Die Tsetsefliegen (Glossina) sind kleine bis mittelgroße Stechfliegen, die im mittleren Afrika weit verbreitet sind. Sie ähneln zumindest oberflächlich betrachtet der gewöhnlichen Hausfliege. Allerdings ritzen sie mit ihrem rüsselartigen Mundwerkzeug die Haut von Wirbeltieren an und ernähren sich von deren Blut. Somit zählen diese Fliegen zu den Parasiten.
Die Tsetsefliegen übertragen durch ihren Biss die Erreger mehrerer Krankheiten, insbesondere sind dies die Schlafkrankheit des Menschen und bei Nutztieren wie Pferde, Schweine und Rinder verschiedene Seuchen. Durch geeignete Maßnahmen wird jedoch versucht, die Zahl der Tsetsefliegen drastisch zu reduzieren.
Inhaltsverzeichnis
Das Aussehen der Tsetsefliegen
Wie bei allen Insekten setzt sich der Körper der Tsetsefliegen aus drei Abschnitten zusammen:
- dem Kopf,
- der Brust
- und dem Hinterleib.
Ebenso besitzen die Fliegen drei Beinpaare, die am Brustteil ansetzen. Von der Tsetsefliege sind 31 Arten und Unterarten bekannt. Als ausgewachsenes Insekt sind sie etwa 0,5 bis 1,5 cm groß.
Von der Hausfliege unterscheiden sie sich durch mehrere Merkmale. Zwei davon sind leicht zu erkennen. Die ruhende Tsetsefliege legt im Gegensatz zur Hausfliege ihre zwei Flügel vollständig übereinander, und ihr langer Rüssel streckt sich vom unteren Teil des Kopfes gerade nach vorne. Außerdem sitzen vorne zwischen den großen Facettenaugen zwei Antennen, deren Haare sich anders als bei anderen Fliegen selbst wieder verzweigen.
Der Kropf der Tsetsefliegen dehnt sich bei einer Blutmahlzeit stark aus. Das Insekt kann dadurch bis zu etwa seinem eigenen Körpergewicht an Blut aufsaugen.
Die Lebensweise und Fortpflanzung
Die Tsetsefliegen sind in den tropischen Gebieten Afrikas verbreitet, etwa zwischen der Sahara und der Kalahari. Manche ihrer Arten bevorzugen Savannenlandschaften, andere leben in Feuchtgebieten, zum Beispiel in Regenwäldern, Sümpfen und entlang von Flüßen. Um Blut aufzunehmen, sucht sich die Stechfliege ihr Opfer vorwiegend am Tag und im Freien. Sie nutzt hierfür ihre Facettenaugen und ihren Geruchssinn, mit dem sie bestimmte Substanzen in der Atemluft, dem Urin und Schweiß wahrnimmt.
Die Lebensspanne der Tsetsefliegen beträgt bis zu fünf Monate. Ihr Lebenszyklus unterscheidet sich von dem der meisten anderen Fliegenarten. Dabei spielt das reichliche Nahrungsangebot eine wichtige Rolle.
Im Uterus der weiblichen Tsetsefliege wächst jeweils nur ein Ei heran. Während der ersten Larvenstadien des sich entwickelnden Insekts bleibt es etwa zehn Tage im Körper der Mutterfliege. In dieser Zeit füttert die Mutter ihre Larve mit einem milchartigen Sekret, das von einer Drüse im Uterus produziert wird.
Danach verlässt die gelblich-braune Larve den Uterus ihrer Mutterfliege und beginnt ihr eigenständiges Leben. Die Larve nimmt selbst keine Nahrung auf, sondern verbirgt sich so schnell wie möglich im Erdboden. Dort bildet sie eine harte Schale, die sie schützend einhüllt. In diesem Puppenstadium vollendet die Larve ihre Umwandlung in das erwachsene Fluginsekt. Das dauert 20 bis 30 Tage, in denen die Puppe von den Nahrungsreserven zehrt, die sie von der Mutter erhalten hat.
Die Tsetsefliegen als Krankheitsüberträger
Tsetsefliegen übertragen die miteinander verwandten Erreger verschiedener Krankheiten von Mensch und Tier. Doch nicht alle Tsetsefliegen sind von sich aus Krankheitsüberträger. Ihr Stich führt also nicht zwangsläufig zu einer Infektion, wobei das Risiko einer Infektion durch die Stechfliege regional sehr unterschiedlich ist. Die Fliegen infizieren sich beim Menschen mit Erregern der Schlafkrankheit, indem sie dessen Blut aufsaugen.
Die Erreger sind einzellige Parasiten, die die Fliegen durch ihren Stich an einen anderen Menschen weitergeben, sogenannte Trypanosomen. Im Menschen vermehren sie sich außerhalb der Körperzellen durch Zellteilung, breiten sich im Körper aus und lösen starke Entzündungsreaktionen aus. Sie werden begleitet von Fieber, Schüttelfrost, Ödemen, Schwellung der Lymphknoten, Hautausschlag und Juckreiz. Nach einigen Monaten folgen Verwirrtheit, Schlafstörungen und Krämpfe. Schließlich fällt der Betroffene in einen schlafähnlichen Dämmerzustand, dem die Krankheit ihren Namen verdankt. Unbehandelt endet die Erkrankung in aller Regel tödlich.
Bei Tieren wirken sich die Erreger unterschiedlich aus. Bei Nutztieren vermindern sie zum Beispiel das Wachstum und die Milchproduktion. Im Allgemeinen führt die Erkrankung auch bei Tieren zum Tod, auch wenn manche Rinderrassen trotz Infektion wachsen und überleben. Soweit Rinder und Pferde betroffen sind, wird die Seuche Nagana genannt, bei Schweinen wird sie als Sura bezeichnet. In den betroffenen Gebieten Afrikas wirken sich diese Tierseuchen schädlich auf die Entwicklung ländlicher Gegenden und die Nahrungsversorgung aus. Daher wird versucht, die Ausbreitung der Tsetsefliegen einzuschränken.
Methoden zur Eindämmung der Tsetsefliegen
Zahlreiche Methoden wurden im Laufe der Zeit angewendet, um die Zahl der Tsetsefliegen zu verringern oder um neue Generationen der Fliege möglichst frei von Krankheitserregern zu halten. Zu den frühen Methoden gehörte das Töten von Wildtieren, die von Stechfliegen befallen werden. Die Befreiung betroffener Gegenden von Gras und Büschen wird heute nicht mehr angewendet, um die Umwelt zu schonen. Mit dieser Maßnahme sollte den Stechfliegen ihr Lebensraum genommen werden. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden Insektizide gegen die Tsetsefliegen eingesetzt. Vom mehr oder weniger flächendeckenden Einsatz wurde später dazu übergegangen, mit den Insektiziden die Rücken der Nutztiere zu behandeln.
Neuere Methoden nutzen einfache und kostengünstige Fliegenfallen. Sie bestehen häufig aus stahlblauem Stoff, da diese Farbe die Stechfliegen anlockt. Ebenso wirken große dunkle Flächen auf die Tsetsefliege anziehend, da sie den Rinderhäuten ähneln. Die Fallen töten die Stechfliegen durch aufgesprühte Insektizide oder indem sie sie ähnlich einer Reuse in eine Sammelkammer leiten. Als Köder für den Geruchsinn der Tsetsefliegen wird zum Beispiel Rinderurin verwendet.
In jüngerer Zeit hat sich die Sterilisation der Tsetsefliegen als erfolgreich herausgestellt. Bei dieser Methode werden massenweise männliche Fliegen durch ionisierende Strahlung unfruchtbar gemacht. Die sterilisierten Fliegen werden systematisch in betroffenen Gebieten freigelassen. Dort paaren sie sich mit weiblichen Fliegen, die aber keine Nachkommen hervorbringen. Dadurch wird nach und nach die Zahl der Tsetsefliegen drastisch reduziert. Während den Insektiziden immer Teile der Stechfliegen entgehen, finden die sterilen Männchen auch noch die letzten übriggebliebenen Weibchen.
Ich freue mich über jeden Kommentar, den Sie auf meiner Website hinterlassen. Um jedoch SPAM zu vermeiden, wird jeder Kommentar vor der Veröffentlichung von mir geprüft. Dabei sortiere ich z.B. Kommentare mit einem Keyword im Namen oder "test", "vergleich" oder "24" in der URL aus. Natürlich veröffentliche ich auch keine Kommentare die Verunglimpfungen, Beleidigungen, rassistische, sexuelle und/oder persönliche Angriffe sowie Schmähkritik enthalten. Fragen beantworte ich gerne nach bestem Wissen und Gewissen.