunnelröhren auf der Suche nach Beutetieren. Dabei nützt ihm der Umstand, dass sein Fell keinen Strich hat und er deshalb problemlos nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts durch die Tunnel laufen kann.
Zu seinem weit gefächerten Speiseplan gehören bevorzugt Regenwürmer, die der Maulwurf entweder sofort frisst oder deren Vorderenden er zerbeißt und so die Beute an der Fortbewegung hindert. Diese Lebendbeute lagert er ein. In Maulwurfsbauten sind bereits Lagervorräte von zwei Kilo gefunden worden. Außer Regenwürmern frisst er nicht nur Käfer und andere Insekten sowie Spinnen und Schnecken, sondern auch größere Beutetiere wie Frösche oder Mäuse. Es kann auch vorkommen, dass der Verlierer bei einem Kampf zwischen Maulwürfen vom Sieger gefressen wird. In seltenen Fällen, z. B. falls er nicht genug Futter in seinem unterirdischen Revier findet oder in der Paarungszeit, wagt sich der Maulwurf auch einmal an die Erdoberfläche. Dadurch erhöht sich allerdings sein Risiko, von natürlichen Feinden wie Storch, Greifvögeln oder Marder erbeutet zu werden. Eine besondere Gefährdung für die durchaus schwimmfähigen Maulwürfe können etwa durch außergewöhnlich starke Regenfälle ausgelöste Überschwemmungen ihrer Bauten darstellen. Auch durch Bodenfrost sterben viele Maulwürfe.
Die Fortpflanzung und Entwicklung
Das Maulwurfsleben beginnt mit der Paarung seiner Eltern. Im Vorfeld kommt es dabei häufig zu heftigen, von Kampfschreien begleiteten Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Männchen. Nach der zumeist in den ersten Frühlingswochen erfolgten Paarung ist das Maulwurfsweibchen vier Wochen trächtig. Ein Wurf umfasst nur selten mehr als drei bis fünf Jungen. Zunächst nackt und vollkommen blind werden die Jung-Maulwürfe in eigenen Nesthöhlen von der Mutter bis zu sechs Wochen lang gesäugt und danach auf feste Nahrung umgestellt. Mit etwa zwei Monaten sind die Maulwurfsjungen soweit, dass sie eigenständig auf Jagd gehen können und den mütterlichen Bau verlassen müssen, um einen eigenen Bau anzulegen. Ungefähr mit acht Monaten sind sie vollständig ausgewachsen und geschlechtsreif. Maulwürfe können bis zu fünf Jahre alt werden. Allerdings ist das Maulwurfsleben, insbesondere für Jungtiere, so voller Gefahren, dass die allermeisten Tiere wesentlich früher sterben.
Der Schutz des Europäischen Maulwurfs
Als Todesursache scheidet der Mensch – zumindest nach der Gesetzeslage – in Hinblick auf den Maulwurf aus. In Deutschland und Österreich dürfen Maulwürfe gemäß der einschlägigen Arten- beziehungsweise Tierschutz-Gesetze nicht getötet werden. Dabei steht weniger der Erhalt der Tierpopulation im Vordergrund (Maulwürfe zählen in Mitteleuropa nicht zu den in ihrem Bestand gefährdeten Tierarten), sondern der Grundgedanke, dass die Tötung eines Säugetiers nur bei Vorliegen eines besonderen Grundes statthaft sein soll. Ein solcher Grund ist insbesondere bei Schlachtvieh (Nahrungsmittel) sowie bei Ratten und Mäusen (Gesundheitsgefährdung) gegeben, bei Maulwürfen sieht die herrschende juristische Meinung dagegen keinen vernünftigen Grund zum Töten. Auch das Halten von Maulwürfen in Gefangenschaft könnte gegen den Tierschutzgedanken verstoßen, weil die Haltung von Maulwürfen wegen bestimmter Stoffwechselprozesse überaus anspruchsvoll ist und eine artgerechte Haltung daher nur ausnahmsweise gewährleistet werden kann.
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