Die Silberfischchen (Lepisma saccharina) werden wegen ihrer Vorliebe für Zucker auch Zuckergast genannt. Obwohl sie garantiert schon jeder einmal gesehen hat, wissen wir allgemein nur wenig über sie. Dabei sind sie bei näherer Betrachtung überaus interessante Insekten, die sich schon seit mehr als 300 Millionen Jahren sehr erfolgreich auf unserer Erde behaupten.
Diese ursprünglich aus den Tropen und Subtropen stammenden Urinsekten gehören damit zu den ältesten Tiergruppen. Mittels Kisten, Schiffen und Flugzeugen haben sie es auch nach Deutschland geschafft. Von den über 400 bekannten Arten sind nur fünf in Mitteleuropa verbreitet. Da diese Insekten bei Temperaturen unter 20 Grad nicht gedeihen können, haben sie sich in warmen, bewohnten Häusern angesiedelt. Die einzige, in Mitteleuropa frei lebende Art ist das Ameisenfischchen, welches in Ameisennestern lebt.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Silberfischchen überhaupt?
Silberfischchen sind flügellose, bis 13 Millimeter lange Insekten mit einem stromlinienförmigen Körper, die zur Ordnung der Fischchen (Zygentoma) gehören. Die Lebenserwartung dieser nachtaktiven Tierchen beträgt zwischen fünf und acht Jahre, was erstaunlich lange für so ein kleines Lebewesen ist.
Wie sehen sie aus?
Aufgrund ihrer dichten Beschuppung glänzt der Körper der Silberfischchen je nach Lichteinfall, mehr oder weniger silbern. Der metallische Glanz tritt nach der dritten Häutung auf. Am auffallend kleinen Kopf befinden sich zwei lange, vielgliedrige, fadenförmig ausgebildete Fühler und an der vorderen Körperhälfte sind drei Beinpaare. Der Rumpf besteht aus drei gleich großen Segmenten. Trotz der sehr kurzen Beine bewegen sich die Silberfischchen auffallend schnell und flink. Ihre schlängelnde Fortbewegungsart und ihr glänzendes Aussehen erinnern an Fische, was ihnen auch zu ihrem Namen verholfen hat. Am Hinterleibsende haben sie drei Schwanzanhänge, die neben den vorderen Tastfühlern berührungsempfindliche Sinnesorgane sind. Die Silberfischchen sehen schlecht und haben wie alle Insekten Komplexaugen.
Wie und wo leben Silberfischchen?
Die nachtaktiven Silberfischchen lieben es vor allem warm, feucht und dunkel. Deshalb kommen sie auch vermehrt in Badezimmern vor, weil sie dort die optimalen Lebensbedingungen vorfinden. Da sie vor allem die Dunkelheit lieben, sieht man sie meist nur kurz, wenn man in das dunkle Zimmer tritt und das Licht anmacht. Dann versuchen die Silberfischchen, möglichst schnell in ihren dunklen Verstecken zu verschwinden. Sie halten sich bevorzugt hinter Fußleisten und in Fliesenzwischenräumen auf. Aber auch an warmen Heizungsrohren und an Wasserleitungen leben sie oft. Wenn Wohnräume nicht überhitzt sind und regelmäßig gelüftet werden, hat man mit keinem großen Silberfischchenbefall zu rechnen. In alten und muffigen Bibliotheken siedeln sie sich jedoch gerne an, denn Papier und den Leim, mit dem die Seiten gebunden sind, lieben sie sehr. Vor allem wenn die Einbände schon beschädigt sind, können sie sich leicht durchfressen. Dann können die Silberfischchen an den Büchern genauso viele Schäden anrichten, wie die dafür bekannten Bücherwürmer.
Wovon ernähren sie sich?
Silberfischchen ernähren sich vor allem von organischen Substanzen wie toten Insekten, Hautschuppen und Haaren, wie sie oft in Schlafzimmern und Bädern anzutreffen sind. Selbst den bei einigen Menschen Allergien auslösenden Kot der Hausstaubmilben verschmähen sie nicht. Da sie auch Schimmelpilze fressen, sollte man Stellen, an denen sie sich vermehrt aufhalten, auf Schimmel und feuchte Stellen im Mauerwerk überprüfen. Ansonsten ernähren sich die Silberfischchen vor allem von Zucker und Stärke. Das Außergewöhnliche an diesen Tieren ist, dass sie als einzige Pflanzenfresser Zellulose ohne den Einsatz von Bakterien im Verdauungstrakt aufspalten können. Zellulose ist ein nicht wasserlöslicher, organischer Faserstoff, der in Pflanzen und Bäumen enthalten ist und aus einer Vielzahl miteinander verknüpfter Zuckereinheiten besteht. Weil Zellulose ein unverzichtbarer Bestandteil von Kleidung aus Naturfasern wie Leinen, Jute und Baumwolle ist, fressen die Silberfischchen auch gerne solche Textilien nebst Papier, Tapeten und Buchseiten.. Wenn ihnen keine Nahrung zur Verfügung steht, können sie bis zu 300 Tage ohne Futter auskommen.
Welche Fressfeinde gibt es?
Der bevorzugte Lebensraum von Silberfischchen sind die menschlichen Behausungen. Zu ihren dort vorkommenden Fressfeinden gehören vor allem der gemeine Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia )und Spinnentiere. In den Wohnungen sehr verbreitet sind die Steatoda Triangulosa, die zur Familie der Kugelspinnen gehören. Diese spinnen vor dem Versteck der Silberfischchen ein Netz um diese zu fangen. Diese Kugelspinnen sind besonders entlang des Rheins und im Berliner Raum verbreitet. In Norddeutschland kommen sie jedoch nicht vor.
Wie pflanzen sich die Silberfischchen fort und was ist zur Entwicklung zu sagen?
Wenn die Silberfischchen optimale Lebensbedingungen haben, vermehren sie sich rasant. Optimal sind für sie zugfreie Räume mit einer Temperatur von 25 – 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit oberhalb 80 Prozent. Bei der Fortpflanzung bedienen sie sich der indirekten Samenübertragung. Das Männchen legt hierbei seinen Samen gebündelt am Boden ab und überzieht diesen mit von ihm gesponnenen Fäden. Damit das Weibchen dieses Bündel schnell findet, wird es beim Paarungsritual an die Stelle mit dem Samenbündel geführt. Diesen Samen nimmt sie mit ihrem Eiablegeapparat auf. Nun kann die Befruchtung der Eier innerhalb des Weibchens stattfinden. Nach erfolgter Befruchtung legt das Weibchen 50 – 80 Eier in Ritzen und Zwischenräumen ab. Wenn die Lebensbedingungen optimal sind (bei Trockenheit und Kälte findet keine Vermehrung statt), schlüpfen die Larven bereits vier Wochen später. Die Jungtiere haben noch eine bräunliche Farbe. Sie erhalten erst nach der dritten Häutung ihr silbriges Aussehen. Bis die kleinen Silberfischchen dann geschlechtsreif werden, kann es je nach Lebensumständen zwischen sechs und 24 Monaten dauern. Bis dahin haben sich die Silberfischchen etwa zehn Mal gehäutet. Bis zu ihrem Lebensende häuten sie sich 20 – 30-mal.
Sind Silberfischchen gefährlich oder gelten sie eher als Nützlinge?
Silberfischchen sind harmlose, für Menschen nicht gesundheitsgefährdende Insekten, die keine Krankheiten übertragen. Da sie vor allem Verunreinigungen und oft auch allergieauslösende Stoffe (Kot von Hausstaubmilben, Schimmelpilze) in den Wohnungen fressen, sind sie vor allem als nützlich zu bezeichnen. Allerdings sollte die Population an Silberfischchen in einer Wohnung nicht zu groß werden, da sie sich auch gerne durch Papierverpackungen von Lebensmitteln fressen und diese verunreinigen können.