Der Wattwurm (Arenicola marina) ist ein wahrer Meister, wenn es darum geht in Gemeinschaftsarbeit Unmengen von Sand umzuwälzen. Durch seine besondere Tätigkeit hilft er dabei, eines der größten Ökosysteme Europas im Gleichgewicht zu halten. Jeder, der schon einmal am Wattenmeer war, kennt wahrscheinlich die kleinen Sandhäufchen, die der Wurm als Spuren im Watt hinterlässt.
In diesem Artenprotrait erfahren Sie mehr über das Aussehen, die Lebensweise und die Fortpflanzung des Wattwurms.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen des Wattwurms
Der auch als Sandwurm, Pierwurm oder Prielwurm bezeichnete Watt-Bewohner gehört biologisch zu den Ringelwürmern (Sedentaria). Der Wurm ist in verschiedenen Farbtönen von braun bis schwarz und rötlich gefärbt. Die Farbe ist dabei nicht einheitlich, sondern ändert sich im Verlauf des Körpers. Der hintere Abschnitt ist oft etwas heller oder farblich angesetzt gefärbt, ebenso wie die Unterseite. Er ist fingerdick und kann eine Länge von bis zu 20 cm und mehr erreichen. Gut erkennbar sind die 19 Paar Borstenfüße mit denen er sich durch den Schlamm bewegt. Atemluft bekommt er über 13 Paar Kiemen. Da sich der Wurm meistens unter der Oberfläche aufhält, bekommt man ihn nur selten ganz zu Gesicht.
Das Verbreitungsgebiet und der Lebensraum
Sein Lebensraum ist der östliche Atlantik und insbesondere die Nordsee in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. In den Wattenmeeren des Westatlantiks ist er nicht zu finden, dafür ist dort der eng verwandte Arenicola cristata heimisch.
Das Watt ist eine Landschaftsform, die sich durch besonders starke Gezeiten bildet. Zweimal täglich wird die flache, sandige Küste durch Ebbe und Flut trockengelegt und dann wieder geflutet. Dadurch entsteht eine breite Wattfläche aus Schlick und Sand, in der der Wattwurm sein Zuhause hat. Verbreitet ist er auf den ganzen Wattflächen, im Niederwasser ebenso wie im Tiefwasserbereich.
Die Lebensweise des Wattwurms
Die Würmer sitzen gleich unterhalb der Oberfläche im weichen Sand und Matsch. Dort graben sie sich bis zu 30 cm tiefen Röhren und schlingenförmige Gänge. Die Eingangsbereiche der Höhlen sind in der Regel durch kleine Löcher gut erkennbar. Als Nahrung filtert er organische Substanzen aus dem Sand. Mit seinem großen umstülpbaren Rüssel nimmt er große Mengen Sand auf und verdaut alles Verwertbare. Ein- bis zweimal pro Stunde kommt der Wurm zum Absetzen des Kots an die Oberfläche. In Sekundenstelle drückt er die mehrere Zentimeter lange Sandkringel in Form von kleinen Haufen ab. Diese Sandkegel sind eines der typischen Merkmale des Watts.
Forscher haben berechnet, dass bei einer durchschnittlichen Dichte von 40 Würmern pro Quadratmeter Watt diese die gesamte Sandmenge in der bewohnten Schicht einmal jährlich komplett verspeisen und wieder abgeben. Der Wattwurm nimmt in der Hygiene und dem ökologischen Gleichgewicht des Wattenmeeres damit eine bedeutende Position ein.
Die Fortpflanzung des Wattwurms
Im Alter von zwei Jahren ist der Wurm geschlechtsreif. Die Fortpflanzung richtet sich streng nach dem Mond. Nur während dem Vollmond im Oktober geben die Männchen dazu das Sperma direkt ins Wasser ab. Nehmen die weiblichen Tiere das Sperma wahr, geben sie ihre Eier dazu. Das Weibchen verwahrt die befruchteten Eier bis zum Schlüpfen und Ausschwimmen der Larven in ihrer Höhle. Die jungen und nur wenige Millimeter langen Würmer leben zunächst oberflächlich im Schlick, ehe sie sich im kommenden Jahr ebenfalls im Watt niederlassen und richtige Röhren graben. Der Wattwurm nutzt gezielt den Herbst und die kalte Jahreszeit zur Fortpflanzung, da die Anzahl der Fressfeinde dann nicht so hoch ist wie im Frühjahr oder Sommer.
Die natürlichen Feinde der Wattwürmer
Bei Ebbe stehen die Wattwürmer auf dem Speiseplan vieler Vögel. Der Austernfischer, Alpenstrandläufer und der Knutt ziehen dann über die Niedrigwasser-Flächen und halten gezielt Ausschau nach den Wattwürmern. Kommen diese an die Oberfläche um ihre Kothaufen abzusetzen, schlagen die Vögel schnell zu. Nicht immer erwischen sie dabei den ganzen Wurm oder überhaupt etwas. Die Wattwürmer können sich durchaus sehr schnell bewegen und nicht immer ist für die Vögel ersichtlich, wo genau der Wurm unter der Oberfläche sitzt. Wattwürmer schützen sich zudem, wie viele andere Würmer auch, durch einen Trick. Das dünnere Hinterende können sie komplett abwerfen, ohne dadurch zu verenden.
Die Gefährdung und der Schutz
Das gesamte Wattenmeer gilt als eine einmalige Kulturlandschaft und ist besonders geschützt. Weite Teile der Küste stehen komplett unter Naturschutz. Seit 2016 gehört das Wattenmeer zum UNESCO-Weltnaturerbe und damit ist auch der Wattwurm streng geschützt. Er zählt mit den „Small Five“ quasi zu den Topstars dieser einmaligen Langschaft. Zu dieser besonderen Gruppe der für das Watt unverzichtbaren Bewohner zählen neben dem Wattwurm die Nordseegarnele (Crangon crangon), die Herzmuschel (Cerastoderma edule, die Strandkrabbe (Carcinus maenas) sowie die Wattschnecke (Hydrobia ulvae).
Ich freue mich über jeden Kommentar, den Sie auf meiner Website hinterlassen. Um jedoch SPAM zu vermeiden, wird jeder Kommentar vor der Veröffentlichung von mir geprüft. Dabei sortiere ich z.B. Kommentare mit einem Keyword im Namen oder "test", "vergleich" oder "24" in der URL aus. Natürlich veröffentliche ich auch keine Kommentare die Verunglimpfungen, Beleidigungen, rassistische, sexuelle und/oder persönliche Angriffe sowie Schmähkritik enthalten. Fragen beantworte ich gerne nach bestem Wissen und Gewissen.