Der Pflaumenwickler ist eine Art der Kleinschmetterlinge und ist verwandt mit der Familie der Wickler (Tortricidae).
Als größter Schädling im Anbau von Pflaumen, Zwetschgen, Aprikosen und Mirabellen hält er sich überwiegend in Gärten und Obstplantagen auf. In einigen Städten wird daher sogar ein regionaler Warndienst angeboten, der dem Pflanzenschutz dient.
Der Pflaumenwickler ist in vielen Teilen Europas, aber auch in Asien und Nordafrika verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen und Merkmale der Pflaumenwickler
Der Pflaumenwickler ist mit einer Länge von knapp 0,8 Millimetern im Vergleich zu anderen Schmetterlingsarten eher sehr klein, die Spannweite seiner Flügel erreicht jedoch 12 bis 15 Millimeter. Die vorderen Flügel sind schwach violett bis gräulich gefärbt und mit verschwommenen schwarzen Zeichnungen verziert. Die hinteren Flügel sind dagegen fast komplett graubraun. Kopf und Thorax, der auch Brustpanzer genannt wird, haben ein dunkles graubraun. Es ist fast unmöglich, die männlichen von den weiblichen Pflaumenwicklern zu unterscheiden.
Die Eier der Pflaumenwickler haben einen Durchmesser von nicht mal einem Millimeter, sind flach, oval und fast durchsichtig. Die Raupen sind nach dem Schlüpfen erst hell und verfärben sich später dann rötlich mit dunkel gefärbten Kopf. Sie werden zwischen 10 und 15 Millimeter lang. Die spätere Puppe ist hellbraun und wird sechs bis sieben Millimeter lang.
Die Lebensweise und Ernährung der Pflaumenwickler
Der Pflaumenwickler ist in der Zeit zwischen Mai und September unterwegs, wenn die Temperaturen bei über 15 Grad liegen. Als Nachtfalter ist er abends und in der Nacht aktiv. Überwiegend befällt er Pflaumen und Zwetschgen, aber auch Mirabellen und Aprikosen.
Zwei bis drei Wochen nach der Blütezeit beginnt der Pflaumenwickler nach der Befruchtung mit der Eiablage. Pro Frucht wird ein Ei auf der Unterseite abgelegt. Es entstehen jährlich zwei Generationen des Pflaumenwicklers. Die erste Generation schlüpft zwischen Mai und Juni, ungefähr zwölf bis vierzehn Tage nach der Eiablage und bohrt sich durch ein etwa zwei Millimeter großes Loch in die noch unreifen Früchte. Dort ernähren sie sich vom Fruchtfleisch rund um den Kern herum. Wenn sich die Raupe nach 20 bis 30 Tagen vollständig entwickelt hat, fällt die Frucht meistens von selbst vom Baum, da sie notreif geworden ist. Die Raupe verlässt die Frucht, um sich in der obersten Schicht des Bodens oder am Stamm des Baumes zu verpuppen. Fällt die Frucht nicht von alleine ab, seilt sich die Raupe mit einem Spinnfaden zu Boden.
Weitere zwölf bis vierzehn Tage später schlüpft dann somit zwischen Juli und August die zweite Generation. Hat sich die Raupe vollständig entwickelt, sucht sie sich einen Platz an dem sie sich nicht nur verpuppen, sondern auch überwintern kann. Vorzugsweise wählt sie den Stamm des Baumes aus, aber auch Moos und herabgefallene Baumrinde dienen der Raupe, um sich versteckt verpuppen zu können. Um vor Feinden wie Fledermäuse, Vögel und auch Ameisen geschützt zu sein, baut sie sich einen Kokon. Dieser wird durch Flüssigkeit produziert, die aus den sogenannten Spinndrüsen austritt. Diese Flüssigkeit wird an der Luft zu harten Fäden und kann so zu einem Kokon gesponnen werden. Nun beginnt die Puppenruhe. Zu der Metamorphose, das ist die Umwandlung von der Raupe zum Schmetterling, kommt es dann erst im Frühjahr wieder.
Vorsorge und Bekämpfung
Da der Befall des Pflaumenwicklers einen großen Teil der Ernte vernichten und somit auch einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten kann (der Pflaumenwickler legt zwischen 50 und 70 Eier), sollten auf jeden Fall regelmäßige Kontrollen und Vorkehrungen getroffen werden. Da die Falter nachtaktiv sind und am Boden liegende Früchte oft als völlig normal angesehen werden, wird der Befall leider häufig erst sehr spät entdeckt. Im Normalfall fällt eine gesunde und noch unreife Frucht jedoch nicht einfach so vom Baum. Befallene Früchte lassen sich ganz leicht an der Unterseite der Frucht feststellen, denn an dem Einbohrloch hat sich ein kleiner farbloser Gummitropfen gebildet. Außerdem verfärben sie sich bläulich, obwohl sie noch gar nicht reif sind und fühlen sich weich und matschig an. Um ganz sicher zu sein, kann die Frucht auch geöffnet werden. Die Raupe hat verschiedene Fraßgänge und um den Kern herum Kotkrümel hinterlassen. Oftmals ist auch die Raupe selbst noch in der Frucht zu sehen. In so einem Fall sollten umgehend alle Früchte vom Boden aufgesammelt und vernichtet werden (auf keinen Fall auf den Kompost werfen). So kann vermieden werden, dass der Pflaumenwickler auch im nächsten Jahr wieder aktiv werden kann. Vorher sollte kräftig am Baum geschüttelt werden, damit möglichst viele befallene Früchte herunterfallen.
Um den Nährboden, die Früchte, Nützlinge und auch den Menschen selbst zu schonen, gibt es außer chemische Mittel noch einige weitere Möglichkeiten, gegen den Pflaumenwickler vorzugehen. Einer seiner natürlichen Feinde ist die Schlupfwespe (Trichogramma cacoeciae). Die zwischen 0,4 und 0,6 Millimeter kleinen Nützlinge sollten ab Juni bis zum Ende der Fruchternte in Abständen dreimal eingesetzt werden. Hierfür werden sogenannte Trichokarten, die mit bis zu 2.000 Eiern bestückt sind, in den Baum gehängt. Nach zwei bis drei Wochen schlüpft die Schlupfwespe. Die Weibchen legen dann ihre Eier in die Eier der Schädlinge ab und verhindern so die weitere Entwicklung der Pflaumenwickler. Ein Weibchen kann bis zu 120 Eier legen. Mit zwei bis drei Karten können zwischen zehn und fünfzehn Quadratmeter abgedeckt werden, je nach Dichte der Bäume.
Eine weitere natürliche Art der Bekämpfung ist der Einsatz von Nematoden. Die kleinen Fadenwürmer sind zwischen 0,5 und 0,7 Millimeter groß und werden mit einer extra dafür vorgesehenen Gartenspritze in die Rinde am Baumstamm gespritzt, da sich dort die meisten Larven für die Verpuppung aufhalten. Sie gelangen durch Körperöffnungen in das Innere der Larve und sondern eine Art Bakterium ab, wodurch sich die Larve sozusagen auflöst. Für die erste Generation der Pflaumenwickler wird der Vorgang zwischen April und Mai durchgeführt, für die zweite Generation zwischen Juli und August.
Eine weitere Methode ist der Einsatz von Pheromonfallen, auch Lockstofffallen genannt. Sie dienen zur Überwachung der Pflaumenwickler, Kontrolle der Flugzeit sowie der Eiablage. Außerdem wird der Befall verringert und der Verlust der Ernte ist noch vertretbar. In der Falle befindet sich ein Stückchen Pappe, welche mit einem Sexuallockstoff beleimt ist. Dieser erreicht die Männchen über hunderte von Metern und lockt sie in die Falle, in der sie auf dem Leim kleben bleiben. So wird die Befruchtung der Weibchen verhindert. Sie werden ab Mai, bevor die Flugzeit beginnt, in die Bäume gehängt und sollten nach sechs bis acht Wochen ausgetauscht werden.
Außerdem sollten Wellpappegürtel oder auch Fanggürtel genannt am Baum angebracht werden. Sie werden 20 bis 50 Zentimeter über den Boden mit einem Draht um den Stamm befestigt. Die kleinen Raupen verstecken sich in den Rillen des Gürtels, um sich dort in Ruhe zu verpuppen und zu überwintern. Der Gürtel kann von Mai bis September am Baum hängen bleiben, sollte jedoch in regelmäßigen Abständen kontrolliert und darin befindliche Raupen sowie Fallobst abgesammelt werden.
Das Auslegen von Planen oder Netzen auf dem Boden erleichtert zusätzlich das Einsammeln der befallenen Früchte, die heruntergefallen sind.
Da die zweite Generation der Pflaumenwickler den erheblich größeren Schaden anrichten und auch den Monilia-Pilz auf die Frucht übertragen kann, sollte auf spätreifende Sorten verzichtet werden.
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