Die Feldgrille (Gryllus Campestris) ist eine Heuschrecke aus der Familie der Echten Grillen. Wenn es im Frühling auf den Wiesen und in den Feldern zirpt und brummt, dann ist das auch ein Verdienst dieser Langfühlerschrecke.
In der Landwirtschaft gilt sie mancherorts als lästiger Schädling, doch das Gegenteil sollte eher der Fall sein. Trägt eine gesunde Population der Feldgrille doch zu einer guten Durchlüftung des Bodens bei.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Feldgrille
Feldgrillen haben keine filigranen gelben oder grünen Körper. Stattdessen zeichnen sich die Tiere durch ihre bullige Statur und eine schwarze Körperfarbe aus. Im Schnitt kann eine Feldgrille zwischen 17 mm und 23 mm groß werden. Männliche Grillen sind dabei nur geringfügig größer als die Weibchen, sodass sich allein an der Größe schwer unterscheiden lässt, welches Geschlecht eine Feldgrille hat.
Der Kopf der Grille ist kugelförmig und sowohl mit kräftigen Beißwerkzeugen als auch mit einem Paar Antennen ausgestattet, die bis zu 20mm lang sein können. Auf der Stirn tragen die Tiere drei Punktaugen, die sich hell abzeichnen. Der Körper der Feldgrille erinnert dagegen von der Form her eher an einen Zylinder und ist mit drei kräftigen Beinpaaren ausgestattet. Darüber hinaus verfügt die Feldgrille über ein Flügelpaar, das meistens gelb oder braun gefärbt ist und von schwarzen Äderchen durchzogen wird. Allerdings sind die Flügel verhärtet und können nicht zum Fliegen verwendet werden
Der Lebensraum und das Verbreitungsgebiet
Die Feldgrille mag warme und trockene Gebiete. Sie ist sowohl an Berghängen, auf dichten Wiesen, in Kiesgruben und in Kiefernwäldern anzutreffen. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Nordafrika über Südeuropa und Mitteleuropa bis hin zum Kaukasus. Je weiter man nach Norden kommt, desto seltener trifft man die Grillen an. Darum zählt sie in der Fauna von Norddeutschland auch eher zu den Ausnahmen. In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz sind Feldgrillen dagegen sehr häufig zu finden.
Neben der Mittelmeer-Feldgrille zählt die Feldgrille in den Küstenregionen von Südeuropa zu den häufigsten vorkommenden Grillenarten.
Die Lebensweise der Feldgrillen
Die Grillen sind kleine Baumeister. Wenn sie sich einen Ort ausgesucht haben, an dem es ihnen gefällt, schaffen sie sich ihr eigenes Zuhause. Dazu graben sich die Tiere zunächst Schächte in der lockeren Erde, in die sie sich zurückziehen können. Diese Tunnel, die bis zu 40cm tief ins Erdreich hinabführen können, werden auch als Wohnröhren bezeichnet. Sie sind nicht verzweigt wie beispielsweise bei Ameisen, sondern führen in einem langen Schlauch soweit in die Erde, dass sich eine Grille vor Gefahren in Sicherheit bringen kann.
Nachdem der Ausbau der Wohnröhre abgeschlossen ist, legen die Feldgrillen sich eine Art Vorgarten an. Dazu entfernen die Tiere jegliche Gräser, Halme und größere Steine, die sich direkt vor dem Eingang ihrer Wohnhöhle befinden. Das machen sie aber nicht nur einmalig, sondern immer wieder in regelmäßigen Abständen. Denn der Vorgarten ist für die Feldgrillenmännchen wichtig. Auf der einen Seite ist es ihre Bühne, auf der die Männchen stehen, wenn sie ein Weibchen auf sich aufmerksam machen wollen. Auf der anderen Seite ist es der Ring, in dem die Männchen ihre Revierduelle ausmachen.
Einige Grillen machen sich nicht erst die Mühe sich eigene Wohnröhren mit zugehörigem Vorplatz anzulegen. Sie ziehen in bereits existierende Röhren ein, wenn der Vorbesitzer nicht mehr auffindbar ist. Aber selbst dann wird das neue Zuhause sauber gehalten, um auf das andere Geschlecht ansprechend zu wirken.
Die Gesänge der Feldgrillen
Bevor es zur Paarung kommt, muss ein Feldgrillenmännchen Weibchen in der Umgebung auf sich aufmerksam machen. Dazu stimmt das Männchen ein gewaltiges Klangspektakel an. Auf der Unterseite der Vorderflügel trägt eine Feldgrille rund 140 feine Zähnchen. Diese Zähnchen werden als Schrillleiste bezeichnet. Am Ende jedes Flügels tritt eine glatte, harte Kante hervor, die auch Schrillkante bezeichnet wird. Wenn ein Feldgrillenmännchen mit der Schrillleiste eines Flügels über die Schrillkante des anderen Flügels streicht, dann erklingt ein Ton. Dieses Phänomen wird auch als “Stridulation” bezeichnet. An der Unterseite der Flügel trägt die Grille außerdem Membranen, die wie Flügel den Schall auffangen und wie Lautsprecher nach außen verstärken. Der Eingangstrichter der Wohnröhre verstärkt die Töne der Lockrufe zusätzlich und bewirkt, dass der Ton in einer Entfernung von bis zu 100m für andere Feldgrillen zu hören ist.
Wenn ein anderes Männchen das Zirpen hört und sich nähert, kommt es eventuell zu einem Revierkampf. Zunächst betasten sich die beiden Kontrahenten mit ihren Antennen. Kurz darauf fangen sie an, sich mit diesen Sinnesorganen zu schlagen. Das ansässige Männchen stößt zudem spezielle Zirplaute aus, die den Eindringling verscheuchen sollen. Wenn dieser sich aber nicht abwimmeln lässt, kann ein Kampf zwischen zwei rivalisierenden Männchen auch mal tödlich ausgehen.
Die Fortpflanzung der Feldgrille
Feldgrillenweibchen hören die Lockrufe der Männchen über kleine, schlitzförmige Organe, die sich in ihren Vorderbeinen befinden. Wenn der Klang des Lockrufes ihnen gefällt, bewegen sie sich zu den Männchen. Dabei schlagen sie eine Art Zickzack-Kurs ein und lassen sich von den Tönen des Männchens leiten. Wenn das Männchen beispielsweise durch die Annährung eines anderen Tieres sein Gezirpe unterbricht, bleiben die Weibchen stehen. Wenn das Männchen seinen lockenden Zirplaute wieder ausstößt, nimmt das Weibchen die Wanderung wieder auf, bis es beim ausgewählten Paarungspartner ankommt. Das Männchen schlägt daraufhin deutliche leisere Töne, um das Weibchen zu umgarnen.
Für den Paarungsakt steigt ein Feldgrillenweibchen auf das Männchen. Das Männchen beweist nun akrobatische Fähigkeiten. Es verbiegt seinen Hinterleib und befestigt innerhalb von einer Minute mehrere Spermienträger, auch Spermatophore genannt, in der Geschlechtsöffnung des Weibchens. Das Feldgrillenweibchen steigt nach der Paarung wieder herunter. Nach drei bis vier Tagen vergräbt das Weibchen die befruchteten Eier in Legeröhren und überlässt die Larven ihrem Schicksal. Innerhalb ihres Lebenszyklus kann ein Weibchen bis zu 100 Eier ablegen.
Zwei bis drei Wochen später schlüpfen die Feldgrillenlarven aus ihren Eiern und krabbeln aus den Röhren. Ihre ersten Lebenswochen ziehen sie als kleine Gruppen ohne festen Wohnsitz herum. In dieser Zeit sind sie auf Nahrungssuche und suchen unter Steinen, Gehölz oder in ähnlichen Verstecken Unterschlupf vor Fressfeinden. Während dieser Zeit häuten sich die Tiere entwickeln sich weiter. Die Jungtiere durchlaufen den Prozess der Häutung ungefähr zehnmal, bevor sie ausgewachsen sind. Dabei bilden sie mit der Zeit auch ihre Vorderflügel aus, die ihnen in ihrem Larvenstadium noch fehlen.
Erst wenn die Temperaturen im Herbst beginnen abzusinken, gehen die jungen Feldgrillen eigene Wege. Sie suchen für sich geeignete Plätze, um eine Wohnröhre zu bauen oder eine vorhandene Röhre einzunehmen. In ihren Wohnröhren überwintern die Tiere dann, bevor sie im Frühling mit den Ritualen der Paarung wieder von vorne beginnen.
Die Ernährung und natürlichen Feinde
Feldgrillen sind in der Wahl ihrer Nahrung alles andere als wählerisch. Sie bevorzugen kleine Gräser, Kräuter und Halme, die sie mit ihren Beißwerkzeugen mundgerecht verarbeiten können. Wenn das Nahrungsangebot aber mal knapp sein sollte, fressen die Tiere auch kleine Bodentiere wie zum Beispiel Milben oder Marienkäfer. In der allergrößten Not schrecken die Grillen auch nicht davor zurück einen Kadaver eines anderen Insekts nach verwertbaren Essensresten zu durchforsten. Sie sind allerdings keine Kannibalen und würden weder andere ausgewachsene Grillen noch ihre eigenen Jungtiere auffressen.
Die Grillen stehen bei vielen Tieren auf der Speisekarte. Vögel und Reptilien machen regelmäßig Jagd auf die Tiere. Aber auch Mäuse, Füchse und sogar Hauskatzen finden die musikalischen Talente unter den Insekten sehr schmackhaft. Allerdings machen die Insekten es ihnen nicht einfach sich verspeisen zu lassen.
Feldgrillenmännchen sind sehr sensible Tiere. Wenn sie Bewegungen in der Nähe wahrnehmen, verharren sie völlig regungslos. Wenn die Bewegung sich dann weiter nähert, können die Feldgrillen blitzschnell in ihren Wohnhöhlen verschwinden und sich so zunächst vor der Gefahr verstecken. Manche Jäger wie zum Beispiel eine Spitzmaus graben sich aber hinter ihrer ausgewählten Beute hinterher. Wenn die Wohnröhre nicht tief genug führen, sitzt die Feldgrille dann in der Falle und kann seinem unvermeidbaren Ende nicht mehr entkommen.
Die Schadwirkung der Feldgrille
Obwohl die Grillen zur Ordnung der Heuschrecken gezählt werden, sind sie deutlich ungefährlicher für ein Ökosystem. Das liegt zum einen daran, dass die Tiere nicht in großen Schwärmen auftreten wie es typische Heuschrecken machen. Feldgrillen sind eher Einzelgänger und bevorzugen ihre eigenen Lebensräume. Selbst nach der Paarung bleiben Männchen und Weibchen nicht zusammen, sondern ziehen sich in unterschiedlichen Wohnröhren zurück. Zum anderen ist der Bedarf an Nahrung bei der Grille deutlich geringer als bei einer Heuschrecke. Sie können sich bereits mit wenigen Bissen von einem Grashalm begnügen, wogegen normale Heuschrecken deutlich größere Mengen an Nahrung zu sich nehmen.
Feldgrillen verfügen außerdem über keine Arten von Verteidigungsmöglichkeiten vor anderen Lebewesen außer ihren Artgenossen. Ihre Beißwerkzeuge sind zwar sehr kräftig, allerdings würde die Grille damit nie ein größeres Tier versuchen zu beißen. Die Insekten verfügen auch über keine Arten von Gift oder Schutzsekreten, die sie aussondern könnten, um sich einen Feind vom Hals zu schaffen. Als Meister der Flucht sind Feldgrillen aber auch nicht auf solche zusätzlichen Maßnahmen zum Selbsterhalt angewiesen.
Die Gefährdung und der Schutz
In Deutschland stehen Feldgrillen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Die Tiere wurden als gefährdet eingestuft, weil jedes Jahr ein Rückgang der Grillenpopulation zu beobachten ist. Der Grund hierfür ist ein Schwund an entsprechenden Grünflächen, auf denen die Tiere sich ungestört entfalten können. Hierfür wird häufig eine Intensivierung der Landwirtschaft als Hauptursache angeführt. Durch die Landwirtschaft werden ungenutzte Grünflächen in Felder und andere landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt. Außerdem macht der hohe Einsatz an Pestiziden und Düngemitteln den Feldgrillen das Leben schwer, da auch sie durch den Einsatz der verschiedenen chemischen Stoffe wie andere Insekten und Schädlinge abgetötet werden.
Ein anderes Problem stellt die zunehmende Verbuschung nicht genutzter Grünflächen dar. Die Büsche und Sträucher zerstören Lebensräume für die Grillen. Das dichte Werk an Ästen und Sträuchern verbaut den Insekten ihre sonnigen Wohnplätze, sodass sie sich nach anderen Grünflächen umschauen, die mehr Licht und Wärme bieten.
Einige Gemeinden in Süddeutschland sind deshalb dazu übergegangen spezielle Schongebiete anzulegen, auf denen sich gefährdete Insektenarten wie die Feldgrille einleben kann. Bei diesen Schonflächen wird regelmäßig überprüft, wie sich die heimischen Insektenarten dort eingelebt haben. Wenn ein Populationsrückgang zu beobachten ist, werden die Flächen entsprechend angepasst, um sie attraktiver für die verschiedenen Insekten zu gestalten.
Hallo! Ich würde gerne in meinem Garten Feldgrillen ansiedeln, ist das möglich und wenn ja, wie mach ich das? In Tierhandlungen würde ich „Heimchen“ bekommen aber das sind keine Feldgrillen!
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Frau Müllner,
ich persönlich kann Ihnen zur Ansiedlung der Feldgrille in Ihrem Garten leider nicht viele Tipps geben. Vielleicht hilft Ihnen aber der folgende Artikel etwas weiter:
Wiederansiedlungs-Projekt des BUND in der Noller Schlucht
Ganz trivial wird die Ansiedlung aus meiner Sicht aber nicht. Zuerst sollten Sie am besten einmal checken, ob Ihr Garten und die nahe Umgebung überhaupt als Lebensraum für die Feldgrille infrage kommen. Danach sollten Sie Kontakt mit einer Naturschutzorganisation in Ihrer Nähe aufnehmen. Die können Ihnen bestimmt nähere Informationen zu Ihrem Vorhaben geben und vielleicht auch sagen, wo Sie die Feldgrillen für Ihr Projekt herbekommen. Einfach so in der Tierhandlung werden Sie diese hier in Deutschland sicher nicht kaufen können, da die Feldgrille auf der Roten Liste steht.
Viel Glück bei Ihrem Vorhaben und viele Grüße
Enrico Lauterschlag
Hallo, wir haben Feldgrillen in unserem Garten und wir sind froh darüber (zumal wir im nächsten Frühjahr und Sommer die Geräusche erwarten, die diese Tiere machen) Leider werden wir von unseren Nachbarn derart in die Zange genommen, das Haus und das Grundstück zu verämdern (und sogar erpresst, dieses zu veräussern) damit diese es „zubetonieren und grasgrün anstreichen“ wollen. Wir haben sogar Rosenkäferund haben dort auch noch andere sehr seltene Arten (u.a. Schillerfalter, junge Ringelnattern!), welche sich vor dem „englischem Garten“-wahn unserer Nachbarn zu unserem Grundstück flüchten! Wir sind verzweifelt und würden uns wünschen, wenn sich gleichgesinnte sich an unsere Nachbarn wenden würden, deren Mobbing zu unterlassen (Biebergemünd-Waldstrasse)