Ofenfischchen gehören zu den Fischchen und sind mittlerweile in menschlichen Behausungen und an warmen Orten heimisch. In der Regel verursachen sie nur geringe Schäden, gelten aber trotzdem als Materialschädlinge. Mehr als der verursachte Schaden spielen bei den Ofenfischchen der Ekelfaktor und eventuelle hygenische Probleme eine Rolle.
Im Folgenden erfahren Sie wie Ofenfischchen aussehen, wie sie leben, wovon sie sich ernähren, wie sie sich fortpflanzen und wie man die kleinen Insekten im Notfall bekämpfen kann.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines über das Ofenfischchen
Das Ofenfischchen gehört zu den Fischchen und damit zu den Insekten. Es handelt sich um ein sehr genügsames Tier. Alle Fischchen haben beißend-kauende Mundwerkzeuge und besitzen je drei Laufbeinpaare. Das Ofenfischchen gehört zu den mittelgroßen Vertretern der Fischchen und ist – anders als sein naher Verwandter, das Silberfischchen (Lepisma saccharina) – weniger gut bekannt. Es tritt in Wohnungen auch seltener auf.
Das Ofenfischchen hat zwar ein gewisses Schädlingspotenzial, gilt aber als harmlos. Relevanter ist für viele Menschen der Ekelfaktor.
Aussehen und weitere Merkmale
Das Ofenfischchen ist etwa neun bis elf Millimeter lang, wobei Weibchen stets größer als Männchen sind. Der Körper ist langgestreckt, der Hinterleib sitzt breit an und verengt sich gen Ende immer weiter. Am hinteren Ende des Abdomens finden sich drei feingliedrige, lange Anhängsel. Die Tarsen, Fühler und Antennen sind dunkel gefärbt und meist schwarz oder dunkelbraun. Die dafür zuständigen Pigmente liegen jedoch nicht in der Außenhaut, sondern darunter. Es kommt zu einem Effekt des Durchschimmerns an diesen Körperteilen.
Das Schuppenmuster von Thermobia domestica wird durch schwarze und gelblich-weiße Schuppen gebildet. Hierdurch kommen teilweise sehr komplexe Muster mit Linien, Ringen, Schecken und anderen Strukturen zustande. Auf der Oberseite des Tieres befinden sich einige satt gold-gelb gefärbte und sehr fein gefiederte Borsten, die mit bloßem Auge wie dicke Haare wirken. Die Borsten sind in Reihen angeordnet, wobei diese bei den unterschiedlichen Populationen variieren.
Bei den Weibchen ist teilweise das Legerohr für Eier zu sehen. Es steht aus dem Hinterleib leicht hervor und ist nicht verfestigt, sondern eine weiche Struktur.
Die Antennen sind sehr lang und gegliedert. Es handelt sich um Geißelantennen. Ofenfischchen können nicht fliegen und besitzen auch keine Flügelrudimente oder ähnliches. Das dicker wirkende Ende mit den zwei Fortsätzen (Fühlern) ist entsprechend das Kopfende, während das verschlankte Ende mit den drei Fortsätzen, die ebenfalls fühlerlang sind, das Hinterende ist.
Verbreitung und Lebensweise des Ofenfischchens
Das Ofenfischchen mag es warm. Genau daher rührt auch sein Name. Entsprechend kommen wilde Populationen, wenn überhaupt, im Nahen Osten, Ägypten und Teilen Zentralasiens sowie dem südwestlichen Teil der Vereinigten Staaten vor. Dieses Fischchen bevorzugt ausschließlich trockene und warme Klimaverhältnisse.
In bewohnten Gebieten kann es überall dort auftauchen, wo es gute Bedingungen vorfindet und gelangt meist über Verschleppung dorthin. Die Ofenfischchen sind überall auf der Welt, außer in der Antarktis, bereits gefunden worden.
Ofenfischchen sind lichtscheu und verbringen den Großteil ihrer Lebenszeit in Ritzen, unter Möbeln (bei Öfen bzw. Wäremequellen) und zwischen Altpapier und Ähnlichem. Sie bevorzugen Temperaturen zwischen 32 und 37 Grad Celsius. Eier werden nie unterhalb von 25 Grad Celsius abgelegt. Da diese Temperaturen die üblichen Wohnraumtemperaturen in Mittel- und Nordeuropa deutlich überschreiten, sind sie auch so selten. Viel häufiger finden sich die Tiere in Küchen, Bäckereien oder ähnlich warmen Gebieten mir reichlich organischer Nahrung.
Die Tiere leben insgesamt sehr gesellig und versuchen, nicht mit anderen Tieren in Kontakt zu kommen. Sie verfügen über keinerlei nennenswerte Verteidigungstechnik und können im Freien außerhalb ihrer bevorzugten Klimazonen auch nicht überleben.
Ernährung, Vermehrung und Lebenszyklus
Ofenfischchen fressen organisches Material und können Zellulose aufspalten. Eine Ernährung rein über Papier ist möglich, wobei es dann zu einem früheren Tod infolge eines Nährstoffmangels kommt. Gefressen wird fast alles, was irgendwie organischen Ursprungs ist, inklusive Hautschuppen, Schimmel und teilweise auch Aas. Der Wasserbedarf wird fast ausschließlich über die Aufnahme von Wasserdampf über den Darm aus der Luft gedeckt.
Das Ofenfischchen ist recht langlebig und erreicht ein Alter von bis zu sieben Jahren. Im Mittel werden die Tiere ein bis zwei Jahre alt. Die Vermehrung ist relativ kompliziert. Das Männchen spinnt hierfür Fäden, die ein kleines Gebiet abstecken. Das Weibchen wird hierdurch angelockt und findet mit Hilfe von Antennenbewegungen des Männchens schließlich ein Samenpaket. Diese Spermatophore nimmt das Weibchen auf und legt dann befruchtete Eier, welche circa einen Millimeter lang sind. Diese Eier werden je einzeln abgelegt und meist in Spalten oder Ritzen gut geschützt. Aus ihnen schlüpfen binnen zwei Wochen, wobei die geschlüpften Nymphen optisch kaum von den erwachsenen Tieren zu unterscheiden sind. Ein Weibchen legt bis zu 50 Eier im Jahr ab.
Die Ofenfischchen fressen ihr Leben lang und häuten sich auch sehr häufig. Während anfangs die Häutung zur vollständigen Geschlechtsreife nötig ist, dient sie später zum Überkommen von Verletzungen. So können auch Gliedmaßen ersetzt werden. Geschlechtsreif werden Ofenfischchen nach zwei bis vier Monaten.
Das Ofenfischchen beim Menschen
Ofenfischchen gelten zwar als Materialschädlinge, können aber nur geringe Schäden anrichten. Oftmals bleiben sie unbemerkt. In wärmeren Regionen kam es vereinzelt zu Schäden an Papieren und Textilien, wie beispielsweise in Museen oder Kleiderkammern.
Gesundheitliche Schäden beim Menschen sind nicht zu erwarten. Ob Ofenfischchen Krankheitserreger übertragen können, ist nicht abschließend geklärt.
Da die wendigen Tiere die Angewohnheit haben, beim Einschalten des Lichts schnell in Deckung zu gehen, sorgen sie für Bewohner des betroffenen Hauses eventuell für ein Unwohlsein. Ofenfischchen sind allerdings grundsätzlich harmlos.
Maßnahmen zur Bekämpfung
Ofenfischchen lassen sich in gemäßigten und kalten Klimazonen bereits durch ein Abkühlen des Raumes gut eindämmen und schließlich ausrotten oder vertreiben. Da die Eier eine Temperatur von 25 Grad Celsius benötigen, um überhaupt gelegt zu werden, genügt es, die Raumtemperatur niedriger zu halten. Wo dies nicht möglich ist, können Klebefallen zum Einschätzen des Befalls genutzt werden. Kontaktinsektizide, die an den Fugen und Ritzen aufgebracht werden, können die Tiere verenden lassen. Es kommen auch vergiftete Fraßköder in Betracht.
Eine sorgfältige Bekämpfung sollte dort erfolgen, wo Hygiene wichtig ist – etwa in Bäckereien und Kantinen, da es wohl nicht auszuschließen ist, dass Ofenfischchen Pathogene einschleppen.